Hallo Elos,
was ist aus Deiner Sicht „authentisch“? Das Wort bedeutet eigentlich „Echtheit“ im Sinne von „als Original befunden“.
Bedeuten Deine Worte „bitte nicht irgendeinen Bibel-Kauderwelsch mit zurechtgezupften Vorstellungen der katholischen Kirche oder ähnliche Jesus-Promotion“, dass Du die Bibel grundsätzlich nicht als authentische Quelle betrachtest? Oder hast Du lediglich eine Abneigung gegen abgehobene, verschwommene Schönfärberei, die oft ohne klare Begründung und Quellen zu einem kaum nachvollziehbaren Bild führt? Für den Fall, dass die zweite Annahme zutrifft, möchte ich meine Antwort drei-teilen:
1.) Was sagen außerbiblische Quellen über Jesus?
2.) Kann die Bibel als „echte“ und „historisch zuverlässige“ Quelle bei der Beantwortung dieser Fragen herangezogen werden?
3.) Welche konkreten, nachvollziehbaren Aussagen macht die Bibel über Jesus?
1.) Außerbiblische Quellen:
Die außerbiblischen dokumentarischen Beweise für Ereignisse im Leben Jesu und seiner Apostel sind ziemlich begrenzt. Man darf aber auch nichts anderes erwarten, da es sich bei den Christen des ersten Jahrhunderts um eine verhältnismäßig kleine Gruppe gehandelt hat, die sich nicht in die Politik einmischte. Aber die geschichtlichen Beweise, die es gibt, stimmen mit dem überein, was in der Bibel beschrieben wird.
In den Werken von Tacitus, Sueton, Josephus, Plinius dem Jüngeren und einigen anderen klassischen Schriftstellern sind zahlreiche Bezugnahmen auf Jesus zu finden. In der New Encyclopædia Britannica von 1995 heißt es dazu:
„Diese unabhängigen Berichte beweisen, dass in alter Zeit nicht einmal die Gegner des Christentums die Geschichtlichkeit Jesu bezweifelten, die erstmals und aus unzulänglichen Gründen Ende des 18., während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Zweifel gezogen wurde.“
Der jüdische Historiker Josephus schrieb im 1. Jahrhundert:
„[Der Hohepriester Ananus] versammelte . . . den hohen Rat [den Sanhedrin] zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere.“ (Jüdische Altertümer, 20. Buch, Kap. 9, Abs. 1).
Mit diesen Worten bestätigt Josephus also, dass es sich bei „Jesus, der Christus genannt wird“, um eine geschichtliche Persönlichkeit handelte.
Der römische Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus (geb. um 55 n. Chr.), der Verfasser einer Geschichte der römischen Kaiserzeit, erwähnt in Verbindung mit dem verheerenden Brand von Rom im Jahr 64 u. Z. das Gerücht, Kaiser Nero selbst wäre für die Katastrophe verantwortlich gewesen. Nero habe versucht die Schuld einer Gemeinschaft zuzuschieben, deren Mitglieder Christen genannt wurden, so Tacitus. Er schrieb:
„Der Stifter dieser Sekte, Christus, ist unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden“ (Annalen, 15. Buch, Abs. 44).
Justinus der Märtyrer schrieb Mitte des zweiten Jahrhunderts bezüglich des Todes Jesu:
„Dass das so geschehen ist, könnt ihr aus den unter Pontius Pilatus angefertigten Akten ersehen.“
Außerdem wurden gemäß Justinus dem Märtyrer in denselben Aufzeichnungen auch Jesu Wunder erwähnt, hinsichtlich deren er sagte:
„Dass er das wirklich getan hat, könnt ihr aus den unter Pontius Pilatus aufgenommenen Akten ersehen.“
Auch wenn diese „Akten“ oder amtlichen Aufzeichnungen heute nicht mehr existieren, existierten sie aber offensichtlich im zweiten Jahrhundert, und Justinus der Märtyrer forderte seine Leser zuversichtlich auf, sie einzusehen und sich der Wahrhaftigkeit seiner Worte zu vergewissern.
Der römische Historiker Sueton (um 69 bis 140 u. Z.) schrieb in seinem Werk „Kaiserbiographien“ über Kaiser Claudius:
„Die Juden, welche, aufgehetzt von Chrestus [Christus], fortwährend Unruhen erregten, vertrieb er aus Rom.“
Das geschah um das Jahr 52 u. Z. (Vergleiche Apostelgeschichte 18:1, 2.)
