Guten Abend!
Sicher kennen viele von Euch Beispiele aus der eigenen
Umgebung -
Wieder mal geht es ums Ausbaggern der Elbe. Schließlich sollen ja auch die größten Pötte ins Binnenland nach Hamburg gelangen. Wäre überflüssig, würde der schlecht ausgelastete nagelneue Jade-Weser-Port genutzt. Aber Niedersachsen und Hamburg machen sich Konkurrenz - koste es, was es wolle.
Ein Milliardengrab hier, eines da, aber das ist Kleinkram im Vergleich zur Summe der Verschwendungen bei allen anderen Baumaßnahmen der öffentlichen Hand. Es gibt überall Strukturen, wo eine Hand die andere wäscht, aber nichts sauberer wird. Es beginnt bei den in einer Region immer gleichen planenden Ingenieurbüros, führt über die immer gleichen Entscheider und geht bis zum immer gleichen Dutzend ausführender Unternehmen. Man kennt sich eben. Und so ist es der Normalfall, dass man bei der neuen Straßenbeleuchtung einschließlich Kabelnetz und Schaltschrank ohne die geringste Qualitätseinbuße einen namhaften Prozentsatz der Kosten sparen könnte.
Dazu die Korruption der ganz ordinären Strickart, wo ein Entscheider unverblümt zu verstehen gibt, was für ihn herausspringen muss. Und das nicht in China, sondern in Deutschland.
Im Laufe mehrerer Jahrzehnte war ich beruflich in verschiedenen Rollen tätig, ja, sehr lange zurück liegend in jungen Jahren auch als Nutznießer nicht ganz koscherer Methoden. Meine diesbezüglichen „Lehrjahre“ absolvierte ich in einem sehr großen, angesehenen Konzern. Damals lernte ich, wie anfällig Menschen für irgendwelche Vorteile sind und wie wirkungslos und nur ein bisschen zusätzlichen Aufwand verursachend z. B. Exportbeschränkungen von Rüstungsgütern sind. Mit Bakschisch kann man in D aber auch ganze Hochschulen ausstatten.
Aber irgendwann hat man die Nase voll von solchen Methoden und überlegt, was man dagegen tun könnte. Das Ergebnis meiner Überlegungen heißt Öffentlichkeit. Leistungsverzeichnisse und die Angebote der an der Ausschreibung teilnehmenden Unternehmen müssten im Detail öffentlich einsehbar sein. Laien können damit in aller Regel nichts anfangen, aber es sind eben nicht nur Laien unterwegs, sondern durchaus Leute, die an einem Leistungsverzeichnis erkennen, ob z. B. eine Entrauchungsanlage sachgerecht ausgeschrieben wurde oder ob sie sich eignet, als Begründung für ein halbes Jahrzehnt Verzögerung und ein paar Milliarden Mehrkosten herzuhalten. Andere Sachkundige werden sich wundern, warum der Beleuchtungsschaltschrank mit 4.000 € angesetzt wurde, obwohl das standardisierte Ding für die Hälfte zu haben ist. Letzteres ist nur Kleinkram, aber in abertausenden immer gleich ablaufenden Fällen läppert es sich.
Mit rechtzeitiger Herstellung von Öffentlichkeit kann man nicht jede Mauschelei verhindern, aber man kann die Risiken für die beteiligten Seilschaften beträchtlich erhöhen.
Schließlich halte ich die HOAI für reformbedürftig. Das Honorar des Planers ist an die Baukosten gekoppelt. An kostensparender Bauweise hat ein Planer deshalb i. d. R. wenig Interesse.
Gruß
Wolfgang