Bäume planzen, Klimaausgleich

Hallo zusammen
ich habe mal eine Frage und finde nichts im Internet.
Es gibt doch solche Klimaausgleich Fonds, wo z.B. Vielflieger einen Ausgleich an eine Organisation zahlen und die dann dafür Bäume pflanzen um das emitierte Co² absorbieren sollen.

Gibt es soetwas auch in unserem Land? Oder kennt jemand eine Organisation in unserem Land die Baumpflanzaktionen machen und die man unterstützen kann?

Wäre super wenn mir da jemand helfen kann
Grüße
Michael

Hallo,

das ist jetzt keine Antwort auf deine Frage, aber thematisch angelehnt. (Die MODs mögen diesen Artikel bei Nichtgefallen löschen)

Es ist FALSCH, dass angepflanzte Bäume einen Einfluss auf die CO2-Bilanz haben. Die Mengen an CO2, die durch _wachsende_ Bäume gebunden wird, ist sehr klein und absolut nicht von Bedeutung. Ökosysteme im Klimax (also in einem „End-Zustand“, in dem sich die Zusammensetzung und Masse der Vegetation nicht mehr ändert) hat eine im Wesentlichen Ausgeglichene CO2-Bilanz, d.h., es wird genausoviel CO2 emittiert (durch Atmungsprozesse bei der Rottung und Verdauung) wie bei Wachstumsprozessen absorbiert.

Wichtig sind aber Wälder für die Rückhaltung von Regenwasser und für Erosionsschutz. Naturbelassene und hinreichend große Wälder sind außerdem wichtig beim Artenschutz.

Es ist gut, neue Wälder anzulegen, wo unsere Landschaft durch die Agrarindustrie extrem waldarm gemacht wurde, und auch in trockenen Gebieten der Erde, um damit die Ausbreitung von Wüsten einzudämmen. Es ist gut, weil damit neue Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere geschaffen werden und lokal der Wasserhaushalt verbessert und Erosion verhindert wird. Aber eben nicht, weil man damit irgendwas vom CO2-Problem lösen würde.

Es wäre noch besser, die Gelder von derartigen Aktionen gleich dazu zu verwenden, die massive weitere Schädigung von naturnahen Wäldern zu stoppen. Das beträfe insbesondere die Rodungen der Urwälder in Südamerika, aber auch die Tundrenwälder in China/Russland, die unter dem Wirtschaftswachstum der Region gerade enormen Schaden erleiden.

Auch, wenn Fluggesellschaften das nicht machen, kann man doch recht effizient Geld dafür „spenden“, nämlich indem man Holzprodukte aus zertifiziert nachhaltigem Anbau kauft (und man die Mehrkosten dafür als Spende betrachtet) und keine Produkte kauft, welche den Raubbau an den Wäldern (v.a. in Südamerika und Asien) direkt oder indirekt fördern.

Hat man dann noch Geld übrig, reichen die Kosten für ein Briefporto oder eine Email an die Bundesregierung, mit der Bitte, dass sie sich stärker für den internationalen Naturschutz einsetzt (es wird zB. militärische Hilfe geleistet zum Schutz von Ölfeldern, aber nicht zum Schutz vor durchaus in den betreffenden Ländern illegalen Rodungen).

Also, solche Aktionen finde ich schon ok, aber sie dürfen nicht zur Augenwischerei werden, die uns davon ablenken, die echten Probleme anzugehen. Das geht nur, wenn wir unsere Verhaltensmuster ändern, und das müssen wir wollen. Sowas ist politisch und geht nur politisch, wobei ja auch schon das entsprechende, bewusste Kaufverhalten eine (von mehreren möglichen) „politische“ Handlung ist.

LG
Jochen

Menschen nützen alles …auch in der Türkei
Hallo Jochen,

auch auf Michaels Frage habe ich keine Antwort, trotzdem will ich etwas erzählen:

Das geht nur, wenn wir unsere Verhaltensmuster ändern,
und das müssen wir wollen.

Die Menschen seit langer Zeit nehmen keine Rücksicht auf die Natur. Vor vielen Jahren war ich oft in der Türkei, in Anatolien. Dort ist Grasland, weit und breit kein Baum auf viele hundert Kilometer.

Da sagte mir ein glaubwürdiger Mensch, früher hat ein Eichhörnchen von dort bis Istambul über die Bäume springen können, ohne den Boden zu berühren. Es waren dort dichte Cedernwälder, die für den Schiffsbau abgeholzt wurden. Ich glaube das ohne es beweisen zu können. So kümmert sich die Menschheit um die Natur.

Grüße Rudolf

Es ist FALSCH, dass angepflanzte Bäume einen Einfluss auf die
CO2-Bilanz haben. Die Mengen an CO2, die durch _wachsende_
Bäume gebunden wird, ist sehr klein und absolut nicht von
Bedeutung.

