Berechnung der Note 4

Hallo!

Ich habe meine Schullaufbahn und mein Referendariat in Bundesländern zugebracht, in denen es die „ganzen Noten“ 1 bis 6 gab. + und - waren im Ermessensspielraum des Lehrers und wurden eher als pädagogische Maßnahmen gesehen. Jetzt unterrichte ich in einem Bundesland, in dem es Viertelnoten gibt, sogar auf den Halbjahresinformationen. Dies stellt mich vor folgendes mathematisches Rätsel:

Die Faustregel „früher“ war immer: Ab der Hälfte der Punkte gibt es eine 4 (50-65% der möglichen Punkte). Je nach pädagogischem Ermessen und Schwere der Arbeit durfte es aber auch mal ab 45% eine 4 geben. Die 4 zählte als die „mittlere Note“, die, die man zum Bestehen braucht.

Nun werde ich immer wieder (von Schülern und Eltern) darauf hingewiesen, dass es bei 50% der Punkte eine 3,5 geben müsse, quasi die „mittlere Note“. Das führt ja allerdings dazu, dass der Notenspiegel zugunsten der Schüler „verschoben“ wird. Eine 4 gibt es dann ja i.d.R. schon bei weniger Punkten.

Folgende Modellrechnung:

Klassenarbeit mit maximal 25 Punkten bei einem linearen Notenschlüssel:

4 als „mittlere Note“ (50%-Regel): Note 4 ab 12,5 Punkte
3,5 als „mittlere Note“: Note 4 ab 10,5 Punkte

Das macht ja schon einen Unterschied, finde ich!

Ich korrigere zum Glück nicht oft nach Notenschlüssel, aber immer wenn, dann stehe ich vor diesem Rätsel.

Was spiegelt denn nun „die Hälfte der Leistung“ besser wieder - die 3,5 oder die 4?

Einen Fachschaftsbeschluss gibt es dazu nicht. Die meisten Kollegen bewerten nach dem 3,5er-Prinzip.

Wie sehen das denn andere hier? Bin wirklich etwas ratlos.

Grüße!

Hallo

Naja, ganz egal ob bei 3.5 oder 4.0 geschnitten wird, ich als Schüler oder Elternteil würde mich ärgern wenn es bei dem einen Lehrer so und bei dem anderen Lehrer anders gemacht wird. Irgendeiner fühlt sich dann immer (zu Recht) ungleich behandelt.

Ich denke es ist sehr wichtig dass die Schule gegenüber ihren Kunden (Schüler und Lehrer) einheitlich auftritt, von daher würd ich empfehlen genau dieses Thema auf die Agenda zu bringen und einen Fachschaftsbeschluss zu erreichen. Der Beschluss ist sicherlich nicht deine Aufgabe, aber ich denke es ist rechtens wenn du so einen Beschluss einforderst.

In der Zwischenzeit würd ichs einfach so machen wie die Mehrheit deiner Kolleginnen, schon um die Verwirrung bei den Kunden zu minimieren.

Viele Grüße

In der Zwischenzeit würd ichs einfach so machen wie die
Mehrheit deiner Kolleginnen, schon um die Verwirrung bei den
Kunden zu minimieren.

Wollte Kolleg(großes i)nnen schreiben, wurde aber wohl automatisch wieder zu (kleines i) gemacht…

Hallo,

hier zwei Dinge:

Zum einen ein Link: http://www.teleunterricht.de/notenberechner.htm (oder auch die Plus-Version, dort verlinkt) ist ein hilfreiches Programm, das es erlaubt, Notenwerte schnell und einfach zu berechnen (auch mit individuellen Einstellungen).

Zum anderen:
Ab welcher Grenze welche Note erteilt wird, ist von sehr vielen Faktoren abhängig - in allererster Linie von der Schwierigkeit der Klassenarbeit. Bei der einen Arbeit kann es bei 35% bereits die (glatte) 4 geben, bei der anderen Arbeit erst bei 60 %.

(Die 60 % sind z.B. offiziell festgeschrieben für Leseverstehensüberprüfungen Englisch im Abitur (NDS und anderswo) - und da die Abi-Regelungen sich auch nach „unten“, in die jüngeren Jahrgänge, auswirken, wird das bei Multiple Choice Test-Teilen auch z.B. in Klasse 12, 11, 10, 9 … (je nach Anlage der Arbeit…) Anwendung finden.)

Hallo,

naja, es kommt ja auch auf die Schwierigkeit der Arbeit an und natürlich auch auf die Bewertungsmaßstäbe des Lehrers. Eine allgemeingültige Festlegung wäre sehr unflexibel und ggf. zum Nachteil der Schüler. Eine offene Regelung lässt eben auch zu, dass man ein bisschen Spiel hat, wenn man z.B. feststellt, dass eine Arbeit zeitlich falsch konzipiert war (Fehler des Lehrers bei der Planung). Deshalb wird es da sicherlich keinen Beschluss geben, auf den man sich festnageln lässt.

