Bedrohungsstillstand; mehr als Waffenstillstand

Wenn die Medien sprechen, dann ist es zwar nciht ganz so gefährlich, wie wenn die Waffen sprechen, aber manchmal doch nicht minder grauenhaft. Kann man „gegen einen Waffenstillstand“ sein; kann man „für einen Krieg“ sein? Die Sprache ist hier so ungünstig gewachsen zur Wiedergabe der Verhältnisse, dass man ins Erklären kommt, und damit ins Hintertreffen, wenn „eine klare Antwort auf eine klare Frage“* gefragt ist.

Deswegen meine provisorisch-situative Wortschöpfung „Bedrohungsstillstand“; ein in sich sicher blöd klingendes Wort, weil eine Bedrohung immer stillsteht und nur ein Angriff, oder ein Rückzug Dynamik hat. Aber gleichwohl braucht der klare Ziel-Gedanke „ohne Raketen auf dem Balkon“ leben zu wollen, auch einen griffigen Ausdruck. Deswegen mein Vorschlag: Bedrohungsstillstand, um auszudrücken, dass es um ein entscheidendes „mehr“ geht als nur um einen Waffenstillstand.

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Mal gucken, wie weit es kommt!

PS:
Könnte man auch „cease-threat“ als dialektisches Antinom zu „cease-fire“? oder klingt das zu komisch? Was meinen unverbildete Nativespeakers?

PPS:

Erste Revision: Man könnte dem Wort „Bedrohungsstillstand“ noch das Wort „Bedrohungsstopp“ nachfolgen lassen; das klingt etwas sprachplausibler.

Hallo Thomas,

einverstanden, erfinde ruhig Wörter. Wenn dann die Parteien Deinem Wort mit der Tat folgen wäre es toll. Nur eine Frage habe ich noch. Was wäre der Unterschied zum Frieden?

Gruß, Rainer

Nur eine Frage habe ich noch. Was wäre der Unterschied zum Frieden?

Unter Frieden kann sich jeder, der Lust hat, immer etwas mehr vorstellen, als das, was gerade der Fall ist und sich dementsprechend beschweren und ggf. weiter Trouble machen. Es gibt schon eine eigene „Refusnik“-Forschung zu dem Thema (nicht zu verwechseln mit isr. Wehrdienstverweigerern). Waffenstillstand kann man zwischen ordentlichen Armeen verbindlich vereinbaren. Für so einen „nichtstaatlichen Akteur“, wie die Hezbollah braucht es m.E. eine Extraansprache. Und auch wegen der Israelis; die wollen ja gar nicht mit der Hezbollah im Krieg sein, sondern mit dem Libanon; sie werden aber nicht vom Libanon bekämpft, sondern aus dem Libanon. Und von doert soll nicht nur das Bekämpfen nur mal unterbrochen werden, sondern die Bedrohung aufhören. Das versuchte ich alles unter einen Hut zu kriegen, ohne dass die Beteiligten es allzuleicht haben können, gegenüber einer Forderung Versteck zu spielen.

Gruß,
Thomas

Danke! owT
.

Moin,

Deswegen meine provisorisch-situative Wortschöpfung
„Bedrohungsstillstand“; ein in sich sicher blöd klingendes
Wort, weil eine Bedrohung immer stillsteht und nur ein
Angriff, oder ein Rückzug Dynamik hat. Aber gleichwohl braucht
der klare Ziel-Gedanke „ohne Raketen auf dem Balkon“ leben zu
wollen, auch einen griffigen Ausdruck. Deswegen mein
Vorschlag: Bedrohungsstillstand, um auszudrücken, dass es um
ein entscheidendes „mehr“ geht als nur um einen
Waffenstillstand.

Wir hatten hier in Europa zur Zeit des kalten Krieges Jahrzehnte lang einen Waffenstillstand, aber angesichts der Hochrüstung auf beiden Seiten wohl kaum einen Bedrohungsstillstand. Trotzdem konnte man in Ruhe auf dem Balkon sitzen. Das funktioniert allerdings nur so lange, wie die militärische Stärke auf beiden Seiten auf annähernd gleich eingeschätzt wird.

Gruß
Marion

Auch noch Moin,

Wir hatten hier in Europa zur Zeit des kalten Krieges Jahrzehnte
lang einen Waffenstillstand, aber angesichts der Hochrüstung auf
beiden Seiten wohl kaum einen Bedrohungsstillstand.

Korrekt beobachtet die Balkonszenen und der großen Zeit von Sudel-Ede und ZDF-Magazin. Nur war der Kalte Krieg ein cooles Mattsetzungs-Schach um Überlegenheiten, die es gestatten sollten in allfälligen Krisen, die besseren Nerven zu behalten.

Trotzdem konnte man in Ruhe auf dem Balkon sitzen.

Stell Dir mal vor, in der Ostzone hätte es Honni der RAF gestattet, gelegentlich mit Nordkoreanischen Raketen mal so nach Westberlin reinzuballern mit der Begründung, man habe eine Volksfrontregierung und wenn man den Militanten das verbieten wollte, dann kriegt man Bürgerkrieg. Das wäre dann ein etwas anderes Balkonien geworden.

