Baudesaster im öffentlichen Auftrag - Sammlung

Hallo,

Flughafen Berlin, Hamburger Elbphilharmonie, der Hafen am Jadebusen, Aussichtsplattformen mit 70cm Höhe, teure sog. Sitzsteine in Berlin u.v.m.

Da werden Unsummern Steuergelder verschwendet, unsere.
Zum BER überlegt man angeblich inzwischen lt. Hören-Sagen (kann auch Quatsch sein), ob es lohnt weiterzubauen, weil die Reparaturen und laufenden Kosten ev. höher sind, als ganz neu anfangen - wobei „ganz neu anfangen“ sicher ebenso unsinnig berechnet werden würde, wie der erste Bau.

Ein per Zeitungsartikel (Tagesspiegel vor ca. 2 Jahren) belegtes Beispiel für die sinnige Planung/Bauausführung im Zusammenhang BER:

die umliegenden Gebäude hatten nat. Anspruch auf Schallschutzfenster, Klasse 3, wie üblich in Flughafennähe. Dürfte auch jedem Fensterverbauer bekannt sein.
Es wurden massenhaft neue Fenster eingebaut, Schallschutzklasse 2.
Die nat. alle wieder ausgetauscht werden mussten. Viele neue Fenster klasse 2 wurden offiziell zu Bauschutt.

Und dann erst Hamburg! Und die Werft in Papenburg, deretwegen laufend die Ems ausgebagert werden muss, obwohl es früher in Emden und Leer, also Seenah ausreichend Werften gab usw.

Es gibt mit Sicherheit auch viele andere Desaster im öffentlichen Auftrag, aber kaum so gut sichtbar und eindrücklich, wie beim Bau.

Sicher kennen viele von Euch Beispiele aus der eigenen Umgebung - wie sind Eure Erfahrungen?
Fände es interessant, wie das bundesweit aussieht.

Gruß, Paran

Guten Abend!

Sicher kennen viele von Euch Beispiele aus der eigenen
Umgebung -

Wieder mal geht es ums Ausbaggern der Elbe. Schließlich sollen ja auch die größten Pötte ins Binnenland nach Hamburg gelangen. Wäre überflüssig, würde der schlecht ausgelastete nagelneue Jade-Weser-Port genutzt. Aber Niedersachsen und Hamburg machen sich Konkurrenz - koste es, was es wolle.

Ein Milliardengrab hier, eines da, aber das ist Kleinkram im Vergleich zur Summe der Verschwendungen bei allen anderen Baumaßnahmen der öffentlichen Hand. Es gibt überall Strukturen, wo eine Hand die andere wäscht, aber nichts sauberer wird. Es beginnt bei den in einer Region immer gleichen planenden Ingenieurbüros, führt über die immer gleichen Entscheider und geht bis zum immer gleichen Dutzend ausführender Unternehmen. Man kennt sich eben. Und so ist es der Normalfall, dass man bei der neuen Straßenbeleuchtung einschließlich Kabelnetz und Schaltschrank ohne die geringste Qualitätseinbuße einen namhaften Prozentsatz der Kosten sparen könnte.

Dazu die Korruption der ganz ordinären Strickart, wo ein Entscheider unverblümt zu verstehen gibt, was für ihn herausspringen muss. Und das nicht in China, sondern in Deutschland.

Im Laufe mehrerer Jahrzehnte war ich beruflich in verschiedenen Rollen tätig, ja, sehr lange zurück liegend in jungen Jahren auch als Nutznießer nicht ganz koscherer Methoden. Meine diesbezüglichen „Lehrjahre“ absolvierte ich in einem sehr großen, angesehenen Konzern. Damals lernte ich, wie anfällig Menschen für irgendwelche Vorteile sind und wie wirkungslos und nur ein bisschen zusätzlichen Aufwand verursachend z. B. Exportbeschränkungen von Rüstungsgütern sind. Mit Bakschisch kann man in D aber auch ganze Hochschulen ausstatten.

Aber irgendwann hat man die Nase voll von solchen Methoden und überlegt, was man dagegen tun könnte. Das Ergebnis meiner Überlegungen heißt Öffentlichkeit. Leistungsverzeichnisse und die Angebote der an der Ausschreibung teilnehmenden Unternehmen müssten im Detail öffentlich einsehbar sein. Laien können damit in aller Regel nichts anfangen, aber es sind eben nicht nur Laien unterwegs, sondern durchaus Leute, die an einem Leistungsverzeichnis erkennen, ob z. B. eine Entrauchungsanlage sachgerecht ausgeschrieben wurde oder ob sie sich eignet, als Begründung für ein halbes Jahrzehnt Verzögerung und ein paar Milliarden Mehrkosten herzuhalten. Andere Sachkundige werden sich wundern, warum der Beleuchtungsschaltschrank mit 4.000 € angesetzt wurde, obwohl das standardisierte Ding für die Hälfte zu haben ist. Letzteres ist nur Kleinkram, aber in abertausenden immer gleich ablaufenden Fällen läppert es sich.