Mir erschließt sich halt nicht, was für die 3,5 oder die 4 als „mittlere Note“ spricht. 4 heißt „bestanden“ und wenn ich mich recht entsinne, ist die 4 (und eben nicht die 3,5) z.B. auch an der Uni die Klippe, die es zu schaffen gilt, also die Hälfte des „Wissens“. So sieht auch der IHK-Notenschlüssel aus.

Grüße!

Hallo,

ich habe den genau den gleichen Wechsel hinter mir (von Nie und NRW nach BW).

In BW werden Noten linear vergeben, 40% richtig ergibt dann Note 4,0 (Formel zum Berechnen der Note:
erreichte Punktzahl : mögliche Punktzahl mal 5 - 6, das Minus vorm Ergebnis wegdenken). Ich habe auch sehr lange gebraucht um mich daran zu gewöhnen, dass eine Klassenarbeit, in der es von Fehlern nur so wimmelt, noch als „ausreichend“ zu bewerten ist.
Konsequenz ist, dass schwerere Arbeiten gestellt werden. Ich habe Arbeiten von Kollegen aus allen drei Bundesländern verglichen, und die in BW waren alle anspruchsvoller. Das Leistungsvermögen der Schüler empfinde ich in etwa gleich. Im Endeffekt kommt es dann wohl auf’s Gleiche raus.
Ich habe mich schon allein deswegen angepasst, weil Schüler und Eltern in BW meist nur das lineare Prinzip kennen und sonst oft sehr verwirrt reagieren und man andauernd Erklärungen abgeben muss. Ist auch reine Gewohnheitssache.
Die Rechnerei auf Kommastellen bei Noten und halbe Noten im Zeugnis finde ich bis heute etwas befremdlich. Vermutlich ist der Hintergedanke eine gerechtere Benotung - aber ob das wirklich erreicht wird?

Gruß
SingSang

Hallo!

Danke für die Antwort! Deine Erfahrung deckt sich also mit meiner - das finde ich beruhigend :smile: Es steht aber, wenn ich das richtig sehe, nirgends festgeschrieben, dass es diese Viertelnoten gibt bzw. wie die prozentuale Verteilung der Noten auszusehen hat?! Ich finde in der Notenverordnung nichts Entsprechendes. Zukünftig muss ich dann halt der Einfachheit halber die Arbeiten schwerer gestalten, aber in dieser Arbeit, die schon korrigiert ist, kann ich wohl auf jeden Fall bei meiner Variante bleiben. Das finde ich beruhigend.

Grüße!

Hallo,

In BW werden Noten linear vergeben, 40% richtig ergibt dann
Note 4,0 (Formel zum Berechnen der Note:
erreichte Punktzahl : mögliche Punktzahl mal 5 - 6, das Minus
vorm Ergebnis wegdenken).

Kannst du mir die entsprechende Verordnung oder Quelle nennen?

Gruß
mklms

Augenwischerei
Hallo!

Ich löse zwar dein verständliches Problem damit nicht, möchte aber (wie schon vor ein paar Wochen hier im Brett) zu Bedenken geben, dass diese blödsinnigen Prozentregelungen Objektivität nur vortäuschen und daher eigentlich sinnlos sind, da - wie hier im Artikelbaum geschrieben - viele andere Faktoren die Ergebisse beeinflussen!

Objektivität läge nur dann vor, wenn man ab der 1. Klasse zentral verordnete bundesweit einheitliche Klassenarbeiten schreiben würde!

Gruß!
Karl

Ich habe meine Schullaufbahn und mein Referendariat in
Bundesländern zugebracht, in denen es die „ganzen Noten“ 1 bis
6 gab. + und - waren im Ermessensspielraum des Lehrers und
wurden eher als pädagogische Maßnahmen gesehen. Jetzt
unterrichte ich in einem Bundesland, in dem es Viertelnoten
gibt, sogar auf den Halbjahresinformationen. Dies stellt mich
vor folgendes mathematisches Rätsel:

Die Faustregel „früher“ war immer: Ab der Hälfte der Punkte
gibt es eine 4 (50-65% der möglichen Punkte). Je nach
pädagogischem Ermessen und Schwere der Arbeit durfte es aber
auch mal ab 45% eine 4 geben. Die 4 zählte als die „mittlere
Note“, die, die man zum Bestehen braucht.

Nun werde ich immer wieder (von Schülern und Eltern) darauf
hingewiesen, dass es bei 50% der Punkte eine 3,5 geben müsse,
quasi die „mittlere Note“. Das führt ja allerdings dazu, dass
der Notenspiegel zugunsten der Schüler „verschoben“ wird. Eine
4 gibt es dann ja i.d.R. schon bei weniger Punkten.

Folgende Modellrechnung:

Klassenarbeit mit maximal 25 Punkten bei einem linearen
Notenschlüssel:

4 als „mittlere Note“ (50%-Regel): Note 4 ab 12,5 Punkte
3,5 als „mittlere Note“: Note 4 ab 10,5 Punkte

Das macht ja schon einen Unterschied, finde ich!

Ich korrigere zum Glück nicht oft nach Notenschlüssel, aber
immer wenn, dann stehe ich vor diesem Rätsel.

Was spiegelt denn nun „die Hälfte der Leistung“ besser wieder

  • die 3,5 oder die 4?