Das funktioniert allerdings nur so lange, wie die militärische
Stärke auf beiden Seiten auf annähernd gleich eingeschätzt wird.

Und solange ein Grundverständnis vorherrscht, dass man sich gegenseitig nur mit dem jeweil besseren Regieungssystem beglücken möchte und sich dabei allenfalls aus Versehen vernichten könnte, nicht aber zielgerichtet sich als Völker vernichten möchte.

Und da liegen die Dinge etwas anders für Israel, sodass sich eine Unduldsamkeit zurecht auch und gerade gegen die Bedrohung erstrecken muss.

Gruß
Thomas

Hallo Thomas,

Und da liegen die Dinge etwas anders für Israel, sodass sich
eine Unduldsamkeit zurecht auch und gerade gegen die Bedrohung
erstrecken muss.

Im Prinzip richtig, aber én detail würde
ich es so formulieren, dass

  • gelegentliche Grenzstörungen, Entführungen, kleine Gegenschläge

zwischen Israel und Südlibanon zur allen
bekannten Gewohnheit gehörten.

Es sollte einem klar sein, dass Israel hier eine
„übliche“ Begebenheit mit „üblichem“ begrenzten
Ziel (Gefangenenaustausch) als Vorwand gegenüber
der Öffentlichkeit benutzte, um die Hzbollah
überraschend und entscheidend
zu treffen, sozusagen „endzulösen“.

Ist das nicht klar, bzw. steht das in Zweifel,
wird eine klare Diskussion hier nur schwer
möglich sein.

Man setzt nicht über Nacht die Militärmaschine
in Gang, die Operationspläne müssen über Jahre
erstellt und präzisiert werden, wichtig ist der
überaschende Start, um den gefährlichen Gegner
im Bett zu erwischen.

Dies ist offensichtlich in keiner Weise gelungen.
Hier werden innerhalb der Hierarchie des israeli-
schen Militärgeheimdienstes sicher Veränderungen
vorgenommen werden.

Grüße

CMБ

  • gelegentliche Grenzstörungen, Entführungen, kleine
    Gegenschläge … zwischen Israel und Südlibanon zur allen
    bekannten Gewohnheit gehörten.

Es sollte einem klar sein, dass Israel hier eine
„übliche“ Begebenheit mit „üblichem“ begrenzten
Ziel (Gefangenenaustausch) als Vorwand gegenüber
der Öffentlichkeit benutzte, um die Hzbollah
überraschend und entscheidend
zu treffen, sozusagen „endzulösen“.

Hier ist das mit dem „endlösen“. Umgekehrt wird ein Schuh draus; die Israelis hatten doch schon was spitz gekriegt, dass da was läuft mit einem größeren Offensivaufbau bei der Hezbollah.

Wenn schon „Endlösung“, dann würde ich sagen, dass die Israelis einer ihnen zugedachten Endlösungsinitiative zuvor gekommen sind. Ihrerseits werden sie die Hezbollah in diesem Zug sicher nicht „endgültig“ wegbekommen.

Ich habe das in dem Punkt „Erklärungsansätze zur israelischen Strategie“ mal gleich bei

http://de.wikipedia.org/wiki/Israel-Libanon-Krise_2006

reingeschrieben.

Ist das nicht klar, bzw. steht das in Zweifel, wird eine klare :smiley:iskussion hier nur schwer möglich sein.

Ein Gewohnheitsrecht auf Erpressbarkeit würde ich keiner Regierung empfehlen, einreissen zu lassen. Einen Bolzplatz an der Grenze für rituelle Scharmützel zu unterhalten, kann vielleicht unter gewissen Umständen einen eskalitionsbindenen Sinn haben. So wie Nachtfußball mit Hooligans bei der Polizei in Sachsen- Anhalt. ABer di emachen das auch in extra hallen, wo das keinen stört. Anwohner würde ich z.B. schon nicht umsiedeln wollen, wegen so eines Gewohnheitsgefechtsservice. Und keine Vermischung mit Strafverfolgungsbelangen ggü. Terrorverdächtigen.

Man setzt nicht über Nacht die Militärmaschine
in Gang, die Operationspläne müssen über Jahre
erstellt und präzisiert werden,

Klar. WObei, das was es da wegzuoperieren gab, von der Hezbollah aufgebaut wurde. Die einen haben jahelang aufgebaut und die anderen haben jahrelang den Abbau vorbereitet. Der Beginn der Schlacht aber ist die Blamage eines jeden Aufmarsches; frei nach Moltke.

wichtig ist der überaschende Start, um den gefährlichen Gegner
im Bett zu erwischen.

