Benotung Multiple Choice-Fragen in Bayern

Hallo,

ich habe in Bayern ein aktuelles Anliegen, meine Tochter hatte letztes Schuljahr eine junge Lehrerin, die in den Proben öfter Multiple Choice-Fragen dran nahm.
Nun hat sie aber von den erreichten Punkten die Fehler wieder abgezogen, welchen Sinn macht das?
Bei einer Aufgabe gab es vier Ankreuzmöglichkeiten, für jede richtige Antwort gab es einen halben Punkt und meine Tochter hatte zwei davon richtig, trotzdem bekam sie also Null Punkte, weil ja zwei Aufgaben falsch waren. Im ganzen Test fehlten so 3,5 Punkte. Ob es im Endeffekt eine ganze Note ausgemacht hat, weiß ich leider nicht.
Mich hat das nur schockiert, denn welche Logik steckt dahinter?
Wenn nun ein eh schon schwacher Schüler die Hälfte der Punkte erreicht, hat er doch auch die Hälfte falsch und müsste so ja zu Null Punkten kommen, also 6!
Und wenn er weniger als die Hälfte hat, bekommt er dann eine 7, 8 oder 9???
Die Lehrerin gab zur Begründung, sie habe das so auf der Uni gelernt und es darum geht einfach eine Chancengleichheit zu gewähren. Denn sonst könnt ja ein Schüler alles ankreuzen oder eben alles nicht ankreuzen und sie müsste dann auch die Punkte geben…
Ich versteh es trotzdem nicht und das wird an den Unis den Lehrern so beigebracht???
Es benachteiligt meiner Meinung nach gerade die schwachen Schüler unverhältnismäßig!
Was meint ihr, gibt es irgendwo eine gesetzliche Grundlage?

Liebe Grüße,

Conny

Hallo Cornelia,

über den Un oder Sinn von Mulitple-Choice-Fragen möcht ich ja gar nicht diskutieren, aber meines Wissens gibt’s da zwei Prinzipien:

  1. Jede richtig beantwortete Frage gibt x Punkte, kein Abzug für falsch beantwortete, sondern halt einfach „Null Punkte“ für die Frage
  2. Jede richtig beantwortete Frage gibt x Punkte, für falsch beantwortete Fragen gibt’s y Punkte Abzug.

Verfechter der Variante 2) begründen dies damit, dass sie verhindern wollen, dass die Leute „raten“. Sprich, wenn Du bei einer Frage die Antwort nicht weisst, hast Du bei Variante 1) noch die Chance „zufällig“ richtig zu raten, während Du bei Variante 2) dann halt schlauerweise nix ankreuzelst.

Sinnigerweise wird aber der Schlüssel zur Benotung bei Variante 1) ein bisserl „ungünstiger“ sein als bei Variante 2). Sprich, wenn bei Variante 1) 75% richtige einer Note 2 entsprechen können das bei Variante 2) 70% sein.

Die Lehrerin gab zur Begründung, sie habe das so auf der Uni
gelernt und es darum geht einfach eine Chancengleichheit zu
gewähren.

Also diese beiden Argumente scheinen mir doch etwas merkwürdig… Insbesondere das zweitere würde ich mir nochmal erklären lassen, denn was das mit Chancengleichheit zu tun hat erschliesst sich mir nicht.

Es benachteiligt meiner Meinung nach gerade die schwachen
Schüler unverhältnismäßig!

Wieso meinst Du das?

Was meint ihr, gibt es irgendwo eine gesetzliche Grundlage?

Keine Ahnung - aber ich hoffe, dass es das „Gesetz zur Bewertung von Multiple-Choice-Fragen in bayerischen Grundschulen“ noch nicht gibt :wink:

Sprich, wahrscheinlich fährst Du am besten, wenn Du Deiner Tochter sagst, dass sie halt nur die Antworten ankreuzlen soll, wo sie sich sicher ist, raten ist zu „riskant“.

Achja, ich weiss ja nicht ob Du das weisst, aber was mich interessieren würde: Wie war denn der Notenspiegel in der Multiple-Choice-Klassenarbeit verglichen mit „konventionellen“ Arbeiten? War das ähnlich oder hat sich das plötzlich umgekehrt bzw. generell verbessert/verschlechtert?

*wink*

Petzi

Hallo,

Nun hat sie aber von den erreichten Punkten die Fehler wieder
abgezogen, welchen Sinn macht das?

Mich hat das nur schockiert, denn welche Logik steckt
dahinter?

Das ist ein sehr übliches Verfahren. Die Logik dahinter ist einfach: Ein falsches Kreuzchen ist nunmal ein Fehler. Da hat jemand etwas nicht gewusst - und dafür gibt es Punktabzug. (Wer eine Matheaufgabe falsch rechnet und ein falsches Ergebnis hinschreibt (und nicht nur ankreuzt) hat ja genauso einen Fehler gemacht.)

Oder anders betrachtet: Ein Schüler, der sich nicht sicher ist, kreuzt einfach mal zwei Möglichkeiten an, soll sich doch die Lehrerin die richtige Lösung aussuchen (um bei Mathe zu bleiben: „2+2= 4 oder 5“). Manch ein Schüler setzt die „Kreuzchenmethode“ dann ganz schlau ein und macht einfach bei jedem Kästchen ein Kreuzchen. Wenn man alles ankreuzt, hat man garantiert auch die richtige Lösung erwischt…
Folge (wenn es keinen Punktabzug gibt): Ein Schüler, der nichts kann und einfach nur eine Methode gefunden hat, um das System auszuhebeln, bekommt eine „1“, eine Schülerin, die sich bemüht, die Aufgaben zu verstehen und zu lösen, bekommt eine (im Verhältnis zur „1“) ungerechte Note. In der Situation wäre Deine Tochter (und Du selbst natürlich auch) völlig zu recht aufgebracht.

