Hallo Sandra,
kannst Du Dir vorstellen, wie sich Deine Mädchen machen, wenn sie in einem Land mit
dreißig Prozent Jugendarbeitslosigkeit
in dem fast alle jugendlichen Arbeitslosen, die das irgendwie finanziert kriegen, versuchen, sich mit Mini-Unternehmen in der Gastronomie selbständig zu machen,
gegen
massenhaft gut ausgebildete Mitbewerber, die im Gegensatz zu den Kandidatinnen nicht nur die Landessprache fließend, sondern auch alles Nötige von portugiesischem Arbeitsrecht bis zur Portugiesischen Streichwurstverordnung aus dem FF beherrschen?
Ich schätze, als Kurierfahrer in Istanbul hätten sie noch geringfügig bessere Chancen.
Was muss einen Jugendlichen reiten, wenn er ausgerechnet aus Deutschland (das ist eines von ganz, ganz wenigen Ländern in Europa, in denen der Arbeitsmarkt einigermaßen soso lala funktioniert) in ein Land mit, ich wiederhole
dreißig Prozent Jugendarbeitslosigkeit
auswandern möchte?
Vorstellen kann ich mir das z.B. bei jungen Humangenetikern oder Mikrobiologen, die Deutschland blöd finden, weil da die naturwissenschaftliche Forschung an den blödsinnigsten Ecken eingeschränkt ist, und deswegen lieber nach Kalifornien gehen - was sie mit einem Prädikatsexamen durchaus machen können, zumal sie die Arbeitssprache bereits von Studium und Literatur her beherrschen.
Aber das Konzept, das Du da beschreibst, ist reif für den Darwin’s Award.
A propos - das Hl. ‚Erfahrungswissen‘ ist ja groß in Mode. Also los: Ein alter Kumpel eines Freundes von mir ist vor dreißig Jahren als junger Computerfreak in ein hübsches, malerisches Dorf in der Rioja ausgewandert, hat dort auch geheiratet, und arbeitet heute, seit der 2009er Krise zurück in Deutschland, als Leiharbeiter in Dauernachtschicht in einem Paketzentrum, zum Mindestlohn.
Schöne Grüße
MM