Bandbreite auf "historischem" Kupferkabel und falsche Analysen

Hallo Wissende,

VDSL auf Kupferleitungen soll bei einer Entfernung < 1km und hochwertigen Leitungen ab KVz eine Bandbreite von 50 Mbit/s aufweisen.Nun stellt sich natürlich zunächst die Frage, ob noch von der Post (!) ab den 50ern des letzten Jahrhunderts verlegte Kabel als hochwertig einzustufen sind. Gibt es verlässliche Studien zu der erreichbaren Bandbreite bei gegebener Entfernung auf solchen „historischen“ Leitungen?

Hintergrund:

Ein Dorf hätte sich - derweil die Telekom sich weigerte auszubauen - an einen alternativen Anbieter gewandt. Dieser Anbieter tätigte die Aussage, dass 25 MBit/s für alle Interessenten möglich seien, da alle Leitungen < 1.5km seien (Gemeint sind nur die Anschlüsse der damaligen Interessenten). Mehr könne man nicht erreichen.

De-facto erreichten aber nur 5 Anwohner, die direkt neben dem KVz wohnen, diese Geschwindigkeiten (und diese auch nicht zu 100% des Tages). Bei allen anderen wären es max 16 MBit/s. Sei desweiteren ein Anschluss gegeben, an dem die Anschlussleitung, d.h. das Adernpärchen, getauscht und ausgemessen wurde. Aussage des Telekom Technikers wäre vor ein paar Monaten gewesen: „Auf dieser Leitung gehen bei 800m Länge maximal 16 MBit/s !“ (So nebenbei: Die Telekom selbst böte nur 2 MBit/s an, derweil die Anschlussleitungen an das ON eine jeweilige Länge von 5km besitzen!).

Der dazugehörige Kreis hätte dann eine „kompetente“ Firma beauftragt, festzustellen, an welchen Stellen im Kreisgebiet am Anschluss der Endkunden weniger als 30 MBit/s zur Verfügung stehen. Diese weißen Flächen soll(t)en mit FTTH mit 50/100 MBit/s versorgt werden.

Das Dorf aber, um das es hier geht, fiele unten raus, weil:

Aussage Kreis (bzw. Analyseergebnis der kompetenten Firma):

  • „Der neue Anbieter bietet eine Versorgung mit >= 30 Mbit/s an“
  • „Die Telekom bestätigte, dass bei allen Anschlüssen (also auch bei dem längsten, der ca. 3km lang ist) 30 Mbit/s erreichbar seien.“

Der Anbieter würde jetzt im O-Ton sagen:

  • 32 Mbit/s bieten wir nur an, wenn sich in der Stadt genug Interessenten finden oder falls Glasfaseranschluss vorliegt
  • Die effektiv erreichbare Endgeschwindkeit hängt von der individuellen Anschlussleitung ab
  • "FTTH werden wir nicht an die Häuser legen. Auch werden wir kein Glasfaser bis an die Verteilung legen."

was zum einen ja nicht bedingunglos wäre und im konkreten Fall ja nichts anderes hieße, als dass bei über 95% der Anschlüsse nur 16 MBit/s erreicht werden könnten. Von den vom Kreis geforderten 30 Mbit/s am Anschluss könnte hier also erst gar nicht die Rede sein.

Das Statement des Technikers stünde im totalen Widerspruch zu den Aussagen des Konzerns.
Glasfaser wolle man natürlich auch nicht verlegen, weder zum Verteiler noch in die Häuser der Kunden, und auch weder auf eigene noch auf Kundenkosten.

Das Dilemma hier wäre also, dass zwei Firmen etwas behaupten würden, was sie vermutlich nicht einhalten können, und eine dritte, ohne auch nur einen Anschluss geprüft zu haben, diese vermutlich falschen Aussagen als Faktum darstellen und somit die Verkabelung mit neuer Technik verhindern würde.

Welche Argumente könnte man dem Verantwortlichen vorlegen, so dass in dem Dorf im ersten Schritt (also zeitgleich mit der Anbindung der anderen Dörfer) zumindestens FTTC verlegt würde?

Das FTTH würde man dann wohl auf eigene Kosten und mit eigener Muskelkraft machen müssen, oder sieht hier jemand eine Chance, dafür von den genannten Firmen aufgrund der vermutlich falschen Aussagen bzw. falschen Analysen einen Ersatz zu bekommen?

Gruß
BW

Hallo,

die tageszeitabhängige Varianz der Verbindungsgeschwindigkeit ist ein Indiz dafür, dass nicht die alten Kupferkabel der Flaschenhals sind, sondern dass der DSLAM des alternativen Anbieter dank zu langsamer Anbindung der Flaschenhals ist.

Man könnte mal im Router nachschauen, mit welcher Geschwindigkeit er mit dem DSLAM verbunden („synchron“) ist. Dort sähe man dann auch (wenn es eine Fritzbox ist), welche max. und min. Datenraten von der Vermittlung (also dem DSLAM) vorgegeben sind und welche (grob geschätzte!) Leitungskapazität der Router errechnet hat.

Im Übrigen ist es nicht die Telekom, die sich geweigert hat, den Ausbau zu machen, sondern es war die Gemeinde, die zu (dumm/geizig/kungelig) war, den Ausbau auszuschreiben.

