Bauernaufstand

der präsident des deutschen bauernverbands hat mitgeteilt, dass die heimischen bauern die lebensgrundlage der bevölkerung sichern. und 1 mrd eur eingefordert ob der zu erwartenden schlechten ernte.

  1. welcher anteil der monokulturen getreide - mais - kartoffeln findet denn tatsächlich den weg in den verkauf und nicht in den export, futtermittelherstellung oder energieverwertung?
  2. in welchem maß werden die lokalen produzenten und verkäufer anteilig/prozentual gegenüber den massenproduzenten benachteiligt oder bevorzugt?
  3. wie hoch ist der saldo aus import/export an landwirtschaftlichen produkten?

kennt da jemand zahlen zu einzelnen gebieten, die meine fragen erhellen?

pasquino

Lesestoff für Dich:

MfG
duck313

danke für den ersten link, er behandelt zwar nur den export, ist aber schon aufschlussreich.

ein deutscher landwirt erlöst etwa jeden vierten euro im export

Etwa ein Drittel der Gesamtproduktion der deutschen Landwirtschaft wird exportiert.

wer erhält die differenz der steuerfinanzierten subvention wegen „dürre“?
die bauern sind es ja nicht.

pasquino

Servus,

hier, was zum Lesen für Dich:

https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Landwirtschaft/KritischeInfrastrukturenLandwirtschaft/MarktVersorgung/2018BerichtGetreide.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Monokulturen Getreide - Mais - Kartoffeln gibt es nich nur in D, sondern auch sonst auf der Welt nirgends, weil weder Mais noch irgendein Getreide noch Kartoffeln in der Fruchtfolge selbstverträglich sind. In den wichtigen Weizenbaugebieten ist die Fruchtfolge zwar teils sehr eingeengt auf Weizen - Raps - Weizen, aber „Mono-“ ist eben nicht „Dyo-“.

Der Selbstversorgungsgrad bei Weizen und Roggen liegt in D in normalen Jahren in der Gegend von 100 %, d.h. es gibt keinen nennenswerten Netto-Export- oder Import-Überschuss. Netto importiert werden Backweizenqualitäten und Hartweizen, netto exportiert wird Weichweizen minderer Qualität für Futtermittel und industrielle Nahrungsmittelproduktion.

Wer Kartoffeln in nennenswertem Umfang über große Entfernungen exportieren wollte, müsste mit dem Klammerbeutel gepudert sein. Näheres dazu bei Johann Heinrich von Thünen. Import und Export von stark spezialisierten Kartoffelsorten (Stärkekartoffeln für die Papier- und Kartonagenindustrie von Nordfrankreich und Belgien nach D, Frittenkartoffeln von D nach Belgien) halten sich in etwa die Waage.

Weshalb Futtermittel etwas anderes sein sollten als andere Produkte des Ackerbaus, erschließt sich mir nicht. Glaubst Du am Ende gar, die „Weidemilch“ und die Schnitzel, die im Regal vor Dir stehen, würden aus Gras gemacht? Übrigens: Die Milchviehhaltung außer dem Voralpenraum, wo es wenigstens ab und zu ein bissele geregnet hat, wird als erste in die Knie gehen, schlicht weil kein Futter da ist. Es ist in den nächsten Monaten mit massenhaft Milchkühen am Markt für Schlachtvieh zu rechnen. Diejenigen, die aufgestellt bleiben, werden so wenig Rauhfutter wie möglich und so viel Mischfutter wie bezahlbar bekommen. Findest Du es besonders schlimm, wenn man Kühe mit Abfällen aus der Müllerei, aus der Rapsdieselgewinnung und aus der Maisalkoholgewinnung füttert, oder worauf zielt Deine Frage? Oder ist Butter eventuell in Deinen Augen gar kein Lebensmittel?

Der Selbstversorgungsgrad an landwirtschaftlichen Produkten insgesamt hat so hoch aggregiert zwar keine eigentliche Aussage, aber bittesehr, hier isser:

https://www.agrarbericht.ch/de/markt/marktentwicklungen/selbstversorgungsgrad

Aber neugierhalber: Was genau hat Joachim Rukwied denn genau zur Lebensgrundlage der Bevölkerung gesagt und wo wurde das wörtlich so wiedergegeben, wie Du schreibst? Mir kommt es ein bissele vor, als surre Dir da ein Soundtrack von 1952 im Kopf herum - aktuell geht es nicht um die Lebensgrundlage der Bevölkerung, sondern um die Lebensgrundlage eines Berufsstandes, die gefährdet ist.

Schöne Grüße

MM

???

Hast Du mal Fieber gemessen?

Welche Differenz? Welche Subvention?

Beiläufig: Es ist ein gewaltiger Unsinn, ausschließlich Exporte und nicht Export-/Import-Salden aka Versorgungsbilanzen zu betrachten. Wofür soll das den gut sein? Bloß damit der Stammtisch was zum auf den Tisch hauen hat?

