Benotung in Hessen / Oberstufe

Hi Leute! Ich wollte euch mal fragen, wie es denn in Hessen mit Bewertung aussieht, also wie da die Vorgaben sind.
Ich bin ja selbst auf einer hessischen Schule in der 12.Klasse und bin mit meiner Bewertung total unzufrieden (nicht nur ich). Das Problem in Hessen ist, und ich sehe das als ein großes Problem, dass die mündliche Note 50% der Gesamtnote ausmacht. Dies ist in Bayern wo ich wohne und auch schon Schulen besucht habe, natürlich ganz anders, wie in den meisten Bundesländern. Zudem ist bei meiner Schule das Problem, dass so etwas wie Extemporalen (Stegreifaufgaben, =unangekündigte Kurztests über die letzte Unterrichtsstunde) oder Unterrichtsabfragen mit entsprechendem Noteneintrag nicht durchgeführt werden. Da ergibt sich natürlich das Problem, dass die Note „erwürfelt“ wird, bzw. nach Sympathie/Antipathie bewertet wird (nicht mal unbedingt mit Absicht). Schüler, die entsprechend oft Fragen stellen, sich „unterrichtsfremd“ mit den Lehrern unterhalten und Sympathieen aufbauen, werden m.E. im Endeffekt besser bewertet, als andere, die eben ruhiger und zurückhaltender sind, aber dennoch in der Anzahl der unterrichtsbezogenen!, wertvollen (richtigen!)! Aussagen nicht nachstehen.
Wir sind eine relativ kleine Schule mit dementsprechend kleiner Klassenstärke, außerdem eine Privatschule, die dennoch Landesabitur (neu eingeführt in Hessen) vergibt. Wie sieht das denn eurer Meinung nach aus? Wonach richtet sich die Bewertung genau? Müssen denn keine Nachweise vorhanden sein, die objektiv erkennen lassen, wieso ich 8 Punkte bekomme und mein Klassenkollege 12, obwohl ich denke, mehr leistungsbezogene, richtige, konkrete Unterrichtsbeiträge zu bringen als mein „schleimender“ :smile: (ich mag ihn ja schon) Klassenkamerad. Die Beschwerden tauchen immer wieder auf, ich versteh nicht, wieso nicht Unterrichtsabfragen, Exen, benotete Hausarbeiten, benotete Referate oder sonstiges eingesetzt werden und als Hauptkriterium für die mündl. Note gelten! Immerhin 50%!
Was meint ihr dazu? Wie sieht die Rechtslage aus? Lassen wir mal das Faktum Privatschule außen vor, ich denke, diesbezüglich gelten die Anforderungen auch an Privatschulen, nicht nur an staatliche.

Hallo,

Lassen wir

mal das Faktum Privatschule außen vor, ich denke,
diesbezüglich gelten die Anforderungen auch an Privatschulen,
nicht nur an staatliche.

Nö. Jedenfalls für BaWü kann ich sagen: Genau da machst du den entscheidenden Fehler. Dieses Faktum darfst du nicht außen vorlassen, denn auf einer PRIVATschule geht es eben um privatrechtliche Rechtsbeziehungen. Da kannst du die rechtlichen Regelungen für staatliche Schulen weitgehend vergessen. Diese treten nur dann wieder in den Vordergrund, wenn es z. B. um Abschlussprüfungen geht.

Warum sollte z. B. die staatliche Schulaufsicht hier (bei dem von dir geschilderten Sachverhalt) eingreifen?

Meinetwegen hast du Recht. Bestimmt sieht das hier schon etwas anders aus, aber im Extremfall könnte man auch hier außerschulische Maßnahmen ergreifen, im krassesten Fall eine Klage vor einem Verwaltungsgericht. Ist natürlich völliger Unsinn, das hab ich definitiv nicht vor, auch zur Schulaufsichtsbehörde werde ich auf keinen Fall gehen. Die Schule besitzt ja trotzdem Bildungspflicht und hat die Aufgabe, die Schüler auf den angestrebten Schulabschluss vorzubereiten und neutral/gerecht zu bewerten und…und…und… Dies beinhaltet sicherlich jeder Aufnahmevertrag auf eine Privatschule.
Wahrscheinlich werd ich einfach noch mal mit der entsprechenden Lehrkraft reden, ist ja zweifellos das sinnvollste, nur würde es mich trotzdem intressieren, wie das denn auf normalen Staatsschulen in Hessen ist. Da werden doch sicherlich objektive Mittel zur Ermittlung der mündlichen Note verwandt, und nicht nur auf den subjektiven Eindruck verlassen, der mal ganz schnell täuschen kann…, oder?