Falsch ist es nicht, aber wie du richtig sagst ist der Einfluss unbedeutend, gemessen an unserer CO2-Emission.

Das kann man sich auch leicht mit einer Überschlagsrechnung klar machen:

Folgende Annahmen:
1 Hektar ausgewachsener Wald besteht aus etwa 500m³ Holz [1]
Der Wald erreicht dies nach etwa 90 Jahren Wachstum. [1]
1 m³ Holz bindet etwa 900kg CO2. [2] und [3]

Damit sind in einem Hektar ausgewachsenem Wald etwa 450 Tonnen CO2 gebunden. In der 90 Jahre dauernden Wachstumsphase bindet ein Hektar somit (bei linearem Wachstum) etwa 5 Tonnen CO2 pro Jahr.

Der deutsche CO2-Ausstoß pro Jahr beträgt etwa 850 Mio Tonnen CO2 [4]. Angenommen, man möchte durch den Anbau von Wald unsere CO2-Emission um 15% senken, dann müsste man 128 Mio Tonnen CO2 pro Jahr in Wäldern binden.

Das ergibt dann, bei den obigen 5 Tonnen CO2-Bindung pro Hektar und Jahr, dass man dazu eine Fläche von 25.600.000 Hektar oder 256.000 km² an wachsendem Wald benötigen würde.

Das ist natürlich absolut unrealistisch, denn das ist 70% der Gesamtfläche Deutschlands. Da aber bereits 30% der Fläche Deutschlands bewaldet ist, ergibt sich damit folgendes:

Um unseren CO2-Ausstoß um 15% durch den Anbau von Wäldern zu senken, müsste man Deutschland komplett bewalden. Nur ist dann halt kein Platz mehr für Städte, Häuser, Straßen, Landwirtschaft, Flüsse, Seen, usw usf…

Selbst für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um lediglich 3% müsste man eine Fläche so groß wie Bayern mit Wald bepflanzen. Jochen hat damit absolut recht, dass dies einfach nur Schwachsinn ist. Wald erfüllt natürlich - wie er zu recht sagt - jede Menge anderer wichtiger Funktionen. Aber für das Klima bzw unsere CO2-Bilanz spielt das absolut keine Rolle.

Quellen:

[1] Bundeswaldinventur Holzvorrat pro ha und Jahr nach Altersgruppen
http://www.bundeswaldinventur.de/enid/7a61bf3ea51eba…

[2] Waldverband Steiermark (Angabe: 1m³ entsprich 950kg CO2)
http://www.waldverband-stmk.at/desktopdefault.aspx/t…

[3] Holz-Branche.info: (Angabe: 1m³ entspricht 880kg CO2)
http://www.holz-branche.info/Nachrichten/na_39.html

[4] Umweltbundesamt CO2-Ausstoß 2006 (878 Mio Tonnen)
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/2007/p…

Hallo,

super, danke für die solide quellentechnische Untermauerung.

Ein entscheidender Punkt ist jedoch untergegangen:

Eine Netto-Bindung von CO2 haben wir nur, solange der Wald _wächst. Flächen, die einmal bewaldet sind, tragen nicht weiter bei zur CO2-Bindung. Das Verfahren, durch Waldwachstum CO2 zu binden, ist also nicht nachhaltig. Wälder, die dann abgeholzt werden (um zB. wieder neue Bäume wachsen zu lassen), setzen früher oder später all das einst gebundene CO2 auch wieder frei. Sei denn, man „sequestriert“ das Holz (und erzeugt so womöglich die Ölfelder von Übermorgen), was aber wieder eine Menge Energie kosten würde…

LG
Jochen_

Eine Netto-Bindung von CO2 haben wir nur, solange der Wald
wächst. Flächen, die einmal bewaldet
sind, tragen nicht weiter bei zur
CO2-Bindung. Das Verfahren, durch Waldwachstum CO2 zu binden,
ist also nicht nachhaltig.

Das würde ich so nicht sagen. Das Waldwachstum dauert 90 Jahre. Bis dahin dürfte uns Öl, Gas & Co entweder schon ausgegangen sein oder zu schade und zu teuer zum Verheizen, unser CO2-Ausstoß ist dann also vermutlich sehr gering im Vergleich zu heute oder vielleicht sogar schon komplett durch regenerative oder alternative Techniken auf null gebracht worden.

Es wäre nur nicht nachhaltig, wenn wir weiter so viel CO2 rausblasen wie heute. Das ist aber auf lange Sicht ohnehin nicht möglich :wink:

Wie schon in dem anderen Teilbaum gesagt:
Bäume pflanzen bringt dir klimatechnisch nicht viel, das ist vor allem Verarsche, was auf diesem Gebiet betrieben wird.

