Bedeutung: Textauszug Faust II

Hi liebe Community,

ich beschäftige mich in letzter Zeit etwas mit Faust 2 und bin auf folgendes gestoßen:
„Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist’s getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.“

  • Johann Wolfgang von Goethe (Faust 2)

Diesen Textauszug verstehe ich nicht. Wärs es möglich den in Neudeutsch wiederzugeben?

Vielen Dank im Vorraus.

Alles Vergängliche
Hi,

was siehst du denn daran als NICHT „neudeutsch“ an?

ich beschäftige mich in letzter Zeit etwas mit Faust 2 und bin
auf folgendes gestoßen

Dann bist du ja schon bis zum Ende durch :smile:

„Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis;
Das Unzulängliche,
Hier wird’s Ereignis;
Das Unbeschreibliche,
Hier ist’s getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.“

Diesen Textauszug verstehe ich nicht.

Alles andere hast du gelesen?

Wärs es möglich den in Neudeutsch wiederzugeben?

Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.

Alles Vergängliche, also alles, wovon im Faust überhaupt die Rede ist: Liebe, Wissen, Macht, Lebenslauf, alles Streben … hat keine end-gültige, letzt-endliche Wahrheit, keine Realität „an sich“, sondern ist nur Metapher für das Eigentliche.

Dennoch - oder sogar eben deshalb (das wäre Sache einer tieferen Faust-Interpretation):

Das Unzulängliche: Hier wird es Ereignis.

Hier realisiert sich etwas, obwohl es für die Realisierung keine hinreichenden Voraussetzungen hat, insofern unzulänglich ist.

Das Unbeschreibliche: Hier ist es getan.

Hier ist etwas getan worden, also auch realisiert worden, obwohl es unbeschreibbar ist.

Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.

Und das ist das einzige Wahre, Ewige: Daß es uns hinaufzieht - zu Höherem also, das „eigentliche“, also nicht nur gleichnishafte, metaphorische Ziel allen Strebens. Nicht, daß es erreichbar wäre, oder erreicht würde. Aber daß es eben zieht, und somit apriorischer, fundametaler und letztendlich einziger Beweggrund jeglichen Strebens, Begehrens ist, das ist der Lebensrätsel Lösung, das, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Hierzu gehört natürlich:
Wer immer Strebend sich bemüht,
Den können wir erlösen.
Und hat an ihm die Liebe gar
Von oben
teilgenommen,
Begegnet ihm die selige Schar
Mit herzlichem Willkommen

Und:

Du schwebst zu Höhen
Der ewigen Reiche
[= Das Reich der Ideen bei Platon, die das "eigentliche Sein sind, im Gegensatz zur „Realität“, die im bloßen „Werden“ ihr nur scheinbares Bleiben hat]
Vernimm das Flehen,
Du Ohnegleiche,
Du Gnadenreiche!

D.h. das „Ewig-Weibliche“ ist Gnade, und nicht Verdienst von Handlungsresultaten. Chance auf Gnade hat allein das „Streben“, das „Begehren“, und zwar das, welches sich durch Nichts abhälten läßt:

Du mußt! Du mußt!
Und koste es mein Leben!

hm …

Gruß

Metapher

Naja ich habe Faust 1 durch.
Jetzt habe ich „Der Tragödie Zweiter Teil“ angefangen und empfinde es als deutlich schwieriger.

Nein durch bin ich noch nicht. Dieser Textauszug befindet sich auf der Rückseite von Faust 2 des Reclam Verlages.

Ich konnte diesen „Spruch“ nicht zuordnen naja er erschien mir sehr fremd, dennoch wollte ich wissen worauf er sich bezieht.

Vielleicht hätte ich das Buch erst lesen sollen um den Kontext zu erfassen, aber jetzt fühle ich mich besser. :smile:

Vielen Dank.

WOW! (OWT)