Baudamen - eine neue Spezies?

Liebe Sprachfreunde - ich habe vor ca. 10 Minuten im Rundfunksender NDR Info die Moderatorin sagen hören: „…Bauherren und Baudamen …“.

Das bringt mich ins Grübeln. Nach meinem Gefühl müsste es dann eher Bauherrinnen heißen, denn hier wird ein Herrschaftsverhältnis ausgedrückt, nicht einfach eine Geschlechtsbezeichnung verwandt.

Aber generell erheitert mich die Vorstellung, dass jemand auf einer Baustelle zu tun hat und fragt:„Wer ist denn hier die Baudame?“ Bin ich zu rückwärts gewandt, allzu sehr veralteten Leitbildern verhaftet?

Gibt es auch die Möglichkeit einer geschlechtsneutralen Bezeichnung eines Menschen in dieser Funktion? Ich bin gespannt - Marie

Hallo.

„…Bauherren und Baudamen …“.

Klathe *LOL*

Das bringt mich ins Grübeln. Nach meinem Gefühl müsste es dann
eher Bauherrinnen heißen, denn hier wird ein
Herrschaftsverhältnis ausgedrückt, nicht einfach eine
Geschlechtsbezeichnung verwandt.

Zu ich Dir hier stimme. Wobei man auch auf das Mittelalter zurückgreifen und von „Bauherren und Baufräuleins“ sprechen könnte *g*. Ich sehe den „Herrn“ hier auch nicht als Geschlechtsbezeichnung, sondern als „Herrscher“ (Damscher?). Herrlich dämlich, was man auf diesem Gebiet so alles verzapfen kann.

Eine neutrale Bezeichnung ist schwierig zu finden. „Bauauftraggeber/in“ trifft den Sachverhalt, abgesehen vom Anklang an Idefix, nicht ganz …

Gruß Eillicht zu Vensre

Das bringt mich ins Grübeln. Nach meinem Gefühl müsste es dann
eher Bauherrinnen heißen, denn hier wird ein
Herrschaftsverhältnis ausgedrückt, nicht einfach eine
Geschlechtsbezeichnung verwandt.

Zu ich Dir hier stimme. Wobei man auch auf das Mittelalter
zurückgreifen und von „Bauherren und Baufräuleins“ sprechen
könnte *g*. Ich sehe den „Herrn“ hier auch nicht als
Geschlechtsbezeichnung, sondern als „Herrscher“ (Damscher?).
Herrlich dämlich, was man auf diesem Gebiet so alles verzapfen
kann.

Sehe ich auch so. Der „Bauherr“ bezeichnet ausschließlich eine Funktion (nämlich die Funktion, auf eigene Rechnung und im eigenen Namen ein Bauvorhaben zu betreiben). Das gleiche gilt für den „Antragsteller“, den „Genehmigungsinhaber“, den „Berechtigten“, den „Anspruchsteller“ oder den „Störer“. Und jedenfalls in Gesetzestexten, behördlichen und gerichtlichen Entscheidungen, Verträgen und ähnlichen Dokumenten ist immer nur diese Funktion gemeint, wenn die genannten Begriffe verwendet werden. Für diese Funktion aber ist das natürliche Geschlecht dessen, der diese Funktion im Einzelfall ausfüllen mag, offensichtlich unerheblich. Die Annahme, der Gesetzgeber (das Gericht, die Behörde oder sonstwer) habe immer, wenn er diese Begriffe verwendet, nicht nur die Funktion gemeint, sondern sich immer zugleich auch darüber verhalten wollen, was der jeweilige Träger dieser Funktion zwischen seinen Beinen hat, ist daher schlicht absurd.

Interessanterweise habe ich zu allen oben genannten Begriffen schon zwangsverweiblichte Formen gesehen (Anspruchstellerin, Antragstellerin, Bauherrin, usw.) - nur nicht zum Störer. Es mag Zufall sein, dass „Störer“ der einzig negativ besetzte Begriff in der obigen Liste ist, aber es scheint doch so, als ließe die emanzipierte Frau von heute dort, wo es - und sei es auch nur sprachlich - schlecht riecht, immer noch gern dem Manne den Vortritt. Auch der „Mörder“ in §211 StGB ist übrigens immer noch allein; eine „Mörderin“ hat sich nicht hinzugesellt, obwohl das StGB bereits vor Jahren emanzipatorisch korrekt durchgefegt worden ist.

1 Like

Hallo, Marie -

Liebe Sprachfreunde - ich habe vor ca. 10 Minuten im
Rundfunksender NDR Info die Moderatorin sagen hören:
„…Bauherren und Baudamen …“.

Wunderbar!
Ich hätte da als Analogbildung „Domdame“.