Mit rechtzeitiger Herstellung von Öffentlichkeit kann man nicht jede Mauschelei verhindern, aber man kann die Risiken für die beteiligten Seilschaften beträchtlich erhöhen.

Schließlich halte ich die HOAI für reformbedürftig. Das Honorar des Planers ist an die Baukosten gekoppelt. An kostensparender Bauweise hat ein Planer deshalb i. d. R. wenig Interesse.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

da gibt es doch (bzgl. der Ausgaben des Bundes) bereits nette Sammlungen.
http://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichun…
Ergänzt um weitere Bemerkungen: http://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichun…

Oder das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler: http://www.steuerzahler.de/files/15735/Schwarzbuch_2…

Evtl. vor dem Lesen den Arzt wg. Blutdruck kontaktieren???

Gruß
vdmaster

Kumuliertes Kleinvieh
Servus,

die möglicherweise größte kommunale Geldverbrennung der jüngeren Zeit fand ohne irgendwelche Ausschreibungen, Planfeststellungen etc. nur auf dem Papier statt und hieß „Cross-Border-Leasing“. Was sie kumuliert über alle Gemeinden, die sich darauf eingelassen haben, gekostet hat, lässt sich schwer ermitteln, weil die Verträge je nach Kommune teils nicht einmal den Stadträten bekannt waren, die sie absegnen durften.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Sicher kennen viele von Euch Beispiele aus der eigenen
Umgebung - wie sind Eure Erfahrungen?
Fände es interessant, wie das bundesweit aussieht.

Neben solchen Leuchttürmen wie BER wird wohl jeder die Fälle in seiner unmittelbaren Umgebung kennen, wo Straßen neu gemacht werden und just ein halbes Jahr später fällt der Telekom, dem Abwasserverband, den Stadtwerken oder dem Wasserversorger (vorzugsweise auch allen in ausreichendem Abstand voneinander) ein, dass neue Leitungen verlegt werden sollen.
Die neue Straße wird also wieder aufgerissen, die Statik ist hin, die Fugen sind nicht glatt und schon nach wenigen Jahren sieht die Straße schlimmer aus, als vor der Sanierung. Und das obwohl sie in dieser Zeit x-mal für Wochen oder Monate für den Verkehr gesperrt war.
Da es Kommunen gibt, die das auch anderes hinbekommen, fällt es mir schwer zu glauben (Kann spuren von Euphemismus enthalten), dass man sowas planerisch nicht gebacken bekommt, dass da jeder auch gleich seine Leitungen reinlegt, wenn einmal eine Straße grundhaft saniert wird.
Kostet ja nicht nur immer wieder den gleichen neuen Aufwand, sondern verursacht auch noch unnötige Unleitungen/Staus.

Grüße

Hallo,

Neben solchen Leuchttürmen wie BER wird wohl jeder die Fälle
in seiner unmittelbaren Umgebung kennen, wo Straßen neu
gemacht werden und just ein halbes Jahr später fällt der
Telekom, dem Abwasserverband, den Stadtwerken oder dem
Wasserversorger (vorzugsweise auch allen in ausreichendem
Abstand voneinander) ein, dass neue Leitungen verlegt werden
sollen.

natürlich gibt es Bemühungen, diese Operationen zu koordinieren, sofern diese planbar sind. Wenn aber etwas defekt ist oder die Telekom, Unitymedia usw. als privatwirtschaftliche Unternehmen neue Kabel vergraben wollen, dann kann die Stadt sie Arbeiten nicht verbieten, nur weil irgendein Regiebetrieb oder die Stadtwerke das gleiche Stück Straße weniger Monate zuvor schon einmal aufgehackt haben.

Es ist wie zu Hause: hat man gerade neu tapeziert, gibts einen Wasserschaden oder der Junior bringt sein Äquivalent zur sixtinischen Kapelle zu „Papier“. Da machste nix.

Gruß
C.

Hallo

erstmal vielen Dank für Deine fundierte Antwort.

