Servus,
gibt es eigentlich einen Fachbegriff dafür, wenn man bei einem Politiker/einer Partei alle negativen Aspekte ausblendet und so gut wie alles in Kauf nimmt, solange man sich politisch verstanden und vertreten fühlt?
LG
Servus,
gibt es eigentlich einen Fachbegriff dafür, wenn man bei einem Politiker/einer Partei alle negativen Aspekte ausblendet und so gut wie alles in Kauf nimmt, solange man sich politisch verstanden und vertreten fühlt?
LG
Fanboys und -girls?
Selektive Wahrnehmung.
Den Begriff kenne ich eigentlich nur bei Marken. Gibt’s da nichts ‚wissenschaftlicheres‘?
Geht in die Richtung, aber imho geschieht die selektive Wahrnehmung doch eher auf einer unbewussten Ebene. Mir geht es um einen Begriff, bei dem aktiv das Negative in Kauf genommen wird, da mir andere Aspekte wichtiger sind.
Moin,
Fachbegriff kenne ich keinen, vielleicht passt Stammesdenken (ha, ein Fremdwort: Tribalismus!). Früher sprach man von den Jubelpersern, das war aber ursprünglich mit Gewaltanwendung verbunden, oder vornehmer von den Claqueuren: Wir klatschen, egal wie doof der Redner am Pult schwätzt.
Mich erstaunt eh immer, wie es zu solch blindem Fanatismus kommen kann. Kannte man früher nur von den Schluchtenscheißern, heute führen die Ossis und die Amis ais dem Mittleren Westen. Könnte uns eigentlich wurscht sein, wenn den Leuten nicht der Hass die Gesichter verzerren würde.
Gruß
Ralf
Gefällt mir gut, muss ich mir noch genauer anschauen
Die schwingt aber immer mit, dass sie dafür bezahlt werden, ihr Handeln also nicht unbedingt in ihrer Überzeugung begründet ist.
Hallo,
wie wärs mit: Schöndenken, Ausblenden, Kompromissbereitschaft, Zweckorientierung?
Gruß,
Paran
Wer sagt das denn?
Selektive Wahrnehmung besagt erstmal nur, dass eben nur eine bestimmte Auswahl wahrgenommen wird. Es sagt nichts über Motive, Gründe, etc.
Es ist genau das, was nach deiner obigen Beschreibung passiert: Es werden nur die positiven Aspekte herausgefiltert und gesehen, die negativen bleiben außen vor. Selektive Wahrnehmung eben.
Alternativ würd ich das ansonsten noch als Zweckoptimismus bezeichnen.
Gruß, Diva
Wiki zB, wo die SW als Teil einer Funktion des Gehirns beschrieben wird. Das klingt für mich eben so, als würde das eher unbewusst passieren, ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren
Als konkretes Beispiel für das Phänomen, für das ich den Begriff suche, wäre diese Umfrage zu Strache. Anscheinend wollen ihn 69% der FPÖ Wähler trotz der Ibiza Geschichte zurückhaben. Imho greift hier die selektive Wahrnehmung als Erklärung nicht, die die Leute ja sehr genau wissen, was vorgefallen ist und es daher eher nicht zu einem Ausblenden kommt.
Servus
Alle Begriffe umschreiben das Phänomen mehr oder weniger gut. Ich hatte nur irgendwie die Hoffnung, dass irgendein schlauer Mensch sich für die Politik hier einen schönklingenden Terminus ausgedacht hat
Nachtrag:
Gefällt mir auch gut.
Fanatismus vielleicht? Oder Vorteilsdenken?
Und da bin ich durchaus anderer Meinung als du.
Es gibt auch noch die sogenannte „kognitive Dissonanz“:
Innere Widersprüche, die man lieber verdrängt!
Diese Menschen sehnen sich nach irgendetwas, was durch diese Politiker repräsentiert wird und sie wollen das auch so sehen. Das sind Vorgänge, die durchaus völlig unbewusst ablaufen - nicht jeder Mensch kennt sich selbst so gut, dass er seine Handlungsmotive immer benennen könnte. Ich glaube vielmehr, dass bei den meisten Menschen das Gegenteil der Fall ist und sie sich eher von ihren Instinkten leiten lassen.
Da sind auch Trump-Wähler ein gutes Beispiel: Der kann sich so offensichtlich unmöglich benehmen, das irritiert keinen seiner Wähler mehr. Es wird nicht mehr nach Moral oder richtig und falsch gefragt - hier ist einer, der mal auf den Tisch haut und sagt was los ist. Danach sehnen sie sich und blenden deshalb alles andere aus: Selektive Wahrnehmung.
Aber der Begriff selektive Wahrnehmung deutet doch schon an, dass das Filtern eben ganz am Anfang (eben bei der Wahrnehmung) passiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen den ganzen Schas von DT oder Strache nicht wahrnehmen, sondern dass sie für sich und ganz bewusst entscheiden, dass die richtige politische Einstellung das Wichtigste ist. Es geht also imho nicht um einen Wahrnehmungsprozess sondern einen Entscheidungsprozess.
Ersteres geht mir ein wenig zu weit und zweiteres kenne ich gar nicht
Es sollte ein Begriff sein, den man in einer Diskussion einbringen kann und der nicht gleich eskalierend wirkt.
Der Begriff ‚politischer Tribalismus‘ gefällt mir mittlerweile immer besser:
Tribalism is loyalty to our group that can go beyond common sense, facts, and even our own personal values (not that we are all susceptible to it). Tribalism is largely about protecting our ego and feeling a sense of belonging
Weiß jemand zufällig, ob das die allgemein gültige Definition ist?
Und noch immer unterstellst du, dass dieser Entscheidungsprozess bewusst abläuft.
Na, das glaub ich aber nicht.
Meiner Meinung nach unterstellst du den meisten Menschen viel zu viel Bewusstheit.
Dabei gibt es so viele Menschen, bei denen die meisten Dinge im Leben nichts mit Bewusstheit zu tun haben. Deshalb gibt es inzwischen soviele Achtsamkeitsapps - damit die Menschen das wieder lernen.
Oder was meinst du, wie Werbung funktioniert?
Der Mensch kann sehr sehr schön unbewusst entscheiden, das mogelt sich alles an der bewussten Wahrnehmung und Entscheidung vorbei. Nicht umsonst ist das Unterbewusstsein um Dimensionen größer als das Bewusstsein.
Grüßle
Ich unterstelle das nicht, sondern suche einen Begriff, auf den das zutrifft. Ich suche ja auch keinen psychologischen/medizinischen Fachbegriff sondern bewusst (scnr) einen politischen.
Es gibt Leute, die genau wissen, dass sie DT als Person eigentlich ablehnen und er so ziemlich allem widerspricht, was ihnen persönlich wichtig ist. Trotzdem halten sie ihm die Stange, weil er halt der Kandidat der GOP ist. Ich meine damit jetzt nicht die anderen Mitglieder der Partei oder die Medienschaffenden der rechten Kanäle. Da weiß ich immerhin, wieso die sich so verrenken
Wie gesagt finde ich, dass es politischer Tribalismus (siehe unten) ziemlich gut trifft.
Sehr gute Differenzierung!
Gruß
F.
Warum gefällt dir dann eigentlich der Begriff „Identitätspolitik“ nicht?
Gruß
F.