Und erinnere mich in diesem Zusammenhang gern an den revolutionären Vorschlag (kam er nicht von den „Missfits“?), sich mal mit der unerträglichen Dominanz maskuliner Gebrauchsgegenstände auseinanderzusetzen. Eine Feminisierung auf diesem Gebiet wäre dringend geboten: Anrufbeantworterin, Schraubendreherin, Mixerin, Anlasserin…

Da ist es dann nur noch ein kleiner Schritt bis zum Ersatz der Endung -er (bäh!) durch -sie (ja!). Aber ein großer Schritt für die Menschheit. Kugelschreibsie, Koffsie, Schlagbohrsie, Ordnsie (zugegeben, schwer zu sprechen, aber das sollte es einem wert sein)… Kuriositäten wie DIE ButtER würden ein für allemal aus der Welt geschafft.
Fantastische Aussichten!

Letztlich wäre dann auch eine (allen gerecht werdende) geschlechtsneutrale Lösung denkbar: das Wasserkoches, Computes, Druckes, Scannes…

Hier kommt noch eine Menge Arbeit auf Expertengremien zu: Wasserkoches oder Wasseskoches? Experten oder konsequenterweise nicht auch Expesten?

Optimistische Grüße
Castafiore

Moin, moin Castafiore,

So weit wie Du habe ich heute morgen noch nicht gedacht.

Mir fiel nur ein Kollege ein, der in einer Predigt mal von Buhmännern und Buhfrauen sprach.

Gruß - Rolf

Hallo Rolf,

ja - die Gleichstellung bringt nicht nur Positives, wohl wahr…
Und wer das Eine will, muss das Andere mögen…

Wobei mir bei Deinem Beitrag bewusst wird, welche Diskriminerung auch in der Tatsache steckt, dass es keine Weckfrauen (alias Lebkuchenfrauen) gibt. Oder Hampelfrauen. Flachfrauen. Blaufrauen.
Der „Mann im Mond“ ist ja zum Glück schon um die letzten Jahrundertwende durch „Frau Luna“ ersetzt worden. Immerhin.
Aber wo wären die Eltern, die den Mut haben, ihre Tochter „Damenfrau“ zu nennen???

Es gibt noch viel zu tun!
Kämpfsierische Grüße
Castafiore

1 Like

Hallo.

Hier kommt noch eine Menge Arbeit auf Expertengremien zu:
Wasserkoches oder Wasseskoches? Experten oder
konsequenterweise nicht auch Expesten?

Petsie ist Vsiekäufsie für Füllfedsiehältsie …
Petes ist Veskäufes für Füllfedeshaltes …

/t/und-wie-jedes-jahr/3398889/3

Gruß Eillicht zu Vensre

1 Like

hi

Kuriositäten wie DIE ButtER würden ein für
allemal aus der Welt geschafft.

dort heisst sie nämlich schon „der Butter“

Gruß H.

Hi
Bauherr bezeichnet ja nicht nur den, der baut, da würde ich auch Bauherrin nehmen, sondern auch den, der über ein bestehendes Gebäude herrst,
Beispiel: Kirchenvorstand, da sind die „Aufpasser“ ja auch Bauherren.
In dem Zusammenhang habe ich häfiger das Wort Baufrau gelesen/gehört.

Wiebke

Klarstellung
Hi Wiebke,

wo hast Du das alles bloß aufgeschnappt?

Bauherr bezeichnet ja nicht nur den, der baut, da würde ich
auch Bauherrin nehmen,

Doch! Genau das sagt diese Bezeichnung aus.
Bauherr/Bauherrin gibt es ausschließlich während der Planungs- und während der Bauphase.

sondern auch den, der über ein bestehendes Gebäude herrst,

Nein!
Bei bestehenden Gebäuden spricht man von (Grundstücks-)Eigentümer/Eigentümerin.

Beispiel: Kirchenvorstand, da sind die „Aufpasser“ ja auch
Bauherren.

Niemals!
Ein Vorstand - egal, ob Kirchen- oder sonstiger - ist „nur“ ein auf Zeit gewähltes Gremium (resp. eine Person), das höchstens den Bauherrn und/oder den Eigentümer vertritt, aber niemals selbst diese Funktion innehat.

In dem Zusammenhang habe ich häfiger das Wort Baufrau
gelesen/gehört.

Ich habe dieses Wort noch niemals gehört - und schon gar nicht in diesem Zusammenhang.

Gruß Gudrun

Moin, Wiebke,

In dem Zusammenhang habe ich häfiger das Wort Baufrau
gelesen/gehört.

das muss ein Hörfehler sein: Barfrau wäre möglich, ist aber nicht gebräuchlich. Der feine Herr spricht von der Bardame.

Nebenbei gesagt: Auf gehört haben legen die Kümmelspalter, die sich hier tummeln, wenig Wert. Eine Fundstelle à la „Änderungsgesetz zur Niedersächsichen Verordnung über die Benamsung der BauherrInnen in der Fassung vom 1.1.1872, geändert durch den Regierungspräsidenten am 31.2.1955“ wäre das Mindeste :wink:))

Gruß Ralf

2 Like

nur wegen der Vollständigkeit:
da hab ich’s her: http://martin-luther-findorff.de/worueber/exertitien… Abstand rechts unten

1 Like