Beobachtungsprotokoll Soziologie

Hallo an alle Soziologen unter euch!

Ich hab dieses Semester die erste Vorlesung im Bereich der Soziologie. Nun muss jeder von uns ein Beobachtungsprotokoll verfassen. Also soweit ich das verstanden habe sollen wir eine beliebige Alltagssituation anhand eines soziologischen Grundbegriffes (z.B. Handlung, Kommunikation, Lebenswelt, soziale Rolle) erklären/ analysieren. Mehr wurde uns dazu leider nicht gesagt. Der Dozent meinte nur „Unwissenheit ist oft das Beste um an eine Aufgabe ranzugehen.“ Naja…nur kann ich mir leider nicht wirklich was drunter vorstellen und soll nun 5 - 10 Seiten verfassen.
Hat vielleicht von euch schonmal jemand so ein Beobachtungsprotokoll schreiben müssen und hätte ein paar Tips oder auch ein Beispiel parat?

Vielen Dank euch schonmal im Vorraus!!!

Haha, als ich mein erstes Beobachtungsprotokoll geschrieben hab, ist es mir genauso ergangen! Ich hatte keinen Plan!

Hallo erstmal!
Was dir dein Dozent da gesagt hat, hab ich auch gesagt bekommen… Aber: er hat recht! Am besten ist es, man denkt währenddessen nicht großartig nach und schreibt alles auf was man sieht- das ist aber sowieso unmöglich. Schreib einfach, alles andere kommt danach! Es ist ja auch ein Übungsseminar…

Du musst nur darauf achten, dass du Außenstehende bleibst, da es ja keine keine teilnehmende Beobachtung ist (schätze ich mal, da du das sonst wahrscheinlich explizit hingeschrieben hättest). Also: du darfst nicht eingreifen, du bist ein außenstehender Beobachter, du bist still, stellst keine Fragen, bist nicht auffällig.

Noch ein paar Fragen:

Welche Mittel/ Medien werden denn verwendet?
Ich schätze Mal, es ist die klassische Variante mit Zettel und Stift, richtig?
Wird die Beobachtung alleine oder im Team durchgeführt?
Ist es eine strukturierte Beobachtung (dh. gibt es einen strukturierten Plan)?
Ist es eine offene oder verdeckte Beobachtung (dh. wissen die Leute, dass sie beobachtet werden)?

Noch ein paar Tipps:

  • Bevor du ins Feld gehst, solltest du dich mental vorbereiten und einige Überlegungen über das Feld anstellen, sofern du schon etwas über das Feld weißt. Manchmal hilft es auch, sich vorher eine Art Tabelle mit Beobachtungskategorien

(z.B. Handlung, Kommunikation, Lebenswelt, soziale Rolle)

zu erstellen, das erleichtert das Eintragen bzw. Verschfriftlichen.

  • setzte dir eine Frist. D.h stelle dir vorher die Frage, wie lange du beobachten willst und beende die beobachtung zum festgesetzten Zeitpunkt.
  • während der Beobachtung: notiere die Dinge so, dass du sie verstehst. D.h. notiere nicht allzu kryptisch. Das hört sich vielleicht lächerlich an, aber es ist gar nicht so leicht- besonders weil man im Protokoll schnell schreiben muss, da neigt man dazu Dinge schnell, schnell hinzukritzeln und Sachen abzukürzen.
    -DESHALB: Nach der Beobachtung: Setze dich sofort nach der Beobachtung hin und formuliere ALLES, was du zuvor aufgrund des Zeitmangels kryptisch geschrieben hast, aus. Damit meine ich, formuliere unmittelbar danach alles in ganzen Sätzen aus. Das ist ungemein wichtig, weil du sonst Tage und Monate später nicht mehr weißt, das du da hingeschrieben hast und damit kannst du dann das Protokoll vergessen.
  • Nach der Beobachtung und nach den Ausformulieren: kommt die Reflexion! Wie du sicherlich schon weißt, ist die Reflexion wichtig für die Soziologen, das hat auch seinen Grund. Gehe also - am selben Tag - her und schreibe einen kleinen Reflexions-teil. Er wird dir später in der Seminararbeit von großem Nutzen sein.
  • Roland Girtler ist in Österreich eine Choryphäe auf dem GebieT (teilnehmende) Beobachtung. Er ist zwar etwas schräg und unkonventionell, aber er ist eine Art Genie, was das anbelangt. Du kannst dir seine Bücher anbschauen! http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Girtler

