Begriffe Wildtyp, Mutation u. Polymorphismus

Hallo,

ich versuche gerade, mich in der Genetik zurechtzufinden. Ein paar Begriffe bereiten mir noch Probleme, z.B.:

Ein Wildtyp ist laut Wikipedia ein Lebewesen, dessen Genom in einem Zustand vorliegt, wie er natürlicherweise durch die Evolution entstanden ist (bzw. ein Gen, das durch Evolution entstanden ist). Davon abweichende Organismen werden als Mutanten bezeichnet. Wenn die Mutanten einen bedeutenden Anteil in der Population erreichen (mind. 1 Prozent), spricht man von Polymorphismus.

Was mir nicht klar ist: Wenn eine Abweichung sich erst mal erhalten und ausgebreitet hat, man also von Polymorphismus spricht, dann ist diese Variante doch auch durch die Evolution entstanden!? Wie will man denn dann den Ausdruck Wildtyp sinnvoll gebrauchen? Nehmen wir an, von einem Gen gibt es drei verschiedene Varianten: Variante 1 haben 80% der Bevölkerung, Variante 2 haben 15%, und Variante 3 haben 5%. Kann man dann den Ausdruck Wildtyp verwenden?

Und: Bekanntlich unterscheiden wir Menschen uns genetisch, sonst würden wir nicht so verschieden aussehen. (Wenn wir genetisch identisch wären, würden wir uns nur so stark wie Zwillinge unterscheiden.) Die Gene, die nicht übereinstimmen, liegen also in verschiedenen Varianten vor. Verwendet man für diese dann auch die o.a. Begriffe?

Wieviele verschiedene Varianten für ein Gen gibt es denn üblicherweise? Weiss man das? Geht das eher in Richtung „So viele, wie es Menschen gibt“ oder entsteht die große Zahl unterschiedlicher Individuen eher durch Kombinatorik?

Ich habe auch gelesen, dass unsere Gene zu 99,9% übereinstimmen. Wieviele haben wir mit den Menschenaffen gemeinsam? 95%? 98%?

Danke an jeden, der Licht in die Sache bringt.

Gruß
Mike

Hai, Mike,

ich versuche mal aufzudröseln:
Wildtyp ist alles, was nicht durch züchteriches Eingreifen (üblicherweise durch den Menschen) entstand. Einige Exemplare dieses Wildtyps weisen individuelle Abweichungen auf, die durch Mutationen ausgelöst werden: Mutanten - die zum Wildtyp gehören. Verbreitet sich so eine Abweichung innerhalb der Population, dann ist dieser Wildtyp polymorph.

Ein Beispiel: Homo Sapiens ist ursprünglich dunkelhäutig; ab und zu gibt (und gab) es Exemplare mit Mutationen, die zu weißer Haut führen. In einigen Regionen hat sich das als Vorteil herausgestellt und ein Teil von Homo Sapiens gibt diese Mutation zuverlässig an die Nachkommen weiter - Homo Sapiens ist Polymorph und kommt ausschließlich als Wildtyp vor.

Gruß
Sibylle

Wikipedia sagt aber…
Hi,

Wildtyp ist alles, was nicht durch züchteriches Eingreifen
(üblicherweise durch den Menschen) entstand. Einige Exemplare
dieses Wildtyps weisen individuelle Abweichungen auf, die
durch Mutationen ausgelöst werden: Mutanten - die zum Wildtyp
gehören. Verbreitet sich so eine Abweichung innerhalb der
Population, dann ist dieser Wildtyp polymorph.

Ein Beispiel: Homo Sapiens ist ursprünglich dunkelhäutig; ab
und zu gibt (und gab) es Exemplare mit Mutationen, die zu
weißer Haut führen. In einigen Regionen hat sich das als
Vorteil herausgestellt und ein Teil von Homo Sapiens gibt
diese Mutation zuverlässig an die Nachkommen weiter - Homo
Sapiens ist Polymorph und kommt ausschließlich als Wildtyp
vor.

Wikipedia sagt aber:

Als Wildtyp, bei Pflanzen auch manchmal als Wildform, wird in der Genetik ein Lebewesen bezeichnet, dessen Genom in einem Zustand vorliegt, wie er natürlicherweise durch die Evolution entstanden ist. Der Begriff wird sowohl für den gesamten Organismus als auch für einzelne Gene verwendet. Bei letzteren wird von dem oder den Wildtyp-Allel(en) gesprochen; davon abweichende Allele werden als mutante Allele und die Organismen als Mutanten bezeichnet. Wenn die Mutanten einen bedeutenden Anteil in der Population erreichen, spricht man von Polymorphismus.

Nicht-Wildtypen entstehen durch Mutation. Allele, die nicht dem Wildtyp entsprechen, sind in geringer Häufigkeit in der Natur vorhanden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wildtyp

Das ist dann einfach nicht gut erklärt, oder wie? Denn so wie’s da steht, muss man ja denken, eine Mutation gehört nicht zum Wildtyp. Ich glaube aber auch, schon mal in einem Laborbefund (Gentest) gelesen zu haben „im Vergleich zum Wildtyp“ oder Ähnliches. Also dass der Patient eben nicht die Wildtyp-Genvariante hätte, sondern eine andere. Das würde ja auch dem widersprechen, was du sagst (solange wir davon ausgehen, dass ich nicht den Befund von jemand in die Hände bekommen habe, der in einem geheimen Labor einer Großmacht designt wurde). Kann es sein, dass der Begriff Wildtyp in verschiedener Weise gebraucht wird?

Hai, Mike,

es ist wirklich merkwürdig formuliert; „nicht-Wildtyp“ ist imho der Versuch, den Begriff „normal“ zu vermeiden - also ein Mutant weicht vom „normalen“ Durchschnitts-Exemplar ab. Übertragen wir das wieder auf den Menschen, haben wir die Aussage: ein Mensch, der von einfarbigen Vorfahren abstammt aber Flecken hat (Vitiligo), ist nicht normal - eine solche Aussage gibt Schimpfe…

Gruß
Sibylle