Bei Tisch

War im Mittelalter (wie man das auch definiert) beim oder nach dem Essen rülpsen und furzen ein Lob für den Gastgeber? Hab mal sowas gelesen…

André

Hallo, André,

kommt von Martin Luther:

„Warum rülpset und furzet Ihr nicht?
Hat es euch nicht geschmecket?“

Wie sich die Zeiten ändern …

Gruß Dirk

War im Mittelalter (wie man das auch definiert) beim oder nach
dem Essen rülpsen und furzen ein Lob für den Gastgeber? Hab
mal sowas gelesen…

André

Ist bzw. war auch in Japan so, wenn man nach dem essen Rülpste war das so eine Art Kompliment an den Koch und ein Zeichen das es geschmeckt hat (frag mi net warum :smile:

Hallo ihr 2!

Noe, ist auch nicht wirklich von ihm, wird ihm nur zugeschrieben… (und immer wieder gern kolportiert). Habe jetzt die genaue Literaturangabe nicht bei der Hand, wo das aufgeklaert wurde, kann ich aber gern mal 'raussuchen.

Gruss

Henriette

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

O, tu das,
liebe Henriette,
und gib mir auch Bescheid.
Dank im Voraus und beste Grüße.
Fritz

liebe Henriette,
und gib mir auch Bescheid.
Dank im Voraus und beste Grüße.
Fritz

Hallo Fritz!

Kurz gesucht und schon gefunden: Stand in der Rubrik „Stimmts“ in der ‚Zeit‘ Nummer 6/2001 (ist dort im „Wissen“ zu finden). Hier der ganze Artikel:
--------------------------- schnipp --------------------------
Stimmt’s?

Anrüchiges Zitat

Von Christoph Drösser

Vielleicht hätte ich da was für Ihre Gerüchteküche: „Was rülpset und furzet ihr
nicht, hat es euch nicht geschmacket?“ - Luther-Zitat oder nicht?

Volkmar Gross, Bremen

Eine Menge Sprüche sind angeblich vom Reformator überliefert. Doch die
meisten wurden ihm erst nachträglich zugeschrieben. So ist es mit den
Worten „Hier stehe ich und kann nicht anders!“, die er angeblich auf dem
Reichstag zu Worms ausgerufen haben soll, als er sich weigerte, seine
Thesen zu widerrufen. So ist es mit dem Ausspruch „Wenn ich wüsste, dass
morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen“,
der erst seit dem vergangenen Jahrhundert kursiert. Und so ist es mit dem
deftigen Tischspruch. Damit wollten offenbar „manche Kreise ihren Lebensstil
mit Luther-Zitaten belegen“, sagt Helmar Junghans, emeritierter
Luther-Experte von der Universität Leipzig. Wer nach einem deftigen
Luther-Spruch sucht, der tatsächlich belegbar ist, der findet vielleicht an
diesem Gefallen: „Wenn ich hier einen Furz lasse, dann riecht man das in
Rom.“ Christoph Drösser

--------------------------- schnipp -------------------------

Viele Gruesse

Henriette

1 Like

Das ging ja rasch!
Liebe Henriette,
ich hab einst die Tischreden - meist mit Grausen - durchgeackert, und das genannte Zitat eben nicht gefunden. Ich dachte an eine „gereinigte“ Fassung, bin jetzt aber froh, das aus berufenem Mund bestätigt bekommen zu haben.
Nochmals Danke
Fritz

War im Mittelalter (wie man das auch definiert) beim oder nach
dem Essen rülpsen und furzen ein Lob für den Gastgeber? Hab
mal sowas gelesen…

André

Hallo André!

Hier zwei Links, die recht serioes - allerdings nicht sehr ausfuehrlich - ueber Tischsitten im Mittelalter informieren:

http://www.asn-ibk.ac.at/bildung/faecher/geschichte/…

http://www.storytellers-diary.de/sections.php?op=pri… (Hoefische Mahlzeiten und Tischzuchten)

Alles, was man sonst so hoert ueber diese Themen, scheint mir meist der ueberbordenden Phantasie von ueberspannten Hollywood-Regisseuren entsprungen zu sein. Leider gibt es da eine Tendenz, das Mittelalter als stinkende Kloake, die mit ruepelhaften Prolls bevoelkert war, darzustellen. Auch die ganzen sogenannten „Mittelalterrestaurants“ bedienen nur die Sensationsgier der Leute, die sich mal so richtig schoen daneben benehmen wollen (ruelpsen, furzen, Knochen-hinter-sich-werfen, den Frauen an den Busen grabschen, etc.). Natuerlich gibt es auch Literatur, allerdings erst im Spaetmittelalter, die solche Zustaende schildert, es handelt sich dabei allerdings um Fastnachtsspiele (also im Grunde um Beispiele, wie man es eben _nicht_ machen soll, bzw. um Situationen, die man in einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Regeln ausser Kraft gesetzt waren, genuesslich ausleben konnte).

Viele Gruesse

Henriette