Hallo,
die Feier von Bar Mizwa und Bat Mizwa ist weder inhaltlich noch formal auch nur annähernd vergleichbar mit den chriistlichen Riten von Erstkommuniom oder Konfirmation.
In der christlichen Tradition wurden Erstkommunion und Firmung erst ab Anfang des 3. Jhdts vom Taufritus (zu Beginn des Puberät), der das eigentliche Initiationsritual war, in der theologischen Bedeutung separiert. Mit der Einführung der Kindertaufe im 4. Jhdt wurden dann daraus unterschiedene Riten bzw. sog. „Sakramente“ (lat. < griech. „mysterion“). In der Reformationzeit wurde dann davon wiederum die Konfirmation separiert, die inhaltlich ebenfalls keine Verwandtschaft hatte, außer, dass in manchen Konfessionen damit zugleich das erste Abendmahl verbunden wurde. Mit der Lese- und Schreibfähigkeit waren diese Riten jedoch nie assoziiert. Einführung der Schulpflicht aber gab es in verschiedenen Teilen Europas hier und da bereits ab dem 16. Jhdt.
Analoge Riten gab und gibt es aber im Judentum nicht. Bar Mizwa bzw Bat Mizwa sind Feiern im Kontext der Kompetenz des Jugendlichen, bestimmte Texte aus der Torah und den Nevi’im vorzutragen. Diese Tradition gab es erst seit dem 14. Jhdt. Dazu gehörte zwar die Schulung der hebräischen Schrift, aber nicht, auch die hebräische Sprache zu beherrschen. Hebräisch war nämlich seit dem 2. Jhdt keine Umgangssprache mehr. Sie wurde nur noch in der jüdisch-theologischen Literatur (Talmudim, Midraschim u.a.) ab dem 1. Jhdt. n. u. Z. transportiert und war in dieser Form nur gebildeten Schichten zugänglich. In einigen Gegenden der jüdischen Diaspora wurde dagegen nur aramäisch gesprochen und später in abgeleiteten Varianten wie z.B. jiddisch.
Hebräisch lesen und schreiben als Bildungsgrundlage kam erst zum Tragen nach der Reaktualisierung der hebräischen Sprache Ende des 19. Jhdts.
Gruß
Metapher