Bei welcher Bank Kredit anfragen?

Bin mit meinem Mann im Gespräch weil wir in der näheren Zukunft mal ein eigenes Geschäft wollen. Wir wissen aber beide nicht viel von Krediten und Banken und wissen echt nicht wo anfangen. Hat jemand Tips?

Sicherlich nicht mit einer Kreditanfrage bei der Bank! Erkundigt euch bei der IHK vor Ort nach Existenzgründungsseminaren, und dann könnt ihr weiter sehen.

Hallo!

Neben dem Rat von @Christa: Im Interesse von Unabhängigkeit, realitätsnaher Risikoeinschätzung und verantwortungsbewusstem Umgang mit Geld ist das beste Geschäft solches aus eigenen Mitteln der Gründer. Zwar kommen manche BWLer mit Betrachtungen von Kosten des Kapitals zu anderen Ergebnissen, aber solche Leute haben wenig Ahnung von Alltag und Realitäten inhabergeführter Kleinunternehmen.

Ohne Eigenkapital läuft wenig bis gar nichts und bei Krediten ist man sofort bei Fragen der Sicherheiten. Omas geerbtes klein Häuschen oder das eigene Dach über dem Kopf ist dabei schnell als Sicherheit in den Ring geworfen und im Zweifel futsch.

Kein Existenzgründer braucht im ersten Schritt Kredit. Zunächst ist nach dem Existenzgründerseminar ein VHS-Kurs Buchhaltung und Jahresabschluss angesagt. Dies auch für den Fall, dass man die Buchhaltung nicht selbst erledigt. Ist wirklich nützlich. Sodann braucht man Klarheit über das Geschäft. Was will man anbieten, wer gehört zu den Zielgruppen, wie erreicht man die Zielgruppen, wer ist Wettbewerber und warum sollen Kunden bei Dir statt beim Wettbewerber kaufen … Schließlich braucht man Klarheit über den Kapitalbedarf, woher das Kapital kommen soll und über die Frage, ob man das zu beschaffende Kapital ans Geschäft oder das Geschäft ans vorhandene Kapital anpasst.

Wie toll und befreiend es wirkt, mit eigenem Geld zu wirtschaften, wissen ganz genau alle Gründer, die mit anderer Leute Geld wirtschafteten spätestens nach dem ersten Engpass.
Wenn Du mir das einfach glaubst, ersparst Du Dir von ruinierter Ehe, über Magengeschwüre bis zum Suizid allerlei Ungemach.

Noch dies: Ein Ehepaar und beide stehen im Risiko, wird zwar von Kreditgebern gerne gesehen, ist aber nicht wirklich schlau. Jedenfalls dann nicht, wenn die Existenzgründung anders als geplant verläuft und den Bach herunter geht. Bei manchen Gründungen kann es vertretbar und sinnvoll sein, gemeinsam ins Risiko zu gehen, aber das lässt sich nur bei genauer Kenntnis aller Umstände beurteilen. Die Akten von Fällen, wo es nicht sinnvoll war und ruinöse Folgen hatte, füllen Säle.

Gruß
Wolfgang

Danke für die Ausführliche Antwort! Wir haben gestern nochmal darüber dikutiert. Buchhaltung sind wir beide recht gut, habe mal wegen einem Job mehrere Kurse belegt. Bei unserem Geschäft handelt es sich tatsächlich nicht um einen Laden sondern ein Restaurant, entschuldige meine falsche Bezeichnung. Mein Mann hat schon seit längerem ein tolles Objekt im Blick das perfekt für unser Traum-Restaurant wäre, das kostet aber natürlich auch eine gewisse Summe. Das Restaurant einzurichten ist dann der nächste grosse Schritt. Es würde sich auch um einen relativ „kleinen“ Kredit handeln, aber wir haben beide keine Familie mehr bei der wir diese Summe ausleihen könnten. Er ist schon sein ganzes Leben in der Gastronomie tätig und kennt sich da also gut aus.