Wenn du unbedingt dem Klima helfen willst durch CO2-Reduktion, dann würde ich das Geld an deiner Stelle der Erforschung regenerativer Energiequellen spenden und/oder du setzt das Geld ein, um deinen eigenen CO2-Ausstoß zu senken, also z.B. energiesparende Geräte anschaffen.

Wenn du dem Wald helfen willst, dann darfst du das natürlich auch machen, das ist schließlich auch sinnvoll (Jochen hat ja einige gute Gründe genannt), aber fürs Klima bringt das nichts.

Hallo,

super, danke für die solide quellentechnische Untermauerung.

Ein entscheidender Punkt ist jedoch untergegangen:

Eine Netto-Bindung von CO2 haben wir nur, solange der Wald
wächst. Flächen, die einmal bewaldet
sind, tragen nicht weiter bei zur
CO2-Bindung. Das Verfahren, durch Waldwachstum CO2 zu binden,
ist also nicht nachhaltig. Wälder, die dann abgeholzt werden
(um zB. wieder neue Bäume wachsen zu lassen), setzen früher
oder später all das einst gebundene CO2 auch wieder frei. Sei
denn, man „sequestriert“ das Holz (und erzeugt so womöglich
die Ölfelder von Übermorgen), was aber wieder eine Menge
Energie kosten würde…

HI,
Nein die Idee daran ist, das Holz (und damit den Kohlenstoff) danach möglichst lange nicht als Co2 an die Umwelt gelangen zu lassen.
Das sollte zb.: mit Architektur erreicht werden, das Thema und die Studien darüber sind auch weit komplexer als das hier dargestellt wurde und soll auch nur vorübergehend den Co2 Emissionen entgegensteuern, da sich danach der Wert nicht mehr steigern lässt.
Es wäre in der Tat als relativ kurzfristige Notmaßnahme, bis andere nachhaltige Maßnahmen greifen, gedacht gewesen.
Beim Kummulieren der verschiedenen Maßnahmen um die Klimaziele zu erreichen, ist also der Faktor einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung nicht wegzudenken.
Nebenbei sind diese Studien schon ein paar Jahre alt, zu diesem Zeitpunkt hatten die gemeinsamen Maßnahmen das (Kyoto)Ziel sehr wohl erreicht.
Da aber einerseits nicht allzuviel unternommen wurde und der Energiebedarf weiter gestiegen ist, ist es natürlich nun viel schwieriger bzw. der Anteil der durch die Kohlenstoff - Sauerstofftrennung erreicht werden kann ein geringerer.

OL

LG
Jochen

Vielen Dank erst einmal für die Zahlreichen Antworten.

Ich habe mich da unter anderem falsch ausgedrückt.Das mit dem Klima und CO2 war mir schon klar und kenne den kontext dazu. Ich suche nach einer Organisation die Bäume in unserem Land pflanzt. Irgentein wiederaufforstungsprojekt. Oder Städetprojekte die Bäume pflanzen. Das mit dem Klima Ausgleich war nur als Beispiel angedacht, weil ich wusste das die soetwas machen.

Ich habe mal gehört in NRW gab es mal so ein 1000 Baum projekt. Genau soetwas würde ich gerne mit meiner Firma unterstützen.

Kann mir hier jemand helfen?

Vielen Dank erst einmal für die Zahlreichen Antworten.

Ich habe mich da unter anderem falsch ausgedrückt.Das mit dem Klima und CO2 war mir schon klar und kenne den kontext dazu. Ich suche nach einer Organisation die Bäume in unserem Land pflanzt. Irgentein wiederaufforstungsprojekt. Oder Städetprojekte die Bäume pflanzen. Das mit dem Klima Ausgleich war nur als Beispiel angedacht, weil ich wusste das die soetwas machen.

Ich habe mal gehört in NRW gab es mal so ein 1000 Baum projekt. Genau soetwas würde ich gerne mit meiner Firma unterstützen.

Kann mir hier jemand helfen?

Ich suche nach einer Organisation die Bäume in unserem Land
pflanzt. Irgentein wiederaufforstungsprojekt. Oder
Städetprojekte die Bäume pflanzen. Das mit dem Klima Ausgleich
war nur als Beispiel angedacht, weil ich wusste das die
soetwas machen.

Hallo Michael,
am einfachsten wäre es, wenn ihr mit einer Stiftung wie z.B. http://www.wald-fuer-sachsen.de/ zusammenarbeitet.
Du kannst dich aber auch an den Landkreis (Kreisentwicklungsamt, Umweltamt) wenden. Die wissen meist, wo Aufforstungen sinnvoll sind, aber es an Geldern mangelt bzw. können regionale Partner benennen. Dann nicht einfach schnell lospflanzen. Versucht Eigenanteil und Fördermittel zu verbinden.
Grüße
Ulf

PS: Bei ausgefüllter Vika wären eventuell speziellere Informationen möglich gewesen.