Auswirkungen des Tourismus auf die Wirtschaft Spaniens

Hallo,
angesichts von Meldungen über Proteste gegen Massentourismus frage ich mich, wie Länder wie Spanien ohne Touristen wirtschaftlich dastehen würden.

Damit meine ich nicht nur die Beträge die direkt von Touristen im Land gelassen werden sondern auch die Multiplikatoreffekte.

Gruß
Desperado

Wie ist die Frage gemeint?
Ganz ohne Touristen?
Oder nur zum Teil?

Und anders gefragt:
In den

ist von welchen Forderungen die Rede?

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Und, Du als Gesellschaftswissenschaftler, hast Du schon einen Plan, wie Du die Antwort erarbeiten möchtest?

Ich bin gespannt.

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Ein Glück dass Du nicht uns fragst.
Wie lautet denn Deine Antwort?

Nun richten sich die Proteste allerdings gegen Massentourismus, nicht gegen Tourismus an sich, weshalb sich die Frage eigentlich nicht stellt. Kein Massentourismus heißt ja nicht, dass man gar keinen Touristen mehr möchte. Außer, man denkt halt sehr schwarz-weiß und ist auch sonst ein schlichtes Gemüt,

M.

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Ich dachte fast es geht darum, dass Touristen ja auch Ausländers sind. Gut wenn die Geld bringen, schlecht wenn die alles kaputt machen.

Wer jetzt an den deutschen Kartoffelkopp auf Malle denkt …

Und ich frage mich, ob Du weißt, warum bzw. wogegen genau die Menschen demonstrieren.

Um es anders zu formulieren: Massentourismus kennen die betreffenden Regionen schon seit Jahrzehnten. Dass sie jetzt demonstrieren, hat seine Gründe. Kennst Du sie?

Meinst Du das, was rhetorisch geschulte Sprecher solcher Bewegungen bzw. Politiker von sich geben oder das, was auf Bannern und an Wänden steht und bei Touristen und der Bevölkerung ankommt?

Ich wollte nur herausfinden, ob Du weißt, wogegen die Leute demonstrieren. Wenn Du aus der einfachen Frage schon ein Spielchen machen willst, dann scheinst Du an einer Antwort auf Deine Frage nicht ernsthaft interessiert zu sein.

Welche Spielchen?

Wer sind denn „die Leute“? Denkst Du, dass alle Demonstranten und Aktivisten exakt gegen das gleiche demonstrieren und das die teilweise stark verkürzten Botschaften auf Plakaten in Landessprache bei Touristen genau diese Botschaft herüberbringen?

Ich beantworte jetzt einfach mal die Frage, welches Problem die Leute mit dem Tourismus haben, damit das Ganze mit ein bisschen Gehalt weitergeht.

„Die Leute“ demonstrieren inhaltlich nicht gegen den Massentourismus als solchen. Solche Demonstrationen würden auch gar keinen Sinn machen und das aus zwei Gründen:

  1. Den Massentourismus auf den Kanaren, Balearen und auf dem Festland gibt es schon seit Jahrzehnten.
  2. Insbesondere auf den Kanaren und auf den Balearen sind die Menschen von diesem Tourismus abhängig.

Die Probleme, die nun die Demonstrationen ausgelöst haben, waren schon seit vielen Jahren absehbar, auch wenn u.a. Mallorca schon lange versucht, den Tourismus qualitativ und quantitativ zu regulieren.

Weil es uns ein bisschen näher liegt und das Problem dort schon viel länger und in größerem Ausmaß besteht, machen wir mal einen Schlenker auf die deutschen Nordseeinseln, wo immer mehr Wohnraum durch Touristen belegt wird, die in eigens dafür gebauten Ferienwohnungen übernachten oder eben in Wohnraum, der entweder vormals als Dauerwohnraum genutzt wurde oder von Zweitwohnungsbesitzern zwischen deren Aufenthalten vermietet wird.

Ein zweiter Aspekt ist, dass sich die Saison sowohl auf den ostfriesischen Inseln als auch insbesondere auf den Balearen deutlich verlängert hat.

Dies zusammengenommen führt zu einer banalen Rechnung: wenn ich eine Wohnung mit 70 Quadratmetern in sieben Monaten mit einer Auslastung von 2/3 für 150 Euro am Tag vermieten kann, kommen dabei Mieteinnahmen von rd. 21.000 Euro zusammen.

