Servus,
Gehen wir davon aus, dass auch 1930 nicht jeder Dorfmetzger
einen lindeschen Kühlschrank hatte.
Gar keiner hatte einen. Der Kühlapparat nach Linde diente zur Erzeugung von Stangeneis, welches dann in Eisschränken verwendet wurde. Die Münchner Weißwurst ist keine dörfliche Angelegenheit (falls man z.B. Schwabing, die Au, Obergiesing etc. nicht als Dörfer bezeichnen will), sie wurde vor 150 Jahren in München unter leichter Modifikation aus der Münchner Bockwurst entwickelt.
Gehen wir weiter davon aus, dass der Weiß Ferdl Intrepret,
aber nicht der Autor dieses Verses ist.
Weiß Ferdl hat fast ausschließlich eigene Couplets gesungen. In der Hymne an die Münchner Weißwurst erkennt man den Autoren zweifelsfrei an dem Vers:
„Die Unschuld ist bekanntlich weiß -
und ich, das freut mich, auch so heiß!“
Freilich sind von Weiß Ferdl auch Volkslieder wie „Schön ists mit’m Umgang gehn…“ aufgegriffen worden, aber er war zumindest ab der Zeit, als er das „Platzl“ führte, ein Volkssänger, kein Folkloresänger. Was man an seinen Texten beiläufig leicht erkennen kann.
Und wenn doch, dann lag auch er schon daneben, bzw. hat noch
ein weiteres Klischee der „Bairischen Lebensart“ verbreitet.
Hier wird es eigentlich interessant: Ohne Minkaner Lebenspraxis frag ich jetzt einfach einmal: Wer isst in München Weißwürste nach Mittag, wenn kennst Du, wen hast Du dabei beobachtet?
Sinn - vom Standpunkt des Genusses und der Gesundheit - hat
die 12-Uhr-Regel jedenfalls heute keinen mehr.
Diesen hatte sie nie. Es handelt sich um eine sog. Tradition, die keinen Sinn haben muss. Allenfalls diesen, dass die aus der Bockwurst abgeleitete Weißwurst genau wie das Bock selber zum Frühschoppen gehört. So wie das Froschkuttelessen in Riedlingen zum Aschermittwoch, das Heringessen mancherorts zu Neujahr, das Kässpätzle- und Dampfnudelessen am Freitag etc. etc.
Schöne Grüße
MM