beköstigen / verköstigen

Hallo zusammen!

ich hatte einmal in diesem Forum die Frage nach dem Unterschied zwischen „verköstigen / beköstigen“ gestellt. Aber der Unterschied ist mir immer noch nicht klar. Im Duden nachgeschlagen habe ich sowohl die Synonyme als auch die Bedeutungen unter die Lupe genommen. Auch beim Duden stelle ich keine Unterschiede fest.

verköstigen

beköstigen, bewirten, verpflegen, zu essen geben;

(ugs.): durchfüttern.


beköstigen

bewirten, verköstigen, verpflegen, zu essen geben;

(ugs.): durchfüttern.


be|kọ̈s|ti|gen <sw. V.; hat> [zu älter bekösten, mhd. bekosten = die Kosten tragen für etw.]: [regelmäßig] mit Essen versorgen: Kriegsgefangene, Fremdarbeiter und Vertriebene von da und dort, welche … sämtlich beköstigt und behaust werden wollten (Heym, Schwarzenberg 37).

ver|kọ̈s|ti|gen <sw. V.; hat>: 1. beköstigen: Einmal lässt er 200 Gänse schlachten, um sich und seine Freunde in Darmstadt zu v. (Chotjewitz, Friede 151); Schlecht verköstigt und schlecht beherbergt war ich in diesem … Hause, das ist wahr (Th. Mann, Krull 217). ∙ 2. (landsch.) [hohe] Ausgaben auf sich nehmen; sich hohe Unkosten machen: wie das keine Art und Gattung hätte, sich so zu v. (Gotthelf, Spinne 11).

Hallo, Nadja,

es gibt keinen Unterschied in der Bedeutung, siehe http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Beköstigen_/_verköstigen:

„Die Verben beköstigen und verköstigen stehen ohne Bedeutungsunterschied nebeneinander.
Die Variante verköstigen wird im gesamten deutschsprachigen Raum häufiger verwendet, in STIR, A, LIE*, CH und D-süd wird sie sogar ausnahmslos gebraucht …
In D-mitte, D-nord und BELG ist neben verköstigen auch beköstigen gebräuchlich …“

Gruß
Kreszenz

Hallo,
die andere Antwort stimmt auch.
Zusaetzlich sehe ich in bekoestigen einen Anteil des Gebens.
Den Fremden bekoestigen, dann gibt man ihm Essen und Trinken.

In verkoestigen sehe ich einen Anteil des Verzehrs.
Einen Wein verkoestigen, dann ist er weggetrunken.

vielleicht liegt der Unterschied in der Ursache für die Verpflegung.
Also ob ich es freiwillig mache…zB. für meine Gäste
oder
ob ich machen muss weil ich dazu verpflichtet bin…zB. meine Frau oder meine Kriegsgefangenen.

Servus,

kann man nicht. Das ist keine deutsche Wendung.

Wein kann man verkosten, das ist was anderes. Und wenn man Wein im Rahmen einer zunftgerechten Probe verkostet, steht da nachher eine ganze Reihe Flaschen, in denen noch ganz viel drinne ist.

Lies mal den Duden-Artikel, den Nadja zitiert. Da steht, was verköstigen bedeutet.

Schöne Grüße

MM

Und welches wäre denn dann welches?

Schöne Grüße

MM

tja…gute Frage :confused:
hiernach:

wäre „beköstigen“ eher negativ belastet.
und hiernach:

wäre „verköstigen“ eher positiv zu sehen

… und bei den Schwörers mit der in der Ortenau üblichen Zubereitung des Schäufeles und einem Durbacher Klingelberger aufs Vortrefflichste beköstigt, empfanden wir alsbald den innigen Wunsch, es möge für immer September bleiben und diese Tage aus Blau und Gold sollten nicht mehr vergehen.

Jetzt klingt das ‚beköstigen‘ gleich anders, nicht wahr? Ich sehe nicht, was an der Verwendung dieses Wortes in dem Satz oben verkehrt wäre.

Schöne Grüße

MM

schrieb ich nicht

und

und

also…von welchem Literaten oder VIP stammt dein „Zitat“?

