Bair. 'wachs'

Hallo wieder einmal an die bairischen native speakers!
Meine Fragen beziehen sich auf das (auch ahd. und mhd. vorkommende)bairische Adjektiv „wachs“ [hellstes a!].
Ich kenne es aus meiner Kinderzeit, wenn wir barfuß über ein Stoppelfeld gingen: Das war „wachs“.
Mich interessiert nun:
In welcher Gegend ist dieses Adjektiv noch gebräuchlich?
Was alles hält man für „wachs“ ?
(Ja, der SCHMELLER kennt es auch. Aber er beantwortet meine Fragen nicht.)
Dankend und mit schönen Grüßen
Hannes

Hallo Hannes,

im Chiemgau ist „wachs“ durchaus gebräuchlich.

Ein kratziger Pullover etc. ist wachs.
Und wachs ist es auch, wenn man barfuß über kleine Steinchen geht (oder halt über dein Stoppelfeld)…
Und Bartstoppeln können natürlich auch gscheid wachs sein :smile:

Viele Grüße,
agnes

wax
Servus Hannes!

In welcher Gegend ist dieses Adjektiv noch gebräuchlich?

Im Pinzgau und im Tiroler Unterland

Was alles hält man für „wachs“ ?

Neben den schon erwähnten Dingen (Stoppelfeld, Pullover…alles was rau ist und kratzt und sticht)kommt das Wort - bei uns mit kurzem a und x gesprochen - bei jungen Leuten in dieser Art in Mode:
a waxe Maschin = Motorrad, das nicht nur gut aussieht, sondern auch rasant zu fahren ist
a waxe Leistung = überragende L.
a waxe Gschicht = eine bedenkliche Sache
Das Wort wird von älteren Menschen auch als Nomen verwendet, wenn z.B. etwas sehr rau, grob,…ist: Dås håt a Waxn!

lg
Helene

bei jungen
Leuten in dieser Art in Mode:
a waxe Maschin = Motorrad, das nicht nur gut aussieht, sondern
auch rasant zu fahren ist
a waxe Leistung = überragende L.

Grüß dich,

Helene!

Dass dieses Adjektiv, das ich schon für aussterbend hielt, noch mit so vielen Schattierungen verwendet wird …
[Grimm: „… dann auch auf anderes überragen, das stark auf die sinne einwirkt“]
… die hierzuland keine Rolle mehr spielen, überrascht und freut mich.
Und falls die Posterin aus Bernau (ich mein: die „bernauerin“) hier mitliest: Hat das Wort bei euch um den Chiemsee umma auch noch diese Bedeutungen?
Gruß! Hannes
Ps: Ich schreib das Wort mit "-ch ", weil es in den Wörterbüchern (ahd, mhd, Grimm, Schmeller) auch so geschrieben ist. Außerhalb Tirols wird man kchainen Unterschied hören, ob man „ch“ oder „x“ schreibt.

Und falls die Posterin aus Bernau (ich mein: die „bernauerin“)
hier mitliest: Hat das Wort bei euch um den Chiemsee umma auch
noch diese Bedeutungen?

nein, nicht daß ich wüßte.
sollte man mal einführen hier :smile:

viele grüße,
agnes (nicht aus bernau)

Hat das Wort bei euch um den Chiemsee umma auch
noch diese Bedeutungen?

nein, nicht daß ich wüßte.
sollte man mal einführen hier :smile:

Ja, liebe Agnes, das wär auf jeden Fall gescheiter als das allgegenwärtige - synonyme - „geil“.

agnes (nicht aus bernau)

Schad, hätt so schön gepasst!
Schönen Gruß!
Hannes

[Grimm: „… dann auch auf anderes überragen, das stark auf
die sinne einwirkt“]

Heute gehört von einem Buben, der einen Judo-Kampf verloren hat: „Der is ma z wax gwesn“ = der war mir überlegen
Das ist mir auch noch eingefallen: a waxe Mendschen („Menschin“) ist eine Frau, die zupackt, viel leistet

Außerhalb Tirols wird man kchainen Unterschied hören, ob
man „ch“ oder „x“ schreibt.

Das sind die Feinheiten des Dialekts!Ganz genau müsste man ja schreiben wags (a kurz gesprochen)
Und ich freu ich immer wieder, wenn mir ein Wort unterkommt, das sich nicht (100%ig) ins Deutsche übersetzen lässt.