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Hallo,

nur würde es mich trotzdem intressieren, wie das
denn auf normalen Staatsschulen in Hessen ist. Da werden doch
sicherlich objektive Mittel zur Ermittlung der mündlichen Note
verwandt, und nicht nur auf den subjektiven Eindruck
verlassen, der mal ganz schnell täuschen kann…, oder?

ich bin zwar nicht in Hessen auf die Schule gegangen, aber ich muß Dich enttäuschen, mündliche Zensuren sind nie objektiv…Wie denn auch? Ein Lehrer ist auch nur ein Mensch und kann nur subjektiv urteilen. Selbst Klausurbeurteilungen sind nicht immer objektiv, es sei denn, es handelt sich um einen Multiple-Choice-Test…

Gruß,

Elke

Naja, da hat sich schon etwas verändert, also mittlerweile sind die Klausuren schon ziemlich objektiv, wenn man vllt. ein paar Fächer, hauptsächlich Deutsch rausnimmt. Ansonsten kannst du dir sehr genau darlegen lassen, was, wo, wie, wieviele Punkte gegeben hat und wie deine Bewertung zustande kommt. Man sollte da grundsätzlich immer im Zweifel fragen und die Korrektur der Lehrkraft nochmal selbst überprüfen. Mir wurde in Englisch letztes Jahr eine Note 9 in der Klausur gegeben, die sich nach einigen Nachbesserungen dann wie gewohnt in eine 12 verwandelte (oder13? bin mir nicht sicher). Wobei das da keine böse Absicht, sondern einfach Versehen war.
Zur mündlichen: Natürlich bleibt da immer ein nicht geringer Teil, der sich dem Verständnis ggf. entzieht, der also subjektiv behaftet bleibt. Aber bei mir (in meiner Schule) ist das eben meiner Meinung nach fast nur Subjektivität, da Objektives (Noten in wie erwähnt Hausarbeiten, Kurzarbeiten, Extemporalen,mündl. Abfragen, Referaten…) fehlt. Da möchte ich nur wissen ,wie das an anderen hess. Schulen gehandhabt wird, oder ob das denn normal ist!? Grad wenn- anders als in andren Bundesländer- 50% die mündl. Note ausmacht, kann das doch so nicht sein, finde ich.

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Hallo Manuel,

Benotung ist zwangsläufig immer (auch) subjektiv. Es ist anstrebenswert, möglichst objektive und damit vergleichbare Bewertungen zu ermöglichen - aber solange Menschen mitspielen, wird es immer eine mehr oder weniger starke subjektive Komponente geben.

Die Benotungen haben drei Ziele:

  1. Sie dienen dem Schüler selbst als Kontrolle!!!

Hier ist fast irrelevant, ob Bewertungen durch Sympathie/Antipathie verfälscht sind. Jeder kann das für sich selbst ausmachen.

  1. Sie dienen dem Lehrer (also letztlich der Gesellschaft) als Indikator , inwiefern die Lernziele erreicht wurden.

Das kann kein absolutes, objektives Mass sein. Aber es gibt wertvolle Anhaltspunkte. Wenn ein Schüler „auf der Kippe steht“, dann gibt es darüber sowieso eine Lehrerkonferenz, wo eben mehrere Lehrer herauszufinden versuchen, woran es wohl liegt (zB. ob sich ein bestimmter Lehrer mit diesem Schüler einfach nicht versteht!). Eine Entscheidung mit Folgen für den Schüler wird also NICHT abhängig gemacht von der Beurteilung EINES Lehrers alleine, gerade WEIL dort Sympathien/Antipathien einen großen Einfluß haben könnten.

