Befreiung von der Schulpflicht für Behinderte

Ist und wenn ja eine Befreiung von der Schulpflicht für mehrfachbehinderte Kinder möglich?

Unser Sohn ist mehrfach behindert und würde von Unterricht mit Sicherheits nichts mitbekommen. Des Weiteren ist die einzig in Frage kommende Sonderschule sehr weit weg, so dass die Teilnahme aufgrund der Schulzeiten und auch der notwendigen Fahrzeiten für Ihn extrem belastend wären.

Ist in solchen Fällen eine komplette Befreiung bzw. eine Befreiung auf Basis eines Ersatzprogrammes (div. notwendige Therapien) möglich.

Für Infos in vorraus dankbar

Rainer

Hallo,

wenn ich die Nummer in deiner Vika richtig interpretiere, lebst du in Baden-Württemberg?
Ich kenne mich hauptsächlich in Hessen aus, deshalb für Hessen:
Seite des hess. Kultusministeriums ergoogelt --> Schulrecht --> Schulpflicht:

§ 65 behandelt das Ruhen der Schulpflicht:
http://www.kultusministerium.hessen.de/irj/HKM_Inter…

„(2) Für Kinder und Jugendliche, die auch in einer Förderschule oder durch Sonderunterricht nicht gefördert werden können, kann die Schulpflicht auf Dauer oder vorübergehend ruhen. Hierüber entscheidet das Staatliche Schulamt nach Anhörung der Eltern auf Grund eines pädagogisch-psychologischen und eines schulärztlichen Gutachtens. Das Staatliche Schulamt kann anordnen, dass die Schulpflicht für die Dauer des Entscheidungsverfahrens vorläufig ruht, wenn es die Aufrechterhaltung des Schul- oder Unterrichtsbetriebs oder die Sicherheit von Personen erfordert. Es unterrichtet die Jugend- und Sozialbehörden.“

Mit anderen Worten: Das zuständige staatliche Schulamt kontaktieren, dort den richtigen Sachbearbeiter finden und die Sache vortragen.

Ich nehme an, in B-W. ist das vergleichbar.

Gruß
Elke

hallo,
also ich weiß es nur wie es in Nrw ist.
Ich bin jetzt schon, eine Zeit lang Begleitperson, für ein Unternehmen das Geistig- und Körperbehinderte transportiert und war auch mal eine Zeit lang an einer Schule beschäftigt. Mich hat es teilweise auch schon gewundert dort Kinder mit schwerwiegenderen Behinderungen anzutreffen. Ein Junge der mal bei uns im Bus mitfuhr ist ein Wachkomapatient(!!!), da fragt man sich so hart es auch klingt warum ist er auf einer Schule??? Ganz einfach in Deutschland gilt Schulpflicht egal welch Behinderungen man als Kind hat. Es ist ja nicht so das die Kinder dort nichts lernen. Sie werden dort rund um die Uhr versorgt, gebadet, gefüttert, gewickelt…man fördert sie durch Sport, macht zusammen Musik etc…Andere Kinder dort mit weniger schwerwiegenden Behinderungen haben dort sogar die Möglichkeit Abitur zu machen.
Und genauso sieht es auch Arbeitsmäßig aus, hier in NRW gibt es viele Werkstätten für Körper und Geistigbehinderte. Es sind keine besonderen Arbeiten die sie dort machen müssen, aber sie haben dadurch das Gefühl wie ein normaler Mensch zu sein.
Naja der Artikel beantwortet vielleicht nicht direkt deine Frage, eigentlich gar nicht aber ich wollte mitteilen welche Erfahrungen ich bis jetzt damit gemacht habe.

Hallo Gina,

erstmal besten Dank für Deine Antwort. Wie Du schon selbst erwähnt hast, beantwortet Dein Beitrag meine Frage leider nicht. Dennoch wollte ich Dir gerne meine Sicht hierzu mitteilen.
Das die Kinder in den sogenannten Sonderschulen gut versorgt werden
(füttern, baden, wickeln, … ) steht außer Frage. Was dies allerdings mit Förderung zu tun hat ist eine andere Frage. Der Begriff „versorgen“ trifft es hier wohl besser. Das dies bei den Themen wie Sport, Musik, … besser ist, ist ebenfalls unumstritten. Ob diese Förderung allerdings im Rahmen einer Pflicht in einer sogenannten Schule stattfinden muss? Moritz geniesst seinen Therapien (KG, Cranio,…) sowie das therapeutische Reiten und vor allem seine ihn schon fast vergötternde Geschwister beiweitem mehr als den Kindi. Auch seine regelmässigen Delfintherapien und sonstige Reisen scheinen ihm sicher nicht weniger zu geben als Angebote in der Schule. Ob es notwendig ist ein Kind (besonderes Kind) im Rahmen der „Schulpflicht“ min. 10h auf den „Beinen“ zu halten (Fahrzeiten, Schulzeiten,…) ist mehr als fraglich. Letztendlich kommt man um die Frage, ob die Gründe für diese Form der Schulpflicht, in der Tatsache liegt, dass diese sogenannten Sonderschulen ein wirkiches „big Business“ darstellen, nicht herum. Die Vermutung dass fast alle Beführworter ihren Lebensunterhalt in diesem Zusammenhang verdienen, ist sicher nicht 100% fair, aber auch nicht komplett von der Hand zu weisen