Etwas, was manchmal gemacht wird (aber längst nicht immer), ist, dass falsche Antworten zu einem halben Punktabzug führen. Aber auch in der Situation kann ich als Schüler den Test manipulieren. Ich bin mir nicht sicher: Antwort a oder b? Kreuz ich doch beide an, dann habe ich wenigstens einen halben Punkt garantiert…

Die Lehrerin gab zur Begründung, sie habe das so auf der Uni
gelernt

Ich habe mal für Dich bei Wikipedia „Multiple Choice“ als Suchbegriff eingegeben (http://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_choice). Ein kurzer Auszug ist vielleicht ganz interessant: „Für die Punktevergabe in Leistungstests mit Multiple-Choice-Fragen gibt es vor allem zwei Varianten, die hauptsächlich angewandt werden. Entweder werden nur richtige Antworten gewertet und falsch gesetzte Kreuzchen ignoriert, oder aber die falschen Kreuze führen zu einem Punktabzug. Um zu vermeiden, dass ein Teilnehmer Antworten nur errät, statt Sachkenntnis an den Tag zu legen, wird die zweite Methode in der Regel bevorzugt. Normalerweise wird jedes Kästchen mit einem Punkt gewertet, man kann einen Multiple-Choice-Test aber auch gewichten, indem man schwereren oder wichtigeren Fragen mehr Punkte zuweist. Der Schwierigkeitsgrad kann trotz der eingeschränkten Wahlmöglichkeiten stark variieren.“

Eure Lehrerin arbeitet also genauso wie PISA etc., wenn sie Multiple Choice einsetzt.

Was meint ihr, gibt es irgendwo eine gesetzliche Grundlage?

Nein, kann es nicht geben, weil jeder Test, jede Schulaufgabe von zu vielen Faktoren abhängt. Zum Beispiel könnten im Test bereits bekannte Aufgaben vorkommen. Die können nicht genauso gewertet werden wie Aufgaben, die zu 100% selbständig bearbeitet werden. Vielleicht sind einige Aufgaben im Test schwieriger als andere, und werden deshalb doppelt gewertet. Manchmal ist ein Test vielleicht angekündigt - oder auch nicht - auch das hat Auswirkungen.
Ein Beispiel (für ein angebliches Gesetz): Wenn ich Schülern ein paar Tage vorher sage: "Hier sind 20 Vokabeln, in der übernächsten Stunde schreiben wir darüber einen Test, dann kennen sie ja die Aufgaben und Antworten bereits vollständig… Oft hört man ja auch, dass es mit 50% der Punktzahl noch eine „4“ gibt (mancher denkt, dass es hier ein Gesetz gibt) - in dieser Situation wäre das völlig unangemessen (von 20 angekündigten Vokabeln 10 nicht gewusst? Ist doch ein bisschen wenig, also auf gar keinen Fall „ausreichend“).

Hallo Petzi,

Du warst um einiges schneller mit Deiner Antwort fertig, hätte ich das geahnt, hätte ich auch nur noch zustimmen brauchen…

denn was das mit Chancengleichheit zu tun hat
erschliesst sich mir nicht.

Ich hatte das so verstanden, dass nicht jeder „schlau genug“ ist, einfach überall (richtige und falsche) Kreuze zu setzen. Damit hätten die Ehrlichen schlechtere Chancen auf gute Noten.

Achja, ich weiss ja nicht ob Du das weisst, aber was mich
interessieren würde: Wie war denn der Notenspiegel in der
Multiple-Choice-Klassenarbeit verglichen mit „konventionellen“
Arbeiten? War das ähnlich oder hat sich das plötzlich
umgekehrt bzw. generell verbessert/verschlechtert?

In Niedersachsen gibt es jetzt „Kompetenztests“.
Stark vereinfacht:
In Klassenarbeiten (= Schulaufgaben) im Fach Englisch dürfen keine Grammatikteile mehr vorkommen (also z.B. nicht mehr die allseits beliebten Lücken-Einsatz-Aufgaben). Stattdessen werden Aufgaben gestellt, die jeweils nur eine Kompetenz (also Lesen, Schreiben, Hören) abprüfen. Die Kompetenzen sollen so wenig miteinander vermischt werden wie möglich. Deshalb ist ein angepriesenes Aufgabenformat z.B. ein Hör- oder Lesetext - das Verständnis wird mit Multiple-Choice abgefragt. Wer das Kreuzchen richtig setzt, hat’s verstanden und die Kompetenz bewiesen. Kann man natürlich auch mit *Kurz*antworten erfragen. Bei der Antwort soll dann nicht die sprachliche Richtigkeit ausschlaggebend sein für die Punktvergabe, sondern der Inhalt… solange er denn verständlich ist, wenn die Sprache (Vokabeln, Grammatik) so sind, dass ein Engländer es nicht verstehen könnte, kann man darauf schlecht Punkte bekommen.
Ein solcher Kompetenztest darf ohne weiteres drei Aufgaben enthalten, die jeweils unterschiedliche Kompetenzen abtesten (z.B. Aufgabe (1) = Hören, (2) = Lesen, (3) = Schreiben) - nur miteinander vermischt werden sollen sie so wenig wie möglich (hängt natürlich alles irgendwie zusammen - und die Grammatik „mitten drin“, auch wenn sie separat nicht abgetestet wird).
Soviel zum Verfahren. Das Ergebnis dürfte Deine Frage beantworten: Trotz (?) des Multiple-Choice-Anteils und des anderen „Test-Designs“ sind die Ergebnisse ähnlich wie bei „normalen“ Tests etc. Die guten in der Klasse haben immer noch gute Noten (war zu erwarten), und die schlechteren Schüler machen ihre Fehlerchen bei den „schwierigeren“ Ankreuzaufgaben. Alles wie gehabt…

Hi,

also die bisherigen Antworten irritieren mich genauso wie die Korrekturmethode der Lehrerin.

Ich unterrichte seit drei Jahren an einer bayerischen FOS/BOS. Hier gehören Multiple Choice Aufgaben zur schriftlichen Abschlussprüfung in Englisch, und werden daher auch im Unterricht intensiv geübt und in Schulaufgaben und Extemporalen eingesetzt.
Ganz gleich, welchen Aufgabentyp ich verwende: Punkte werden gesammelt, nicht verloren - wie Pilze und Beeren, wenn ich einen Vergleich verwenden darf. Wenn ich also eine Schülerarbeit zu korrigieren beginne, hat der Schüler einen Ausgangswert von 0 Punkten, den er dann durch korrekte Antworten aufbessern kann. Die korrekte Formulierung wäre also „Der Schüler hat den Punkt für die Frage nicht bekommen, weil er sie falsch beantwortet hat“ und nicht „Dem Schüler wurde der Punkt abgezogen, weil er die Frage falsch beantwortet hat“.
Bei Multiple Choice Aufgaben müssen sich die Schüler für eine der vorgegebenen Antworten entscheiden. Wenn sie glauben, mehrere wären richtig, müssen sie die ankreuzen, die ihrer Meinung nach die beste ist. Wird die richtige Antwort angekreuzt, gibt es 1 von 1 Punkt. Wird eine falsche Lösung angekreuzt, gibt es 0 von 1 Punkt. Wird mehr als eine Antwort pro Frage angekreuzt, gibt es für diese Aufgabe 0 von 1 möglichem Punkt.
Natürlich kann der Schüler trotzdem einfach wild raten und irgendwo ein Kreuz hinsetzen. Statistisch betrachtet erreicht man bei bloßem Raten 25% richtige Antowrten. Für die 5- braucht man aber 33% richtige Antworten. Der Kandidat wäre also deutlich durchgefallen (die 4-, also bestanden, gibt es sogar erst für 50% richtige Antworten).
Noch mal ein Beispiel, nehmen wir an, der Test besteht aus 5 Multiple Choice Fragen (reicht nicht für einen richtigen Test, aber für ein Beispiel. In Klammern gebe ich immer die Zwischensumme nach der Frage an: Aufgabe eins: ein Kreuz, richtige Antwort, ein Punkt (1); Aufgabe zwei: ein Kreuz, richtige Antwort, ein Punkt (2); Aufgabe drei: ein Kreuz, falsche Antwort, kein Punkt (2); Aufgabe drei: zwei Kreuze, alles falsche Antworten, kein Punkt (2); Aufgabe vier: zwei Kreuze, eins davon an der richtigen Stelle, kein Punkt (2); Aufgabe 5: ein Kreuz, richtige Antwort, ein Punkt (3) - der Schüler hat also 3 von 5 möglichen Punkten erreicht.

