Benotung ist Ermessenssache
Servus Ronny !
Einen derartigen Katalog der prozentualen Verteilung Wörter / Fehler habe ich weder in meine Schüler- noch in meiner Lehrerzeit zu Gesicht bekommen, aber vielleicht gibt es da auch Unterschiede NRW - Berlin (Kultus ist Ländersache). Einen solchen Katalog könnte ich mir auch höchstens bei Diktaten vorstellen, wobei es hier natürlich auf den Schwierigkeitsgrad ankommt. Ein Text bestehend aus 20 Wörtern, der nur Begriffe wie Hendiadyoin, Idiosynkrasie oder Oxymoron enthält, wird vermutlich anders berwertet als ein doppelt so langer Text, der nur aus Hund, Katze, Maus besteht. Wo und wie soll da ein solcher Katalog Vorgaben liefern?
Allerdings gibt es Richtlinien für den Deutschunterricht an Grundschulen, diese auch in gedruckter Form. Vielleicht hält ja der Bibliothekar Deines Vertrauens eine geeignetes Exemplar für Dich bereit.
Wie schon im Betreff gesagt, Benotung ist zwar an bestimmte Kriterien gebunden (Gleichbehandlung etc.) aber dennoch in großem Maße Ermessenssache. Beispiel aus der Schülerzeit: 76% der zu erreichenden Punkte geschafft, Note = 4. Aussage des Direktors: „Es liegt in der Entscheidung des Fachlehrers. Wenn der meint, nur wer z.B die Frage Nr. 7 richtig beantwortet hat, kann mehr als eine 4 bekommen, ist das sein gutes Recht.“
Welche Konsequenz hat nun diese 4 für Deine Tochter? Leben verpfuscht? Karriere ruiniert? Versetzung gefährdet? Übergang auf weiterführende Schulen in Frage gestellt? … Na also.
Vermutlich ist Deine Tochter enttäuscht, traurig, hat sich gewissenhaft vorbereitet und nun das. Aber da kannst Du als Vater helfend eingreifen und ihr bedeuten, daß sie deswegen nicht ein schlechterer Mensch geworden ist, daß Du sie weiterhin für eine ordentliche Schülerin hältst und daß sie weiterhin Deiner Zuneigung und Deines Vertrauens sicher sein kann.
Wenn Du jetzt alle Gesetzestexte, Richtlinien, Kataloge und Verfahrensanweisungen beisammen hast und diese der Lehrerin unter die Nase reibst, welche Konsequenz hat das dann für Deine Tochter? Die Lehrerin wird in der Kommunikation mit ihr vermutlich immer wieder denken, „das ist doch die Kleine von diesem Paragraphenwedler. Na da wollen wir doch 'mal schauen, wo hier der Barthel den Most holt…“ und entsprechend „umgänglich“ sein. Ist das in Deinem Interesse? … Na also.
Soll heißen: Ball flach halten, Geschichte abhaken, Deiner Tochter ein Eis spendieren und die Sache in Richtung der Lehrerin auf sich beruhen lassen. Immerhin hast Du der Dame ja gezeigt, daß Du als engagierter Vater die Schullaufbahn Deiner Tochter aufmerksam überwachst. Das kann von Seiten der Schule durchaus auch als positives Signal gewertet werden.
Grüße aus Wien
Helmut