Hallo, Ihr Beiden,
wenn ich recht verstanden habe, sind die € 850,- die Rente für Euch beide gemeinsam, oder? Ich gehe jetzt bei meiner Antwort einfach 'mal davon aus.
Portugal hat sich in den letzten 2-3 Jahren meines Erachtens nach sehr verändert. Die Wirtschaftskrise, die hier in D die Privatleute nur mit wenigen Ausnahmen persönlich getroffen hat, hat in P voll durchgeschlagen.
Die Preise in allen Lebensbereichen sind hochgeschnellt. Benzin / Diesel z. B. ist jetzt genau so teuer wie in D und alle Schnellstraßen und Autobahnen sind mit Gebühren belegt (im Hinblick auf eine Fahrt von zuhause zum Küsten-Bistro fallen hier deutlich höhere Kosten als früher an). Auch für Lebensmittel und so simple Dinge wie Duschgel haben die Preise richtig angezogen. Und ein Besuch im Supermarkt ist am Einkaufsende nur ca. 10 - 15 % billiger als hier in D.
Etliche meiner Bekannten halten sich dadurch über Wasser, dass sie am Wochenende zu Mama/Papa bzw. Oma/Opa od. Onkel/Tante fahren, die in den Gärten noch selbst Obst und Gemüse ziehen und in der Zeit der Ernte-Schwemme gerne an die lieben Verwandten abgeben, die aufgrund ihrer Berufstätigkeit keine Zeit zum Beackern ihrer Gärten haben oder die gar keinen Garten besitzen.
Ach, übrigens, selbst die Angellizenzen werden jetzt viel öfter kontrolliert als früher.
Da sich aber die Löhne in P noch lange nicht dem mitteleuropäischen Niveau angepasst haben und die Arbeitslosigkeit durch die Krise zudem noch stark gestiegen ist, ist leider auch die Kriminalität gestiegen.
Ich weiß jetzt nicht genau, ob sich das schon in der offiziellen Kriminalitätsrate „sichtbar“ niederschlägt, aber unter meinen Freunden und Bekannten in P (keiner lebt in den Großstädten Lissabon oder Porto) sind seit ca. 1 Jahr viele Opfer von Taschendiebstählen, Einbrüchen und sogar Überfällen geworden, und sie alle empfinden, dass sich die Situation in dieser Hinsicht im Gegensatz zu früher sehr verschlimmert hat. Damit möchte ich aber Portugal nicht unbedingt als „gefährliches und kriminelles“ Land abstempeln, aber wenn wir früher durch Portugal gereist sind, haben wir immer ein sehr sicheres Gefühl gehabt; und das ist jetzt deutlich nicht mehr der Fall.
Ihr schreibt, dass Ihr ein Bistro / Restaurant für „unsere Landsleute, Residenten und … auch für Einheimische…“ eröffnen wollt.
Das Geld bei den Einheimischen ist knapp! Die Restaurants sind viel leerer als früher. Wer (noch) Arbeit hat, spart für „schlechte Zeiten“ (auch wenn ich persönlich das für die falsche Strategie halte). Das solltet Ihr bei Euren Plänen auf jeden Fall berücksichtigen.
Deutsche Residenten oder Urlauber findet man vorwiegend im Algarve, aber gerade dort ist günstiger Wohnraum richtig Mangelware geworden, da auch viele deutsche und englische Residenten ihre Arbeit verloren haben und in billige Häuser und Wohnungen umziehen mussten. In den Küstenorten selbst dürfte mit € 300,- nichts „Vernünftiges“ zu bekommen sein, es sei denn man kennt jemanden, der seine Ferienwohnung während seiner Abwesenheit bewohnt haben möchte, damit niemand einbricht - aber was macht man dann in den Wochen, wenn der Eigentümer seine Wohnung selbst benutzt? Außerdem wird’s auch im Süden im Winter unangenehm feucht-kalt, so dass man seinen Bau irgendwie wenigstens etwas heizen muss, und sei es, um warmes Duschwasser zu bekommen.
Alles in allem scheint mir der Zeitpunkt für einen Neuanfang in P eher ungünstig zu sein, sofern ihr nicht über ein familiäres (oder freundes-) soziales Netz vor Ort verfügt.
Ich kann gut verstehen, wenn Ihr aus D wegwollt. Mir geht’s genauso. Habt Ihr vielleicht Bekannte in P, die Euch genaueres aus der in Aussicht genommenen Gegend berichten könnten. Welche Restaurants gibt’s da schon und wie sind die so über’s Jahr belegt? Oder habt Ihr noch ein paar (stille) Rücklagen, dass Ihr erst einmal einen vorübergehenden Aufenthalt vor Ort planen könnt, um die Lage zu sondieren, aber noch das Standbein und die Sicherheit der Grundsicherung im Hintergrund behalten könnt?
Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute - egal wie Eure Entscheidung ausfällt!