Alles andere wäre auch unfair. So, wie es von den anderen Antwortenden beschrieben wurde und , befürchte ich, von der Lehrerin durchgeführt wurde, wird der Schüler ja für einen Fehler zweimal bestraft. erst bekommt er den vorgesehenen Punkt nicht (weil die korrekte Antwort nciht gegeben wurde) und dann bekommt er einen ordnungsgemäß erarbeiteten Punkt nicht (weil er WOANDERS was falsch gemacht hat).

Ich empfehle folgendes: Geh in die Sprechstunde der Lehrerin und lass dir noch mal genau vorrechnen, wie sie das gemacht hat. Danach kannst du jederzeit die Note anfechten, also den Fachbetreuer die Korrektur der Abreit anschauen lassen.
Ich hoffe, dass sich das alles als Missverständnis herausstellt und bitte Dich um einen höflichen Ton geenüber der Lehrerin. So lange bin ich ja uch noch nciht im Schuldienst, und abgesehen davon, dass natürlich ein freundlicher Ton immer viel mehr erreicht, trägt man als junger Lehrer noch die eine oder andere offene Wunde aus dem REferendariat mit sich herum.

Die Franzi

Hallo,

erst mal danke für die Antworten.
Es ist klar, dass man bei Multiple Choice-Fragen auch raten kann, deshalb sollte man ja auch sehr genau überlegen, ab welchem Alter, in welchem Fach und zu welchem Zweck man diese einsetzt. Bei meiner Tochter war es in der 3. Grundschulklasse.

Sicherlich hatte die Lehrerin mit den Kindern wohl vorher solche Dinge geübt, aber wenn man solche Aufgaben trotzdem vorher noch nie in einer Prüfungssituation gemacht hat, ist es für die Kinder sicherlich nicht leicht gewesen.
Im Übrigen haben sich viele der Kinder innerhalb dieser Zeit verschlechtert und nicht verbessert, obwohl sie vorher gut bis durchschnittlich waren.

Ich kenne es eben auch so aus meiner langen Schulzeit, die zwar schon ein paar Jahre her ist, dass bei Multiple Choice-Fragen die Punkte gewertet werden und die Fehler mit Null Punkten.
In dieser Probe war es aber eben so, das generell bei allen Kindern, also auch die, die nicht geraten haben, die Fehler von den Punkten abgezogen wurden.
Ich hatte ja das Beispiel mit den vier mal einen halben Punkt bei einer Aufgabe genannt, bei der meine Tochter trotz zwei Häkchen hinter den richtigen Aufgaben Null Punkte bekam. Wie soll man das einem Kind erklären?
Soll man sagen, dass so gewertet wird, weil man allen Kindern erst mal unterstellt, sie hätten geraten?
Welche psychologische Wirkung hat das dann auf die Kinder?
Sollen sie beim nächsten Test überhaupt noch ein Kreuz machen, wenn sie eh keine Punkte für die richtigen Antworten bekommen, weil sie ja die anderen falsch haben könnten?
Ich versuche das immer aus der Sicht der noch sehr jungen Kinder zu sehen und ich weiß von einer befreundeten Grunschullehrerin, dass auch bei ihnen an der Grundschule von der Schulleitung ein einheitlicher Schulleitfaden besteht, an den sich die Lehrer halten müssen, damit es später keine Probleme gibt. So wissen die Eltern genau, woran sie sind und es ist auch für die Lehrer viel einfacher, ihre Notengebung zu begründen. Also kann es nur von Vorteil sein, oder?

Zur Lehrerin, diese war nur die letzten Wochen ab 1. Mai als Vertretung eines ausgeschiedenen Lehrers da. In der Sprechstunde hat sie gesagt, sie wird jetzt wegen einer Probe nicht alle Proben neu bewerten. Aber sie wird die Elterneinwände zur Kenntnisse nehmen, also haben sich mehr Eltern über diese Art der Bewertung beschwert.

Das man das in höheren Klassen härter macht und auch von den Kindern mehr verlangt wird, z.B. an Gymnasien oder in Realschulen ist klar, aber in einer 3. Klasse Grundschule?

Die Eltern meinten nun, vielleicht war diese harte Ganglinie gar nicht schlecht, denn nun wissen die Kinder, wie es laufen kann und sind für die 4. Klasse vorgewarnt, in der es ja um den Übertritt geht und wo knallhart selektiert wird.

Ich würde mir trotzdem wünschen, dass es nicht auf diese Weise geschehen muss.

Warum sind schwache Kinder benachteiligt? Weil sie von Haus auf wahrscheinlich mehr Fehler machen werden, also von den wenigen Punkten die sie haben werden, werde auch noch die Fehler abgezogen, sie werden somit doppelt bestraft! Welche Motivation haben diese Kinder dann beim nächsten Mal?

Liebe Grüße,

Conny

Alles wie gehabt…

Hallo!

Das würde ich aber anders sehen. Vorher wurde pingelig benotet, ob jemand die Grammatik oder Rechtschreibung gepaukt hat. Jetzt geht es darum, ob sich jemand der Sprache bedienen kann. Wenn man in ein fremdes Land reist, ist es doch weniger wichtig, ob man jetzt wirklich die perfekte Zeitform oder genau die richtige Präposition kennt, dafür umso mehr, ob man die Leute versteht, sich ausdrücken kann und vor allem, korrekt verstanden wird.

