Bairsche nebensätze mit 'der wo, die wo' etc

Hallo,

un Bayern hört man ja öfter Nebensätze, „die wo“ mit „die wo, der wo“ etc beginnen. wie lässt sich das erklären? lässt sich das von irgendwas ableiten, oder kann man einfach klipp und klar sagen, das es grammatikalisch einfach voll daneben ist? vlg und danke für antworten

Huhu,

du hast mich echt neugierig gemacht!
Also wir in der Pfalz haben das selbe,…ich nenn es mal „Problem“ :smile:

Beispiel:

1: Her siehschd du dänn Bollizischt?

2: Wasvan Bollizischt?

1: Ah der WO do vonne steht!


Auch „die wo“ kommt sehr häufig steht.

  • Bsp. „Isch find die am beschde wo des letschde mo gewunne ham!“
    Wenn ich nun geschichtlich davon ausgehe, das die Pfalz, Kurpfalz und Bayern sehr viel miteinander zu tun hatten. Könnte man einen gemeinsamen Ursprung vermuten.
    Wie gesagt hab keine Antwort…aber sehr interessante Frage.

Grüße vom Hasen

welcher, welche
Moin, Carnegia,

das ist eigentlich kein wo, sondern ein wôs (was) - welcher, welche, welches. Beispiel: Dem Grattler, der wo mia geschtan beleidigt hôt, dem häng i morng as Kreiz aus.

Im deutschen Aufsatz wird gelegentlich empfohlen, den Nebensatz (Begründung spare ich mit jetzt) nicht mit der, sondern mit welcher zu beginnen. „Der wo“ ist schlicht die Dialektform.

À propos: Dialekt und Grammatik sind zwei paar Stiefel :wink:

Gruß Ralf

Hallo,

un Bayern hört man ja öfter Nebensätze, „die wo“ mit „die wo,
der wo“ etc beginnen.

bei diesem „wo“ handelt es sich um eine sog. Relativpartikel, die im Bairischen (und in anderen Dialekten) anstelle des Relativpronomens (der Mann, wo …) oder zusätzlich zum Relativpronomen (der Mann, der wo …) verwendet wird.

Näheres findest Du z. B. hier (S 14 ff.):

4. Relativsätze im Bairischen
[…] Wie im modernen Standarddeutschen gibt es im Bairischen keine asyndetischen Relativsätze* und keine unabhängige Verbend-Stellung.
Der Hauptunterschied in bezug auf Relativsätze ist, daß es im Bairischen Relativpartikeln gibt, die dem Relativpronomen hinzugefügt werden können. Diese Partikeln sind
wo_, oder in manchen Gegenden_ was_.
*Relativsätze, die weder durch ein Relativpronomen oder -adverb noch durch eine Relativpartikel eingeleitet sind_

Eisenberg vermutet, dass die lokale Verwendung von „wo“ als „universelles
Relativadverb“ sich aus dessen lokaler Grundbedeutung entwickelte.
Zitat:
Wir wissen aus vielen anderen Zusammenhängen, dass das Lokale besonders häufig metaphorisiert wird und Grundstrukturen für viele andere Inhaltsbereiche abgibt.
(nach http://books.google.com.ar/books?id=Jvzph0RwRIgC&lpg… / Fußnote 13).

oder kann man einfach klipp und
klar sagen, das es grammatikalisch einfach voll daneben ist?

Mundartliche Phänomene nach standardsprachlichen Normen beurteilen zu wollen, finde ich grundsätzlich problematisch (um nicht zu sagen voll daneben).

Gruß
Kreszenz

Moin,

Mundartliche Phänomene nach standardsprachlichen Normen
beurteilen zu wollen, finde ich grundsätzlich problematisch
(um nicht zu sagen voll daneben)
.

schtümmt.

Isch trach och der Brill, wenn isch der Auto fahr

Isch trach och der Brill, wenn isch der Auto fahr

in Franken gibts:

der Butter
der Gurken
die Gas

Hallo,

wieso bayerisch?

Frei nach Jürgen Klinsmann:

„Das sind Gefühle, wo man nicht beschreiben kann.“

Die Schwaben sind in so was auch gut.

Gruß
Lawrence

Hallo,

den Butter gibts bei uns Schwaben auch.

Und auch den Schoklad.

Gruß
Lawrence

in Franken gibts:

der Butter
der Gurken
die Gas

und die Bäch statt der Bach.
H.

Moin, H.,

in Franken gibts:

der Butter
der Gurken
die Gas

und die Bäch statt der Bach.

interessant - aus Westfalen kenne ich die Becke. Die Emscher wird im Ruhrgebiet Köttelbecke genannt :smile:

Gruß Ralf

Hallo,

unser Bach stammt von der uralten Bezeichnung Ach für fließendes Wasser ab.

Und alle Flüsse, die das im Namen tragen sind meines Wissens weiblich.

Man nehme nur die unzähligen Wasserläufe namens Ache als Beispiel.

Insoweit liegt die Vermutung recht nahe, dass der Bach ursprünglich weiblich war.

