'aussen vor'

Hallo,

seit geraumer Zeit (ca. 2000) liest man in Zeitungen, etc. die Wortschöpfung „… aussen vor …“. Google wirft aus, dass das gleichbedeutend mit ‚nicht beachten‘, ‚unberücksichtigt‘ steht. Doch woher kommt dieser seltsame Ausdruck und wie / warum fand er Eingang in die deutsche Sprache?

Gruß,
H. Walther

außen vor lassen
Hallo!

seit geraumer Zeit (ca. 2000)

Knapp daneben. Der Duden vezeichnet „außen vor lassen“ seit 1980, was aber natürlich nicht heißt, daß die Form nicht auch vorher schon gebräuchlich gewesen ist - die Gesamtzahl der im Duden verzeichneten Wörter hat in den letzten 40 Jahren von Band zu Band zugenommen. Der Duden vermerkt außerden, das Wort sei „norddeutsch“. Vermutlich handelt es sich also um eine Form, die aus den Mundarten in Norddeutschland in das Hochdeutsche aufgenommen wurde. Wie lange das Wort im nordeutschen Sprachgebrauch schon üblich war, kann ich Dir nicht sagen, aber vermutlich schon deutlich länger.

Die Klage über das „schreckliche nordeutsche ‚außen vor lassen‘“ hat meine süddeutsche Mutter übrigens schon Mitte der 80er geführt.

Gruß,
Max

Hallo,

Wie lange das Wort im
nordeutschen Sprachgebrauch schon üblich war, kann ich Dir
nicht sagen, aber vermutlich schon deutlich länger.

der Ausdruck „außen vor“ ist in einem Buch von 1860 zu finden: Die nordfriesische Sprache nach der Moringer* Mundart, als „Übersetzung“ für büttefaar.

*siehe http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6kingharder_Fries…

Vielleicht ist es ja eine „Verhochdeutschung“ von nordfriesischem Platt?

Gruß
Kreszenz

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Hallo

der Ausdruck „außen vor“ ist in einem Buch von 1860 zu finden:
Die nordfriesische Sprache nach
der Moringer* Mundart, als „Übersetzung“ für
büttefaar.

Cool. Sowas hatte ich gesucht, aber auf die Schnelle nicht gefunden.

Lg,
Max

Hallo Max (und auch hallo Kreszenz),

ich hatte die Frage anders verstanden. Für mich nach 1980 und nicht in Süddeutschland Geborenen ist »außen vor lassen« eine durchaus gängige Wendung. Was mir allerdings modern scheint (d.h. wovon ich glaube, es vor fünfzehn Jahren noch nie gehört zu haben), ist die Wendung »außen vor« ohne das Verb »lassen«, stattdessen mit dem Verb »sein« oder unter Auslassung desselben gebraucht:

http://www.abendzeitung.de/politik/193950
http://www.wiwo.de/finanzen/privatanleger-aussen-vor…

Gibt es das auch »schon ewig«, oder ist das tatsächlich eine Neuschöpfung, wie es der UP vermutet?

Liebe Grüße
Immo

Hallo Max (und auch hallo Kreszenz),

Hallo, ihr

ich hatte die Frage anders verstanden. Für mich nach 1980 und
nicht in Süddeutschland Geborenen ist »außen vor lassen« eine
durchaus gängige Wendung.

Für mich als vorher und ganz weit weg Geborene auch.

Was mir allerdings modern scheint
(d.h. wovon ich glaube, es vor fünfzehn Jahren noch nie gehört
zu haben), ist die Wendung »außen vor« ohne das Verb »lassen«,
stattdessen mit dem Verb »sein« oder unter Auslassung
desselben gebraucht:

Genau so geht es mir auch.

Gibt es das auch »schon ewig«, oder ist das tatsächlich eine
Neuschöpfung, wie es der UP vermutet?

Sagt doch mal bitte
Liebe Grüße
auch von mir

‚außen vor lassen‘ im Duden
Hallo Max und die anderen,

auch im Rechtschreib-Duden von 2000 ist „außen vor lassen“ noch als norddeutscher Regionalismus markiert.