Das ist doch viel praxisnäher und kommt auch den Anforderungen internationaler Sprachtest (z.B. Cambridge Tests) viel näher.

Viele Grüße

Anne (die es früher hassen konnte, wenn ein Lehrer sich wegen einer falschen Endung, einem Rechtschreibfehler oder ähnlichem Quatsch aufregen konnte)

Hallo,

Du hast hiermit völlig Recht:

Vorher wurde pingelig
benotet, ob jemand die Grammatik oder Rechtschreibung gepaukt
hat. Jetzt geht es darum, ob sich jemand der Sprache bedienen
kann. Wenn man in ein fremdes Land reist, ist es doch weniger
wichtig, ob man jetzt wirklich die perfekte Zeitform oder
genau die richtige Präposition kennt, dafür umso mehr, ob man
die Leute versteht, sich ausdrücken kann und vor allem,
korrekt verstanden wird.

Das ist doch viel praxisnäher und kommt auch den Anforderungen
internationaler Sprachtest (z.B. Cambridge Tests) viel näher.

  • und mich aus dem Zusammenhang gerissen. Es ging beim

Alles wie gehabt…

um die Frage nach den Ergebnissen. Und da ist alles beim alten geblieben. Nochmal zur Erinnerung:

Die guten in der Klasse haben immer noch gute Noten (war zu erwarten), und die schlechteren Schüler machen ihre Fehlerchen bei den „schwierigeren“ Ankreuzaufgaben.

Bei der (berechtigten(?)) Skepsis gegenüber Multiple Choice (ist ja schon ein wenig lebensfern, wenn ich im Land bin und mit jemanden spreche, blinken ja auch nicht spontan 4 Kästchen mit möglichen Varianten auf und ich muss nur noch auswählen…) ist schon interessant, dass diese Tests insgesamt zu vergleichbaren Ergebnissen führen wie „klassische“ Aufgabenstellungen.

Hallo,
deine Annahme man könne durch raten statistisch gesehen ja nur 25 % erreichen ist zum einen nur eine „statistische Wahrheit“, d. h. im Einzelfall kann da auch was ganz anderes rauskommen, und vor allem gilt es nur für den von dir angenommenen Fall einer richtigen Antwort von vieren. Was ist aber bei 2 richtigen von 5 usw.?

Die „Bepunktung“ einer MC-Aufgabe kann auch ganz anders begründet werden als du es machst.
Bei einer Aufgabe mit unbekannter Anzahl richtiger Antworten ist es ja Teil der Leistungsanforderung nur die richtigen Antworten anzukreuzen und die falschen auch als solche zu erkennen.
Wer eine falsche Antwort anstatt einer richtigen ankreuzt hat die Leistung nicht erbracht. Eine richtige wurde nicht erkannt und offensichtlich wird auch noch etwas falsches für zutreffend gehalten. Es wurden also zwei Fehlleistungen gemacht. Aber auch wer eine Falsche zusätzlich zu den Richtigen ankreuzt, hat die Leistung nicht vollständig erfüllt, denn er hält wie im vorgenannten Fall ja etwas falsches für richtig.
Da erscheint es mir durchaus logisch in beiden Fällen von der möglichen Gesamtpunktzahl der Aufgabe etwas abzuziehen.

Der „Skandal“ entsteht im Grund nur dadurch das fälschlicher Weise angenommen wird, die Leistung wäre das herausfinden der richtigen Antworten. In Wirklichkeit ist das identifizieren der Falschen einen entsprechende Leistung.
Man kann die Aufgabenstellung ja durch ein Wort umkehren, etwa „Kreuze die nicht zutreffenden Antworten an“, ohne dass der Schwierigkeitsgrad der Aufgabe sich veränderte. Sollen nun (bei einer richtigen von 4) auf einmal drei Punkte gegeben werden?

Es bleibt natürlich das Problem, dass bei dem Auftrag die richtigen Aufgaben zu kennzeichnen, in einer gar nicht bearbeitete Aufgabe die falschen Antworten nun richtigerweise nicht gekennzeichnet wären und damit eine anrechenbare Leistung darstellten. Das geht natürlich auch nicht.

Ein Ausweg wäre in jeder Aufgabe falsche und richtige Antworten kennzeichnen zu lassen, womit dann wieder ein Problem mit evtl. gar nicht gekennzeichneten Antworten entstünde.

Es gibt natürlich auch narrensichere MC-Aufgaben,
etwa wenn die Anzahl der richtigen antworten vorgeben wird. Mit dem Effekt, dass auch ein Ausschlussverfahren möglich wird, was zwar auch eine Intelligenzleistung ist, aber wohl nicht die geforderte,
oder indem Lösungskombinationen zur Auswahl gestellt werden, womit aber wieder Irrtumsmöglichkeiten eingeschränkt werden (letztlich auch wieder eine Form von Ausschlussverfahren).

Durch all diese Effekte (und noch ein paar mehr) halte ich MC-Aufgaben, entgegen des Trends, für keineswegs besser/objektiver als frei formulierte.

Gruß
Werner

Hi,

stimmt. Ich bin von den MC-Aufgaben ausgegangen, wie wir sie in Übungen und Tests bzw Prüfungen verwenden: vier alteernativen, nur eine ist richtig. Auf mehr Antwortangebote und mehr als eine mögliche richtige bin ich nciht gekommen; daher erschien mir die Beschreibung des Ausgangsprobems auch etwas verwirrend. Insofern hat vermutlich die Lehrerin ales richtig gemacht (nach dem Papier).

