Beati pauperes spiritu (?)

In der Bibel steht: Glücklich sind die geistig Armen.
Meine sehr philosophische Frage: Kann man gleichzeitig seinen Verstand wie ein aufgeklärter, luzider
Mensch gebrauchen und glücklich sein?

Jack

Hallo

In der Bibel steht: Glücklich sind die geistig Armen.
Meine sehr philosophische Frage: Kann man gleichzeitig seinen
Verstand wie ein aufgeklärter, luzider
Mensch gebrauchen und glücklich sein?

Hiess das nicht ursprünglich
Selig im Geiste sind die Armen, denn …
und wurde dann von Luther „falsch angeordnet“?

Grüße

CMБ

Hiess das nicht ursprünglich
"Selig im Geiste sind die Armen,
denn …
"
und wurde dann von Luther „falsch angeordnet“?

Das kann gut sein, meine Frage bleibt aber auch ohne das Zitat bestehen.

Jack

Kann man gleichzeitig seinen
Verstand wie ein aufgeklärter, luzider
Mensch gebrauchen und glücklich sein?

Nehmen wir mal an, Sokrates sei glücklich, während er sagt: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Dann hat er erkannt, dass er arm ist im Geist, aber doch nicht ausgeschlossen, seinen Verstand zu gebrauchen. Was „aufgeklärt, luzid“ genau heisst, musst Du natürlich selber entscheiden, bei „vernünftig, gebildet, forschend neugierig oder wissenschaftlich“ würde es aber zutreffen.

Jack

Gruss
Mike

Kretins sind gefordert!

Hiess das nicht ursprünglich „Selig im Geiste sind die Armen, denn …“ und wurde dann von Luther „falsch angeordnet“?

Die kritische Methode der Exegese des NT nimmt sogar an, dass „im Geiste“ einen späteren Einschub darstellt.

Von Jesus ursprünglich gemeint waren wirklich die armen Armen. Jesus erwartete das Ende der bisherigen Welt in allernächster Zeit.
Und in dem Reich Gottes, das dann losgegangen wäre, wäre es in der Tat dann so gewesen, dass die Armen in Abrahams Schoß säßen und die Reichen in die Bratpfanne.
Siehe das Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus.

Leider blieb das Reich Gottes bislang aus; dafür kam die Kirche und die braucht nun in der Tat geistig Arme, geistig Minderbemittelte, sprich Gläubige, die an sie glauben und ihr gehorchen.

Nicht umsonst ist der Begriff „Kretin“ vom französischen Wort für „Christ“ abgeleitet.

_ Kretin
Substantiv Maskulinum „Schwachsinniger“ peripherer Wortschatz fachsprachlich (18. Jh.)Entlehnung.
Entlehnt aus frz. crétin, einer mundartlichen Weiterentwicklung von afrz. crestien „Christenmensch“, dieses aus l. ChrIstiAnus „Christ, christlich“ (Christ2). Ursprünglich verhüllende Bezeichnung (ausgehend von der Vorstellung, daß Schwachsinnige „unschuldig“ sind). Abstraktum: Kretinismus.
Ebenso nndl. cretin, ne. cretin, nfrz. crétin, nschw. kretin, nnorw. kretiner, nisl. kretíni._

Gruß Fritz

5 Like

Hallo Jack,

nur mal so ein Gedanke: Die geistig armen stellen keine Fragen. Sie können nicht durch Fragen und Kritik anecken, sie leben einfach vor sich hin. Das macht das Leben einfacher und damit nach landläufiger Vorstellung glücklicher. Wobei sich dann die Frage stellt, ob ein Stück Gemüse, das in meinem Garten vor sich hinwächst glücklich ist. Dessen Leben ist ja auch einfach und dass ich es in die Suppe schnippeln werde weiß die Karotte ja noch nicht.
Der geistig rege (ob aufgeklärt oder nicht) Mensch stellt Fragen. Die bringen ihn in Konflikte. Manchmal übt er sogar Kritik, das bringt ihn in noch mehr Konflikte. Er könnte, so die Ansicht, die sich in dieser Aussage wiederzuspiegeln scheint (da muss man mal näher hinsehen), glücklicher sein, wenn er sich ein Beispiel an der Karotte nimmt.
Nuuuuur … das stammt aus der Bergpredigt. Da stehen ja noch mehr drinnen als nur die geistig Armen. Geistig arm zu sein ist also offensichtlich keine exklusive Bedingung. Was uns dann wieder zu der alten Erkenntnis zurückbringt, dass man so glücklich ist, wie man sich fühlt.

Gruß
Peter B.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Guten Morgen zusammen,

habe zwar keine Ahnung, ob dieses Bibel-Zitat original ist oder später verändert wurde, bzw. ob es eigentlich anders gemeint war, etc.
Bleiben wir einfach mal bei den geistig Armen. Es gibt so eine Redensart (ich krieg die jetzt nicht mehr genau zusammen), die besagt sinngemäß, dass gerade die Unfähigen von ihren Fähigkeiten am meisten überzeugt sind. Umgekehrt, sind viele schlaue Köpfe sehr selbstkritisch und haben Selbstzweifel. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel :smile:. Ich denke, dass ein intelligenter Mensch halt einfach eher die Fähigkeit hat, sich selbst zu reflektieren oder sein eigenes Verhalten auch aus der Perspektive anderer zu betrachten. Schüchterne Menschen sind tendenziell die intelligenteren Menschen, während Großmäuler tendenziell nicht so viel drauf haben. Wie gesagt, es gibt sicher auch Großmäuler die es drauf haben, und Schüchterne die doof sind :smiley: Ich glaube übrigens nicht, dass ein gebildeter Mensch auch zwangsläufig intelligent sein muß. Meist wahrscheinlich schon, denn Intelligenz erzeug auch Interesse an Wissen. Dennoch macht Intelligenz nicht die bloße Ansammlung von Wissen aus, sondern Intelligenz ist für mich eher die Fähigkeit zu denken. Und wer nachdenkt, hat es einfach schwerer wie dies ja auch schon von anderen hier im Forum geschrieben wurde.

Schöne Zeit, Rolo

Danke für alle Antworten!