Pit

Hallo Pit!

auch im Rechtschreib-Duden von 2000 ist „außen vor lassen“
noch als norddeutscher Regionalismus markiert.

In allen Duden seit 1980, um genau zu sein. Auch in der neuesten, 25. Auflage.

Lg,
M.

außen vor + Verben / ohne Verb
Moin all (damit keiner außen vor bleibt),

als ich mir den Ausdruck durch den Kopf gehen ließ um Kombinationen mit anderen Verben zu finden, fielen mir (außer dem von Vokietis genannten sein) noch bleiben und stehen ein.
Sicherheitshalber habe ich mal Google gefragt, und es stimmt:
508.000 Ergebnisse für außen vor bleiben
21.000 Ergebnisse für außen vor stehen

Seit etwas mehr als 30 Jahren lebe ich nun in Norddeutschland und mir sind außen vor + bleiben/lassen/sein/stehen ganz geläufig geworden. Zumindest für mein Gehör; ich weiß nicht, ob ich selbst die Wendung oft benutze.
So ganz düster habe ich eine Erinnerung, als ob der häufige Gebrauch dieser Wendung mich anfangs erstaunt hätte, dass sie mir in den 30 davorliegenden Jahren im Saarland nicht so oft untergekommen wäre. Aber das ist schon sooo lange her …

Dass bei außen vor das Verb außen vor bleibt, kann ich mir eigentlich nur bei verkürzten Überschriften vorstellen, wie im 2. Link von Vokietis: „Privatanleger außen vor“.

Grüße
Pit

Verbreitung von ‚aussen vor‘ und die Menstruation
Moin,

Die Frage nach der niederdeutschen Herkunft ist ja nun geklärt. Aber warum hat sich die Wendung „außen vor“ in Restdeutschland verbreitet? Dazu habe ich eine recht abenteuerliche Erklärung gefunden:
„Die Wendung „außen vor“ ist ein Nieder­germa­nis­mus, also ein regio­na­ler Aus­druck aus dem nieder­deut­schen Sprach­gebiet (Nieder­deutsch und Skandi­navien), der vor einigen Jahren durch eine Fern­seh­werbung für Tampons in Standard­deut­sche ein­ge­schleppt wurde.“
http://www.belleslettres.eu/artikel/aussen-vor.php
Man kann auf der Seite das Video-Tutorial anklicken und hört die genauere Erklärung (ab 1:10).
Die Phrase hätte sich vor 10-15 Jahren in D aufgrund einer Werbung für ob-Tampons verbreitet. Dort soll eine Hamburger Journalistin die Vorteile der Tampons so erklärt haben: die Binde bleibt außen vor, während der Tampon ins Zentrum des Geschehens eingreift.
Der Verfasser der Seite bedauert es, das entsprechende Video nicht gefunden zu haben und bleibt den Beweis für seine Erklärung daher schuldig.

Die erwähnte Hamburger Journalistin brachte mich auf eine andere Idee: die Verlage von Zeit und Spiegel haben ihren Sitz in Hamburg, der Springer-Verlag hat dort ein Standbein.
Könnte es sein, dass der norddeutsche Journalismus den Ausdruck in den Rest der Republik getragen hat?

Noch ein interessantes Detail: im Korpus von http://wortschatz.uni-leipzig.de/ ist vor mit einem Riesenabstand der häufigste rechte Nachbar von außen:
Signifikante rechte Nachbarn von außen:
vor (3926), hin (2505), betrachtet (574)

Pit

seit geraumer Zeit (ca. 2000) liest man in Zeitungen, etc. die
Wortschöpfung „… aussen vor …“. […]
woher kommt dieser seltsame Ausdruck und wie /
warum fand er Eingang in die deutsche Sprache?

Das frage ich mich auch schon lange und bin dankbar für die Hinweise auf die niederdeutsche Herkunft.
Könnte es da nun nicht aus der Sprache der Segler und sonstigen Schipper stammen? Da hätte doch das „außen“ noch eine ganz konkrete Bedeutung, man kann es sich geradezu vorstellen.
Gruß!
H.