Dennoch erscheint mir die Bewertungsweise seltsam - jemand, der ein Drittel weiß, bekommt ja nich tein Drittel der BE, weil man ja sehr wohl für eine Fehlleistung zweimal bestraft wird - man bekommt den Punkt nicht (weil kein Kreuz an der richtigern Stelle ist), und man bekommt noch einen der an anderer Stelle ordnungsgemäß erarbeiteten Punkte abgezogen (weil man ein Kreuz an er falschen Stelle gesetzt hat) Insofern müßte man den Schüern eigentlich raten, nur kreuze zu setzen, bei denen sie sich wirklich sicher sind, um diese Doppelfehler zu minimieren. Trotzdem werden sie natürlich was falsch machen, aber das läßt sich dann nciht verhindern.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich überhaupt kein Fan von diesen Multiple Choice (Multiple Matching, und was der moderne Englischunterricht noch für Aufgabenformen hat) -Aufgaben bin. Als Englischlehrer lernt man dabei sehr viel Englisch. Man lernt,sich präzise zu formulieren, und vor allem lernt man, texte negativ zu betrachten- man lernt, was alles beim Lesen dieses Textes schiefgehen kann. Aus meiner Erinnerung an mein eigenes, mit solchen MC-Fragen durchsetztes, Cambridge Proficiency Exam weiß ich, dass ich nichts mehr von den Texten weiß. Ich habe nie den Text komplett verstanden, war sehr auf die einzelnen Aufgaben fixiert. Das Globalverständnis, die Zusammenhänge entgehen einem. Aus meiner Unterrichtspraxis weiß ich, dass sich Schüler auf diese Aufgabenform trainieren lassen. Sie sind in der Lage, hohe Punktzahlen beim Multiple Choice, Multiple MAtching zu erreichen, aber wenn man sie fragt (englisch oder deutsch, egal), worum es in dem Text geht, können sie die Frage nicht bentworten. Dabei rede ich jettzt nicht nur von texten, die ich selbst ausgesucht habe und Aufgaben, die ich selbst gemacht habe - das gilt für Lehrbuch- und Prüfungstexte genauso, bei denen andere die aufgaben erstellt haben.

Die Franzi

Bei der (berechtigten(?)) Skepsis gegenüber Multiple Choice
(ist ja schon ein wenig lebensfern, wenn ich im Land bin und
mit jemanden spreche, blinken ja auch nicht spontan 4 Kästchen
mit möglichen Varianten auf und ich muss nur noch
auswählen…) ist schon interessant, dass diese Tests
insgesamt zu vergleichbaren Ergebnissen führen wie
„klassische“ Aufgabenstellungen.

Hallo,

ich denke, es liegt auch an der Aufgabenstellung. Ich kenne z.B. Multiple Choice Aufgaben, die genauso pingelig die Grammatik abfragen, wie es früher die Lückentextaufgaben taten.

Andere fragen nach dem Textverständnis, bei denen ein intelligenter Mensch auch ohne fundierte Grammatikkenntnisse die richtige Antwort finden kann.

Was ich meine: Durch geschickte Manipulation bei den Aufgabenstellungen kann man die Gewinner und Versager genau vorprogrammieren. Und wenn man möchte, dass die alten Loser auch die neuen Loser sind, bekommt man das auch problemlos hin.

Viele Grüße

Anne

Hi,

ich denke, es liegt auch an der Aufgabenstellung. Ich kenne
z.B. Multiple Choice Aufgaben, die genauso pingelig die
Grammatik abfragen, wie es früher die Lückentextaufgaben
taten.

Manchmal ist die Grammatik eben bedeutungsunterscheidend. Und man muss, um einen Text richtig zu verstehen, wissen, worauf sich ein Nebensatz bezieht.

Andere fragen nach dem Textverständnis, bei denen ein
intelligenter Mensch auch ohne fundierte Grammatikkenntnisse
die richtige Antwort finden kann.

Das geht natürlich, sollte aber nicht passieren. Man soll die Aufgaben so formulieren, dass der Text benötigt wird, um die Aufgabe richtig zu lösen.

Die Franzi

Hallo!

Manchmal ist die Grammatik eben bedeutungsunterscheidend. Und
man muss, um einen Text richtig zu verstehen, wissen, worauf
sich ein Nebensatz bezieht.

Na ja, das mag stimmen. Wenn aber z.B. im Spanischen immer wieder auf der Unterscheidung ser/estar herumgeritten wird, frage ich mich wirklich, wofür das gut sein soll. Diese Fragen kommen oft in den DELE-Tests vor.

Andere fragen nach dem Textverständnis, bei denen ein
intelligenter Mensch auch ohne fundierte Grammatikkenntnisse
die richtige Antwort finden kann.

Das geht natürlich, sollte aber nicht passieren. Man soll die
Aufgaben so formulieren, dass der Text benötigt wird, um die
Aufgabe richtig zu lösen.

Der Text ja, aber die Feinheiten der Grammatik sind oft nicht nötig. Bei diesen Aufgaben ist es übrigens vorteilhaft, wenn man regelmäßig die gängigen Presseprodukte in der Muttersprache gelesen hat. Oft bekommt man (zumindest bei DELE, Cambridge oder Delf-Prüfungen) ziemlich ähnliche Texte vorgelegt. Wenn man sich mit dem Thema schon einmal beschäftigt hat, hat man oft entscheidende Vorteile :wink:.

Ganz ähnlich ist es übrigens auch bei den Hörverständnis-Tests.

Aber spätestens beim freien Schreiben fällt man dann auf die Nase :wink:.

Gruß

Anne

Hi,

Na ja, das mag stimmen. Wenn aber z.B. im Spanischen immer
wieder auf der Unterscheidung ser/estar herumgeritten wird,
frage ich mich wirklich, wofür das gut sein soll. Diese Fragen
kommen oft in den DELE-Tests vor.

Weil der Unterschied für einen Spanier bedeutsam ist. Für uns deutsche nicht (für uns gibt es nur eine art von ‚sein‘), aber wir lernen ja spanisch, um mit spaniern zu reden. Mein Spanischkurs war zu kurz und ist zu lange her, um jetzt wirklich schlagkräftige Beispiekle zu geben, aber der Unterschied der beiden Verben besteht in der Dauerhaftigkeit des seins - es macht schon einen Unterschied, ob du schelcht bist oder ob dir übel ist … ich warte jetzt einfach mal auf jemanden, der hier vielleicht ein schlagkräftiges Beispiel postet.

Der Text ja, aber die Feinheiten der Grammatik sind oft nicht
nötig. Bei diesen Aufgaben ist es übrigens vorteilhaft, wenn
man regelmäßig die gängigen Presseprodukte in der
Muttersprache gelesen hat. Oft bekommt man (zumindest bei
DELE, Cambridge oder Delf-Prüfungen) ziemlich ähnliche Texte
vorgelegt. Wenn man sich mit dem Thema schon einmal
beschäftigt hat, hat man oft entscheidende Vorteile :wink:.

