Servus,
250 - 300 Personen / Tag sind ein grober Richtwert für die Grenze, mit der Eisenbahnverkehr erhaltenswert ist.
Bei den großen Stilllegungswellen der 1950er bis 1970er Jahre wurde mit viel höheren Zahlen gerechnet. Das hatte einerseits mit damals noch viel höheren Personalkosten im Schienenverkehr zu tun, aber vor allem auch damit, dass die Entlastung der Straßen durch die Schiene nicht berücksichtigt wurde: Mit der Stillegung des Schienenverkehrs beginnt eine Spirale nach unten in zweierlei Hinsicht: Stark erhöhter Zuschussbedarf des Öffentlichen Nahverkehrs wegen dramatischer Erosion der Fahrgastzahlen als Folge des extrem langsamen und sehr wenig komfortablen Busverkehrs und gleichzeitig Überlastung der vorhandenen Straßen durch die durch Stilllegung des Schienenverkehrs ausgelöste Blechlawine, mittelfristig Zerstörung von Mittelgebirgs- und anderen kleinräumigen Landschaften durch immer neue und noch größere Straßenbauten.
Bei allen im Lauf der zurückliegenden zwanzig Jahre reaktivierten Bahnlinien lagen in der Folge der Reaktivierung die Zuwächse der Fahrgastzahlen bei 120 - 140 % der prognostizierten Werte. Einen ähnlichen Effekt kann man durch Ausschreibung von Bahnlinien mit regionaler Bedeutung erzielen, wenn mit der Ausschreibung eine Ertüchtigung der Strecke (Automatisierung und Erhöhung der Geschwindigkeiten) und Ersatz des museumsreifen Gerümpels, mit dem DB Regio dort fährt, durch leichte, schnelle Niederflurfahrzeuge einhergehen.
Bei solchen Aufmöbelungen von durch Jahrzehnte der Vernachlässigung verkommenen Strecken sind übrigens Mitbewerber der DB nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Verbesserung der Strecke selbst aktiv - ein schönes Exempel ist Nossen - Freiberg - Holzhau, die erste durch Private ertüchtigte Strecke in Neufünfland.
Schöne Grüße
MM