Hallo Barbara!

Wer noch kein Restaurant längere Zeit erfolgreich betrieb oder leitete, hat nur - optimistisch ausgedrückt - geringe Chancen, einen Kreditgeber zu finden. Auch die Fördertöpfe (google nach Förderdatenbank) für Existenzgründer wollen für gastronomische Betriebe nichts geben. Kreditgeber sind bei Neugründung gastronomischer Betriebe so zurückhaltend, weil der Erfolg neben Lage und Konzept insbesondere an den Inhaberpersönlichkeiten und deren Händchen hängt. Man kann einfach zu viel falsch machen und was in einem Betrieb funktioniert, muss in einem anderen Betrieb mit anderen Inhabern noch lange nicht funktionieren.

Mit der kreditfinanzierten Restaurantgründung wird es vorhersehbar nichts. Weil das schon immer ein schwieriges Thema war, halfen Brauereien aus. Ob und in welchem Umfang so etwas heute noch möglich ist, weiß ich nicht und kann auch nicht beurteilen, ob man mit solcher Bindung glücklich werden kann.

Für ein Restaurant mit Küche kann man leicht einen hohen 6stelligen Betrag aufwenden. Es geht aber auch mit sehr viel weniger Geld in einer Größenordnung, die sich durch Ansparen, Verkauf des vielleicht unnötig luxuriösen Autos und Verzicht auf ein, zwei Urlaubsreisen realisieren lässt. Gerade die Gastronomie bietet die Möglichkeit, ein Konzept an vorhandene Mittel anzupassen. Solche Vorgehensweise ist nicht damit zu verwechselt, etwa anstelle eines gutbürgerlichen Restaurants eine Kaschemme aufzumachen.

Heißt unter dem Strich, dass nur die mit Abstand beste aller Lösungen funktioniert, nämlich Realisierung mit eigenem Geld, eigener Fantasie und eigener Arbeit.

Geschichte aus dem wahren Leben: In einem gutbürgerlichen Hamburger Stadtteil besuchten wir gelegentlich ein Restaurant, nachdem wir mindestens ein zwei Wochen vorher einen Tisch bestellt hatten. Das ging telefonisch, aber nicht für jedermann. Das erste Mal musste man persönlich erscheinen, um einen Termin für einen der nur 4 oder fünf kleinen Tische zu bekommen. War also nichts für Leute, die sich spontan auf die Husche für kleines Geld den Pansen vollschlagen wollten. Die Gäste waren handverlesen. Unterhalb eines Hunderters für 2 Personen brauchte man gar nicht erst zu rechnen. Eine Karte gab es nicht. Der Inhaber, ein stets elegant gekleideter, beleibter älterer Herr, kam an den Tisch und erzählte, unter welchen zwei oder drei Gerichten man wählen könne und empfahl dazu den passenden Wein. Kleinkram wie Aperitif, Mokka und zwischendurch noch dies und das, wurde von ihm nur am Rande mit „… ich bringe Ihnen noch …“ erwähnt. Sodann konnte es schon mal eine Stunde dauern, bis nach mehreren Vorspeisen das Hauptgericht serviert wurde. Alles vom Feinsten und superlecker. Der Restaurantbesuch war abendfüllend. Es gab kein Kommen und Gehen wechselnder Gäste, keinen Lärm, keine Hektik, Die ganze Belegschaft bestand aus dem älteren Herrn und seiner Frau, die in der kleinen Küche hinter dem Gastraum zauberte. Bezahlt wurde bar, Eine Rechnung mit zahllosen Positionen und Nachkommabeträgen gab es nicht. War immer irgendwas Glattes, 120 … 150 … Die gesamte Einrichtung wirkte etwas aus der Zeit gefallen, alt, aber geschmackvoll. Ein Vermögen hatte das Inhaberpaar dafür bestimmt nicht ausgegeben. Dafür trug das Konzept mit Klasse statt Masse: Wenige Gäste, keine Laufkundschaft, Öffnung nur während der Abendstunden, alle Tische Wochen vorher ausgebucht, Bewirtung und Essen vom Feinsten, einfach nur ein gepflegt-gediegener Abend für die Gäste. Abgesehen von einem dezenten straßenseitigen Schild war von außen nicht zu erkennen, dass es im Haus ein Restaurant gab. Wozu auch, das Geschäft lebte nur vom Ruf und Mund-zu-Mund-Empfehlungen. Ist natürlich nichts für Leute, die von Wachstum und Filialen träumen, weil alles am Inhaberpaar hing.

