Bairisch: Guin/Gulln

Servus,

kennt jemand hier diesen Begriff?
Meine Großmutter hat für „unter den Arkaden“ „in de Guin“ gesagt.
Heute brachte mich meine Mutter wieder auf diesen Begriff, als sie erzählte, eine ihrer Freundinnen habe ihn gebraucht, und sie hätte das schon ewig nicht mehr gehört… Ich auch nicht :smile:

Ich hab nach „Guin“, „Gulln“ und „Gullen“ gesucht - leider Fehlanzeige!
Und das Grimmsche WB lädt hier komischerweise nicht. Kluge hab ich hier; der kennt das auch nicht.

Danke für eventuelle Aufklärung!
agnes

Neue Idee: Gehülle

Hallo,

für bayrisch befragt man Hr. Schmeller:
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/sch…

Grüße
miamei

wölben, Wölbung, Gewölbe?
Moin Agnes,

es gibt ein paar Möglichkeiten der Erklärung. Mein Weg durch den etymologischen Dschungel verlief so:

  1. Man findet recht oft die Erscheinung, dass Wörter mit der gleichen Etymologie in einer Sprache mit Gu- oder G- beginnen, in einer anderen mit W-.
    Zwei Beispiele sollen genügen:
    engl. war - frz. guerre; frz. Guillaume - dt. Wilhelm

  2. Dann fiel mir das Deutsche Wortpaar (Tor)Wart / Garde ein, das etymologisch auch zusammenhängt (mehr dazu ist mir nicht eingefallen)

  3. Dann habe ich Dein bairisches Guin/Gulln ein paar mal halblaut vor mich hingenuschelt und entdeckte (mit der Bedeutung Arkade im Hinterkopf) ein gewisse Ähnlichkeit mit wölben/Wölbung. Und siehste:

  4. im Grimm findet man unter dem Eintrag wölben (ich habe nur das Wichtigste kopiert):

hvelfa ‚umkippen‘, auch ‚wölben, mit einem gewölbten dach versehen‘, norw. kvelva ‚wölben, stürzen‘,

aschwed. hvælva ‚mit einem gewölbe versehen‘, causativum zu einem stv. *hwelban ‚sich wölben‘ in norw. kvelva, aschwed. hvälva, schwed. dial. (h)välva, gvälva

ags. hwealf, subst., ‚gewölbe‘ (under heofenes hwealf), an. hvalf ‚gewölbe, gewölbte decke, gewölbte seite‘,

idg. wurzel *quelp, zu der gr. κολπος ‚busen‘

Da gibt es einige Wörter mit hv-, kv-, gv- am Anfang; da ist der Weg zu Guin/Gulln nicht mehr weit.
Irgendwie schaffe ich es nicht, den Wörterbucheintrag zu verlinken; daher nur der Link zum Wörterbuch
http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/Nav…

Grüße
Pit

Hallo,

Auch!

für bayrisch befragt man Hr. Schmeller:
http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/sch…

Wie billig doch guter Rat manchmal sein kann. :smile:
Möchtest du uns nicht vielleicht verraten, was du dort dazu zu finden ist?
Gruß!
H.

Bayerisches Wörterbuch
Moin, miamei,

wie kann man im Schmeller suchen? Ich habe heute früh versucht herauszufinden, welche Etymologie dort genannt wird. Aber eine Wortsuche ist dort anscheinend nicht möglich und die alphabetische Ordnung erschien mir dermaßen durcheinander oder unvollständig, dass ich die Suche nach etwa 1/4 Stunde aufgegeben habe.
Kennst Du das System?

Tschüss
Pit

Hallo, Pit,

miamei,

bin ich zwar nicht, aber wo das alphabetische Register zu beiden Bänden zu finden ist, weiß ich: links unten :wink:

Gruß
Kreszenz

Hallo, Pit,

  1. im Grimm findet man unter dem Eintrag wölben (ich habe nur
    das Wichtigste kopiert):

Irgendwie schaffe ich es nicht, den Wörterbucheintrag zu
verlinken

den Link bekommst Du beim Anklicken des grünen Pfeils neben dem Stichwort wölben.
.

Spekulieren ließe sich wohl auch noch über Hulbe als Ausgangswort:

… riegel oder balken, wodurch ständer oder pfähle oberhalb vereinigt werden; so jochträger bei brücken, oberhölzer an feldgestängen, welche die böcke zusammenhalten …

Gruß
Kreszenz

Hallo,

aus reiner Neugier hab ich jetzt mal im indogermanischen Wörterbuch quergelesen.

Gul verweist auf Geul
Geul verweist auf Geulos

und „Geulos“ bedeutet Höhlung, Schlucht, Wölbung

quod erat demonstrandum

Gruß
Lawrence

Das Problem lag in Trier
Moin, Kreszenz,

ja, die Verlinkungsfunktion des Pfeils kenne ich; man kann ihn auch mit der rechten Maustaste anklicken und kopiert so die Adresse.
Nur hat das heute früh nicht funktioniert.
Offensichtlich haben die Trierer eine Wartung durchgeführt, oder sie hatten ein technisches Problem. Ich hatte nämlich zu mitternächtlicher Stund schon mehrfach versucht, in den Grimm zu schauen - der tat sich aber nicht auf.
Heute früh ging dann die Verlinkung nicht, und nun ist zum Glück alles wieder in Ordnung.

Beim Spekulieren, Recherchieren über und mit Hulbe findet dann vielleicht jemand eine Gullngulln, oder Guinguin etc :wink:

Bis zum nächsten Nachteulentreffen
Pit

Servus,

im Schatz (WB d. Tiroler Mundarten) findet sich „gûle f. (westl. Oi[Oberinntal]) Gabel, die zwei Stämme eines Baumes, zwei Zweige einer Staude bilden, eine gûle machen, zum Hohn die lange Nase, Narrenspanne machen. In dieser Bedeutung …“

Im Tirolerischen wird „ul“ ja bekanntlich meist nicht vokalisiert, es könnte also passen.

Viele Gruesse
R

PS: Ich weiss nicht wie man die Position der Antworten im Baum beeinflusst, sonst haette ich diese Antwort von der ursprueglichen Frage - also uneingerueckt – ganz runtergezogen.

1 Like

Herzlichen Dank euch allen
… auch im Namen meiner Mutter!
Hier sind ja richtige Detektive zugange :smile:

Viele Grüße,
agnes, jetzt schlauer