Benotung Klassenarbeiten Grundschule

Hallo,

ich komme aus Hessen.

Letzte Woche war Elternabend. Unser Großer geht jetzt in die zweite Klasse und es stehen die ersten benoteten Klassenarbeiten an. Die Klassenlehrerin informierte deshalb allgemein über die anstehenden Arbeiten und über das Benotungssystem.

Bislang kenne ich Benotungen so, daß vorab (ob nun vom einzelnen Lehrer oder im größeren Kreis) Kriterien festgelegt werden, welche Leistung welche Note ergibt (bei zählbarer Leistung Punkt- oder Prozentzahlen).
Nun scheint an der Grundschule unseres Großen das ein wenig anders zu sein: die erreichten Punkte / gemachten Fehler aller Schüler einer Klassenstufe werden in eine Tabelle eingetragen und erst dann die Noten der einzelnen Schüler berechnet. Die Folge ist dann, daß in schwächeren Jahrgängen geringere Leistungen erbracht werden müssen. Die Note spiegelt also nicht einen bestimmten, „absoluten“ Leistungsstand wieder sondern den relativen Leistungsstand in Bezug auf die Jahrgangsstufe.

Wie die Noten nun genau berechnet werden, weiß ich allerdings noch nicht. Die Klassenlehrerin wird uns aber demnächst die Tabelle zur Verfügung stellen, so daß man das nachvollziehen kann.
Zusätzliches Problem ist, daß sie mit unseren Kindern gemeinsam an dieser Schule angefangen hat, mit diesem Benotungssystem auch zum ersten mal konfrontiert ist und daß der Beschluß zum Benotungssystem vor ihrer Zeit gefallen ist. Da derzeit an der Schule sehr viel los ist, möchte sie (was ich gut verstehen kann und auch kein Problem darstellt) sich das System, bzw. seine Begründung, auch erst in einigen Wochen von der Schulleitung erläutern lassen. Sie wird uns dann auch noch mal informieren.

Ich möchte aber vorher gerne ein wenig über das Thema erfahren und frage deshalb hier nach.
Ist das wirklich ein neues Benotungssystem, oder habe ich da nur etwas falsch verstanden?
Was steckt dahinter, warum soll dieses System gerechter sein?
Was gibt es sonst dazu zu sagen?
Wo kann ich mich sonst noch genauer informieren (komplette Bücher möchte ich allerdings nicht lesen…)?

Viele Grüße
Stefan

Hallo Stefan!

Bei diesem Benotungssystem handelt es sich um eine soziale Bezugsnorm, d.h. die Bewertung der Leistung des Schuelers im Vergleich zu anderen Schuelern. Laut meiner Tante (sie unterrichtet an einer Gesamtschule Englisch und Franzoesisch) wurde dieses Bewertungssystem allerdings in Hessen vor einiger Zeit ad acta gelegt, weil es nicht unbedingt fair ist.
In Bayern (so wurde es mir zumindest in der Uni gesagt) geht das System sogar so weit, dass die Noten in einer Klasse in etwa mit der Gaussschen Normalverteilungskurve uebereinstimmen muessen.
Neu ist dieses System also nicht - eher veraltet. Und fair ist es auch nicht unbedingt. Zwar ist es so fuer sehr intelligente Schueler vielleicht leichter, in einer allgemein schwachen Gruppe gute Noten zu erreichen. Allerdings sind die Noten nicht unbedingt realistisch, da ja auch jemand, der eine drei hat, in einer staerkeren Klasse eine vier haben koennte…
Ich denke, dass ihr euch mit dem System abfinden muesst, aber ich denke, es ist es auf jeden Fall wert, die Erklaerung von der Lehrerin abzuwarten.

LG, Sarah

Moin Stefan,

eines vorweg: mit dem Unterricht an Grundschulen kenne ich mich absolut nicht aus. Ohne jetzt lange über das Thema nachzudenken, Pro und Contra zu diskutieren: in den ersten Klassen einer Grundschule halte ich dieses System durchaus für pädagogisch sinnvoll.
Für die ganz Kleinen ist es sicher stressig genug, wenn sie zum ersten Mal benotete Leistungen bringen müssen - da werden die Ergebnisse bei einige Schülern schlechter ausfallen, als es ihren Fähigkeiten entspricht. Wenn bei der Bewertung eine „objektiver“ Schlüssel benutzt wird, dann dürfte dies bei einigen Kindern viele Tränen auslösen. Wenn das dann mehrmals passiert, können sie gar ihr Selbstvertrauen verlieren und keinen Spaß mehr an der Schule haben.

Ich vermute, dass dieses Benotungssystem in späteren Klassen aufgegeben oder zumindest stark modifiziert wird. Schließlich müssen die Lehrer in der vierten Klasse eine Empfehlung für eine weiterführende Schule aussprechen; da halte ich ein an den Ergebnissen der Klassen orientiertes Benotungssystem nicht mehr für angebracht.

Grüße
Pit