Warum heißen in Berlin Kommunalpolitiker Bezirks"ver"ordnete und nicht "Abge"ordnete wie im Abgeordnetenhaus? Der Begriff ist sehr seltsam und erinnert eher an negative Konnotationen wie "ver"urteilt, "ver"schuldet. Per Internet habe ich auch keine Antworten gefunden, vielleicht weiß ja jemand von euch was?
Hallo, in Berlin ist alles ja ein wenig anders - land und Stadt und die großen „Bezirke“ die ja größer als viele Städt sind.
Bei uns in NRW leite ich den Begriff aus den Ratsmitgliedern des Stadtrates ab, die traditionell Stadtverordnete genannt werden.In den Stadtgbezirken, die aber nur eingeschränkt regionale Entscheidungen treffen, keine Hauptamtlichen haben etc. heißen die dann eben Bezirksverordnete. Die BezVo hießen früher anders wollten dann aber auch Verordnete wie die Stadtverordneten heißen…
Ich hoffe, ein wenig geholfen zu haben.
Hi, was negatives hat ver allein nichts zu tun. Verbunden oder vernetzt - eben.
Sie heißen so, weil sie nicht direkt vom Wähler wählbar sind, da die Parteien Listen von potenziellen Mitgliedern der Bezirksverodnetenversammlung aufstellen und über diese per Stimme an die Parteien für Wahlen des Berliner Abgeordnetenversammlung nach anteiligem Stimmenproporz verordnet werden.
Alles klar?
Mh, na gut, für die BVV werden zwar keine Direktkandidaten aufgestellt. Und meine negative Konnotation war im Grunde auch nur zitiert von eben solch eines Fragenden an mich. Trotzdem ist der Begriff seltsam. Nimmt man ihn wörtlich, so bekommt man von der Partei wie vom Arzt etwas verordnet. Und daran hänge ich mich etwas auf.
Naja, offiziell gelten Berliner Abgeordnete im Abgeordnetenhaus auf Landesebene auch nur als Teilzeit-Politiker. In NRW ist die Begriffsverwendung immerhin konsequent.
Tja, es gibt manchmal eben Wortschöpfungen.
Verordnung ist ein Rechtsbegriff. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die Grundlage bildet, weil die Bezirksverodneten eine Rechtsaufgabe haben (Kontrolle der Arbeit in den Bezirksverwaltungen).
Hallo Ino,
ich kann Deine Überlegung nachvollziehen, es ist tatsächlich merkwürdig, aber eine Lösung kann ich Dir leider nicht anbieten.
Viele Grüße
Wolfgang
Grüß Gott. Herr Kringel,
warum in Berlin und einigen Bundesländern (z.B. Hessen) die Abgeordneten „Verordnete“ heißen, weiss ich leider auch nicht. Ich habe lediglich in der Brockhaus Enzyklopädie gelesen, dass der Begriff erstmals 1808 in der „Stein’schen Städteordnung“ verwendet wurde. Zu der Zeit war die Demokratie noch etwas unterentwickelt und die Stadtväter konnten wohl irgend etwas „verordnen“. Ist aber nur eine "Ver-"mutung.
Sorry, mehr kann ich zu dem Thema auch nicht beitragen.
Viel Vergnügen bei der weiteren Suche wünscht Ihnen
Ingrid Hurler
Hallo Ino Kringel,
sorry, dass ich erst so spät antworte. Ich habe mich mal ein bisschen in meinem belesenen Umfeld umgehört und irgendwie wusste so recht niemand eine Antwort…
Daher hab ich das Grimmsche Wörterbuch befragt, was oftmals in solchen Situationen helfen kann…
http://woerterbuchnetz.de/DWB/
Unter dem Stichwort „verordnen“ findet man da als Definition: „befehlen, dasz etwas so geschehe“.
Interessant finde ich allerdings eher die Bedeutung, dass Soldaten dort als „Verordnete“ bezeichnet werden. Unter Punkt 5) steht dann sogar: „5) in der heutigen sprache ist der gebrauch des wortes ein beschränkter. wir benutzen es zunächst in bezug auf menschen als zur ausführung eines auftrages einsetzen. die stadtverordneten sind uns noch durchaus geläufig, während die verordneten des volkes lieber abgeordnete heiszen.“
Wenn ich das interpretiere, hieße das also, dass die Abgeordneten in Berlin eigentlich im genauen Wortsinn von den Berliner/innen beauftragt wurden, den Auftrag, sie politisch zu vertreten, auszuführen.
Bliebe allerdings noch zu klären, warum diese altmodische Ausdrucksweise nicht ausgetauscht wurde gegen „Abgeordneter“. Ich vermute den Grund irgendwo in der Preußischen Geschichte… Vielleicht kennt sich beim „Preußen-Zentrum“ ( http://zentrumpreussen.bbaw.de/ ) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften dazu jemand aus? Vielleicht mal ne Mail dahin schreiben…
ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen!
Gruß,
AB