lg eva

Danke erstmal für deine Antwort!!

Welche Mittel/ Medien werden denn verwendet?
Ich schätze Mal, es ist die klassische Variante mit Zettel und
Stift, richtig?

so ist es :smile:

Wird die Beobachtung alleine oder im Team durchgeführt?

Alleine

Ist es eine strukturierte Beobachtung (dh. gibt es einen
strukturierten Plan)?

Hm…ich weiß nicht genau, was du damit meist. Aber spontan würde ich mal nein sagen, da wir ja gar keine Vorlagen bekommen haben, wir wir beobachten sollen.

Ist es eine offene oder verdeckte Beobachtung (dh. wissen die
Leute, dass sie beobachtet werden)?

Es ist eine verdeckte Beobachtung.

Hm ja, ich werde mich einfach mal daran versuchen. Mir fehlt nur einfach immer noch ein geeigneter Ort an dem ich beobachten könnte.
Aber wird schon werden :smile:

Danke nochmal!

Hi!

Welche Mittel/ Medien werden denn verwendet?
Ich schätze Mal, es ist die klassische Variante mit Zettel und
Stift, richtig?

so ist es :smile:

Das ist die Standard-methode und zum über am besten geeignet. Erstelle dir vorher die besagte Tabelle, die dir das eintragen erleichtert.

Wird die Beobachtung alleine oder im Team durchgeführt?

Alleine

Hm. Alleine ist schwieriger, da einem mehr entgeht, aber es ist ja nur eine Übung.

Ist es eine strukturierte Beobachtung (dh. gibt es einen
strukturierten Plan)?

Hm…ich weiß nicht genau, was du damit meist. Aber spontan
würde ich mal nein sagen, da wir ja gar keine Vorlagen
bekommen haben, wir wir beobachten sollen.

Ich meinte damit das:
Strukturierte Beobachtung: Es wird ein festes Beobachtungsschema angewandt. Hierfür muss ein Merkmals- oder Kategoriensystem erstellt werden.
Das ist es also nicht…

Ist es eine offene oder verdeckte Beobachtung (dh. wissen die
Leute, dass sie beobachtet werden)?

Es ist eine verdeckte Beobachtung.

Stichwort Feldzugang:

Hier musst du aufpassen: Du machst das ja zum ersten Mal!!! Verdeckt zu beobachten ist aber sehr, sehr heikel und es gibt heirbei auch immer ethische Bedenken!!! Es kommt natürlich auch auf das Mileu an, aber ganz im Allgemeinen ist verdeckt zu beobachten sehr risikoreich. Wenn sich die leute erst mal beobachtet fühlen, dann kann das böse enden. Mach das also nicht. Ich nehme nämlich an, dass das nciht die Vorgabe war, denn bei einem Übungsseminar (für erst- oder zweitsemestrige) werden generell keine verdeckten beobachtungen verlangt. Das ist nur was für leute mit Erfahrung und, es muss auch wissenschaftlich gerechtfertigt werden (siehe wissenschaftsethik).