…damit man es als Argument ins Feld führen könne, um eine absurde Diskussion vom Zaune zu brechen.

vielleicht werd ich jetzt ja auch noch militanter Sprach*azi :joy:

es ist kein Zitat. Ich habe den Satz grade eben so hingeschrieben, um zu zeigen, dass „beköstigen“ genau so positiv oder negativ klingen kann wie „verköstigen“, schlicht gleichbedeutend ist - so wie der Herr Konrad Duden auch meint. September-Hochdruckwetter, Durbacher Riesling und badisches Schäufele habe ich genommen, weil sie das Wort „beköstigen“ in einen Kontext einbetten, den ich persönlich ziemlich paradiesisch empfinde. Und dieses nicht so sehr, um über Feinheiten zu diskutieren, sondern vor allem, um zu demonstrieren, wie anders ein Wort klingen kann, wenn es in einer anderen Umgebung steht: Sobald die Kriegsgefangenen und Fremdarbeiter weg sind, ist das Beköstigen auch nichts mehr im Vergleich zum Verköstigen irgendwie Minderes.

Kurz: Aus den Nuancen, die die Belege bei Duden hier unterscheiden, kann man keinesfalls eine generell verschiedene Bedeutung der beiden von Nadja vorgelegten Verben ableiten. Das geht übrigens schon rein methodisch nicht, weil die Anzahl der Stichproben dafür viel zu gering ist.

Schöne Grüße

MM

hab ich mir doch gedacht… :grin:

nochmal zum mitlesen (ich schreibe extra langsam!) :grin: :
deswegen schrieb ich ja „vielleicht“…was ja wohl soviel bedeutet wie:
könnte sein…muss aber nicht

Jo, und da kann ich Dich beruhigen: Nein, da liegt er nicht, der Unterschied. Es gibt keinen.

Schöne Grüße

MM

ich könnte ja jetzt ketzerisch fragen:

…sagt wer?

Aber es ist Wochenende…ein ebensolches schönes wünsche ich dir

Ja, das ist eine gute Frage.

Außer Konrad Duden, der dazu schon ganz am Anfang des Threads zitiert wurde, sagt das auch Gerhard Wahrig (dieser verwendet explizit die Abkürzung Sy, was in seinem „Deutschen Wörterbuch“ soviel wie Synonym oder auch gleichbedeutend bedeutet). Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm sprechen sich nicht dazu aus - das hat vermutlich damit zu tun, dass der Artikel „beköstigen“ im Grimmschen Wörterbuch sehr knapp gehalten ist, offenbar handelt es sich um eine Notiz, und der eigentliche Artikel ist nicht oder noch nicht fertig geworden.

Friedrich Kluge habe ich nicht befragt, alldieweil der Schwerpunkt des Kluge/Götze eher die Etymologie der deutschen Sprache ist.

Unter drei Quellen aus dem Kreis derer, die für die deutsche Sprache annähernd normative Bedeutung haben, gibt es also zwei, die sich klar für gleiche Bedeutung von be- und verköstigen aussprechen, und eine, die sich zu der konkreten Frage weder zustimmend noch ablehnend äußert.

Schönen Freitagabend wünscht

MM

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Es wird wohl beides benutzt
Wein verkosten und Wein verkoestigen
und wenn es der Duden noch nicht weiss, die Winzer reden so und der Duden koennte sich in Jahrzehnten dann anpassen
Weinverkoestigung https://www.hegos-weinlager.de/weinverkoestigung.aspx

Nö., das wüßte ich. Heinrich Goß von der Hego-Spirit UG, den Du zitierst, ist ein Händler aus dem Rodgau, kein Winzer. Dem Namen seiner UG nach ist er noch nicht entschieden, ob er lieber mit Schnaps, mit Wein oder zur WM mit Schminkstiften in Nationalfarben oder anderen „Messeneuheiten“ handeln möchte. Mal schauen, wann er als Verkäufer von Lebensversicherungen und Finanzanlagen als Hego-Invest Vermögensberatung UG wieder auf den Plan tritt.

Ich habe genügend Weinproben mitgemacht, um zu wissen, wie Winzer sprechen. Sie sagen übrigens eher „probieren“ als „verkosten“ - bereits „verkosten“ hat manchmal ein Gschmäckle von modischer Aufgeblasenheit - je nachdem, wer es sagt. Beleibe nicht immer, aber es geht schon in Richtung des Wortschatzes von Leuten, die einen Oppenheimer Krötenbrunnen lieblich als „guten Tropfen“ bezeichnen, den sie „sich gönnen“ - furchtbar!

