Hallo zusammen,
aktuell stehe ich vor weitreichenden Entscheidungen für meine berufliche Zukunft, mit denen ich mich schwer tue und wollte daher fragen, ob ihr mich in dieser Sache beraten könnt.
Und zwar habe ich letztes Jahr meinen Job in der Industrie verloren, ein Karriereweg, für den ich zuvor ein Hochschul-Bachelorstudium absolviert hatte. Nach drei Jahren in diesem Berufsfeld wurde mir danach
nach einiger Reflexion klar, dass dies kein Berufsfeld ist, in dem ich mein restliches Berufsleben verbringen möchte. Nach einem langwierigen Prozess des Suchens nach Alternativen kristallisierte sich für mich schließlich der Lehrerberuf heraus, eine Option, die ich nach dem Abi schon mal angedacht, damals jedoch abgelehnt hatte, da ich nicht „aus der Schule zurück in die Schule“ wollte. Vielleicht hätte ich mich besser schon damals wohl für das Lehramtsstudium entschieden, denn nun, mit 30 Jahren, sich dafür zu entscheiden, verlangt einige Opfer, zumal als Zweitstudium, und überdies Kompromisse. Aber so manches kann man eben nicht absehen im Leben.
Was die Schulform betrifft, hatte ich mich für die Realschule entschieden, ein Modell, das in Bayern, wo ich aktuell studiere, noch getrennt von der Hauptschule (bzw. „Mittelschule“ ) angeboten wird. Das Gymnasiallehramt würde ich zwar gerne anstreben, doch dauert das Studium länger und die Einstellungschancen sind schlechter - und das sind für meine Altersklasse eben keine unerheblichen Punkte.
Da ich eine Vorliebe für Sprachen habe, hatte ich mich im vergangenen Wintersemester dann erst mal mit Deutsch und Englisch als Unterrichtsfächern eingeschrieben, wollte aber ein anderes Fach als Zweitfach hinzunehmen, da mir die Kombination aus zwei Sprachen zu eintönig erscheint, und anscheinend auch als anderen Erwägungen unratsam sein soll (viele Lehrer warnen hier für deutlich erhöhtem Korrekturaufwand). Insofern mir von den beiden Fächern Deutsch besser gefiel, dachte ich, ich mache mit Deutsch weiter und suche mir ein weiteres Zweitfach dazu, meine Gedanken kreisten schließlich um Musik, Physik oder Informatik.
Örtlich bin ich gerade in Bamberg wohnhaft, wo ich auch ungern weg möchte. Von hier aus wäre allerdings auch die Uni Erlangen in pendelbarer Reichweite.
Nach den Orientierungspraktika an drei unterschiedlichen Schulen erschien mir Informatik als patente Wahl, da mich das Thema schon seit längerem beschäftigt hatte, auch beruflich hatte ich hier schon Schnittpunkte.
Die große Enttäuschung kam dann allerdings, als ich einen Blick warf auf die zulässigen Fächerkombinationen. Das Bayerische Kultusministerium legt Fächerkombinationen fest, die Lehrer studieren dürfen. Und diese
Kombinationen sind einfach nur zum Haareraufen. Ich habe im Kultusministerium bereits angerufen, um mir erklären zu lassen, was Hintergrund dieser dämlichen Kombinationsmöglichkeiten sei.
Die Begründung: Die Kombinationsmöglichkeiten richteten sich nach den Nachfragen seitens der Schulen. Man wolle damit also zukünftige Lehrer vor an Schulen nicht nachgefragten Fächerkombinationen bewahren.
Das dies vollkommener Schwachsinn ist, wird mit Blick auf die möglichen Kombinationen schnell klar:
https://www.km.bayern.de/lehrer/lehrerausbildung/realschule/studium.html
Nach dieser Logik hätte also keine einzige Schule in Bayern irgendeine Verwendung für eine Lehrkraft, die etwa die Fächer Kunst/Chemie oder Informatik/Biologie studiert hat (in meinem letzten Schulpraktikum traf ich einen Student, der Religion/Informatik kombinieren wollte, doch auch dies ist unzulässig - stattdessen macht er jetzt halt Mathe/Informatik). Der Mitarbeiter im Ministerium sagte mir, ich sehr der erste, der anrufe, um Interesse an dieser unzulässigen Kombinationsmöglichkeit zu bekunden - anscheinend sind sich die dortigen Entscheidungsträger des Unsinns dieser Vorgabe nicht bewusst …
Jedenfalls wollte ich Deutsch mit Informatik kombinieren, doch auch das ist in Bayern ‚verboten‘. Allerdings: Englisch mit Informatik ist erlaubt. Da ich Englisch zwar ok finde, aber eigentlich mehr Lust hätte auf Deutsch, kämpfe ich gerade sehr mit dieser Entscheidung, zumal man sich im Lehramtsstudium ja wie fast nirgendwo sonst mit seinen Entscheidungen die eigene berufliche Zukunft zementiert.
Der Mitarbeiter riet mir daher dazu, ich könne doch Deutsch als Drittfach hinzunehmen. Diese Option überlege ich gerade. Was mich daran ärgert der eigentlich unnötige Zusatzaufwand, und der Gedanke, dass der
Zusatzaufwand, den ich für das Drittfach im Staatsexamen leisten muss, zusammen mit dem eigentlichen Studium doch eigentlich nicht mehr weit weg ist von einem Zwei-Fächer-Gymnasialstudium, oder irre ich da?
Gymnasiallehramt war für mich bisher aufgrund der längeren Studiendauer (9 anstatt 7 Semester) und der schlechteren Einstellungschancen eine Option, vor der ich Abstand genommen hatte. Nun habe ich gesehen, dass bspw. Hessen die Kombination Deutsch mit Informatik zulässt. Anscheinend ist das Hessische Kultusministerium hier dankenswerterweise freigiebiger als andere Bundesländer. Allerdings hat Hessen die Haupt- und Realschule zusammengelegt, was bedeuten würde, dass ich entweder an einer HR-Schule oder einer Gesamtschule unterrichten würde. Hier wiederum wäre mir Bayerns Realschule lieber.
Wie schätzt ihr den Aufwand für ein Dreier-Realschulstudium ein? Wie viel Mehraufwand würde mich mit dem
Drittfach Deutsch erwarten? Wie weit entfernt wäre es von einem Gymnasialstudium, etwa in Hessen? Und macht diese Kombination (Deutsch/Englisch/Informatik) Sinn mit Blick auf spätere Bedingungen im Lehrerberuf (Korrekturaufwand?).
Jetzt habe ich etwas ausgeholt, hoffentlich wurde der Beitrag dadurch nicht zu lang. Ich freue mich über jeden Rat und jede Anregung!
Beste Grüße
Borundur