Beim Notieren nicht "in die Karten" schauen lassen

Liebe/-r Experte/-in,
Ein kniffliges Benimm Problem:

Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich bei einem Vortrag, Besprechung, etc mitschreibe und mir von meinem Nebenmann nicht „in die Karten“, d.h. auf den Block schauen lassen will?
Wegdrehen? Kleinschreiben?Geheimabkürzungen(die man dann selbst nicht entschlüsseln kann)?

Man will ja nicht geheimnistuerisch wirken aber Notizen können ja sehr persönliche Infos, Gedanken, Ideen enthalten.

Thanx für die Hilfe

Hallo,
es wird eher als unhöflich angesehen, wenn Sie irgendwelche Geheimzeichen, Kleinschreibungen oder auch das Wegdrehen des Oberkörpers vollziehen. Falls Ihnen Ihre Privatsphäre so wichtig ist und Ihr Nebensitzer ständig mit dem Augen auf Ihren Papieren mit liest, dann setzen Sie sich an einen Ort, wo dies nicht geschehen kann. Ansonsten teilen Sie Ihren Nebensitzer höflich mit, dass er dies bitte unterlassen soll. Sie machen ansonsten bitte keine der oben aufgeführten Dinge.

Grüße
Ihr
Bewerbungsratgeber

Hallo Holzapfel,

eine in der Tat etwas knifflige Frage. Immerhin gehört das ausführliche Mitlesen fremder Notizen für sich genommen ja schon zum „schlechten Ton“. Ich fasse deine Frage darum in zweifacher Hinsicht auf.

  1. Was tun damit persönliche Notizen nicht jedem offenbar sind?
    Eine Geheimschrift geht im Alltag doch etwas weit und dürfte erst Recht das Interesse deiner Tischnachbarn wecken.
    Im Allgemeinen sind Notizen für Andere nicht ohne weiteres verständlich und nicht mit einem Blick les- bzw. erfassbar. Etwas zusätzliche Sicherheit kannst du dir dadurch verschaffen, das du dein Blatt eher als Verlaufsmodell gestaltest. Statt einfach Reihe um Reihe zu schreiben kannst du einzelne Gedanken voneinander getrennt in Blöcken notieren (und diese dann auch mit Pfeilen oder Strichen in Bezug zueinander setzen). Je mehr Platz du dadurch verbrauchst, desto schneller kannst du taktvoll zum nächsten Blatt weiterblättern und so ein Nachvollziehen deiner Gedanken für andere zusätzlich erschweren. Obendrein kannst du vielleicht für manche grundlegenden Konzepte -etwa allgemeine Ablehnung, Verbesserungsbedarf, fehlende Unterstützung oder bestimmte Mängel- schlichte Abkürzungen finden. Ein kurzes „IG!“ kann dich später z.B. an für dich fehlende Inhaltliche Grundlagen eines Vortrags erinnern, und so weiter.

  2. Was tun wenn der Nachbar sich demonstrativ hinüberbeugt um deine Unterlagen ausführlich zu studieren?
    Am „ungefährlichsten“ ist es, das Blatt einfach zügig voll zu schreiben und umzublättern.
    Ein höfliches „Entschuldigung“ im Verbund mit einem Lächeln macht es auch verschmerzbar wenn du dich als Reaktion einfach in deinem Stuhl zurücklehnst und den Block auf deinen Knien ablegst, und ihn so Mitlesern enziehst.
    In der Hinterhand kann ein „ich möchte meine Notizen erst in ein angemessene Form/Reihenfolge/Beziehung bringen“ auch eine hartnäckige Nachfrage kontern.
    Wenn dann immer noch jemand allgemeines Interesse bekundet, solltest du klar aber höflich darauf hinweisen, dass deine persönlichen Notizen auch nur für dich gedacht sind. Konkrete Nachfragen nach einzelnen Sachverhalten kannst/solltest du je nach Situation schon beantworten.

Viel Erfolg, und lass mich doch nach Möglichkeit wissen, was du von diesen Vorschlägen hälst und ob sie dir im Alltag geholfen haben.

Guten Tag Holzapfel,

vorneweg: Ich denke man sollte sich da nicht zu viele Sorgen machen. Die meisten Leute werfen, wenn überhaupt, nur aus harmloser Neugier einen kurzen(!) Blick auf den Notizblock des Nachbarn.

Ich selbst tue dies manchmal, wenn mit ein Vortrag langweilig oder unverständlich vorkommt und ich mich frage, ob mein Nebenmann vielleicht mehr versteht. Dann interessiert mich aber mehr, ob er überhaupt etwas notiert, und nicht so sehr, was genau er hinschreibt.

Denn handschriftliche Notizen sind für andere tatsächlich SEHR schwer zu entziffern, wenn man nicht gerade enorm groß und leserlich schreibt. Und „Stielaugen machen“ ist natürlich sehr unhöflich und peinlich. Hyper-misstrauisches Papier-Verstecken aber auch.

Wenn sich jemand offensichtlich sehr für meine Notizen interessiert, nehme ich das eher als kleines Kompliment. In der Pause würde ich diesen Jemand dann fragen, wie er den Vortrag so fand; vielleicht ergibt sich dann ja ein interessanten Gespräch?!

So beugt man übrigens auch Getuschel und Gerüchten vor. Denn wirklich niemand kann auch einem aufgeschnappten Wort oder einer überlesenen Notiz wirklich beurteilen, was Du zu einer Sache denkst.

Wenn Du Dir aber nach wie vor Sorgen machst, dass Dir jemand in die Karten guckt, kannst Du folgendes tun:

  • Sehr klein schreiben: so kann es keiner lesen. Funktioniert allerdings nur, wenn Deine „natürliche Handschrift“ auch nicht so groß ist.
  • Sehr schnell und mit Absicht unleserlich schreiben. In der Regel erkennt man sein eigenes Schriftbild auch später noch wieder, allerdings dauert das Lesen dann etwas länger.
  • An der Volkshochschule Steno lernen. Geht nicht von heut auf morgen, macht aber Spaß und ist gut für’s Gehirn :smile: Und man kann auch als Halb-Könner schon einige Kürzel einbauen, die keiner versteht.
  • Kreativ werden und sich selbst Symbole, Kürzel o.ä. ausdenken. Die muss man dann eben auswendig können…
  • Einen Filofax-Kalender für Notizen benutzen. Der hat eine buchähnliche Form, so dass sich Notizen darin besser kaschieren lassen.

Viel Spaß beim Notizen machen,

Mamba