Es gibt somit eine ganze Anzahl von Belegen, dass Jesus Christus gelebt hat und hingerichtet wurde. Über das Leben und die Person Jesu selbst gibt es bis heute allerdings keine außerbiblischen Quellen.
2.) Ist die Bibel eine historisch zuverlässige Quelle?
Frederick F. Bruce, ehemals Professor für Bibelkritik und Exegese an der Universität Manchester (England), erklärte:
„Es ist im Allgemeinen nicht möglich, die Wahrheit jeder Einzelheit in einem alten Schriftstück historisch zu belegen, weder bei biblischen noch bei anderen Schriften. Es genügt ein wohlbegründetes Vertrauen auf die allgemeine Zuverlässigkeit eines Schriftstellers; ist dieses Vertrauen hergestellt, so besteht a priori die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Einzelangaben des Autors wahr sind. Das Neue Testament ist historisch nicht weniger zuverlässig, weil die Christen es als ‚heilige‘ Literatur betrachten.“
James R. Edwards, Professor für Religion am Jamestown College (Norddakota, USA), untersuchte die Zweifel an dem Jesusporträt der Evangelien und schrieb:
„Wir können mit voller Gewissheit bekräftigen, dass die Evangelien umfassendes und bedeutsames Beweismaterial enthalten, was die eigentliche Wahrheit über Jesus betrifft. . . . Die plausibelste Antwort auf die Frage, warum Jesus in den Evangelien so präsentiert wird, wie es der Fall ist, lautet, dass er im Wesentlichen auch so war, wie er dargestellt wird. In den Evangelien wird der Eindruck, den er bei seinen Nachfolgern hinterlassen hat, treu bewahrt, nämlich dass er mit göttlicher Legitimation und Ermächtigung Gottes Sohn und Diener war.“
Der Literaturhistoriker C.S.Lewis, Autor des Buches „God in the Dock“, schrieb:
„Als Literaturhistoriker bin ich völlig davon überzeugt, dass die Evangelien, was sie auch immer sein mögen, keine Legenden sind. Sie sind nicht kunstvoll genug, um Legenden zu sein. Der größte Teil des Lebens Jesu ist uns unbekannt, und genau das würden Menschen, die eine Legende schaffen, niemals zulassen“
Unzählige geschichtshistorische und archäologische Quellen und Funde beweisen auf eindrucksvolle Weise die Genauigkeit vieler Aussagen der Griechischen Schriften der Bibel, die ja auch Leben und Wirken Jesu wiedergeben.
1961 hat man beispielsweise in den Ruinen eines römischen Theaters in Cäsarea einen Stein gefunden, der als Inschrift den Namen Pontius Pilatus trug. Bis zu dieser Entdeckung gab es außer in der Bibel kaum irgendwelche Hinweise auf die Existenz dieses römischen Statthalters.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf Zypern eine Inschrift ausgegraben, die aus dem Jahr 55 u. Z. stammt und die einen Prokonsul namens Sergius Paulus erwähnt, der in der Bibel in Apostelgeschichte 13:7 erwähnt wird. Der Archäologe G. Ernest Wright sagt darüber: „Es ist die einzige außerbiblische Erwähnung dieses Prokonsuls und eine interessante Bestätigung dafür, dass Lukas uns seinen Namen und Titel korrekt überliefert hat.“
Ereignisse, über die in den Christlichen Griechischen Schriften (dem Neuen Testament) berichtet wird, werden durch die Angaben von Schriftstellern der Antike vielfach bestätigt, darunter Juvenal, Tacitus, Seneca, Sueton, Plinius der Jüngere, Lukian, Celsus und der jüdische Geschichtsschreiber Josephus.
Was sagt die moderne Bibelkritik?
Um ihr „wissenschaftliches“ Jesus-Bild zu verteidigen, verwerfen Bibelkritiker einfach alles, was ihnen an Jesus übernatürlich vorkommt. Einige behaupten beispielsweise, die Jungfrauengeburt solle darüber hinwegtäuschen, dass Jesus ein uneheliches Kind gewesen sei. Andere streiten Jesu Prophezeiungen über die Zerstörung Jerusalems ab mit der Behauptung, sie seien erst nach ihrer Erfüllung in die Evangelien eingefügt worden. Manche stellen gar die Heilungen Jesu so hin, als seien sie rein psychosomatisch gewesen — ein Sieg des Geistes über die Materie.
