Bayern macht Ernst mit bösen Spielen

Hallo ihr Experten,

Die Diskussion über Killerspiele ist doch im Grunde genommen nur ein Ablenkungsmanöver. Gewaltdarstellungen sind doch keine Erfindungen des Computerzeitalters. Die Gewaltbereitschaft resultiert nicht daher, dass so genannte Killerspiele angeboten und gespielt werden. Klar bin ich auch für ein verschärftes Waffengesetz , keine Frage.

Aber die Ursachen, dass junge Menschen zu Amokläufer werden können, liegen im Grunde genommen dort, wo man ihnen Verletzungen zugefügt hat. Will heißen: Die Aggressionen müssen sich letztlich in unseren Schulen aufgebaut haben oder kennt man einen Fall, dass ein Schüler im Kaufhaus Amok gelaufen ist? Offensichtlich unter dem Zwang, kaputtzumachen, was zuvor kaputt gemacht hat, wendet sich der Amokläufer gegen den Ort und die Personen die ihn vorher beurteilt, benotet und nicht selten auch (aus)sortiert haben. Von den Politikern wird das Thema Schule in diesem Zusammenhang peinlichst ausgeklammert. Unser Bildungssystem wird weder angesprochen noch hinterfragt.

Wer tatsächlich behauptet, Noten seien objektiv, der attestiert den Lehrern übermenschliche Eigenschaften. In den meisten Fällen ist den Lehrern wohl ziemlich egal sein, ob der Schüler psychische Probleme hat. Die Noten sind ein ideales Mittel, die Schüler ruhig und konzentriert zu halten. Darüber hinaus sind Noten auch Mittel, um unbeliebte Schüler zu bestrafen. Es ist ja wohl keine Seltenheit, dass auffällige oder „faule“ Schüler plötzlich bei überraschenden Abfragen aufgerufen und vor der Klasse blamiert werden. Warum ausgerechnet Menschen, die Kinder nicht leiden können, nicht respektieren und weder gewillt noch in der Lage sind, sich auf sie einzulassen, Lehrer werden, ist mir ein Rätsel.

Systemkritiker sind sich einig: Unser Bildungssystem muss verändert werden. Aber wie ich schon bemerkte, unsere Politiker klammern dieses Thema bewusst aus, weil sie sich dann eine Mitverantwortung vorwerfen müssten.

Eine Ursache von Amokläufen
Hallo Peter,

Aber die Ursachen, dass junge Menschen zu Amokläufer werden
können, liegen im Grunde genommen dort, wo man ihnen
Verletzungen zugefügt hat. Will heißen: Die Aggressionen
müssen sich letztlich in unseren Schulen aufgebaut haben oder
kennt man einen Fall, dass ein Schüler im Kaufhaus Amok
gelaufen ist?

Menschen werden auch in Zukunft anderen Menschen weh tun.
Es wird auch in Zukunft Kinder und Jugendliche geben, die ausgegrenzt werden. Kinder sind ja bekanntlich grausam.
http://de.wikipedia.org/wiki/Amok
Bei den aufgeführten Amok-Läufen verüben auch erwachsene Täter, deren Schulzeit schon eine Weile zurückliegt ihre Taten in Schulen. Dies spricht dafür, dass die die Täter dort ihre seelische Verletzungen erlitten haben, wie du auch geschrieben hast.

Ich bezweifle aber, dass dies allein an einem repressiven Schulsystem mit hohem Leistungsdruck liegt. Es liegt auch nicht an schlechten Noten oder unzureichendem Abschluss.
Es liegt im hohen Maß an der mangelnden sozialen Integration. Die Amokläufer werden üblicherweise als Einzelgänger beschrieben. Aber weder von Eltern, Lehrern oder Schülern gibt es eine Kultur um Einzelgänger zu integrieren. Im Gegenteil wenn Schüler gemoppt werden, interessiert das Niemand, es sei denn der Schüler wird extrem verhaltensauffällig.

Gruß
Carlos

Hallo Carlos

Die Amokläufer werden üblicherweise als Einzelgänger
beschrieben. Aber weder von Eltern, Lehrern oder Schülern gibt
es eine Kultur um Einzelgänger zu integrieren. Im Gegenteil
wenn Schüler gemoppt werden, interessiert das Niemand, es sei
denn der Schüler wird extrem verhaltensauffällig.

Das ist aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist,
dass wir uns „den inneren Killer“ offenbar sehr wohl
„medial“ aneignen können.

Was uns nicht zu Mördern werden lässt, ist ein Umfeld,
oder eine psychische Konstitution, welche die „positive
Ichkonsistenz“ im Wesentlichen erhalten - ein leben lang.
Ansonsten würden wir (Du? Ich?) sicher „terminal zuschlagen“.

Es gibt also das Problem, dass jetzt immer mehr Leute
durchdrehen, die „töten können“. Das ist vielleicht
der Punkt.

Siehe auch:
http://www.killology.com/art_teach_methods.htm

 ...
 Something very similar is happening to our children 
 through violence in the media. It begins at the age 
 of <u>18 months</u>, when a child can begin to understand 
 and mimic what is on television. But up until they're six 
 or seven years old they are developmentally, psychologically, 
 physically unable to discern the difference between fantasy 
 and reality. Thus, when a young child sees somebody on TV 
 being shot, stabbed, raped, brutalized, degraded, or 
 murdered, to them it is real, and some of them embrace 
 violence and accept it as a <u>normal and essential survival</u> 
<u>skill</u> in a brutal new world. (Grossman & DeGaetano, 1999).
 ...