Howdy,

schon klar. Die Daten dort sind identisch mit den von mir genannten (16 Mbit/s) und entsprächen somit auch eher den Aussagen des Technikers, im übrigen bei mehreren Anschlüssen verifiziert. Die Leitungen stellen hier somit schon einen Teil des Problems dar.

Die Telekom wäre dazu vorher gefragt worden (also schon ein paar Jahre bevor irgendjemand nach Ersatz geguckt hat), ob sie prinzipiell bereit wäre, hier tätig zu werden. Antwort: Nein!

Das gilt für die zuständige Stadt natürlich auch, aber gilt das nicht generell in D?

Gruß
BW

Die Kabel sind immer relativ gleich, egal wann und von wem verlegt. Standard 2-Draht, im Zweifel ungeschirmt und unverdrillt. In manchen Gemeinden in Ostdeutschland wurde erst Glasfaser verlegt und als dann DSL kam wurden teilweise die alten DDR-Leitungen wieder unter dem Putz vorgeholt und dafür verwendet.
Hochwertig ist dort wohl eher Marketingargument.

Steht das dort auch? Das heißt sowas wie maximale Datenrate DSLAM. Das ist die maximal mögliche Geschwindigkeit, die das DSLAM liefern könnte. Wenn da 16MBit/s stehen, dann sind nicht (nur) die Leitungen schuld.

Lade doch mal einen Screenshot von dem DSL-Status der Fritz!Box hoch, dann sieht man mehr.

Hi,

die DSLAM-Datenrate Max. wird vom derzeitigen Provider genutzt, um die Datenrate für den Anschluss zu limitieren. Diese steht bei den Anschluessen also auf 6, 16 oder 25 MBit/s (natürlich umgerechnet in kbit/s) fuer den Download.

Die Leitungskapizität steht dann bei den von mir kontrollierten mit Ausnahme der 5 genannten zumeist auf etwas um die 16 MBit/s (auch in kbit/s).

Screenshot hab ich nicht, derweil ich gerade keinen Zugriff auf diese Fritzboxen habe. Aber du darfst davon ausgehen, dass ich mich korrekt erinnere.

Gruß
BW

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Hallo,

wenn laut Router bei der maximalen Datenrate etwas mit 16000 steht, dann ist das die vom DSLAM vorgegebene Geschwindigkeit, etwa weil die Linecards nicht mehr können.

Es ist mir übrigens unklar, wie der momentan bestehende Verteiler an Netz angebunden ist.
Stand der Technik ist eine Glasfaseranbindung, aber hier sei es ja ausdrücklich nicht der Fall.
Wie denn dann? Richtfunk?

Zu den einzelnen Aussagen:
In den 50er Jahren wurde m.W. seitens der Post noch nicht am Kupfer gespart. Erst später kam man auf die glorreiche Idee, 0,35mm Kabel zu nehmen.
Bündelverseilt waren sie schon lange zuvor.
Alte, intakte Kabel sind tendenziell besser als solche, die zu Zeiten des Kupfersparens verlegt wurden.

30MBit/s über 3km Kupfertelefonkabel ist mit aktuelle Technologie utopisch.

Man sollte den Entscheidern mitteilen, dass hier offensichtlich fehlerhafte Daten vorliegen.

FTTH ist zwar technisch optimal, aber problematisch. Regionale Anbieter wollen meist keine anderen Anbieter auf ihr Kabel lassen, dann ist man an diesen Anbieter gebunden.

Das Optimum wäre, wenn die Kommune eine Breitbandausschreibung für VDSL macht.
Es wird sich eine Wirtschaftlichkeitslücke ergeben, diese muss durch Fördergelder gefüllt werden.
Meist gewinnt die Telekom die Ausschreibung, zumindest hier bei uns in der Gegend.

Hi X_Strom,

ich kann nur sagen, was ich auf den Routern gesehen habe, und dort stand dieser Wert immer auf der vertraglich vereinbarten Bandbreite.

Ja, Gesamtkapazität angeblich 400 MBit/s.

Das ist schon passiert. Es wurde avisiert, die beiden beteiligten Parteien noch mal zu einem Statement aufzufordern, wie denn das Versprochene ohne das Verlegen von Glasfaser umgesetzt werden soll.

Ja, das hat sie ja gemacht, aber explizit nicht für die Dörfer, die ja gemäß der genannten „Studie“ genug Bandbreite haben.

Gruß
BW

Dann ein letzter Rat:

Such dir deinen zuständigen Ratsherrn heraus.
Dafür sind die schließlich da.
Und meist auch überraschend willig.
Die haben auch öfter mal die Motivation, einer unfähigen Verwaltung in den Hintern zu treten.

Hi X_Strom,

auch das hab ich gemacht (und nicht nur bei einem). Die fühlen sich aber für ein Projekt des Kreises nicht zuständig. Einige dieser Vertreter leben auch noch im Mittelalter und haben weder Smartphone noch Internet… und wundern sich, dass sich keine größeren Unternehmen im Gewerbegebiet ansiedeln.

Es verbleibt ja auch immer noch meine Frage:

denn bei korrekter Analyse sowohl des einen als auch des anderen wäre das Dorf ja unter die „weißen Flächen“ gefallen und dann mit FTTH versorgt worden.

Gruß
BW