Schöne Grüße

MM

1 Like

ich habe es im tv in den nachrichten vorhin gesehen und gehört.
die lebensgrundlage des berufsstands wurde mit der lebensgrundlage der bevölkerung argumentiert.
daher meine fragen, weil mich die konservative ansage skeptisch macht.
und die gerade zahl 1 mrd sowieso.
erweckt den eindruck politischer aktivität, keinesfalls konkreter verteilungsabsichten und erläuterung.

ich schau mir die links später an, danke jedenfalls dafür.

pasquino

1 Like

Servus,

die glatte Milliarde ist von Rukwied, wörtlich „Eine Milliarde wäre wünschenswert“ - da geht es vor der Hand nur darum, die Größenordnung der zur Existenzsicherung benötigten Mittel zu benennen. Klöckner hat mit Recht auf einen Zeitpunkt um den 10. August verwiesen, vor dem die eingetretenen und noch eintretenden Ausfälle noch nicht genauer quantifiziert werden können.

Vorläufig deuten die Warenterminkurse darauf hin, dass die verfügbaren Mengen von Weizen, nachdem auch aus der Ukraine und aus Frankreich eher schlechte Nachrichten kommen, durchaus so knapp sein werden wie die Schwarzmaler befürchten:

https://www.kaack-terminhandel.de/de/matif-weizen.html

Schöne Grüße

MM

Hmm. Wie definiert der denn „nennenswerter Umfang“ und „große Entfernung“?
Und gilt das nur für deutsche Ware?
Aus zwei der hiesigen Rewe-Märkte bin ich letztens unverrichteter Dinge wieder raus, weil es dort Kartoffeln ausschließlich aus Ägypten oder Israel gab, was ich ähnlich pervers finde wie Äpfel aus Südamerika oder Neuseeland, aber vielleicht gibt es ja eine einleuchtende Erklärung?

Gruß,

Kannitverstan

1 Like

Hallo Kannitverstan,

zu bestimmten Jahreszeiten kann es durchaus ökologisch sinnvoll sein, Apfel aus „Weitweg“ zu kaufen. Wie bilanzierst du den Energieaufwand, deutsche Äpfel, das ganze Jahr handelstauglich zu erhalten?

Ob man jeden Monat im Jahr Äpfel essen muss, steht auf einem anderen Blatt.

Grüße

Jens

1 Like

Hallo Kannitverstan,

das geht übrigens. Man muss nur unterschiedliche Sorten anbauen.

Grüße

Jens

1 Like

Hallo MM,

meist folge ich deinen Argumenten, hätte aber noch einige kritische Fragen.

Geht nicht ein Großteil der europäischen Landwirtschaftsförderung in die
Erhöhung des Pachtpreises, ohne dass die Gesellschaft im Sinne von Trinkwasser-, Arten- und Tierschutz etwas davon hätte?

Monokulturen können auch bei Fruchtfolge bestehen. Das ist nur jedes Jahr eine neue auf vielen ha.

Über die Luftraumüberwachung werden hier in der Gegend jede Kleinstinseln in der Ackerflur vernichtet. Man könnte das melden, hat aber Bürokratie. Das mit den Gewässerrandstreifen funktioniert weitgehend im Sinne des Gesetzes/der Verordnungen.

Ich kann mich dem Eindruck nicht erwehren, dass deutsche und europäische
Politik ist, Landwirtschaft in anderen Ländern durch Agrarförderung kaputt zu machen und gleichzeitig Unsummen in die Eigene hinein zu stecken.

Wo steht dauerhaft geschrieben, dass wir Weltmarktpreise mit Subventionen
drücken müssen und am Ende selbst darunter leiden?

Was mich noch ankotzt (entschuldige bitte die Wortwahl), wenn gesagt wird, dass die Verbraucher bereit sein müssten, mehr Geld auszugeben. Der Gesetzgeber kann Mindeststandards setzen und keiner wird am Markt benachteiligt. Plötzlich wird Schutz „von was auch immer“, wettbewerbsfähig.

Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Frust bei dir abgeladen habe. Mein Angebot
ist, dass ich auf Argumente eingehe und lernfähig bin.

Grüße

Jens

3 Like

Nein. Ich verstehe die Rechnung, nach der man einen Apfel aus Neuseeland im Januar ruhigen Gewissens essen könnte - schließlich wäre die Produktion eines deutschen Industrieapfels zur selben Zeit mit enormem Aufwand verbunden.
Es deshalb als ökologisch sinnvoll zu bezeichnen, einen Apfel um die halbe Welt zu schippern, ist aber doch eine Milchmädchenrechnung zur Gewissensberuhigung. Ökologisch tatsächlich sinnvoll wäre, keine Äpfel anzubieten, wenn’s vor Ort eben keine gibt.
Aber das Verbraucherverhalten (wieder) dahin zu steuern, will wohl niemand. Am wenigsten vielleicht der verwöhnte Verbraucher selbst. Denn wir wissen wenn man sich erst einmal an einen Lebensstandard gewöhnt hat dann ist es schwierig später wieder mit weniger auszukommen :wink:

Guckstewohl! Meine Eltern haben ihre Winteräpfel „früher“ (noch gar nicht sooo lange her) von privat gekauft und im kühlen Kellerraum gelagert. Kosten = 0, abgesehen vom Transport. Und „Bio“ obendrein. Die Äpfel warn oft nicht gerade ansehnlich, aber lecker. Will nur heute keiner mehr haben. Und es rechnet sich wohl nicht in großem Maßstab, weil entsprechende Sorten sich nicht für Plantagen eignen. Schade!

