Hi zusammen.
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„Cicero“ (Cognomen von Marcus Tullius) wurde zu seiner Zeit
„Kikero“ ausgesprochen.
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„Caesar“ wurde klassisch „Kaisar“ gesprochen. Auch das
änderte sich in der Spätantike.
Genau, C stand im klassischen Latein immer für den Laut [k], in früherer Zeit z.T. wohl auch für den Laut [ɡ]. Daher wurde der Name Gaius oft mit C abgekürzt, soviel ich weiß.
Warum veränderte sich die Aussprache des „c“ von „k“ zu „z“ in
der Spätantike?
Das lag am Vokal, der danach kam. Am einfachsten bei Cicero zu erklären (Kikero > Zizero bzw. Tschitschero). Zugrundeliegend war hier immer ein K-Laut, geschrieben eben als C. In einer späteren Zeit gab es eine kleine Lautverschiebung, die man Palatalisierung nennt, das passiert immer vor hohen vorderen Vokalen, nämlich den „hellen“ Vokalen i und e. Diese werden vorne im Mund gesprochen, wobei die Zunge eng am Gaumen anliegt. Bei anderen Vokalen (a, o, u) ist die Zunge weiter unten und weiter hinten.
Nun verschleift sich mit der Zeit die Aussprache etwas und aus einem „Kikero“ wird „Kjikjero“, einfach weil diese hohe, vordere Zungenstellung bereits während des Konsonanten artikuliert wird. Diese Phase des Palatalisierungsprozesses findet man in vielen slawischen Sprachen, z.B. Russisch oder Tschechisch, wo z.B. auch statt „tí“ eher „tjí“ gesprochen wird (grob gesagt). Der Konsonant nähert sich also dem folgenden Vokal an.
In der nächsten Stufe verändert sich der Konsonant soweit, dass er nicht mehr velar ausgesprochen wird, also nicht mehr an der K-Position am hinteren Gaumen. Er rutscht nach vorn, in Richtung i/e, raus kommt ein Laut irgendwo zwischen „tsch“ und „tch“. Da Sprachen gerne möglichst kontrastive Laute haben und nicht „so Mitteldinger“, standardisiert sich die Aussprache dieses Lautes recht schnell in Richtung entweder von „tsch“ (Tschitschero) oder von „ts“ (Zizero).
In weiteren Sprachstufen können auch diese Laute sich ändern, im Französischen ist aus dem „ts“-Laut ein reiner „s“-Laut geworden (ßißero).
Selbiges passierte übrigens mit dem G, aus dem mit der Zwischenstufe „gj“ ein „dsch“ oder ein „ds“ wurde. Und das gleiche ist in manchen Fällen auch mit der Kombination „ti“ passiert, wodurch wir heute „Natzjon“ sagen und nicht „Natti-ohn“.
Und bei Caesar? Da ist das gleiche passiert. Nur gab es vorher noch eine andere Lautänderung: Das „ae“, was früher deutlich als „ai“ gesprochen wurde (Kaisar) wurde zu „e“ abgeschliffen (ai > ä > e), wodurch aus „Kaisar“ „Käsar“ und dann „Kesar“ wurde. Entweder schon bei „Käsar“ oder erst bei „Kesar“ wurde dann auch der Konsonant beeinflusst (ä ist ja auch ein Vordervokal, wenn auch kein hoher)… also haben wir da: Kaisar > Käsar > Kjäsar > Kjesar > Tschesar bzw. Tsesar
Ob fürs spätere Lateinisch eher „ts“ oder eher „tsch“ postuliert wird, weiß ich grad nicht, aber zumindest bis dahin lief das so ab.
Ein häufiger Prozess übrigens. Wie gesagt in den slawischen Sprachen sehr sehr häufig, da wird vor e und i aus allenmöglichen Konsonanten die jeweils „weichere“ Version.
Warum ist insbesondere beim Namen „Caesar“ die jüngere, durch
das Kirchenlatein verbreitete Aussprache immer noch üblich?
Sollte man nicht, aus historischer Sicht, den Namen korrekt
„Kaisar“ aussprechen?
Das können andere sicher besser beantworten, aber lange Zeit war das Kirchenlatein die üblichere Aussprache, Zäsar, ekze, Zizero, Konzil, eigentlich folgen alle unsere lateinischen Lehnwörter diesem Schema. Vermutlich weil das eben die lateinische Aussprache zu den Zeiten war, in denen das Latein noch sehr lebendig war. Die tatsächliche klassische Aussprache war damals unüblich und wurde evtl. sogar als veraltet gesehen (weiß nicht genau).
Viele Grüße,