Beistehen oder Urlaub nach Trauerfall

Hallo liebe Mitnutzer,

ich stehe gerade vor einer für mich schwierigen Entscheidung. Mein Vater ist leider im Frühling gestorben und die Trauer sitzt noch tief. Besonders schlimm ist der Verlust auch für meine Mutter (noch krank geschrieben), die nun mit dem Haus und sich allein auf dem Land ist. Ich wohne leider weit von ihr weg, war aber natürlich so oft es für mich ging bei ihr.
Ich merke, dass es ihr besser geht, wenn ihre Kinder bei ihr sind. An handfesten Unterstützungsarbeiten kann ich ihr aber nur begrenzt helfen, das sie für bestimmte Entscheidungen einfach noch Zeit für ihre Trauer und die Verarbeitung braucht. Die Hilfe, die ich ihr momentan leisten kann, ist einfach da zu sein.

Nun steht mein Urlaub an (und einen Teil des Urlaubs hatte ich bereits bei ihr verbracht). Nun packen mich Schuldgefühle, dass ich diesen nicht bei ihr sondern mit einem guten Freund bei einem sehr anspruchsvollen Wandergebiet mache wollte. Statt (moralische) Unterstützung von mir zu kommen wird sie sich Sorgen machen. Anderseits kann ich nun nicht alles nach der Mutter richten und den Vater ersetzen. Vielleicht ist es aber doch noch zu früh? Die Schuldgefühle sind auf jeden Fall da und ich fühle mich in der Entscheidung nicht gut.
Hat jemand von euch vielleicht einen Denkanstoß für mich?
Vielen Dank

Hallo,
Das ist wirklich ein delikates Thema.
Ich vermute mal, das dieser Urlaub für dich auch eine Form von Trauerverarbeitung ist.
Verständlich, dass du auch die Mama nicht hängenlassen willst.
Google mal " Trauerbegleiter".
Vielleicht findest du Infos, die dir weiterhelfen.
LG, Mao

Wenn Du schreibst" wenn ihre Kinder bei ihr sind" - dann hast Du noch Geschwister? Besuchen sie auch die Mutter?

Letztendlich dient der Urlaub auch der Erhaltung Deiner Kräfte, damit Du dann weiterhin auch Deiner Mutter beistehen kannst.

Merkste was? Ich würde tatsächlich meinen Urlaub so verbringen wie geplant, es kommt doch auch indirekt Deiner Mutter zugute.

Beatrix

Ich weiß ja nicht, ob es bei Dir zu realisieren ist: aber vielleicht könntest Du Deine Mutter in den Urlaubsort mitnehmen und in einem Familienbetrieb, Bauernhof unterbringen - dort hätte sie vielleicht Kontakt mit anderen Urlaubern oder den Unterkunftsgebern. Oder noch eine Idee - vielleicht könnte Deine Mutter einige Zeit in einem Haus mit Wellness-Angeboten, Massagen o.ä. verbringen, es gibt da oft relativ günstige Pauschalangebote.

Du solltest Deinen restlichen Urlaub in jedem Fall ohne Schuldgefühle verbringen - ich kann mir vorstellen, daß auch Deine Mutter Dir einen Urlaub gönnt und Verständnis dafür hat.

LG Mannema

Hm.

Ich finde es ehrlich gesagt unfassbar, dass auch nur erwägst in Urlaub zu fahren, statt deiner Mutter beizustehen. Aber ich bin nicht du und unterm Strich hat jeder Mensch ein anderes Verhältnis zu seiner Familie im Allgemeinen und zu seinen Eltern im Speziellen.

Was wünscht sich denn deine Mutter?

Vielen Dank für die bisherigen Antworten. Da es Nachfragen gab: Es gibt mehrere Geschwister und zu einem Urlaub will sie nicht mitkommen. Selbstverständlich soll mir die Reise bei meiner eigenen Trauerarbeit helfen; es ist kein Pauschalurlaub mit Sangria am Strand.
Meine Mutter wünscht sich nur eine Sache.

Viele Grüße

Meinst Du das ernst oder entgeht mir hier die Ironie?

10 Like

Moin!
Mein herzliches Beileid zuerst.
Ist es nicht möglcih, dass du mit deiner Mutter diese Bedenken besprichst? Ich kann mir vorstellen, dass sie für dein Bedürfnis nach einer Reise durchaus Verständnis haben wird. Mancher fühlt sich wie ein Verräter, wenn er nach einem Trauerfall sein normales Leben wieder aufnimmt, nach vorn sieht und vielleicht sogar mal lacht.
Aber - so simpel es klingt - das Leben geht nun mal wirklich weiter, und in Trauer starr zu bleiben, ist sinnlos.
Man vergisst doch den geliebten Menschen nicht, man lebt mit dem Verlust weiter, das ist etwas Anderes.
Gruß, Simone

Danke für den Beitrag. Meine Mutter gönnt mir schon den Urlaub. Ich mache es aber jetzt so, dass ich beim Rückflug so lande, dass ich sie nochmal besuchen kann. Da wir weit voneinander entfernt wohnen, spare ich mir mit der Variante zumindest die 7h Anfahrt.
Liebe Grüße

1 Like

Na, das ist doch was! Wie alt ist Deine Mutter? Ist sie gebrechlich?

und selbst, wenn es so wäre- du bist doch wirklich niemandem Rechenschaft schuldig!

gruß kitty

Nun- die Trauer, die die Mutter für ihren verstorbenen Mann spürt- wird durch „beistehen“ nicht weniger.
Der Weg der Trauer ist nicht abzukürzen- da hilft auch keine Tochter und kein Sohn.

Man kann abgelenkt werden, man kann wieder auf neue Gedanken kommen und erleben, dass das Leben weiter geht (dieser Urlaub ist also nur ein kleines Mosaiksteinchen eines großen Bildes)- aber letztlich geht es darum die eigene Trauer zu verarbeiten.
Das nimmt einem keiner ab.

Schlimmstenfalls wird diese Trauer nie ganz verarbeitet- soll dann Töchterchen für den Rest des Mutterlebens nicht merh in Urlaub fahren?