  1. Schließlich erlauben Zeugnisnoten auch - zu einem Gewissen Grade - die Beurteilung der Leistungsfähigkeit, Vorlieben und Schwächen eines Schülers durch Externe, wie zB. dem Personalchef einer Firma, wo man sich bewirbt. Auch hier ist erstmal das Gesamtbild entscheidend, weil in der Summe aller Noten die Sympathie/Antipathie einzelner Lehrer ganz gut „rausgemittelt“ wird. Und auch hier dient es als Anhaltspunkt , als Indikator, evtl. als erstes Selektionskriterium, aber keinesfalls als einziges. Immerhin ist das Zeugnis nur ein Teil der Bewerbungsmappe und viele andere Faktoren spielen da eine ebenso wichtige Rolle. Interessante Kandidaten werden dann ja auch noch zu einem Vorstellungsgepräch geladen. Dort finden gute Personalchefs schnell heraus, ob die superguten Noten auch gerechtfertigt waren oder schlechte Noten auf schlechte Lehrer zurückzuführen sind.

Es lohnt einfach nicht, sich über Details von Schulnoten aufzuregen. Es sind nicht mehr als grobe Anhaltspunkte. Entscheidungen, die für das Leben / die Karriere eines Menschen wichtig sind, werden nicht davon abhängig gemacht, ob er im Mathe-Abi nun 14 oder 11 Punkte hatte! Es ist weit mehr nötig, um einen Menschen zu beurteilen! Wer jemanden sucht, der einen bestimmten Job möglichst gut macht, ist schlecht beraten, wenn er nur nach einzelnen (und wahrscheinlich subjektiv gefärbten!) Beurteilungen geht und nicht versucht, sich ein umfassendes Bild über diese Person zu verschaffen. Klar - Noten helfen dabei, aber sie alleine sind bei weitem nicht entscheidend!

Ich kann dir nur raten: Komm runter von diesem Notenvergleichs-Tripp. Sieh die Sache locker. Kümmere dich darum, den Stoff zu verstehen und zerbrich dir nicht den Kopf damit, ob du oder andere dafür „gerechte“ Noten bekommt. Wenn du an der Uni bist, interessiert sich eh kein „Schwein“ mehr für deine Schulnoten. Wenn du dich für eine Lehre bewirbst, wird der Personalchaf im Vorstellungsgespräch schon mitbekommen, ob du von Wirtschaft oder Geschichte oder Naturwissenwschaften eine grundlegende Ahnung hast, ob du pfiffig bist, Probelme lösen kannst und geistig flexibel bist - ob du nun eine 2 oder eine 3 in Geschichte hattest.

LG
Jochen

Hallo Manuel,

Benotung ist zwangsläufig immer (auch) subjektiv. Es ist
anstrebenswert, möglichst objektive und damit vergleichbare
Bewertungen zu ermöglichen - aber solange Menschen mitspielen,
wird es immer eine mehr oder weniger starke subjektive
Komponente geben.

Johann Friedrich Herbart sagt:
„Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichem.“
Es gibt doch diese Karrikatur: Der Lehrer (als Rabe gezeichnet) sagt zu seinen Schülern: „Die Prüfungsaufgabe ist ganz gerecht, sie lautet für alle gleich: Klettern Sie auf den Baum!“ Vor ihm die Schüler: Eichhörnchen, Fisch im Wasserglas, Hund, Affe,Ente…
Diesen Aspekt kann man ja zur Notengebung auch mal bedenken.

Es lohnt einfach nicht, sich über Details von
Schulnoten aufzuregen. Es sind nicht mehr als grobe
Anhaltspunkte. Entscheidungen, die für das Leben / die
Karriere eines Menschen wichtig sind, werden nicht davon
abhängig gemacht, ob er im Mathe-Abi nun 14 oder 11 Punkte
hatte! Es ist weit mehr nötig, um einen Menschen zu
beurteilen!

Ja. Bei mir in meiner Homepage (ich habe einen „Counter“) sehe ich, welche Seiten am häufigsten angeklickt werden. Die Ausbildungen werden wenig angeklickt. Nach Diplomen fragen Leute mich nie, nach Noten auch nie.

Ungerechtigkeit tut aber weh, verletzt die Würde. Deshalb würde ich die Lehrer fragen, wie sie zu der Note kommen.
Gruß Ina B. Hallermann.