Griaß de Agnes,
Griaß de Hannes,
bei dieser Antwort ist dir, Agnes, 100%ig zuzustimmen. Allerdings schrieben wir in boaresch ned wachs sondern waax. Zur Stechpalme ( Ilex ) sagten wir als Kinder:
waax Laab. (stechendes Laub )
Ob das heute im Chiemgau ( ich bin dort geboren und aufgewachsen ) noch so verstanden wird und auch gebräuchlich ist, i woaß ned.

Schönen Abend
Nastaly
PS: Wo stammt denn Agnes ( die Bernauerin ) eigentlich her ?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Das ist mir auch noch eingefallen: a waxe Mendschen
(„Menschin“) ist eine Frau, die […]

Hallo!
Ich kenn nur aus dem unteren Bayerischen Wald „s Mensch (Pl.: d Menscha)“ als (durchaus nicht abfällige) Bezeichnung für Mädchen und Frauen.
Frage an alle: Wo íst „Mendschen“ im Sinn von „Menschin“ gebräuchlich?
Schönen Gruß!
Hannes

„s Mensch (Pl.: d Menscha)“ als (durchaus nicht abfällige) Bezeichnung für Mädchen und Frauen.

das Mensch neutr., Pl. die Men(d)scher für Mädchen ist im ganzen österr. Sprachraum geläufig.
http://oewb.retti.info/oewb-public/show.cgi?lexnr=Ui…

im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm:
»MENSCH, n. bezogen auf eine weibliche person, kommt im 15. jahrh. auf
und ist im 16. schon recht gewöhnlich.
«
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Auch das Rheinische Wörterbuch kennt den Ausdruck,
»mensch n. gegenüber Mädchen doch derb klingend, aber nicht verächtl.
–E lef Menschelche liebes, nettes Mädchen als Kind.
«
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

ebenso das Elsässische Wörterbuch
»weibliche Person, Mädchen, Frau, durchaus ohne schlimme Nebenbedeutung«
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

und das Pfälzischen Wörterbuch
»‚Mädchen, Frau‘, ohne negative Nebenbedeutung«
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Fesche Menscher gibts also nicht nur im Bayerischen Wald! :wink:

Gruß, Michl

Ja, Michl, schon!
Aber ich hätt gern gwusst, wo man im Singular „a Mendschen“ (= eine Menschin) sagt, also statt „s/a Mensch“. DAS ist mir nämlich ganz neu.
Weißt du dazu auch was?
Gruß!
Hannes

ja grüß dich auch,

Nastaly!
PS: Wo stammt denn Agnes ( die Bernauerin ) eigentlich her ?

ich hab halt gemeint, wenn sie sich bernauerin nennt, könnt sie aus Bernau sein.
Aber so einfach darf es ja nicht gehn. Denn wo käm denn dann einer her, der Müller heißt?
Gruß! Hannes

wo man im Singular „a Mendschen“ (=eine Menschin) sagt,

Nur paar Beispiele, hier gibts dazu eine Statistik:
http://oewb.retti.info/oewb-public/show.cgi?lexnr=Ui…

„Menschin“ oder „Mentschin“ gibts auch
im Salzburgerischen
http://www.saalfelden.landjugend.at/main%20frames/wo…

im Kärntnerischen
http://www.uni-klu.ac.at/groups/spw/oenf/Woerterbuch…

im Schweizerischen
http://books.google.com/books?id=OAYBAAAAYAAJ&pg=PA3…

Schon Oswald von Wolkenstein gebrauchte den Ausdruck,
(der war gebürtiger Südtiroler)
http://books.google.com/books?id=nnsHAAAAQAAJ&pg=PA3…

Gruß, Michl

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Griaß enk!

„Das Mensch“ ist bei uns sowohl für Mädchen als auch für Frau negativ besetzt und als Schimpfwort heute noch in Verwendung.

Eine ledige Mutter war früher „a Kindsmensch“.

Bei Mägden mit „niederen“ Diensten wurde auch das -mensch angehängt:
s Kuntamensch = Magd, die das Kleinvieh („Kuntarach“) zu versorgen hatte.

an Petan sei Mensch = Peters Freundin für „jede Gelegenheit“, und da konnte es dann schon passieren, dass sie „an Petan sei Kindsmensch“ wurde…

an Petan sei Mendschen = seine fixe Freundin,Braut

Ein Bursche, Mann, der viele Liebschaften hat, „tuat mendschern“

Das -i- bei der Nachsilbe -in, sowie das -u- bei -ung wird bei uns häufig als -e- gesprochen.