Ja, das weiß ich. Aber oft genug geht es trotzdem schief. Habe grad eine Schulaufgabe geschrieben, in der es um den Zusammenhang zwischen Biokraftstoffen und Hunger in der Welt, Abholzung des Regenwaldes und Beschelunigung der globalen Erwärmung ging. Beide Klassen lagen im Bereich der 4+ bzw 3- (es gab keine einser, wie in den vorigen Tests in den Klassen), und der schriftliche Teil fiel normal bis gut aus - an dem kann es nciht gelegen haben.
Ich kann natürlich keine Texte finden, die absolut nciht in den Nachrichten etc vorkamen, aber ich kann argumentative Texte suchen und die Fragen auf stellen fokussieren, wo die persönliche Meinung des Verfassers zum Ausdruck kommt.
Ansonsten, zum thema dieser modernen Fragetypen, ich weiß schon, dass ein sogenanntes Restrisiko besteht, dass man damit das Textverständnis nicht so gut abfragen kann wie mit den alten Frageformen. Aber so ist das, ich muss mich da an die Vorgaben des Ministeriiums halten, und muss meine Schüler möglichst gut auf dessen Fragen vorbereiten. Aber hier beginnt eine eigene Diskussion :smile:

Die Franzi

Aber spätestens beim freien Schreiben fällt man dann auf die
Nase :wink:.

Gruß

Anne

Hallo Franzi,

Restrisiko?! Du gönnst Deinen Schülern aber wirklich keinen Spaß! Wenn man sogar bei internationalen Sprachtests mit einer gewissen Allgemeinbildung weiter kommt, wäre das in der Schule doch auch eine gute Idee. Das fördert immerhin das Verständnis dafür, dass Allgemeinbildung auch nützlich sein kann :wink:.

Der Unterschied von ser und estar ist mir prinzipiell auch klar. Wenn aber spitzfindig nach den Feinheiten geforscht wird, finde ich das etwas übertrieben. Zumal einen sicher jeder Spanier trotzdem gut verstehen kann, auch wenn man in gewissen Randbereichen die Wörter mal verwechselt. Die Mehrheit wird doch schon mit irgendeiner Fremdsprache Kontakt gehabt haben und weiß, dass es für beide Begriffe in anderen Sprachen nur ein Wort gibt.

Als Sprachenlerner will man doch im Land verstehen und verstanden werden, aber sicher keinen muttersprachlichen Unterricht für dort wohnende Einwohner geben. Kleine Fehler sind doch völlig unproblematisch.

Wenn aber Lehrer auf diesen Kleinigkeiten herumreiten, kann das dazu führen, dass sich einige Schüler für völlig sprachunbegabt halten und ewig brauchen, bis sie im Land überhaupt mal ein Wort rausbringen. So ging es mir jedenfalls als Schülerin mit einer grässlichen Englischlehrerin und einer gewissen Schüchternheit. Erst im 3! Englandurlaub war ich imstande, mal einen kompletten englischen Satz zu formulieren. Dank meiner „supertollen“ Englischlehrerin in Klasse 5-8.

Manchmal habe ich fast das Gefühl, der Schulunterricht dient dazu, die Schüler auf die Noten zu verteilen, anstatt ihnen brauchbares Wissen zu vermitteln.

Es ist doch egal, warum jemand etwas versteht. Wichtig ist doch, DASS er es versteht.

Könnte jemand Gedanken lesen, bräuchte er weniger Fremdsprachen zu lernen :wink:.

Gruß

Anne

Hi,

Nachschub zum Restrisiko: Klar setze ich Allgemeinwissen voraus. Daas sollten die Schüler einsetzen, um den groben Zusammenhang des Textes zu verstehen. Das Allgemeinwissen darf aber nicht zentrum einer einzelnen Frage darstellen. Ergebnis ist, dass jemand, der eben jenes Allgemeinwissen hat, sich bei viel mehr Fragen helfen kann (oder auch cniht), als nur bei einer - und es ist auch egal, ob es eine altmodische oder eine neumodische Frage ist.
Was die detailgenauigkeit im Sprachunterricht angeht: Ich denke, das hängt sowohl von der Schülerpersönlichkeit aus auch von der Lehrerpersönlichkeit ab. Ich war immer noch, und bin immer noch, äußerst zögerlich im Verwenden einer Fremdsprache. Auch wenn ich Englisch unterrichte und es fließend spreche (auch wenn mir das einige hier nicht glauben *scnr*), habe ich extremes Lampenfieber. Ich habe als Schülerin in Englisch immer Einser auf dem Zeugnis gehabt, aber selten meinen Mund im 'Unterricht aufgetan, und ich kann mich auch noch an das Lampefieber beim ersten Englandaufenthalt erinnern. Ich mache meinen Mund nur auf, wenn ich mich nahezu 100% sicher fühle. Deswegen bin ich im russischen noch zögerlicher, weil da die Kenntnisse wesentlich unsicherer sind. Und in ein Land, dessen Sprache ich nciht spreche, gehe ich schnon gar nicht - auch weenn das bisschen Französisch, was aus meinen 2 semestern Sprchkurs geblieben ist, vermutlich besser ist als das so manches radebrechenden touristen.
Umgekehrt ist es meine aufgabe als Lehrer, auch bei Korrekturen mitzuteilen, wie schlimm ein Fehler ist. Wenn ich damit zufriden wäre, dass meine shüler sich irgendwie verständlich machen, dann bräuchte mein Unterricht gar nicht erst anfangen - das können sie alle irgendwie. Aber wir wollen doch besser werden, oder? Dir fällt doch auch angenehm auf, wenn dich jemand fragt: „Entschüldigung, wohist Bahnhof?“ - „Ey, Bahnhof???“ funktioniert natürlich auch … Vergleiche mal deine innere Reaktion; hängt natürlich auch von der person ab, die es äußert.
Als Lehrer werde (und kann und will) ich nicht jede mündliche Äußerung nach jedem Fehler unterbrechen, sonst wird der Schüler ja nie fertig. Das fängt ja schon mit dem Akzent an. Aber abschließend sollten die wichtigsten Sachen angesprochen werden („abschließend“ bedeutet beim Ausfragen „wenn das Ausfragen beendet ist“, in einer Diskussionsrunde „wenn die Diskussionsrunde beendet ist“ usw.), nur für Sinnentstellendes oder wenn Vokabeln fehlen, mische ich mich ein.
Und noch eines: Der Spanier, Franzose etc. weiß nihct, dass es in einer anderen Sprache irgendeine Form nicht gibt. Er hört dfen Fehler, verzeiht ihn und meckert nciht, weil er nämlich nicht Deutsch kann und nehmen muss, was ihm vorgesetzt wird. Oder denkst du dir bei jedem Türken (ich entshculdige mich für mein plakaties Vorgehen), der Dir gegernüber radebrecht, dass die wohl auch im Türkischen kein anderes adjektiv als „krass“ haben? Das wäre ein Armutszeugnis, und ein recht arrogantes Verständnis vom Deutschen … Ich habe jetzt absichtlich überzogen, wollte ich noch betonen.