Aber irgendwann hat man die Nase voll von solchen Methoden und
überlegt, was man dagegen tun könnte. Das Ergebnis meiner
Überlegungen heißt Öffentlichkeit. Leistungsverzeichnisse und
die Angebote der an der Ausschreibung teilnehmenden
Unternehmen müssten im Detail öffentlich einsehbar sein. Laien
können damit in aller Regel nichts anfangen, aber es sind eben
nicht nur Laien unterwegs, sondern durchaus Leute, die an
einem Leistungsverzeichnis erkennen, ob z. B. eine
Entrauchungsanlage sachgerecht ausgeschrieben wurde oder ob
sie sich eignet, als Begründung für ein halbes Jahrzehnt
Verzögerung und ein paar Milliarden Mehrkosten herzuhalten.
Andere Sachkundige werden sich wundern, warum der
Beleuchtungsschaltschrank mit 4.000 € angesetzt wurde, obwohl
das standardisierte Ding für die Hälfte zu haben ist.
Letzteres ist nur Kleinkram, aber in abertausenden immer
gleich ablaufenden Fällen läppert es sich.

Das halte ich für eine sehr gute Idee. Frage ist: wer kann/will das umsetzen?

Mit rechtzeitiger Herstellung von Öffentlichkeit kann man
nicht jede Mauschelei verhindern, aber man kann die Risiken
für die beteiligten Seilschaften beträchtlich erhöhen.

Ja, mehr ist verm. nicht machbar. Aber das wäre angesichts der derzeitigen Ausuferungen schon eine ganze Menge.

Schließlich halte ich die HOAI für reformbedürftig. Das
Honorar des Planers ist an die Baukosten gekoppelt. An
kostensparender Bauweise hat ein Planer deshalb i. d. R. wenig
Interesse.

Sorry, damit kenne ich persönlich mich garnicht aus, HOAI -nie gehört. Andere Wähler verm. auch nicht.
Kannst Du das etwas genauer beschreiben? Man muss ja was wissen, ehe man sinnvoll wählen kann.

Gruß, Paran

Hallo,

Danke für die Links und für die Sorge.
Aber mein Blutdruck ist kein Problem.
Nur heute ists zu spät, die Links durchzugucken.
Morgen - bzw. heute, aber später.

Gruß, Paran

Hallo,

klar kenne ich das von hier auch.
Es ist nicht die Ausnahme, eher die Regel.
Aber mit diesem sozusagen „Kleinscheiß“ würde ich leben können, der kann halt auch tatsächlich situationsbedingt sein.
Auch wenn es auffällig ist, wenn in einer Straße innerhalb eines Jahres drei Baumaßnahmen situationsbedingt nötig sind und dann wieder zehn Jahre Ruhe ist, dafür eine andere Straße die Probleme hat. Etwas seltsam ist das schon manchmal.

Gruß, Paran

Guten Morgen!

Schließlich halte ich die HOAI für reformbedürftig. Das
Honorar des Planers ist an die Baukosten gekoppelt. An
kostensparender Bauweise hat ein Planer deshalb i. d. R. wenig
Interesse.

Sorry, damit kenne ich persönlich mich garnicht aus, HOAI -nie
gehört. Andere Wähler verm. auch nicht.
Kannst Du das etwas genauer beschreiben?

HOAI steht für H onorar o rdnung für A rchitekten und I ngenieure http://de.wikipedia.org/wiki/Honorarordnung_f%C3%BCr… und http://www.hoai.de/ . Dabei verhält es sich ähnlich wie bei der Rechtsanwaltsvergütung nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz RVG (früher BRAGO). Bei den Advokaten ist der Streitwert entscheidend, bei den Ingenieuren sind es die Kosten der geplanten Baumaßnahme. Ebenfalls vergleichbar ist eine weitere Staffelung nach Schwierigkeitsgrad.

Die Gestaltung der HOAI läuft dem Bestreben nach wirtschaftlich günstiger Bauweise zuwider. Hinzu kommt, dass in vielen Kommunen eigener Sachverstand nur sehr dünn gesät oder gar nicht mehr vorhanden ist. Alles „outgesourced“. So sind die Kommunen ohne ausreichende eigene Kritikfähigkeit auf externe Dienstleister angewiesen und damit nur zu oft verraten und verkauft.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

natürlich gibt es Bemühungen, diese Operationen zu
koordinieren, sofern diese planbar sind.

Nur davon Rede ich. Ich meinte keine Notfälle.

Wenn aber etwas defekt ist oder die Telekom, Unitymedia usw. als privatwirtschaftliche Unternehmen neue Kabel vergraben wollen, dann kann die Stadt sie Arbeiten nicht verbieten, nur weil irgendein Regiebetrieb oder die Stadtwerke das gleiche Stück Straße weniger Monate zuvor schon einmal aufgehackt haben.

Es ging ja um die grundhafte Sanierung einer Straße. Davon abgesehen, ist es durchaus möglich, die anderen Unternehmen dazu anzuhalten, in diesem Zuge ihre Leitungen zu verlegen. Es gibt ja Kommunen, wo das geht.