Gruß
Lawrence

Hallo, Lawrence,

unser Bach stammt von der uralten Bezeichnung Ach für
fließendes Wasser ab.

„Bach“ hat nicht dieselbe Etymologie wie „Ach(e)“, siehe Köbler:

bah … ahd., st. M.: nhd. Bach, Fluss, Wasserlauf, Rinnsal, Bächlein,
Sturzbach; […]
germ.*baki-, *bakiz, st. M., Bach;
idg. *bhog-, fließendes Wasser, Bach,
mhd. bach, st. M., st. F., Bach; nhd. Bach,


aha … ahd., st. F.: nhd. Ache, Fluss, Wasser, Flut, Strom, Bach,
germ. *ahwō, *ahwjō, st. F. Wasser;
idg. *aku̯ā, *əku̯ā, *ēku̯ … Wasser, Fluss, …
mhd. ahe, st. F., Fluss, Wasser; nhd. (dial.) Ache, Ach, F., Ache,

Insoweit liegt die Vermutung recht nahe, dass der Bach
ursprünglich weiblich war.

„Ach(e)“ ist schon im Althochdeutschen feminin, „Bach“ wurde anscheinend erst im Mhd. auch als Femininum gebräuchlich.

Gruß
Kreszenz

5 Like

Guten Tag.

interessant - aus Westfalen kenne ich die Becke. Die Emscher
wird im Ruhrgebiet Köttelbecke genannt :smile:

Ah, interessant. Ist DAS der Grund dafür, daß im Westen Unterfrankens (wo es weniger Wein gibt, wenn, dann eher im Bocksbeutel [den man nicht auf bekommt]) das Gebäck leicht AN-gewinkelt mit seinem Wert beschriftet wird und mit acrylhaltigem Mehlersatz, dagegen aber im Osten WAAGERECHT - weil die Mittelfranken Dich glauben ließen, ALLMÄCHD sei das selbe wie Acryl?

MfG

urheberreste

PS Und, daß in einem Fluß Kuttelsuppe fließt, glaub ich Dir aufs Wort.

Was immer Du damit sagen möchtest …
… w-w-w ist keine Kontaktbörse.

Könntest Du Deinen Nick vielleicht in Fettdruck angeben? Red mal mit dem Team, das lässt sich bestimmt machen. Dann fiele mir eher auf, dass ich gar nicht erst aufzuklappen brauche.

2 Like

Kontaktbörse.

Nein, natürlich.

DAFÜR verwende ich EIN „INTERNETFORUM“, was nichts anderes ist als der mißratene Nachfahre des CB-Funks, im übrigen auch nicht. Aber ich will etwas anderes damit sagen.

Der Begriff „Köttel“ ist in keinem der deutschen Dialekte existent. Löste bei mir etwas Verwunderung aus und das ist der EINZIGE Grund.

MfG

urheberreste

Köttel
Köttel sind feste, kugel oder wurstförmige Körperausscheidungen von Mensch oder Tier.

1 Like

Schönen guten Tag - aber wahrscheinlich im Dialekt des Ruhrgebiets http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrdeutsch#Wortschatz . Meinte ich ja.

MfG

urheberreste

PS

Zitat:
Der Begriff „Köttel“ ist in keinem der deutschen Dialekte existent. Löste bei mir etwas Verwunderung aus…

Hallo,

aber wahrscheinlich im Dialekt des Ruhrgebiets

Zitat:

(Deiner Behauptung)

Der Begriff „Köttel“ ist in keinem der deutschen Dialekte existent.

Sind diese beiden Aussagen nicht etwas widersprüchlich?

(Hier ist übrigens „Köddel“ als mundartliche Bezeichnung zu finden.)

Und ging es nicht eigentlich um die dialektalen Besonderheiten bei Bach/Bäch/Becke …?

Gruß
Kreszenz

1 Like

Hallo.

Zitat:

(Deiner Behauptung)

Der Begriff „Köttel“ ist in keinem der deutschen Dialekte existent.

Sind diese beiden Aussagen nicht etwas widersprüchlich?

(Hier ist übrigens „Köddel“ als mundartliche Bezeichnung zu
finden.)

Und ging es nicht eigentlich um die dialektalen Besonderheiten
bei Bach/Bäch/Becke …?

Gruß
Kreszenz

Aber HIER (wo ich gerade bin) verdichten sich die Eigenarten, die aufgrund der Anwendung (OHNE UR -regionale und DEUTSCHE Präposgolldistlität und Anwendung von Nichtsprache) von Dialekten entstehen, durch GESPROCHENEN Dialekt. Der, den Du anführst, ist eher schwimmend, wie Du ja zwischen den Zeilen selbst schreibst.

MfG

urheberreste

Hallo,

Aber HIER (wo ich gerade bin) verdichten sich die Eigenarten,
die aufgrund der Anwendung (OHNE UR -regionale und DEUTSCHE
Präposgolldistlität und Anwendung von Nichtsprache) von
Dialekten entstehen, durch GESPROCHENEN Dialekt.

sag bloß!
Wie gut, dass wir uns mal darüber ausgetauscht haben :wink:

Gruß
Kreszenz

1 Like