Wenn man die Wohnung „normal“ an Ortsansässige vermieten und dabei die gleiche Miete erzielen will, müsste man eine Miete von gut 25 Euro je Quadratmeter nehmen. Das hat die Konsequenz, dass die Mieten für die Inselbewohner praktisch unerschwinglich geworden sind (weil a) eine Vielzahl der Jobs im Tourismus nicht besonders gut bezahlt werden und man b) ein halbes Jahr auch mal gar nicht beschäftigt wird) und letztlich gilt das für die Kaufpreise für Immobilien ganz genauso.

Auf den Nordseeinseln hat die Entwicklung schon vor 20 Jahren oder so ein kaum hinnehmbares Niveau erreicht, auf den Balearen und Kanaren scheint nun der Punkt erreicht, an dem die Leute nicht mehr bereit sind, diese Entwicklung hinzunehmen. Natürlich geht es bei den Demonstrationen nicht nur um diese eine Sache, aber das ist ein wesentlicher Punkt.

Das Problem, das Du durchaus zutreffend beschrieben hast, liegt nicht zuletzt darin, dass der Wohlstand auf den Inseln sehr vom Tourismus abhängt und man natürlich bei weniger Touristen weniger Mitarbeiter braucht und zwar nicht nur in den Hotels, sondern auch in der Landwirtschaft, in der Industrie und in den Dienstleistungsbetrieben von den Autovermietungen über die Wäschereien, Reinigungsfirmen, Immobilienverwalter bis hin zu Verkehrsbetrieben, Restaurants und Supermärkten.

Welche Folgen ein Ausbleiben oder Rückgang des Tourismus haben kann, konnte man in der Corona-Hochphase gut sehen. Damals kam eine regelrechte Spirale in Gang: die Hotels und Wohnungen waren leer, die Landwirte saßen auf ihren Produkten, weil die Hotels, Restaurants und Eisdielen weniger Lebensmittel bezogen, die Gastronomiebetriebe, Friseursalons und Freizeitparks waren leer und das nicht nur, weil die Touristen ausblieben, sondern auch, weil sich die Einheimischen den Besuch nicht mehr leisten konnten/wollten usw. Letztlich lag die Wirtschaft dort nach wenigen Wochen praktisch am Boden. Wenn ich mich recht entsinne, sorgt der Tourismus auf Mallorca für rd. 2/3 der Arbeitsplätze.

Und es gibt noch eine weitere Entwicklung, die die Laune der Bevölkerung verschlechtert hat, nämlich dass der Tourismus tendenziell immer anlagenbezogener wird, d.h. die Touristen buchen All inclusive und gehen deswegen nicht mehr in den umliegenden Gaststätten essen. Wenn sie aber mehr Zeit in der Anlage verbringen, geben sie auch weniger für Postkarten, Eis oder Tourinepp-Plunder aus. Das Ergebnis ist zwar ein höherwertiger Tourismus, den sich die lokalen Regierungen schon seit vielen Jahrzehnten herbeisehnen, der aber weniger Geld in der Kasse hinterlässt.

Letztlich steckt man in einem selbstverschuldeten Dilemma, weil man den Punkt verpasste, an dem man hätte massiv bremsen müssen. Stattdessen versuchten alle, einen immer größer werdenden Teil vom scheinbar unendlich wachsenden Kuchen abzubekommen.

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Wer auf so einer Insel aufgewachsen ist hat eben das gleiche Problem wie so ziemlich jeder Münchner: Es gibt kein Grundrecht darauf in der Heimatregion billigen Wohnraum zu bekommen. Man kann es aber auch positiv sehen: Wer dort Wohneigentum hat (bzw. geerbt hat) kann durch Verkauf oder Vermietung davon oft ein Leben ohne Arbeit finanzieren.

Dir ist wahrscheinlich nicht entgangen, dass Städte wie z. B. Düsseldorf oder auch Barcelona genau das stark eingeschränkt haben, indem verboten wurde komplette Wohnungen über diverse Onlineplattformen für kurzzeitige Nutzung an Touristen usw. anzubieten. So banal kann die Lösung dafür aussehen.

Bei der Vergabe von Baugenehmigungen kann auch Einfluß auf den Bestimmungszweck genommen werden.

Wie Touristenstädte wie Venedig oder auch seit längerem Petra vormachen, kann man auch Eintrittsgelder für Altstädte verlangen, oder die Tourismusabgabe einführen bzw. erhöhen. Flughafengebühren sind auch ein Steuerungsinstrument.

Die Lösungen sind also da - man muss sie nur umsetzen anstatt den Tourismus allgemein anzuprangern und somit die Wirtschaft zu schwächen und die Völkerverständigung zu torpedieren.

Schön, dass in der Desperado-Welt alle Probleme dieses Universums so spielend leicht zu lösen sind! Nur schade, dass das außer dir keiner erkennt!