Die Franzi

Hallo Franzi!

Umgekehrt ist es meine aufgabe als Lehrer, auch bei
Korrekturen mitzuteilen, wie schlimm ein Fehler ist. Wenn ich
damit zufriden wäre, dass meine shüler sich irgendwie
verständlich machen, dann bräuchte mein Unterricht gar nicht
erst anfangen - das können sie alle irgendwie. Aber wir wollen
doch besser werden, oder?

*kicher* Gerade mit diesem Satz zeigst Du doch selbst, dass man selbst mit einigen Fehlern immer noch gut verstanden wird :wink:. Natürlich wollen wir alle besser werden, aber dazu gehört eben auch, dass man schwache Schüler nicht noch mehr vergrault.

Dir fällt doch auch angenehm auf,
wenn dich jemand fragt: „Entschüldigung, wohist Bahnhof?“ -
„Ey, Bahnhof???“ funktioniert natürlich auch … Vergleiche
mal deine innere Reaktion; hängt natürlich auch von der person
ab, die es äußert.

Na ja, der Ton macht die Musik. Gerade auch dann, wenn man eine Sprache nicht richtig beherrscht. Nonverbale Kommunikation ist dann das Zauberwort. Wenn einer nett rüberkommt, ist es mir relativ egal, ob er ey oder entschüldigung stottert. Da ich ja selbst gern Sprachen lerne, aber darin wahrlich nicht besonders talentiert bin, bin ich in der Hinsicht ziemlich verständnisvoll.

Als Lehrer werde (und kann und will) ich nicht jede mündliche
Äußerung nach jedem Fehler unterbrechen, sonst wird der
Schüler ja nie fertig. Das fängt ja schon mit dem Akzent an.
Aber abschließend sollten die wichtigsten Sachen angesprochen
werden („abschließend“ bedeutet beim Ausfragen „wenn das
Ausfragen beendet ist“, in einer Diskussionsrunde „wenn die
Diskussionsrunde beendet ist“ usw.), nur für Sinnentstellendes
oder wenn Vokabeln fehlen, mische ich mich ein.

Wenn ein Lehrer an der VHS o.ä. ständig die Teilnehmer unterbricht, steht er am Ende des Semesters oft nur noch mit zwei oder drei Schülern da. Das hatte ich gerade erst beim Spanisch-Kurs (ich bin da ziemlich diszipliniert und gehe trotzdem hin). Wir waren wirklich nur noch 2 oder 3 Teilnehmer. Unser Lehrer war wirklich nett und hochqualifiziert. Aber mit diesem nie ausreden lassen ist er uns sooo auf die Nerven gegangen.

Und noch eines: Der Spanier, Franzose etc. weiß nihct, dass es
in einer anderen Sprache irgendeine Form nicht gibt. Er hört
dfen Fehler, verzeiht ihn und meckert nciht, weil er nämlich
nicht Deutsch kann und nehmen muss, was ihm vorgesetzt wird.
Oder denkst du dir bei jedem Türken (ich entshculdige mich für
mein plakaties Vorgehen), der Dir gegernüber radebrecht, dass
die wohl auch im Türkischen kein anderes adjektiv als „krass“
haben? Das wäre ein Armutszeugnis, und ein recht arrogantes
Verständnis vom Deutschen … Ich habe jetzt absichtlich
überzogen, wollte ich noch betonen.

Es ist völlig normal, dass man bei mangelnden Sprachkenntnissen nicht über den Grundwortschatz hinauskommt. Bei den Türken bei uns habe ich das Wort „krass“ übrigens noch nicht gehört, aber vielleicht habe ich zu wenig Kontakt zu ihnen. Beim letzten Mal kamen meist Wörter wie Metall, Kühlschrank, Fernseher… Es war beim Sperrmüll rausräumen :wink:.

Penible Korrekturen bei schriftlichen Hausaufgaben finde ich übrigens völlig o.k… Bei Leistungsnachweisen fände ich aber andere Bewertungskriterien wichtiger. Und im Mündlichen würde ich die Schüler ermutigen, anders zu denken als Du und ich: Nämlich ruhig mal den Mund aufzumachen, auch wenn das, was herauskommt, nicht perfekt ist. Das ist doch viel wichtiger als eine 100%ige Grammatik.

Viele Grüße

Anne

Hi,

*kicher* Gerade mit diesem Satz zeigst Du doch selbst, dass
man selbst mit einigen Fehlern immer noch gut verstanden wird
:wink:.

Hab ja auch nie was anderes behauptet. die Frage aber ist, welchen eindruck man hinterlassen will. Wenn man nicht mehr kann, ok. Aber muss man sich mit demMinimum zufrieden geben, wenn man mehr kann?

Natürlich wollen wir alle besser werden, aber dazu gehört
eben auch, dass man schwache Schüler nicht noch mehr
vergrault.

Hm … hast Du zuende gelesen?

Wenn einer nett
rüberkommt, ist es mir relativ egal, ob er ey oder
entschüldigung stottert.

Aber man kann dann eben nur sehr begrenzt kommunizieren. Wiederum, wenn man eben nur erfolgreich eine Flasche Wasser etc kaufen möchte, ok. Auch Kommunikation unter Verliebten geht nonverbal. aber manchmal / oft braucht man eben mehr.

Wenn ein Lehrer an der VHS o.ä. ständig die Teilnehmer
unterbricht, steht er am Ende des Semesters oft nur noch mit
zwei oder drei Schülern da.

örm … was hatte ich gesagt … *irritiertguck*

Es ist völlig normal, dass man bei mangelnden
Sprachkenntnissen nicht über den Grundwortschatz hinauskommt.
Bei den Türken bei uns habe ich das Wort „krass“ übrigens noch
nicht gehört, …

Musst nur in die richtigen gegenden gehen :smile: Meine Nachbarn sind Türken. Er spricht fließend Deutsch (hier geboren), sie versteht kaum ein wort, ist aber sehr nett. Nur leider kann ich mich über nichts unterhalten, weil sie immer freundlich lächelnd „Jaja“ zu allem sagt. (keine Ironie). Hab auch türkische schüler, die fließend Deutsch reden, egal ob hier aufgewachsen oder zugereist. Aber ich habe auch ein halbes Jahr an einer priv Wirtschaftsrealschule unterrichtet, da kriegen schüler kaum einen sinnvollen satz zusammen - Türken, albaner, Serben, Deutsche … Lesen hätte hier auch geholfen, hab ja geschrieben, dass ich überzogen hab.