… und um von dem gefährlichen Gegner nicht ausgerechnet erst dann erwischt zu werden, wenn der fertiggerüstet hat für seine Pläne. Die Asymmetrie ist hier auch wesentlich ein Rüstungsthema. Jemand wie die Hezbollah ist da strukturell im Hintertreffen, weil es doch recht konspirativ zugehen muss weil man eben nicht gerade ein Vorzeigepartner ist. Umso gefährlicher aber, wenn so jemand „sinnvoll“ zuende gerüstet hat.

Dies ist offensichtlich in keiner Weise gelungen.
Hier werden innerhalb der Hierarchie des israeli-
schen Militärgeheimdienstes sicher Veränderungen
vorgenommen werden.

Bevor da bei jemandem der Kopf rollt, würde ich mich als Positiv- Gutachter für die Beschuldigten bei einer Verhandlung vor dem Miltärkollegium des Obersten Gerichtshofs zur Verfügung stellen.

Grüße
Thomas

Hallo Thomas,

uups, sorry, ich hatte übersehen, dass
Du hier noch eine Antwort angehängt hattest …

„übliche“ Begebenheit mit „üblichem“ begrenzten
Ziel (Gefangenenaustausch) als Vorwand gegenüber
der Öffentlichkeit benutzte, um die Hzbollah
überraschend und entscheidend
zu treffen, sozusagen „endzulösen“.

Hier ist das mit dem „endlösen“. Umgekehrt wird ein Schuh
draus; die Israelis hatten doch schon was spitz gekriegt,
dass da was läuft mit einem größeren Offensivaufbau bei
der Hezbollah.

Teilweise. Imho hatten die Israelis „irgendwas“ beobachtet,
aber offensichtlich (nach dem Kampfverlauf zu urteilen)
nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Und das kostete etliche
Verwundete und Tote, ausgerechnet von Golani und Sayeret Golani.

Wenn schon „Endlösung“, dann würde ich sagen, dass die
Israelis einer ihnen zugedachten Endlösungsinitiative zuvor
gekommen sind. Ihrerseits werden sie die Hezbollah in diesem
Zug sicher nicht „endgültig“ wegbekommen.

Nein, hier geht imho die Phantasie etwas mit Dir durch :wink:
Nasrallah hat den Libanesen versprochen, nach der „Befreiung“
Südlibanons auch noch Sheba Farms und (wie war der Name?)
ebenfalls zu „befreien“. Und das bekommt er nun (von den USA).

Israel kann dies aber nur (moralisch) verkraften, wenn es
im Gegenzug der Hzbollah einen ‚decisive blow‘ verpassen
kann - ansonsten geht aus diesem Konflikt Israel automatisch
als Verlierer hervor. Wenn Nasrallah das überlebt - und Sheba
Farms bekommt, ist er der strahlende Sieger und gewinnt enorme
Sympathien für die Hzbollah.

Das erklärt auch, warum die Israelis sofort die vermuteten
Kommandozentralen in Beirut mit mehreren GBU-28 angriffen, das
hätte den möglichen Sieg Nasrallahs von vorneherein verhindert.

==> ‚mission failed‘

Eine weiteres Erfordernis war die klare taktische Überlegenheit
der IDF auf dem Gefechtsfeld, um möglichst in der ersten Woche
einen Sicherheitstreifen zu erkämpfen und damit die grenznahen
Raketenabschüsse abzustellen und eine ‚territoriale Verhandlungs-
basis‘ vorweisen zu können.

==> ‚mission failed‘

Ich habe das in dem Punkt „Erklärungsansätze zur israelischen
Strategie“ mal gleich bei
http://de.wikipedia.org/wiki/Israel-Libanon-Krise_2006
reingeschrieben.

Das kannst Du tun, ok, aber beeindrucken
wird mich das kaum :wink:

Man setzt nicht über Nacht die Militärmaschine
in Gang, die Operationspläne müssen über Jahre

Klar. Wobei, das was es da wegzuoperieren gab, von der
Hezbollah aufgebaut wurde. Die einen haben jahelang aufgebaut
und die anderen haben jahrelang den Abbau vorbereitet. Der
Beginn der Schlacht aber ist die Blamage eines jeden
Aufmarsches; frei nach Moltke.

Man sollte aber bedenken, dass die Hzbollah einen
Verteidigungsürtel aufgebaut hat. Die Raketen-
werfer hingegen taugen nur als Provokations- und
Schreckenswerkzeug, der militärtaktische Wert liegt
ziemlich genau bei Null, da keine entsprechende
Einsatzlogistik gegen Truppen vorhanden ist.

wichtig ist der überaschende Start, um den gefährlichen Gegner
im Bett zu erwischen.

… und um von dem gefährlichen Gegner nicht ausgerechnet erst
dann erwischt zu werden, wenn der fertiggerüstet hat für seine
Pläne.

Wie gesagt, das glaube ich in diesem Falle eher nicht,
da es sich um ein Verteidigungssystem handelte.

(Falls ich an der einen oder anderen Stelle der Diskussion
zu aggressiv auf Deine Argumente einging, bitte ich das
als rein rhetorische Hülle zu betrachten :wink:

Grüße & Danke

CMБ