Bedeutung und Nicht-Bedeutung

Wir entscheiden nicht permanent.

Wir entscheiden permanent, und zwar sowohl bewusst als auch weitgehend unbewusst.

Hier muss man differenzieren. Das Unbewusste ist bei der Entscheidungsfindung hilfreich (in Form eines unguten Gefühls beispielsweise, gelegentlich auch maßgeblich beteiligt in der Entscheidungsfindung), aber es entscheidet nicht. Entscheidung treffen bedeutet rationales Abwägen unter Zuhilfenahme bewussten (freien) Willens.

Die von dir angesprochene

Kybernetik des Körpers

entscheidet nichts. Kybernetische oder Regelungs- und Steuerungssysteme führen fest vorgegebene Anweisungen als Folge einer Veränderung aus. Wie ein Betriebssystem auf die Eingabe durch den User, oder die Heizung mittels einer außentemperaturgeführten Steuerung. Hier wird nichts entschieden, es ist vorgegeben und programmiert. Auf diese Weise funktionieren auch beispielsweise körperliche Reaktionen auf Emotionen.

Der unbewusste Wille nach kybernetischer Regelung ist jede Sekunde aktiv und setzt nie aus, solange du in deinem Körper lebst.

Eine kybernetische Regelung hat auch keinen Willen.

Wir kommunizieren nicht permanent.

Auch das ist ein Irrtum … denn Kommunikation bedeutet … auch in Verbindung sein.

Nicht-Handeln ist kein Handeln, wir handeln daher nicht immer.

Auch das ist zumindest in Bezug auf das Unbewusste eine philosophisch recht fragwürdige Aussage.

In Bezug auf Entscheidung treffen und (freien) Willen sehe ich keinen Bezug, der deine Annahmen rechtfertigen könnte.

Der Körper atmet ganz von sich alleine, das Herz schlägt und Magen und Darm funktionieren auch sogar noch im Schlaf permanent. Dieses Phänomen kann man philosophisch gesehen auch Handeln nennen, weil es ein Prozess ist, der allgegenwärtig ohne Unterbrechung abläuft.

Es lässt sich hier eher mit Wasser vergleichen, das zwangsläufig bergab fließt. Es handelt nicht (weder bewusst noch unbewusst), es fließt eben gemäß bestimmten Gesetzmäßigkeiten.

Es ist, wenn man es philosophisch betrachtet, das Handeln der Natur.

Es ist lediglich der Unterschied zwischen willkürlich und unwillkürlich.

nasziv

Du argumentierst nach der bekannte Maschinen-Philosophie, die ja nichts Neues ist. Es gibt aber auch eine Philosophie des Geistes, die dieser Sichtweise widerspricht. Es gibt nicht nur Philosophen, sondern auch Biologen (Genetiker), die Lebewesen nicht als eine vorprogrammierte Maschine interpretieren, sondern mit willentlicher (unbewusster) Intelligenz bzw. einem Bewusstsein ausgestattet, um aus dem Unbewussten Entscheidungen zu treffen, wie schon bei einer einfachen Zelle, die nicht 100% mechanisch vorprogrammiert ist (von wem eigentlich programmiert? Vom lieben Gott?? Steckt da nicht religiöser Fundamentalismus dahinter, Gott als Programmierer??) Neuere Tierforschungen bestätigen jedenfalls, dass auch Tiere über ein Bewusstsein verfügen, allerdings lange nicht so hoch entwickelt, wie bei uns Menschen. Die Unklarheit ist die, dass man die Schnittstelle nicht genau weiß, zwischen Unbewussten und Bewusstem. Aber in meinem Welt- und Menschenbild trifft auch das Unbewusste nötige existenzielle Entscheidungen. Das ganze Thema ist natürlich höchst schwierig und ewig missverständlich.

CJW

Hallo
Dazu den Reclam-Band
Dieter Birnbacher
Tun und Unterlassen
Inhalt:
http://d-nb.info/945379188/04
Kap. 2.7 Wie trennscharf ist die Unterscheidung zwischen
Handeln und Unterlassen?
Servus
Nescio

Hallo,

Welches Phänomen steckt dahinter?

Wörter sind an sich sinnfrei und werden dann mit Bedeutung belegt.
Je größer und unschärfer der Bedeutungsumfang ist, umso leichter lassen sich weitere Bedeutungen zu dem Wort hinzu interpretieren.

Kommunikation ist solch ein Wort - genau wie Liebe, Freiheit, Gott.

Es macht i.d.R. wenig Sinn sich beim Wort aufzuhalten. Mehr Sinn macht es herauszufinden was als erfahrbare Wirklichkeit die Wörter ausdrücken sollen.

„Mann kann nicht Nicht-Kommunizieren“ kann man so interpretieren, das man bei der bloßen Anwesenheit einer Person durch ihr Dasein, ihr Verhalten Informationen und Rückschlüsse über sie gewinnen kann.

Selbst wenn man die Bedeutung von Kommunikation bis auf diese Art der Informationsgewinnung ausdehnt ist die Aussage ganz streng genommen trotzdem falsch.

Jemand könnte sich z.B. plötzlich von seinen Mitmenschen zurückziehen und dann alleine im Wald wohnen.
Da seine Mitmenschen dann nicht einmal etwas von seiner Motivation wüßten und auch einen Unfall für sein Verschwinden nicht ausschließen könnten - könnten sie über die Information nur spekulieren.
So jemand würde dann tatsächlich nicht-kommunizieren
(Dieses Beispiel provoziert evtl. den Kommunikations-Begriff noch weiter auszudehnen, damit er auch für die Aussage „richtig“ bleibt … :o) ).

Grüße
K.