Aussicht auf legalisierung von Sterbehilfe?

Hallo! Ich habe eine Frage zu einem Thema, das mich sehr interessiert. Undzwar seit dem Ethikunterricht vor zwei Jahren. Es geht um die aktive Sterbehilfe, die bis heute nicht legal ist. Nun habe ich gehört, dass es auch dieses Jahr wieder eine große konferenz auf einem Ärztekongress gab. Habt ihr dazu näheres gehört? Was denkt ihr über die Sterbehilfe? Sollte man totkranken Menschen diese Möglichkeit lassen oder birgt dies zu viele Probleme?
Meint ihr, dass die Sterbehilfe in Deutschland in absehbarer Zeit noch erlaubt wird?
Ich wünsche alles Gute und eine gute Nacht!
Kathleen

Hallo, habe grad wenig Zeit, werde aber versuchen gut zu antworten:

  1. Die Konferenz wird nicht viel bringen, weil diese extrem emotional-moralisch geprägte Unterhaltung objektiv nicht lösbar ist. Da gibt es immer 2 Ansichten mit jeweiligen Argumenten.

  2. Ich habe ein Referat über die Sterbehilfe gehalten. Ich kann nur sagen, es ist extrem vielschichtig und für den Laien unverständlich. Es gibt hier nicht nur Sterbehilfe ja oder nein. Es gibt die aktive/passive/indirekte Sterbehilfe. Alles mit unterschiedlichen Voraussetzungen und rechtlichen Würdigungen. Fakt ist, die aktive Sterbehilfe ist immer strafbar, es sei denn - und jetzt aufgepasst - die aktive Handlung fällt unter den normativ-wertenden Begriff des Behandlungsabbruchs. Du siehst wie schwammig das ist und der BGH wird da seine Meinung so schnell nicht ändern.

  3. Das Problem ist, finde ich, dass einfach zu viele Menschen in unserer Gesellschaft gibt. Deswegen gibt es in bestimmten Themenbereichen keine Möglichkeit einen absoluten Konsens zu finden. Die Kirche wird da ihre Meinung nie ändern und die Ärzte aufgrund ihres hippokratischen Eides auch nicht. Es gibt zwar vereinzelt Ärzte die bestätigen, dass es in manchen Fällen Schwachsinn ist das Leben zu erhalten, aber die Mehrheit wird weiter so verfahren wie immer.

  4. Meine Meinung: Das Leben ist ein biologischer Vorgang. Wir verknüpfen ihn nur mit emotionalen Werten und werden abhängig vom Leben anderer Menschen, da wir uns in unserer Gesellschaft vernetzen. Wenn jetzt nun die Gefahr besteht, dass jemand stirbt, dann bricht für uns die Welt (verständlicher Weise) zusammen. Die einen denken, dass es nun soweit ist und die anderen meinen, dass man auf Krampf so lange wie möglich das Leben erhalten MUSS, egal auf welchem Wege. Doch wie hat ein Leben auszusehen: kurzer würdevoller Tod, oder langwieriger Sterbeprozess, welcher Schmerzen bzw. Sinnlosigkeit mit sich bringt. Ich würde (nach meinen Recherchen) sagen, dass die meisten, die in einer solchen Situation gesteckt haben (bzw. ihre Verwandten usw.) sagen, dass es ihnen unglaublich schwer gemacht wird einen würdevollen Abschied nehmen zu können. Darum bin ich für die aktive Sterbehilfe. Jedoch können das nur Ärzte entscheiden und die haben (verständlicher Weise) bei unserem Strafrecht eine Schweineangst davor falsch zu entscheiden. Deshalb wird es wohl immer ein unlösbares ethisch-moralisch- philosophisch geprägtes Streitthema bleiben.

MfG

Dafür bin ich der falsche Ansprechpartner.

Viele Grüße
Sahne

Aktive Sterbehilfe sollte erlaubt sein. Wenn wir schon nicht gefragt werden, ob und wann wir auf die Welt kommen wollen, dann sollten Menschen wenigstens ihren Todeszeitpunkt selbst bestimmen können. Natürlich muss man dabei höllisch aufpassen und überprüfen, ob Menschen noch in der Lage sind, selbst Entscheidungen zu treffen.
Die Unterscheidung zwischen passiv und aktiv ist verlogen und falsch, es gibt sie einfach nicht. Es macht keinen moralisch relevanten Unterschied, ob ich jemanden verhungern lasse oder ihn durch eine Spritze töte.
Anspruch auf einen würdigen Tod sollte ein Menschenrecht sein.
Liebe Grüße

Eine vermutlich unvollständige Antwort in Kürze:

Für Menschen, die Willens sind, sich das Leben zu nehmen, gibt es die Möglichkeit des Freitods. Können Menschen nur noch abhängig von Maschinen leben, gibt es im Rahmen der Patientenverfügung die Möglichkeit der passiven Sterbehilfe.