Es ist wie zu Hause: hat man gerade neu tapeziert, gibts einen Wasserschaden oder der Junior bringt sein Äquivalent zur sixtinischen Kapelle zu „Papier“. Da machste nix.

Von solchen „Katastrophen“ rede ich nicht. Ich meine schon die mit Ansage. Und selbst, wenn da ein 100 Jahre altes Rohr platzt, eins von der Sorte, die in den letzten Jahren andauernd überall in der Stadt platzen, kann man sich mal fragen, warum das dann nicht gleich bei der Sanierung neu mit verlegt wird. Zumal solche öffentlichen Straßensanierungen nicht von jetzt auf nachher passieren, sondern schon ein paar Donnerstage Vorlauf haben und Gas Wasser Scheiße oft zur Kommune gehören. Klar man muss das wollen. Da das aber keine allzu hohe planerische Herausforderung sein dürfte, drängt sich schon der Verdacht auf, dass das absichtlich nicht passiert. Verschwendung ist es allemal.

Grüße

Hallo,

Von solchen „Katastrophen“ rede ich nicht. Ich meine schon die
mit Ansage. Und selbst, wenn da ein 100 Jahre altes Rohr
platzt, eins von der Sorte, die in den letzten Jahren
andauernd überall in der Stadt platzen, kann man sich mal
fragen, warum das dann nicht gleich bei der Sanierung neu mit
verlegt wird.

ich kann Dir nur empfehlen, in einem solcher Fälle mal Kontakt zur zuständigen Behörde zu suchen, anstatt Dich sinn- und fruchtlos aufzuregen. Über die Erklärung (oder nicht-Erklärung), die Du dort erhälst, kannst Du Dich dann immer noch aufregen. Über die Jahre habe ich jedenfalls festgestellt, daß einerseits Sinn und Anlaß einer Baumaßnahme nicht immer sofort zu erkennen sind und andererseits die Zusammenhänge und Entscheidungswege anders gelagert sind als man sich das so vorstellt.

In einem konkreten Fällen habe ich bspw. noch gut im Sinn, daß man tatsächlich versuchte, städtische und privatwirtschaftliche Baumaßnahme zu koordinieren, nur aber das privatwirtschaftlich organisierte Unternehmen so lange (> 1 Jahr) brauchte, um sein Bauvorhaben spruchreif voranzubringen, daß am Ende die planbare Operation seitens der Stadt eine dringend notwendige wurde.

In einem anderen Fall wurde der Antrag auf aufhacken so kurzfristig gestellt, daß andere, schon länger vorher angemeldete Arbeiten schon kurz vor dem Abschluß standen. Man hat dann zwar nicht wieder zugeschaufelt und asphaltiert, aber die Anwohner durften sich damals über eine mehrere Monate unproduktive Grube freuen.

Und um noch einen dritten Fall zu erwähnen: ein Loch ruhte ein halbes Jahr fast unangetastet vor der Haustür vor sich hin. Ein Anruf ergab, daß es zu dem Loch ein Pendant gab, an dem aber - dank der Auflagen der Stadt - nur an bestimmten Wochentagen zu besttimmten Tageszeiten gearbeitet werden durfte (Hauptverkehrsstraße + Wohngebiet). Das Loch vor meiner Tür wieder zuzuschütten, hätte aber auch nur wenig Sinn gemacht (zumal doch ab und an mal jemand zu messen ans Kabel mußte) und so gingen wir ein gutes halbes Jahr mehrmals täglich über die Planke.

Gruß
C.

Moin auch,

und so gingen wir ein gutes halbes Jahr mehrmals
täglich über die Planke.

So richtig ? http://www.123rf.com/photo_13542164_cartoon-pirate-w…

Ralph

Hallo,

klar kenne ich das von hier auch.
Es ist nicht die Ausnahme, eher die Regel.
Aber mit diesem sozusagen „Kleinscheiß“ würde ich leben

Ich nicht. Da steht ja auf kommunaler Ebene nicht das Steueraufkommen des Bundes gegenüber, sondern nur das der jeweiligen Kommune. Als Bürger wird da ja nicht nur die eben sanierte Straße kaputtgemacht, sondern ich bezahle den Aufwand nochmal als Kunde der Versorger. Wenn mich auch noch die Straßensperrung betrifft, kostet mich das auch noch jeden Tag Zeit und Geld.
Und da das in vielen vielen Kommunen passiert, ergibt sich auf Bundesebene addiert wohl auch ein recht ansehnlicher Haufen, der sogar größer als bei den bundesweit medienwirksamen Leuchttürmen dieser Kategorie sein könnte.

Grüße