Hallo Steff!
also falls der Hersteller tatsächlich nach 9000er Reihe
arbeitet, dann frage ich mich, wie der Zulieferant die
Freigabe erlangt hat.
Das Problem ist die Alleinstellung des Lieferanten. Die Erzeugnisse müssen nur speziell genug sein, dann tauchen ähnliche Probleme an allen Ecken und Enden auf. Beispiel: Ein Glasfaserhersteller bietet eine Faser aus einer speziellen Glassorte an. Ich kann zwar mechanische Maße, Schmelzpunkt und Brechungsindex messen, aber um welche Glassorte es sich handelt und woraus das Coating besteht, verrät der Hersteller nicht. Seine Vorlieferanten gibt er nicht preis und Zweitlieferanten für ein vergleichbares Produkt gibt es nicht. Die eigene Lieferfähigkeit kann man nur sichern, indem man sich mit ausreichender Menge eindeckt. Da heißt es friss oder stirb. Wenn man ausgerechnet diese spezielle Faser für ein nicht minder spezielles Produkt braucht, möchte man ungern sterben. Dieses Beispiel betrifft einen US-amerikanischen Faserhersteller.
Weiteres Beispiel, den aktuellen Fall betreffend: Ein chinesischer Hersteller bietet Baugruppen an. Bekannt ist nur, was die Baugruppe am Ausgang liefert. Ich weiß nicht einmal genau, wer der Hersteller ist, habe kein Schaltbild, keinen unabhängigen Zweitlieferanten und eine Typenbezeichnung, mit der man via Internet vergeblich sucht. Natürlich kann man die Baugruppe selbst entwickeln. Das wird auch irgendwann so enden, enden müssen. Aber bis die Eigenentwicklung auf einem reproduzierbaren Stand ist, vergehen mindestens Monate, realistisch ist eher ein Jahr. Ist für den Vertrieb aber nicht darstellbar. Es gibt Kunden und Lieferverpflichtungen, daß einem schwindelig werden kann. Wir können doch nicht … wir dürfen doch nicht … unsere Regeln … wenn man vor teuren, seeehr teuren Sachzwängen steht, kommt man damit nicht weiter. Man braucht keine Bedenkenträger, man braucht eine praktikable Lösung. Jetzt.
Natürlich, irgendein chiesischer Zwischenhändler veranstaltet gerne Wünsch-dir-was und liefert auf Anfrage jedes, aber wirklich jedes gewünschte Zertifikat. Da geht’s zu wie beim Handel mit Mondgrundstücken. Man muß sich verkohlt vorkommen, dafür Geld auszugeben,
Deshalb wollte ich die chinesische Baugruppe als Black Box betrachten und allen für die Anwendung relevanten Prüfungen unterziehen. Eine erschöpfende Prüfung jedes Einzelstücks (es sind Abertausende) ist nicht möglich, weil der Aufwand zu groß wäre und außerdem sind auch zerstörende Prüfungen dabei. Die Stückprüfung ist nur als Funktionsprüfung aus wenigen einfachen Messungen vorgesehen. Bei augenfällig bemerkbaren Veränderungen einer Charge wird eben die erschöpfende Prüfung an Einzelexemplaren der Charge wiederholt. Natürlich werden alle Prüfergebnisse dokumentiert. Parallel dazu wird die Eigenentwicklung nach allen Regeln der Kunst und der Qualitätssicherung durchgeführt, aber mit naturgemäß unsicherem Zeithorizont. Kann man so ISO9000-konform vorgehen?
Die geschilderte Unkenntnis paßt nicht mit der Arbeitsweise der 9000er Reihe zusammen.
Dessen bin ich mir bewußt, Deshalb soll für Abhilfe gesorgt werden. Aber zunächst einmal wird eine Lösung gebraucht. Von reiner Lehre kann keiner leben, sondern nur davon, daß man Ware auf die Rampe stellt, deren sicherer Betrieb gewährleistet ist, für die man keine unvertretbaren Haftungsrisiken eingeht, mit der man Termine einhält und Kunden zufrieden stellt.
Gruß
Wolfgang