Einen Fachschaftsbeschluss gibt es dazu nicht. Die meisten
Kollegen bewerten nach dem 3,5er-Prinzip.

Wie sehen das denn andere hier? Bin wirklich etwas ratlos.

Grüße!

Hallo,

In BW werden Noten linear vergeben, 40% richtig ergibt dann
Note 4,0 (Formel zum Berechnen der Note:
erreichte Punktzahl : mögliche Punktzahl mal 5 - 6, das Minus
vorm Ergebnis wegdenken).

Das ist nirgendwo festgeschrieben! Wenn es keinen Fachschafts- oder GLK-Beschluss gibt über zu verwendende Punkteskalen oder Tabellen, bist du frei, das selbst zu entscheiden.
Anhaltspunkte sind natürlich die Abitabellen (die haben sidch zB für die modernen FS geändert - man hat sie den anderen Fächer angepasst, aber das kann man natürlich auf ganz anders aufgebaute und viel weniger komplexe Aufgaben in MS und US nicht gut übertragen.
Es gibt ein paar gängige „Formeln“. In Geschichte ist bei 50% der Punkte oft die 3-4 (aber nicht immer, nicht bei allen!) oder auch die 4, wenn man es strenger bewertet.
In Englisch ist oft die 4 bei 50%. Ich mache das davon abhängig, ob ich z.B. in der US eher einfache Einsetz-Grammatikaufgaben stelle - dann gehe ich eher auf 60%=4, oder komplexere SChreibaufgaben drin sind --> Hälfte 4.
Von diesen „Marken“ ausgehend, verteile ich die anderen Notenstufen halbwegs gleichmäßig; linear ist es nicht immer.
Wenn du vom allgemein Üblichen stärker abweichst, wirst du natürlich eher auf Gesprächsbedarf bei Eltern und Schülern stoßen.
Eltern und SChüler glauben viel; wenn es keinen Fachschaftsbeschluss gibt, machst du das nach deiner Überzeugung. Dein Maßstab passt zu den Abeiten, die du stellst; das würde ich den Eltern erklären, aber du musst dich dafür nicht rechtfertigen.
Ich glaube nicht, dass es vorgeschrieben ist, dass du in jeder Leistungsfeststellung mit Viertelnoten arbeiten musst, aber sie erlauben es, in der Halbjahresinformation einen recht genauen Stand anzugeben. Bedenke aber: die Zeugnisnote ist dennoch keine rechnerische, sondern eine pädagogische Entscheidung. Ich nehme mir bei der Halbjahresinformation durchaus ab und an heraus, mit + und - einen Trend anzugeben. Z.B. steht ein SChüler rechnerisch auf 4,1, hat aber stark nachgelassen, wähle ich als Signal an ihn und die Eltern eine 4-. Umgekehrt geht es natürlich auch. Mit diesem Zwischenstand rechne ich ja nicht weiter, sondern ich verwende die EInzelnoten des Schuljahres.
Grüße
mitzisch

… und dabei dann annimmt, dass alle Lehrer gleich gut unterrichten, gleich weit mit dem Stoff kommen, die selben Schwerpunkte stellen etc. und daher das Verfahren dann fair ist.
Hust.

… und dabei dann annimmt, dass alle Lehrer gleich gut unterrichten, gleich weit mit dem Stoff kommen, die selben Schwerpunkte stellen etc.

Wenn gleichwertige Aufgabenstellungen als „objektiver“ Maßstab für Gerechtigkeit/Bewertung/Benotung anzusetzen sind (welchen anderen Maßstab würdest du für die Auswahl/Eignung festlegen?), dann sollte man erwarten können, dass auch Lehrkräfte sich an die Spielregeln/Lehrstoff/Schwerpunkte halten. So weit sollten sie wenigstens qualifiziert sein.

Franz

Hallo,

Kannst du mir die entsprechende Verordnung oder Quelle nennen?

Ich habe mich nicht gut ausgedrückt, wie sonne schon schon schreibt, gibt es nach meinem Wissen keine Festschreibung in der Notenverordnung, sondern es hat sich anscheinend mehr oder weniger „eingebürgert“ so zu benoten.
Ich habe vor zwei Jahren von Süd- nach Nord-BW gewechselt und an beiden Schulen wird bei der Benotung identisch vorgegangen, ebenso an den anderen Schulen die ich kenne. Auch die Abschlussprüfungen (Realschule), bei denen die Punktevergabe ja vorgegeben ist, werden linear benotet.

Gruß
SingSang

Hai!

Zukünftig muss ich dann halt der Einfachheit
halber die Arbeiten schwerer gestalten

In meinem Studium (ich weiß ist was anderes) gab es einen Prof. der
jedesmal, sollte ein Student 50% überhaupt nur erreicht haben, in der
nächsten Klausur eine Aufgabe mehr gestellt hat.

So konnte er sich jedesmal dahinstellen und sagen, wieder haben 33,33%
meine Klausur betanden, ich habe dazu extra die 50% Regel auf x Prozent
herabgesetztz (was er laut Studienornung darf) für die anderen tut es
mir leid.

Der Plem