Gruss

Rainer

Hallo Elke,

besten Dank für die Antwort.

Gruss

Rainer

Hallo Rainer,

was du beschreibst, ist nachzuvollziehen.
Offensichtlich habt ihr als Familie nicht nur die finanziellen Resourcen, sondern auch die menschlichen.
Leider ist dies nicht bei allen Familien der Fall.
Eine Bekannte von mir hat einen spastisch gelähmten Sohn. Sie ist alleinerziehend. Sie ist dankbar, dass es für ihren Sohn eine Ganztagsschule gibt

Ob diese Förderung allerdings im Rahmen einer
Pflicht in einer sogenannten Schule stattfinden muss?

Schulpflicht ist nunmal ein Gesetz für alle Kinder und es ist gut, dass sie es gibt.

Letztendlich kommt man um die Frage, ob die Gründe für diese
Form der Schulpflicht, in der Tatsache liegt, dass diese
sogenannten Sonderschulen ein wirkiches „big Business“
darstellen, nicht herum.

Das ist nach meinen Erfahrungen eine Unterstellung, die nicht den Gegebenheiten entspricht. Schon allein die personelle Besetzung von Förderschulen widerspricht dieser These.

Gruß
Elke

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Hallo Rainer,

ich kenne Deinen Sohn nicht. Vielleicht passt meine Antwort nicht auf Eure Situation.

Meine Tochter, 16 Jahre, Down-Syndrom, geht liebend gerne zur Schule für geistig Behinderte. Dort hat sie Kontakte zu anderen Kindern und sie liebt ihre Lehrerinnen. Sie lernt mit anderen Personen (Schulbusfahrer, fremde Kinder, Erwachsene, …) klar zu kommen.

Wie bereitet Ihr Euren Sohn auf die Zeit vor, wenn Ihr nicht mehr für ihn sorgen könnt? Wollt Ihr Eure anderen Kinder damit belasten, diese Aufgabe übernehmen zu müssen?

Denkt Ihr nicht, dass Ihr mit mehr Kraft für ihn da sein könnt, wenn er ein paar Stunden außer Haus ist?

Ich fand die Ganztagesschule am Anfang auch schrecklich. Aber man kann auch Sondervereinbarungen treffen. Legt Eure Therapiestunden auf den frühen Nachmittag und holt Euren Sohn mittags schon ab.

Grüße: Uli

Hallo Rainer,

wenn du in BaWü wohnst, dann guck doch mal hier rein:

http://www.mariaberg.de/

Hier könntest du dich einmal beraten lassen, besonders zum Thema stationäre Unterbringung wochentags und Wochenenden daheim, da du ja Bedenken hast wegen des endlos langen Schulweges. Wenn es in Mariaberg nicht das passende Angebot für dein Kind gibt, dann nirgends.

Liebe Grüße
Hagazussa

Hallo,

genauso sehe ich das auch. Die Kinder die wir gefahren haben, haben sich auch immer tierisch auf die Schule gefreut. Die waren teilweise schon im Bus kaum zu bändigen und wenn wir sie dann Nachmittags abgeholt haben, haben sie auch immer mit strahlenden Augen erzählt was sie alles erlebt haben. Und was mir auch sehr positiv aufgefallen ist, ist das an solchen Schulen sehr viele Projekte oder Feste gemacht werden. Wo jeder der Lust und Laune hat hinkommen kann. Letztes Jahr zum Beispiel, hat die Schule ein Mittelalterfest veranstaltet. Die Kinder haben dort gesungen, es wurde geimeinsam gegessen und es war schön anzusehen, Kindern mit Behinderungen, eine solche Freude zu machen.

Für die Eltern ist es doch auch viel leichter ihr Kind mal für ein paar Stunden loszulassen. Ihr braucht doch auch mal Ruhe für euch um neue Kraft zu tanken. Denn einfach ist es doch auch für euch nicht!
Ich würde mir das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Viele Grüße