Zur Zeit einer Relevanz von „Killerspielen“ auf den
Heranwachsenden ist demnach bereits alles entschieden
und festgelegt.

Grüße

CMБ

Hallo Peter,

Aber die Ursachen, dass junge Menschen zu Amokläufer werden
können, liegen im Grunde genommen dort, wo man ihnen
Verletzungen zugefügt hat. Will heißen: Die Aggressionen
müssen sich letztlich in unseren Schulen aufgebaut haben oder
kennt man einen Fall, dass ein Schüler im Kaufhaus Amok
gelaufen ist?

Menschen werden auch in Zukunft anderen Menschen weh tun.
Es wird auch in Zukunft Kinder und Jugendliche geben, die
ausgegrenzt werden. Kinder sind ja bekanntlich grausam.
http://de.wikipedia.org/wiki/Amok
Bei den aufgeführten Amok-Läufen verüben auch erwachsene
Täter, deren Schulzeit schon eine Weile zurückliegt ihre Taten
in Schulen. Dies spricht dafür, dass die die Täter dort ihre
seelische Verletzungen erlitten haben, wie du auch geschrieben
hast.

Ich bezweifle aber, dass dies allein an einem repressiven
Schulsystem mit hohem Leistungsdruck liegt. Es liegt auch
nicht an schlechten Noten oder unzureichendem Abschluss.
Es liegt im hohen Maß an der mangelnden sozialen Integration.
Die Amokläufer werden üblicherweise als Einzelgänger
beschrieben. Aber weder von Eltern, Lehrern oder Schülern gibt
es eine Kultur um Einzelgänger zu integrieren. Im Gegenteil
wenn Schüler gemoppt werden, interessiert das Niemand, es sei
denn der Schüler wird extrem verhaltensauffällig.

Hallo Carlos,

Du hast selbstverständlich recht, wenn Du sagst, dass sei nur die eine Seite. Sicherlich liegt es auch an der mangelnden Integration. Einzelgänger werden oftmals von ihren Mitschülern gemoppt und ausgegrenzt. Aber auch da, wie Du es richtig angesprochen hast wird es von den Eltern, Lehrern und Mitschülern nicht registriert. Die Schule ist ein Abbild unserer Gesellschaft. Schau in die Wirtschaft, dort setzt sich doch dieses soziale Fehlverhalten fort.

Gruß
Peter

Hi Sem

Das ist aber nur die eine Seite. Die andere Seite ist,
dass wir uns „den inneren Killer“ offenbar sehr wohl
„medial“ aneignen können.

Zur Zeit einer Relevanz von „Killerspielen“ auf den
Heranwachsenden ist demnach bereits alles entschieden
und festgelegt.

Nun die Ansichten von Dave Grossman sind alles andere als ubumstritten, und gerade die frühkindliche Gewaltprägung per madien, die von ihm postuliert wird, trifft ja weitgehend nicht auf die angesprochenen Fälle zu, da die entsprechenden ego-Shooter ja erst Jugendfrei ab 16/18 sind.

Der Fall, den er zur Begründung anführt, dass Jugendliche mittels Ego-Shootern ihre Zielfähihkeit im Realen Leben verbessern können, ist ausserdem fehlerhaft recherchiert. Der Jugendliche hatte sehr wohl mit der realen Waffe in der Hand trainiert, und ein Beispiel macht noch kei Faktum, genauso wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht.

Tatsächlich benötigt die Konditionierung zum töten ganz erheblichen Aufwand. Und so werden auch lt. Statistik die meisten Amokläufe von Personen mit militärischen oder anderem Waffenbenutzendem Hintergrund begangen.

Gruß
Mike

Bayern macht Schule!
Entscheidend ist nicht die Kausalität der Killerspiele sondern ihre Äquivalenz.

Die bösen Erfahrungen des Lebens sind nun mal Schicksal, lassen sich höchstens kompensieren, aber niemals total verhindern.

guvo

Hallo

Entscheidend ist nicht die Kausalität der Killerspiele
sondern ihre Äquivalenz.

Stimmt. Ein *gutes* Killerspiel ist äquivalent.
Es würde mich nicht wundern, wenn es jetzt bald
CS Mods oder Quake maps mit Beckstein- oder Wolff-
Konterfeis als „Böse“ geben würde.

Übrigens, 1993 kam mit Doom ( http://en.wikipedia.org/wiki/Doom )
das erste äquivalente Killerspiel mit Massenpublikum
auf den Markt (in der Breite ab ca. 1994), gefolgt von
zahllosen populären Kopien und Nachfolgern im
daraufolgenden Jahrzehnt.

Mit einer drastischen Folge für die
Entwicklung der Rate von Gewaltverbrechen
unter Jugendlichen:

http://www.ojp.usdoj.gov/bjs/glance/offage.htm

Hättest Du nicht gedacht, oder?

Die bösen Erfahrungen des Lebens sind nun mal Schicksal,
lassen sich höchstens kompensieren, aber niemals total
verhindern.

What??

Grüße

CMБ