Es gibt sogar Gelehrte, die behaupten, Jesu Jünger hätten die Auferstehung erfunden, um ihre Bewegung vor dem Auseinanderfallen zu bewahren. Ohne Jesus, so ihre Argumentation, seien seine Nachfolger machtlos gewesen, daher hätten sie ihren Herrn und Meister wieder „in die Geschichte hineingeschrieben“. Tatsächlich sei nicht der Christus, sondern das Christentum auferweckt worden. Wenn sich das schon so anhört, als sei die Phantasie der Neutestamentler mit ihnen durchgegangen, was ist dann von der These der Theologin Barbara Thiering zu halten, Jesus sei überhaupt nicht hingerichtet worden? Sie glaubt, Jesus habe den Marterpfahl überlebt, habe zweimal geheiratet und drei Kinder gezeugt.
Mit all solchen Behauptungen wird Jesus auf die einzige Ebene reduziert, auf der viele Wissenschaftler ihn hinzunehmen bereit sind: Jesus, ein weiser Mann, ein jüdischer Außenseiter, ein Sozialrevolutionär – alles, nur nicht der Sohn Gottes, der kam, um „seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben“ (Matthäus 20:28).
Der Historiker Philip Schaff schreibt in seinem Buch „History oft he Christian Church“:
„Ein so origineller, so vollständiger, so durch und durch stimmiger, so perfekter und so menschlicher Charakter, der zugleich jeder menschlichen Größe weit überlegen ist, kann weder ein Betrug noch eine Erfindung sein. . . . Es würde mehr als einen Jesus erfordern, einen Jesus zu erfinden“
In seinem Werk „Cäsar und Christus“ schreibt der Historiker Will Durant:
„Es wäre ein Wunder, das alle Wunder der Evangelien überträfe, wenn einige einfache Männer im Verlaufe eines Menschenalters eine so machtvolle und faszinierende Persönlichkeit, eine so erhabene Ethik und eine so begeisternde Vision von der Brüderschaft aller Menschen erfunden hätten“
In dem 1871 veröffentlichten Werk „The Union Bible Companion“ schrieb S. Austin Allibone
„Man frage irgendjemand, der sagt, er zweifle an der Wahrhaftigkeit der Evangelien, welchen Grund er dafür habe, zu glauben, dass Cäsar im Kapitol gestorben sei oder dass Kaiser Karl der Große im Jahre 800 von Papst Leo III. zum Kaiser des Westens gekrönt worden sei. Wir glauben alles, was soeben bezüglich dieser Männer behauptet wurde, weil wir geschichtliche Beweise dafür haben. Wenn angesichts solcher Beweise jemand sich immer noch weigert zu glauben, so geben wir ihn als dumm und bockbeinig oder als hoffnungslos unwissend auf. Was sollen wir dann von denen sagen, die ungeachtet der vielen Beweise für die Glaubwürdigkeit der Heiligen Schrift immer noch versichern, nicht überzeugt zu sein? Sie [wollen] nicht glauben, was ihren Stolz demütigt und sie zwingen würde, anders zu leben.“
3.) Wie beschreibt die Bibel Jesus?
Hier eine Abhandlung zu darüber erstellen, was in der Bibel über Jesus berichtet, würde den Rahmen sprengen. Im Internet habe ich eine interessante Abhandlung und Zusammenfassung gefunden, die vielleicht auch für Dich interessant ist. Wichtig dabei finde ich, dass die Aussagen alle biblisch unterlegt sind und nicht nur reine Mutmaßungen oder freie Wiedergaben sind:
Wer ist eigentlich Jesus Christus?
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2011241
Jesus – Sein Ursprung.
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2011242
Jesus – Sein Leben.
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2011243
Jesus – Sein Tod.
http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/2011244
Ich hoffe, mit diesen Ausführungen habe ich – aus Deiner Sicht – etwas Licht ins Dunkel um Jesus Christus gebracht.
Solltest Du weitere konkrete Fragen haben, komme einfach erneut auf mich zu.
Liebe Grüße
Andreas