Penible Korrekturen bei schriftlichen Hausaufgaben finde ich
übrigens völlig o.k… Bei Leistungsnachweisen fände ich aber
andere Bewertungskriterien wichtiger. Und im Mündlichen würde
ich die Schüler ermutigen, anders zu denken als Du und ich:
Nämlich ruhig mal den Mund aufzumachen, auch wenn das, was
herauskommt, nicht perfekt ist. Das ist doch viel wichtiger
als eine 100%ige Grammatik.

Jupp, für vertändlich und Bemühung um abwechslung, aber wiederkehrende und teilweise sinnentstellende Fehler gibt es sprachlich die letzte 4, also bestanden. ich muss doch auch differenzieren zu jemandem, der es besser kann (und besser können will). Sonst, wie gesagt, bräuchte ich nciht unterrichten. Dann würde ich einen reichen Anwalt heiraten und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen :wink:
Anders denken als ich: ich erwarte von mir selbst, dass ich fehlerfrei bin. Privat, aber als Lehrerin sowieso - was bin ich denn sonst für ein Vorbild.
Und: ih kann nciht in Leistungsnachweisen was anderes verlangen als während des unterrichts, weder mehr noch weniger. Wen ich mehr verlange, fühlen sich die Schüler verarscht, wenn ich weniger vrlange, auch. Wenn ich weniger verlange, spricht sich das sehr schnell rum, und keiner macht in meinem Unterricht mehr mit.
Klar, im absoluten anfängerunterricht ist es wichtig, das erstmal überhaupt gesprochen wird. Aber nach dem ersten halben jahr spätestens sollte man das Gesagte kritischer betrachten.

Die Franzi

Hallo!

Hab ja auch nie was anderes behauptet. die Frage aber ist,
welchen eindruck man hinterlassen will. Wenn man nicht mehr
kann, ok. Aber muss man sich mit demMinimum zufrieden geben,
wenn man mehr kann?

Keineswegs. Wer mehr kann, soll das auch verwenden. Möglichst angstfrei!

Hm … hast Du zuende gelesen?

Natürlich. Aber auch ich überziehe schon mal ganz gern.

Aber man kann dann eben nur sehr begrenzt kommunizieren.
Wiederum, wenn man eben nur erfolgreich eine Flasche Wasser
etc kaufen möchte, ok. Auch Kommunikation unter Verliebten
geht nonverbal. aber manchmal / oft braucht man eben mehr.

Nur deshalb lernt man überhaupt eine Fremdsprache…

Wenn ein Lehrer an der VHS o.ä. ständig die Teilnehmer
unterbricht, steht er am Ende des Semesters oft nur noch mit
zwei oder drei Schülern da.

örm … was hatte ich gesagt … *irritiertguck*

Genau das Gleiche. Ich wollte nur aufzeigen, welche Konsequenz das hat, wenn die Schüler freiwillig da sind. Viele tolerieren dieses ständige unterbrochen werden überhaupt nicht, wenn sie nicht müssen. Deinen Schülern würde vermutlich nicht viel anderes übrig bleiben, würdest Du auch damit ankommen.

Jupp, für vertändlich und Bemühung um abwechslung, aber
wiederkehrende und teilweise sinnentstellende Fehler gibt es
sprachlich die letzte 4, also bestanden. ich muss doch auch
differenzieren zu jemandem, der es besser kann (und besser
können will). Sonst, wie gesagt, bräuchte ich nciht
unterrichten. Dann würde ich einen reichen Anwalt heiraten und
mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen :wink:

Klingt gut! Wo findet man solche Anwälte? „Meiner“ ist zwar sehr nett, aber schon vergeben und nicht besonders reich :wink:.

Anders denken als ich: ich erwarte von mir selbst, dass ich
fehlerfrei bin. Privat, aber als Lehrerin sowieso - was bin
ich denn sonst für ein Vorbild.

Bist Du sicher, dass Du wirklich fehlerfrei bist? Kann man überhaupt fehlerfrei sein? Ich halte eine solche Perfektion für beinahe unmöglich. Als Vorbild sollte man aber sicher nahezu fehlerfrei sein. Als Hobby-Sprachenlernerin wie ich, wäre das völlig überzogen. Es reicht, flüssig zu werden und verständliche Sätze formulieren zu können, die das ausdrücken, was man in der Muttersprache auch ausdrücken könnte. Das ist jedenfalls mein Ziel und das wird auch in 80 - 90 % aller denkbaren beruflichen Kontakte völlig ausreichen.

Und: ih kann nciht in Leistungsnachweisen was anderes
verlangen als während des unterrichts, weder mehr noch
weniger. Wen ich mehr verlange, fühlen sich die Schüler
verarscht, wenn ich weniger vrlange, auch. Wenn ich weniger
verlange, spricht sich das sehr schnell rum, und keiner macht
in meinem Unterricht mehr mit.

Ich denke, es ist ein Unterschied, ob man in einer schriftlichen Arbeit jeden Fehler penibel anstreicht oder ob man wirklich jeden wertet. Man kann Notenschlüssel entwerfen, in denen diese Fehlerchen kaum gewichtet sind und andere, bei denen damit dem Schüler die ganze Note vermiest wird. Natürlich muss man diese Linie in Klassenarbeiten beibehalten.

Aus meinem Fremdsprachenunterricht bin ich allerdings nicht (mehr) an Noten gewöhnt. Man bekommt seine Texte korrigiert zurück, die Lehrerin schreibt einen kurzen Kommentar dazu (wenn es hochkommt) und gut. Schließlich will sie, dass man Spaß hat und im nächsten Semester wiederkommt :wink:.

Und eins kannst Du mir glauben: Im Gegensatz zum Schulunterricht, habe ich jetzt Spaß an Sprachen. Früher war das anders. Da war ich höchstens mit Mathe, Naturwissenschaften und etwas Erdkunde und Geschichte zu begeistern. Sprachunterricht war eine Mischung zwischen Horror und Ödnis. Das kam auch durch die ständige Gefahr, ausgelacht zu werden. Von den „lieben“ Klassenkameraden.

Klar, im absoluten anfängerunterricht ist es wichtig, das
erstmal überhaupt gesprochen wird. Aber nach dem ersten halben
jahr spätestens sollte man das Gesagte kritischer betrachten.

… und eine entsprechende mündliche Note verpassen. Das ist natürlich klar. Aber bitte keinen Spott (zulassen)!

Viele Grüße

Anne

1 Like