Eine aktive Sterbehilfe kann ich dagegen nicht befürworten. Zwar ist mir schon klar, dass viele Menschen einen verständlichen Wunsch nach einem assistierten Selbstmord haben; so etwas soll ja die aktive Sterbehilfe sein. Nur halte ich die möglichen gesellschaftlichen Verformungen, die mit einer Legalisierung einhergehen könnten, für untragbar:
Vor dem Hintergrund, dass es mit steigender Zahl an Alten immer mehr Altersarmut geben wird, wird vermutlich auch die Abhängigkeit Alter von ihren ggf. selbst bereits alten Kindern steigen. Damit wächst der Druck auf die Alten enorm: Darf ich als vielleicht sterbenskranker Alter meinen Kindern noch auf der Tasche liegen? Die Legalisierung der aktiven Sterbenshilfe birgt meines Erachtens auf lange Sicht das Risiko, dass sie, einmal gesellschaftlich akzeptiert, irgendwann zur Norm wird, und für Alte einen Imperativ birgt: Bist du als Alter nicht fähig, deine Existenz zu tragen, dann wähle, „selbstentschieden“ den Tod. Wir müssen uns hierbei vor Augen halten, dass Rentner bald zur Regel werden, deren Arbeitsleben ebenso lang war wie ihre Rentenbezugszeit wird. Es wird enormer Anstrengungen bedürfen, die Alten zu versorgen. Dieser Aufgabe muss man sich stellen, man darf nicht die Tür zu unmoralischen Alternativen öffnen.

Was ist nun mit denen, die unbedingt nach aktiver Sterbehilfe fragen? - Bitte hört nicht auf den Alten und Schwerkranken zu erklären, dass ihre Anwesenheit erwünscht ist und dass sie früh genug sterben werden. Die Palliativmedizin ist weit genug, dass weitestgehend schmerzfreies Leben weitestgehend möglich ist. Der Wunsch nach Sterbehilfe erwächst zumeist aus der Sorge der Alten, den Jungen mit ihren Leiden zu Last zu fallen.

Über die Konferenz dazu weiss ich nichts.
Persönlich bin ich dafür - schon deshalb, weil ich im persönlichen Umfeld einige höchst verstörende Erfahrungen mit dem Thema Tod auf Raten hatte. Vom moralischen Gesichtspunkt allerdings bin ich - seit ich mich vor vielen Jahren zum ersten Mal damit beschäftigt habe, ausgesprochen zerrissen. Vielen Pros stehen viele Kontras gehenüber. Wobei die Kontras sämtlich mit unserer egoistischen, kapitalitischen Gesellschaft zusaammenhängen.

Hallo

Ich bin mit dem Thema Sterbehilfe nicht gerade ausführlich vertraut und habe zuzeit leider auch gar keine Zeit das zu ändern.
Wegen dem Kongress, so ist mir zumindest noch ein alter Zeit-Artikel in Erinnerung:
http://www.zeit.de/2011/22/Sterbehilfe

Moral ist keine feste Größe und immer ein bisschen schmammig. Rein rechtlich ist passive Sterbehilfe meines Wissens noch erlaubt, aktive jedoch nicht. Schließlich dürfen Tötungen, einer der schwersten vorstellbaren Eingriffe in das Leben eines Anderen prinzipiell nie durchgeführt werden (Kriege sind Sonderfälle:wink:).
Solche Diskussionen sind extrem schwierig und es gibt selten eine eindeutig „richtige“ Ansicht. Es gibt immer so viele Graustufen, aber letztendlich muss ein Gestzt her, das die Dinge regelt, sonst macht jeder was er will. Das Gesetz muss (sollte) eindeutig sein und muss darum einen Schnitt machen. Leider gibt es dann stets Fälle, die nahe der Grenze liegen und auf der jeweils falschen Seite stehen. Recht, Moral, Ethik, da muss man echt vorsichtig sein.

Da gibt es auch noch Diskussionen um PID und selbst um die Abtreibung von Babys.
Ab wann ist es ein Kind, was ist ein Kind „wert“ bzw. wann ein vollwertiger Mensch und schon diriftet man zu Peter Singer ab.
Die Biologen sagen ganz klar Verschmelzung der Eizelle, als Abtreiben ade. Aber was ist mit der Mutter, Ausbildung, Job, Studium…oder das Kind wurde bei einer Vergewaltigung gezeugt…Wo legst du das Gesetz hin (nix,ein Monat, drei, mehr?). Und das Kind (letzteres) hat kein Recht zu leben.

So, ich hab dir ein paar schwer greifbare Aussagen hingeworfen. Das Problem ist, das Thema ist ziemlich komplex und die perfekte Lösung existiert nicht. Also will ich dir auch keine Meinung „aufdrücken“, wie es vielleicht die eine oder andere Lehrkraft macht (nix gegen Lehrer, ist nur ein gefährlicher Bereich).
Informier dich einfach (am Besten vernünftige Zeitungen/Zeitschriften) und bilde dir deine Meinung. Falls du sie dann hast oder dies jetzt schon der Fall sein sollte, dann meld dich einfach wieder,
denn ein allumfassende Antwort kann ich dir jetzt auch nicht geben (bin auch nur ein Mensch).

Huch, da hab ich jetzt aber arg viel gelabert…

Gruß
Florian