Då hoaßt’s genau hilosn! (= Da muss man genau hinhören)

Helene :smile:

Griaß di aa!

Bei Mägden mit „niederen“ Diensten wurde auch das -mensch
angehängt:
s Kuntamensch = Magd, die das Kleinvieh („Kuntarach“) zu
versorgen hatte.

Da trag ich nach als bei uns früher gebräuchlich:
s Kuchlmensch.
Ansonsten war bei uns für weiblichen Deanstbotn die Bezeichnung „Dirn“ als Nachsilbe gebräuchlicher:
d Mitterdirn, d Stalldirn u. ä.
Scherzhaft wird es heute noch verwendet, wenn ein Mädchen das Nachbarskind im Kinderwagen herumfährt:
„Bist heut d Kindsdirn“ oder als Verb: „Tuast heut kindsdirna?“
Schönen Gruß!
Hannes

Besten Dank,

Michl!

Wichtige Hinweise!
Hannes

Hallo Hannes!

Ich kenne das „wachs“, eher „wax“ gesprochen, von meiner Großmutter, die stammt aus dem südlichen Burgenland und spricht reinsten dortigen Dialekt, genannt „Hianzisch“.
Sie beschrieb damit das Gefühl, barfuß über z.B. spitze kleine Steine zu laufen.
Finde ich sehr interessant, dass dieser Ausdruck bis zu euch verbreitet bzw. bekannt ist.

wens interessiert:
http://www.hianzenverein.at/

Zu Hianzisch gibt es auch einen Wikipedia-Eintrag, wie ich soeben festgestellt habe.

Gruß
bzw. Pfiati!
Della

Hallo,

Della!
http://www.hianzenverein.at/

Danke für diesen Tipp! Ist mir sehr wichtig.
Und ich häng auch gleich noch eine Frage dran:
Auf der Lexikonseite ist „Plutzer“ (hianz.)für „Tonkrug“
aufgeführt.
Ich kenne den „Plutzer“ nur (im Dialekt des Egerlandes) als
abfällige Bezeichnung für „Kopf“. Hat das Wort diese Bedeutung
bei euch auch?
Gruß!
Hannes

Hallo!

Auf der Lexikonseite ist „Plutzer“ (hianz.)für „Tonkrug“ aufgeführt.

Nach dem „Wie sagt man in Österreich“-Duden kann es auch „Kürbis“, „große Tonkrugflasche“ heißen, und auch abwertend für „großer Kopf, Wasserkopf“ und auch metaforisch für „große Dummheit“ stehen.

Wehle gibt ein polnisches „plucar“ als mögliche Herkunft an.

Das Wort haben meine Großmutter und meine Mutter auch gesagt; allerdings konnte ein „Blutzer“ nahezu jedes große (Küchen)gefäß sein.

So nannte meine Mutter den Dampfdruckkochtopf, den ich ihr schenkte und den sie nie benutzte, weil sie fürchtete, er könnte explodieren, einen „Blutzer“.

Gruß Fritz

1 Like

Hallo!

Aus dem Salzburger Mundarwörterbuch v.Leopold Ziller:
"Blutzer m.(D:stuck_out_tongue:lutzer) großer Tonkrug; übtr. Kürbis, Kopf; auch grober Fehler; das Wort kam aus Niederösterreich in unsere Gegend und ist slaw. Ursprungs, tsch. plucar "

Wehle gibt ein polnisches „plucar“ als mögliche Herkunft an.

s.o. :smile:

Das Wort wird bei uns kaum verwendet, am ehesten noch für „Fehler“.

In dem Zusammenhang möchte ich einmal auch darauf hinweisen:

"MUNDART DER ÖSTERREICHER
oder Kern ächt österreichischer Phrasen und Redensarten
Von A bis Z.
Joseph Sonnleitner, Wien 1811 "
auf http://www.sagen.at/ --> sitemap --> volkskundliche Dokumentation --> Mundartlexikon 1811
(Es ist leider nicht direkt verlinkbar)

Da findet man unter Blutzer:
"1) Ein erdener Krug mit engem Halse, der mit einem Stopsel verstopft wird.
2) Ein unerhebliches Versehen, besonders gegen die Konvenienz: Er hat an Blutzer gmacht.
3) Ein Kürbiß Blutzerschedl, ein dummer Mensch. Blutzermüli (Milch) Wasser mit gestossenen Kürbiskernen. "

Servus!
Helene