Gruß
Wolfgang . . .

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Moin,

dann wisst ihr hoffentlich auch, wie schwierig es geworden ist, sich am Markt zu behaupten.
Ich schließe mich @Wolfgang_Dreyer an. Ihr werdet von den wenigsten, wenn überhaupt einer Bank, Geld bekommen. Die Brauereien, wie Wolfgang vorgeschlagen hat, sind auch schon lange nicht mehr so freigiebig mit Einrichtungen etc.
Die Lage nützt euch überhaupt nichts, wenn ihr kein vernünftiges Konzept habt. Habt ihr denn einen Businessplan aufgestellt? Nicht für evtl. Geldgeber, sondern für euch.
Wie tief sind deine Buchhaltungskenntnisse? Wareneinsatzquote ist ein Begriff? Habt ihr vernünftiges Personal? Das ist übrigens auch schwierig geworden, jemanden vernünftiges zu finden. Kellner geht noch, aber gute Köche sind Mangelware.

Ich möchte euch eure Idee nicht mies reden, sondern nur ein paar Gedanken aufschreiben.

Ich weiß übrigens, wovon ich schreibe. Seit 30 Jahren in der Gastronomie unterwegs. Als Restaurantfachfrau, Empfangsleiterin, Buchhalterin.

Data

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Danke für den Kommentar! Dies sind einige der Gründe weshlab wir schon so lange warten und immer wieder nur darüber reden. Mein Mann ist selber Koch und hat schon in verschiedenen Restaurants und Pubs beim Aufbau und Eroffnungen geholfen, ein bisschen Erfahrunf hat er damit also schon. Meine Buchhaltungkenntnisse sind sehr gut, werde aber sicher noch eine Kurs mehr besuchen, kann ja nie schaden. Personal haben wir durch die Kontakte meines Mannes eigentlich schnell zusammen, das ist tatsächlich das kleinste Problem (zum Glück). Businessplan haben wir immer mal wieder eher zum Vergnügen zusamengestellt. Aber wir informieren uns jetzt weiter bevor wir den Schritt wagen!

Ist doch zum Kotzen. Wieder auf ein Sockenpuppenpaar reingefallen. Danke für garnichts!

Das klingt nach einer sehr spannende, und gewagten, idee. Sowas exklusives wird es dann schon nicht, aber danke nochmal für deine Kommentare. Hat uns nochmal gute Perspektive und Denkanstösse gegeben, man verliert sich ja schnell mal in einem Tagtraum.
Ferien machen wir schon länger nicht mehr, da lässt sich wirklich was zusammensparen so.

Gesine, ich bin sowas von angefressen … erst vor Stunden beigetreten, dann die überschwänglich gelobten Links von einem neuen Mitglied …

Ich werde zukünftig vorsichtiger sein, bevor ich hier Zeit investiere und vermutlich für Neumitglieder nichts mehr schreiben.

Gruß
Wolfgang

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Echt, das habe ich auch gerade gedacht, vor allem Wolfgang hat sich mit seinen langen Antworten auch noch so viel Mühe gegeben. :frowning: Na ja, das kann vielleicht doch noch jemandem weiterhelfen, der ehrlich mit dem Gedanken spielt, ein Restaurant zu eröffnen.

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