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Der Unterschied ist, dass sich um München herum Land befindet. Wie das täglich hunderttausende Menschen machen, kann man von diesem Land aus nach München pendeln. Das ist bei Inseln, bei denen die Fährverbindung tidenabhängig ist, nicht möglich und bei denen, zu denen es regelmäßige Fährverbindungen gibt, wegen der Fahrtzeiten- und kosten nur sehr eingeschränkt möglich.

Bei Mallorca besteht das Problem schlichtweg darin, dass inzwischen jede Ecke touristisch genutzt wird und es ein „drumherum“ nicht gibt.

In Düsseldorf ist es nicht verboten, sondern es gibt einen Genehmigungsvorbehalt. Mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass irgendjemandem die Kurzzeitvermietung untersagt worden wäre.

In Barcelona sollen die Lizenzen für Kurzzeitvermietungen nicht mehr verlängert werden - ab November 2028.

Ja, kann und wird auf den Nordseeinseln auch. Meist sind Quoten für Dauerwohnraum vorgesehen. Das ändert aber nichts daran, dass die Situation schon so ist wie sie ist und - mal für Wangerooge gesprochen - bei 1250 Bewohnern einerseits und 115.000 Gästen mit knapp 900.000 Übernachtungen andererseits spielt es wirklich keine Rolle, ob in einem neugebauten Mehrfamilienhaus 2 oder 4 Wohnungen als Dauerwohnraum genutzt werden müssen.

Venedig verlangt von den Gästen fünf Euro am Tag. Für das Geld bekommt man dort nicht einmal einen kleinen Salat. Diese Beträge entfalten also keine Steuerungswirkung, sondern füllen allenfalls das Stadtsäckel.

Mir ist übrigens nicht ganz klar, wieso Du mir eigentlich widersprichst. Ich habe doch letztlich das gleiche geschrieben wie Du: man hängt in vielen Touristenregionen in einem Dilemma fest. Der Tourismus macht den Leuten, die von ihm profitieren, das Leben schwer, weil die vielen Touristen zu erheblich steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten für die Einwohner geführt haben und die Infrastruktur belasten. Auf der anderen Seite hängen genau die gleichen Menschen von eben diesen Touristen ab.

Wir haben lediglich einen Dissens bei der Frage, was man machen sollte. Du scheinst eine Lösung darin zu sehen, den Tourismus zu verteuern und zu erschweren und damit letztlich zu reduzieren. Das führt aber dazu, dass weniger Geld in diese Regionen fließt und Menschen Teile ihres Einkommens verlieren.

Spätestens, wenn das spürbar eingetreten ist, werden die Leute wieder auf der Straße stehen und sich darüber beklagen, dass die Regierung ihnen die Einnahmen weggenommen hat.

Vor dem Hintergrund scheint es mir keine regulatorische Lösung zu geben, die langfristig Erfolg verspricht.

Für viel wahrscheinlicher halte ich es, dass sich das Thema Tourismus aufgrund der steigenden Temperaturen und des zunehmenden Wassermangels insbesondere in Südspanien und auf den Balearen in gewisser Weise von selbst erledigt, weil man mit leeren Pools und abgedrehtem Leitungswasser bei den verwöhnten Touristen aus dem Norden kaum punkten kann und selbst der hartgestottenste Brite bei 45 Grad keinen Bock mehr hat, besoffen an Balkons herumzuklettern.

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Wo die Mieten auch nicht besonders günstig sind… wenn man die Pendelkosten hinzurechnet (und evtl. auch noch seine Zeit) spart man dadurch auch nicht. Außerdem ging es nicht nur um die Möglichkeit zur Arbeitsstelle zu pendeln sondern darum, dass Inselbewohner genau wie Münchner eben nicht das Grundrecht haben in der Stadt bzw. Insel ihrer Kindheit auch wieder günstig leben zu können.

Mir schon.

Würdest Du so etwas kurzfristig einführen? Dann hätte man in Barcelona eine enorme Immobilienkrise die evtl. einen Dominoeffekt auslöst.

4 Wohnungen bei 1250 Bewohnern (von denen ja nur ein kleiner Teil auf Wohnungssuche sein wird) macht natürlich einen Unterschied. Dazu stellt sich die Frage, ob das hypothetische Mehrfamilienhaus überhaupt gebaut worden wäre wenn man nicht Teile davon zur Vermietung an Touristen nutzen dürfte.