Ich nehme stark an, du hast dich selber dazu entschlossen, verdeckt zu beobachten, da du es dir leichter vorstellst, ist das richtig?
Das ist es aber auf keinen Fall! Vergesse nie, das das dein erstes Mal ist. Du wirst irgendwo sitzen, Zettel und Stift in der Hand, Leute auffällig ansehen, notieren, wieder hinsehen, notieren usw. Das kann man nicht unaufällig machen, nicht beim ersten Mal. Und ich nehme an, du willst dich nicht in irgendwelche Büschen verstecken und am Ende noch als Stalker angezeigt werden. Ich weiß ja wie gesagt nicht, was die konkrete Aufgabe ist, aber ich würde an deiner Stelle die Leute vorher informieren! Das ist ja keine allzu große Sache: Du gehst einfach auf die Leute zu, sagst ihnen, dass du Studentin bist und die Aufgabe hast, Leute zu beobachten. Das diese Ergebnisse anonym sind und vertraulich behandelt werden usw. und das war´s dann. Mehr ist nicht zu tun. Du brauchst ja schließlich keine notariell beglaubigte Einverständniserklärung für eine Übung solcher Art! Ich nehme an, es geht bei diesem Seminar einfach nur darum, einen Einblick in die Methode zu bekommen, mehr nicht.

Hm ja, ich werde mich einfach mal daran versuchen. Mir fehlt
nur einfach immer noch ein geeigneter Ort an dem ich
beobachten könnte.
Aber wird schon werden :smile:

So wie es den anschein hat, habt ihr eh keine Vorgabe bekommen, oder? Du hast also die freie Wahl.
meine Vorschläge:
Leider haben wir ja nicht mehr Sommer, sonst hätte ich gesagt, gehe in den Park. Aber eine Bar oder ein Beisl tut´s auch. Es ginge auch ein bestimmter Bereich einen Einkaufszentrums, einer Universität, öffentliche Verkehrsmittel, die bushaltestelle, der Zebrastreifen, ein seniorenheim- was dir halt so einfällt. Wichtig ist nur, dass du dich auf eine konkrete Sache festlegst, eine Frage dahintersteht.

Wichtig ist auch, dass du dir kein allzu großes Areal aussuchst. Je kleiner, desto besser. Suche dir einen abgegrenzten Bereich, in dem du beobachtest. D.h. Setzte dir Grenzen. Diese Grenze kann räumlich sein (z.b. nur der eingangsbreich einer Lokalität) oder auch zeitlich (zwischen 15.00 und 16.00) oder Personenbezogen (z.b.nur Senioren) usw.

Da du ja keine Hypothese hast, die es zu verifizieren gilt, hast du da sehr viel Spielraum. Es geht wahrscheinlich ja nur um die Mehtode an sich. Daher: bevor du ins Feld gehst, setzt du dir diese Grenzen und das widerum erleichtert dir das Beobachten und damit später auch den Rest der Arbeit.

Eine frage habe ich noch. Was wird anschließend aus dem Protokoll? Wird das überhaupt ausgewertet? Müsst ihr danach eine Seminararbeit schreiben?

Wenn du eine seminarabreit (zu übungszwecken) schreiben musst, ist es umso wichtiger eine konkrete Fragestellung zu haben, bevor du ins Feld gehst. Bzw. wenn das nicht möglich ist, mangels Spezialwissen über das Feld oder weil es eine „gated community“ ist, ist es sinnvoll, zuerst Recherchen zum Feld anzustellen (indem man z.b vorher ein experteninterview mit einer Ansprechperson aus dem zu beobachteten Mileu/Feld macht), sich dann bestimmte Merkmale des Feldes genauer anzuschauen und anhand dessen die Beobachtungskriterien zu erstellen. Danach erst gehst du tatsächlich ins Feld hinein. Es gibt aber auch die offene, sozusagen „explorative“ Herangehensweise, indem man sich sozusagen vom Feld überraschen lässt und danach erst die beobachtungskriterien festlegt. Hierbei wird es aber von Nöten sein, mehrmals ins Feld zu gehen, dh. mehrmals zu beobachten.

lg feeva

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