Gruß,

Kannitverstan

1 Like

Servus,

Du sprichst von Frühkartoffeln außerhalb der Saison; „letztens“ war vor der letzten Maiwoche, in der in den deutschen Frühkartoffelanbaugebieten die Ernte beginnt. Noja, wer Erdbeeren im Februar haben will, zahlt auch einen Preis (und bekommt dafür anders als bei Frühkartoffeln im März miserable Ware).

Dass bei solcher Ware der Preis des Transports keine bedeutende Rolle mehr spielt, liegt auf der Hand. Was aber für 50 Cent / kg im Regal liegt, kann man nicht gut mit 20 Cent / kg Transportkosten belasten, wenn man es verkaufen möchte.

Schöne Grüße

MM

Hi!

Wollte ähnliches schreiben, allerdings nicht gekauft, sondern selber gepflückt (bzw. pflücken müssen), und dazu auch noch Birnen, Karotten (Möhren), Kartoffeln (Erdäpfel), Rüben, etc - also alles, was im kühlen (Erd-)Keller gelagert werden konnte.

Grüße,
Tomh

PS: Die Auswirkung allerdings davon ist, dass ich keine Äpfel und Birnen mehr mag …

Bis zur letzten Maiwoche hat der Zentner vom Bauern ausm Nachbardorf gereicht :wink:
Mein „letztens“ war vor zwei Wochen. Bei Edeka bin ich dann übrigens fündig geworden.

Ja. Eben jener Edeka hatte im Februar zwei Paletten Erdbeeren im Haupteingang stehen. Ich glaub für 1,99 das 250g-Schälchen.
Die Verkäuferinnen waren ganz erquickt „ich hab mir schon zwei Schälchen weg :heart_eyes:“.
Nein, ich hab keine gekauft :wink:

Gruß,

Kannitverstan

Verstehe das immer nicht, bzw habe da wenig Mitleid.

Natürlich sind Futtermittel durchaus anders einzuordnen. Da müsste man jetzt die Exportzahlen für Fleisch parat haben.

Das alljährliche Gejammer wenn zuviel oder zuwenig Regen, zu kalt oder zu warme Temperaturen, mindert die Wirksamkeit, wenn mal wirklich ein Notstand eintritt. Da hätte man lieber in manchem Jahr einfach das Gejammert sein lassen müssen, dann könnte man jetzt vielleicht glaubhafter Betteln.

Ich verweise außerdem auf die langjährigen Zahlen zu Erntemengen und auf die Entwicklung der Traktorgrößen in den letzten Jahren. Vernünftig wirtschaften heißt eben auch, in fetten Jahren ein Polster zu schaffen für magere.

Wirtschaften heißt auch, sich dem Lauf der Dinge hier und da anzupassen. Aber das schafft die Automobilindustrie ja auch nicht. Und dann die Hand aufhalten, weil man Entwicklungen verpennt hat. (Meine Theorie: wegen der staatlichen Unterstützung).

Ich stehe der Landwirtschaft durchaus recht nah. Aber das berufseigene erfolgreiche Gejammer ist im meinen Augen ein echt schwarzer Punkt im Image der Landwirte.

Bufo

6 Like

In dem Zusammenhang würde mich auch mal interessieren: Wer hat eigentlich den Landwirten den Floh ins Ohr gesetzt, „durchschnittliche Niederschläge / Temperaturen“ seien die Werte, die auch tatsächlich jeden Monat vorzuliegen haben?
JEDES Jahr und JEDEN Monat wird gejammert, dass der Monat zu kalt, zu nass, zu trocken, zu heiß oder sonstwas war, immer mit den Argument, dass der Monat um soundsoviel vom Durchschnitt abwich…
Für jeden guten Unternehmer ist es doch normal, dass Einnahmen und Ausgaben schwanken. Auch vom Wetter sind noch viele andere Unternehmer abhängig, aber nirgendwo hört man so viel Gejammer wie in der Landwirtschaft.

Ich will gern zugeben, dass die Versorgung mit Lebensmitteln besonders wichtig ist, und dass dieses Jahr ein besonders trockenes ist.
Dennoch, oder gerade deshalb, sollte wesentlich strenger geprüft werden, ob und wann Subventionen angebracht sind.

Das Gießkannenprinzip ist auch bei Dürre sicher nicht das Richtige…