Der Tourismus muss Wohnraum für die Einheimischen nicht zwangsweise verteuern indem z. B. untersagt wird, ganzjährig komplette Wohnungen an Touristen zu vermieten. Wenn Bewohner ein nicht genutztes Zimmer an Gäste vermieten wird dadurch niemanden die Wohnung weggenommen und das Geld kommt bei den Einheimischen an. Ebenso wenn Einheimische ihre Wohnung vermieten während sie selbst verreist sind. Wenn in einem Flächenland wie Spanien Hotels für Touristen gebaut werden wo sonst nichts wäre, hat dadurch auch niemand einen Nachteil aber es kommt Geld ins Land.

Es gibt Meerwasserentsalzungsanlagen die sich gerade im Sommer prima mit erneuerbarer Energie betreiben lassen - und wenn es im August 45 Grad haben sollte kommen die Touristen eben erst im September.

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Moin,

Die Einwohner möchten dort leben und arbeiten zu akzeptablen Löhnen und Kosten, abseits einer Verankerung in den Gesetzen. Es soll den Gerüchten nach ja Menschen geben, die ihre Umgebung lieben und dort zu Hause sind und bleiben möchten. Vielleicht hast du von solchen Gerüchten schon mal gehört?

Du hast aber mitbekommen, dass es darum nicht geht?

Dazu aus: https://www.mallorcazeitung.es/umwelt/2023/08/06/wasser-mallorca-entsalzungsanlagen-90600984.html

Die Entsalzungsanlagen, von denen es insgesamt sieben auf den Balearen gibt, sind ein zweischneidiges Schwert . Einerseits helfen sie, natürliche Ressourcen zu schonen , gerade im Sommer, wenn besonders viele Urlauber besonders viel Wasser brauchen, es aber wochenlang nicht regnet. Andererseits haben die Umkehrosmose-Anlagen einen hohen Stromverbrauch , hohe Kosten, und sie leiten Wasser mit hoher Salzkonzentration zurück ins Meer – eine Gefahr für die Unterwasserflora, speziell für das so wichtige Poseidongras, warnen Umweltschützer.

Ganz prima Lösung, hast du noch mehr?

-Luno

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Wie wäre es, wenn Du liest was ich schreibe?

Und diese Menschen gibt es nur auf Inseln aber nicht in München? Oder findest Du, dass der Gesetzgeber in allen Ballungsräumen mit hohen Immobilienpreisen sicherstellen sollte, dass Menschen die dort aufgewachsen sind viel günstiger Wohnraum erhalten als Zugezogene?

Du hast mitbekommen, dass das eine Alternative zur Kurzzeitvermietung kompletter Wohnungen ist?

Dann wird es Zeit, dass Du das den rd. 500.000 Menschen erzählst, die täglich nach München pendeln.

Na dann. Du weißt, dass ich 20 Jahre in Düsseldorf gelebt habe, dort arbeite und dort eine Wohnung vermiete?

Ich weiß nur, dass Du das hier geschrieben hast:

Nichts von dem ist wahr. In Düsseldorf ist nichts verboten, sondern es gibt einen Genehmigungsvorbehalt, von dem in der Praxis kein Gebrauch gemacht wird und in Barcelona tritt das, was Du in der Vergangenheit einsortiert hast, erst in vier Jahren in Kraft.

Nein, macht es nicht. Zig Arbeitsplätze können nicht besetzt werden, weil es an Dauerwohnraum mangelt (sogar der letzte Bürgermeister musste auf den Tod einer Insulanerin warten, bis er eine Wohnung auf der Insel fand). Jedes Jahr verlassen junge Familien die Insel, weil sie keine Wohnung finden. Es fehlen nicht zwei oder vier Wohnungen, sondern hunderte.

Und das macht man nicht, weil es a) rechtlich ein bisschen schwierig ist und b) weil die Menschen auf der Insel vom Tourismus leben.

Und dennoch wird derzeit auf Mallorca in einigen Regionen wieder einmal das Wasser rationiert. Im Übrigen ist die Kapazität solcher Anlagen begrenzt, während es der Wasserbedarf der Touristen anscheinend nicht ist.

Aber wir halten fest: Du kennst die Lösungen, nach denen touristische Regionen seit Jahrzehnten erfolglos suchen. Schreib dann doch bitte einfach ein Buch, in dem Du die Lösungen niederlegst und verschicke das an die entsprechenden Bürgermeister, Lokalregierungen und Ministerpräsidenten.

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Genial! Man sollte die Chuck-Norris-Witze, die ja in Wahrheit reine Bewunderung spiegeln, in Desperado-Witze umschreiben. Nach dem Motto: “Desperado nimmt Spaniens Tourismus-Problem in die Hand. Morgen vormittag werden jedem Bewohner der kanarischen Inseln, Mallorcas und Barcelonas drei billige Wohnungen zur Auswahl angeboten. Gleichzeitig kommen doppelt so viele Touristen an wie früher.“

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