Und das „verkosten“ dann noch mit dem „-igen“ weiter aufzublasen ist genauso eine Modetorheit wie das „amuse bouche“. Dem Mann, den Du da zitierst, - übrigens der einzige, der sich so verirrt -, würde ich keine Flasche abnehmen. Der spreizt dann bestimmt auch noch den kleinen Finger ab, wenn er das Glas zum Mund führt. Und sowas sagt wie „Nun, dann wollen wir uns doch mal in das Kabinett mit den feinen Tropfen begebigen!“ - Nönö, die Rückkehr zu Nierentischchen, Spitzendeckchen und Tüllgardinen, bei der man überall noch einen extra Schnörkel anbringt, um besonders wichtig zu erscheinen, braucht man nicht mitmachen. Die Adenauer-Epoche war eine ganz furchtbare Zeit - nie wieder sowas!

Es ist nicht notwendig, willkürlich neue Begriffe einzuführen, wo es bereits welche gibt. Und ein Begriff, den nicht nur der extrem liberale Duden nicht kennt, in dem sogar solche kranken Verirrungen wie „voipen“ standen, sondern auch der Grimm und der Wahrig nicht, ist entweder ein relativ hoch spezialisierter Fachausdruck oder ein neuer Begriff für einen neuen Gegenstand. Beides ist hier nicht gegeben.

Aber ich vergaß: Gibt es denn vielleicht noch einen zweiten Beleg für die Verwendung dieses Wortes mit dieser Bedeutung? Nur einen klitzekleinen?

Bedenke, dass das hier der Thread einer Deutschlernenden ist, in dem keine Fehler an der Tafel stehen bleiben sollten.

Schöne Grüße

MM

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Der geneigte Internetnutzer findet Wein verkoestigen mit Suchmaschinen, dutzende Fundstellen
https://metager.de/meta/meta.ger3?focus=web&eingabe=wein+verkoestigen&encoding=utf8&lang=all&resultCount=20&time=1500&sprueche=on&newtab=on&maps=off&key=&theme=default
Auch mit Herrn Googel auf mehreren Bildschirmseiten nicht nur aus einer Informations-Quelle http://bfy.tw/IJYI
Schoenes Wochenende
Gruss Helmut

Ja, genau so hab ich mir das gedacht.

Massenhaft Zeugs lässt sich auf diese Weise aufrufen. Es kömmt aber darauf an, die Suchergebnisse zu evaluieren. Ich benutze Online-Recherche (mit oder ohne Neigung oder Drall) öfters beim Gegenlesen von Übersetzungen: Auch hier ist „das Internet“ ein wertvolles Werkzeug, aber keineswegs eine Quelle, der man unbesehen und beliebig alles entnehmen kann, wozu man grade lustig ist. Man muss dabei schon ein bissele wissen, was man macht und wie man vorgeht. Dem Volk aufs Maul schauen ist nichts, was man mal eben en passant tun kann, und es ist kein Zufall, dass das Titanenwerk der Brüder Grimm, für das Du eitlen Spott übrig hast, ohne zu verstehen, wie Lexikografie funktioniert, ein paar Jahrzehnte länger gebraucht hat, als seine ursprünglichen Autoren in Aussicht genommen hatten.

Hast Du in den verlinkten Listen überhaupt mal versucht, in einem ersten Schritt die Treffer rauszuwerfen, wo „verköstigen“ mit seiner richtigen Bedeutung verwendet wird, und in einem zweiten die zu streichen, die von belanglosen Fundstellen kommen? Sicher nicht, sonst hättest Du sie nicht als Beleg für Deine Behauptung angeführt - sie sind nämlich das genaue Gegenteil.

„Ich hab auch mal gelesen, dass man vom Eisessen Läuse im Bauch kriegt“ ist kein Beleg.

Ach ja, und wenn wir grade beim Worteerfinden sind - hier ein hübsches Poem von Altmeister Ernst Jandl:

ich bekreuzige mich
vor jeder kapelle
ich bezwetschgige mich
vor jedem obstgarten

wie ich ersteres tue
weiß jeder katholik
wie letzteres
nur ich allein

In diesem Sinne

MM

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Ich nicht, das kann Nadja gern machen (oder seinlassen), sie will es wissen.

Danke. Warum sagst Du nicht gleich

„Tut mir leid, meine Antwort war Unsinn“.

Dann hätten wir uns den ganzen Teilthread sparen können und Nadja hätte von vornherein gewusst, was es mit der Bedeutung von „verköstigen“ auf sich hat.

Schöne Grüße

MM