Griaß di Martin,
die alemannische Aussprache „henderse“ und „firse“ ist so, wie
man es erwarten würde.
Die Verschiebung s > sch ist zwar an dieser Stelle sehr
ungewöhnlich, aber es gibt sie. Freilich muss man sich
beeilen, wenn man sie noch hören will, alldieweil das
Alemannische am See sehr schnell vor dem Schwäbischen
zurückweicht.
Interessanterweise scheint es an dieser Stelle die Verschiebung
s => sch auch im Mittelfränkischen zu geben
- wenns ganz lätz hinausgeht, wird eine
Generation später in Laimnau und Oberreitnau Schwäbisch
gschwätzt.
Das Problem ist wahrscheinlich, daß Dialekte schon seit langer Zeit
ein schlechtes Ansehen haben. Hochdeutsch und neuerdings auch Mediendeutsch
sind da viel angesehener. Umso weiter ein Dialekt bzw. eine Sprache von der
Hochsprache/Mediensprache weg ist, umso schlechter ist er angesehen.
=> man versucht näher an die Sprache mit dem höheren Ansehen zu gelangen
und da ist das Schwäbische näher dran wie das Allemannische…
Wanns ganz letz aussigeht na werd in zwoa Generationen in Laimnau glei Mediendaitsch gredt. Es miaßts oanfoch a bisserle mehrer Stoiz auf enkare
scheane Sproch sei na werds scho nit so letz kemma
Wieder weiter auf hochdeutsch. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch im
westlichen bairischen Sprachraum z.B. bei den Richtungsadverbien. Die alten
bairischen Richtungsadverbien sind z.B. auffi - auffa, eini - eina, ummi - umma
… mit kleinen Ausspracheunterschieden (z.B. auffi, afi, aui und entsprechend auffa, affa, aua, auffr, auffar). Diese Formen endeten hochsprachlich mit nachgestellen -hin und -her (z.B. aufhin - aufher). Seit längerem ist
die hochsprachliche Verwendung des nachgestellten -hin und -her bei Richtungsangaben nicht mehr üblich. Stattdessen wird ein vorgestellten hin- und her- verwendet => z.B. hinauf und herauf. Die gekürzte Form ist z.B. nauf und rauf so wie es auch im Schwäbischen üblich ist. Nachdem die schwäbischen Formen näher an der Hochsprache sind, sind sie auch im westlichen Oberbayern immer weiter auf dem Vormarsch also (nauf, rauf, nei -rei, num - rum). Das hinum und herum ist jetzt aber hochsprachlich auch nicht mehr so üblich. Deswegen wird das „num“ - „rum“ wieder durch eine noch hochdeutsch nähere Form ersetzt, also „nüber - rüber“. Teilweise werden verschiedene Formen nebeneinander benutzt.
Wie weit genau die Verbreitung der einzelnen Formen geht und ging weiß ich
nicht, nur daß sich diese vermeintlich „schwäbischen“ Formen immer mehr nach
Osten ausbreiten.
Ein anderer Effekt ist die Aussprache „st“ als „sch/schd/scht“. Auch da findet
eine Anpassung an die Hochsprache statt. Es gibt z.B. in Oberbayern ein großes Gebiet wo man „huaschtn, luschtig, feschd, sunsch(t)/sinscht…“ gesagt hat. Heute ist daraus oft schon ein „huastn, lustig, fest, sunst/sonst…“ geworden. Da läuft die Ausbreitung in die andere Richtung nach Westen und Süden.
Ich denke wir müssen alle einfach mehrer unsere Dialekte schätzen und auf diesen
Teil Kultur stolz sein. Dann können die Dialekte und deutschen Sprachen noch länger weiterleben.
Pfiat God,
Roland