Guten Abend!
(http://wwv.gz-zh.ch/gz-buchegg/holzwerkstatt/).
Sind wir Deutsche wirklich so viel tollpatschiger als die
Schweizer???
Es ist kein Zeichen von Tollpatschigkeit, wenn ein Laie keine Dreh- oder Fräsmaschine bedienen kann.
Das obere Foto des angegebenen Links zeigt Hobelbänke. Das sind Werktische mit Spannvorrichtung für die manuelle Holzbearbeitung, vorzugsweise mit manueller Säge, Hobel und Stechbeitel. Mit etwas Anleitung kann daran jedermann einige elementare Holzbearbeitungen erlernen und durchführen. Ein Stechbeitel kann zwar sehr scharf sein und mit dem Klöpfel kann man sich auf den Daumen schlagen, aber das Verletzungsrisiko ist überschaubar, entspricht etwa dem von Küchenarbeit. Wenn ein Sachkundiger die Vorgänge im Auge behält, werden auch die Werkzeuge keinen Schaden nehmen.
Das untere Bild zeigt etwas unscharf vermutlich eine Kreissäge. An solcher Maschine werden in der Schweiz die gleichen Regeln wie in Deutschland gelten: Für nicht ausgebildetes Personal absolut tabu. Während ein sachkundiger Mensch an der Maschine arbeitet, muss sichergestellt sein, dass Laien und nicht unmittelbar mit dem Arbeitsgang Beschäftigte nicht einmal in die Nähe der Maschine kommen. Der Arbeitende darf nicht abgelenkt oder durch irgendwelche herumgeisternden Leute irritiert werden. Wird an solcher Maschine nicht mit Sachkenntnis und ungeteilter Aufmerksamkeit gearbeitet, drohen üble Verletzungen und Verstümmelungen. Ganz sicher würde niemand irgendeinen Besucher einer Werkstatt an die Kreissäge lassen.
Im Hintergrund des gleichen Fotos ist eine Bandsäge zu sehen. Eine Bandsäge ist nicht ganz so gefährlich wie eine Kreissäge, aber auch daran wird man keine Laien arbeiten lassen.
Im UP ging es aber nicht um Holzbearbeitung. Der Fragesteller suchte eine Gelegenheit zur Nutzung einer Drehmaschine und einer Fräsmaschine zur Metallbearbeitung. Für Menschen ohne einschlägige Ausbildung bergen solche Maschinen erhebliches Gefahrenpotential. Außerdem können Fehlbedienungen zu Werkzeug- und Maschinenschäden führen, auch zu irreparablen Schäden. Deshalb lässt man an solchen Maschinen nur Fachpersonal arbeiten und das auch nur nach Einweisung. Die Maschinen und die benötigten Fräser, Messerköpfe, Drehmeißel und Spannwerkzeuge stellen beträchtliche Werte dar, gegen die eine S-Klasse vergleichsweise billig sein kann. Wie niemand auf die Idee käme, die Edelkarosse jemandem anzuvertrauen, der nicht einmal einen Führerschein besitzt, kommt niemand auf die Idee, einem Laien eine Werkzeugmaschine anzuvertrauen. Natürlich gibt es auch stabile alte Maschinen, die für manche einfache Arbeit reichen und nicht mehr viel wert sind. Aber auch daran haben Bastler nichts verloren. Viel zu gefährlich.
Wer es nicht gelernt hat, scheitert bereits beim sachgerechten Einspannen des zu bearbeitenden Werkstücks. Gar nicht so selten sind zunächst Vorrichtungen und Hilfsmittel zur Aufnahme des Werkstücks anzufertigen oder ein Drehstahl ist speziell zu schleifen. Ein Mechaniker hat sich im Laufe der Zeit vielerlei Hilfsmittel und Spezialstähle angefertigt, die unverzichtbar sind und mit denen kein Laie jemals umgehen könnte. Schon beim Gedanken daran, dass sich irgendwelche unberufenen Pfoten in dem Schrank mit all den Kostbarkeiten zu schaffen machen, werden sich dem Fachmann die Nackenhaare sträuben.
Immer wieder tauchen Ideen der gemeinsamen Nutzung irgendwelcher Einrichtungen und Maschinen auf. Besonders anfällig dafür sind Gründerzentren für junge Unternehmen und manche Einrichtungen alternativer Wohnformen. Wer in der Privatwohnung etwas basteln/bauen möchte, ist auf die Möglichkeiten des Küchentisches beschränkt und jungen Unternehmen fehlt das Geld für einen Maschinenpark. So hat der Gedanke gemeinsamer Nutzung verschiedener Einrichtung seinen Charme. Aber alle Vorhaben in dieser Richtung scheitern, sobald es um mehr geht als um nackte 4 Wände und allenfalls noch Mobiliar einfacher Bauart. Beinhaltete die Idee die gemeinsame Nutzung von Werkzeugen und Maschinen, verschwindet sofort, was weggetragen werden kann und der Rest ist binnen kürzester Zeit ruiniert. Hobelbänke gehen noch, wenn jemand aufpasst und groben Unfug verhindert.
Gruß
Wolfgang