Berechtigung von Schreibschriften?

Hallo,

ich wollte mal nach der Berechtigung für Schreibschriften fragen Beziehungsweise den Sinn, dass diese in den Schulen unterrichtet werden anzweifeln.

Das Schreiben mit Druckbuchstaben erfordert viel weniger zielkoordienierte Handbewegungen, als dieses bei der verbundenen Linienschreibschrift notwendig ist.

So habe ich erst relativ spät zu meiner heutigen Handschrift gefunden, nämlich nach dem ich die „Linienschreibschrift“ aufgegeben hatte.

Das Schreiben in Druckbuchstaben bringt den großen Vorteil, dass jeder Buchstaben einzeln geschrieben werden kann. Damit entfällt die Verbindung zwischen den Buchstaben, die einen zusätzlichen Aufwand darstellt und für Verspannunen in den Händen sorgen, die daraus resultieren, dass der „Zeilenvorschub“ wärend des Schreibens bei der Schreibschrift übewiegend durch die „Verbiegung“ der Finger bwirkt wird, während bei der Druckschrift der Zeienvorschub durch die Trennung der Buchstaben viele ehrer durch einen neue Handstellung bewirkt werden kann. Damit ist auch eine gewisse Erholung der Hand beim Schreiben mit Druckbuchstaben gegeben, die darin resultiert, das nach jedem Buchstaben die Hand „frei“ ist, während beim schreiben in Linienschreibschrift die Hand ununterbrochen in konzentriertem Einsatz ist.

Somit kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass sich erst seit dem Zeitpunkt, als ich die Schreibschrift aufgab und zur Druckschrift zurück ging eine deutliche Erleichterung des Schreibens errechte, was sowohl meine Schreibgschwindigkeit, als auch meiner Befindlichkeit der Hand entspricht. Hatte ich doch zu füheren Zeiten, als man mich in der Schule noch Zwang, in Schreibschrift zu schreiben, häufig Verspannungsschmerzen in der Hand, was natürlich auch mit allgemeiner Unlust zur Erledigung von schriftlichen Arbeiten begleitet war, so habe ich eine deutliche Verbesserung der Situation erfahren, als ich die Schreibschrift über Bord warf und zur Druckschrift zurückkehrte.

Aus Interesse hab ich mal die „Schreibgeschwindigkeiten“ gemassen, die sich bei verschiedenen Methoden ergeben, gemessen.

So komme ich beim Schreiben mit dem Computer auf rund 250 Zeichen/Minute komme, beim Schreiben in Druckbuchstaben komme ich etwar auf 120 Zeichen/Min, sind beim schreiben in „Schreibschrift“, so wie man das in der Schulbe beigebracht bekam, komme ich auf unter 60 Zeichen/Minuten.

Unschwer noch zu erwähnen, dass ich nicht im Traum mehr darauf kommen, die Schreibschrift im Alltag anzuwenden.

Bleibt also die Frage, nach der Berechtigung dafür, das in den Schulen den Kindern das Schreiben in „Schreibschrift“ beibringt.

mfg Rabun

Guten Tach,
irgendwie bin ich zu doof, den Sinn deiner Frage zu verstehen…
mfg
gargas

Schreiben als Kulturtechnik ist vorbei
Hallo, Mike

Die früher an der Primarschulstufe gelehrten verbundenenen
Schreibschriften sind von Vorteil, sofern sie locker geschrieben
werden und das Ergebnis gut lesbar ist - eine Frage der Übung. In der
Schweiz war das zum Beispiel die Sütterlin und im anglophonen Bereich
die Palmer.

Beide Anforderungen - Lockerheit und Lesbarkeit - werden jedoch heute
kaum mehr erfüllt, und es wird insgesamt weniger handschriftlich
geschrieben. Man sieht auch kaum jemanden, der ein Schreibgerät
richtig und unverknorzt halten und führen kann, was vor fünfzig
Jahren noch selbstverständlich war. Schreiben als Kulturtechnik ist
längst durch Fertigkeiten in andern Bereichen abgelöst worden.

Deshalb stellt sich die Frage, ob nicht einfach eine schöne
Minuskelschrift ohne Serifen, die man dann auch auf dem Computer
tippt, von Hand geschrieben werden sollte - zum Beispiel eine Arial
oder eine Futura. Das Schreiben einer unverbundenen Schrift geht
etwas langsamer, dafür später das (blind) tippen umso schneller.

So oder so bleiben die Anforderungen hoch: Auch wer Sprache und
Schrift nicht gut kennt, sollte den handgeschriebenen Text (jedes
Zeichen) eindeutig entziffern können. Das kann man einfach testen.

Freundliche Grüsse
Rolf

Hallo zurück,

meine KollegInnen und ich erleben nahezu täglich, dass Studenten sich in ihrem Studium unendlich schwer tun, weil sie weder Ligaturen(Schreibschrift) lesen können, noch Fraktur (das, was heutzutage als altdeutsche Schrift bezeichnet wird).

Auch wenn es Dir für Dich persönlich als sinnlos erscheint, halte ich es für dringend notwendig, dass diese Dinge in den entsprechend jungen und aufnahmefähigen Jahren geübt werden.

Zwar kann und will sicher nicht Jeder studieren. Trotzdem ist es ein Irrweg, handwerkliche Techniken, und um eine solche handelt es sich, außer Acht zu lassen.

Dir bleibt natürlich unbenommen, Schreibschrift für Dich abzulehnen.

viele Grüße
Geli

Hallo,

meine ganz persönliche bescheidene Meinung ist ja, dass die Schreibschrift einfach viel schöner aussieht. Und auf die altdeutsche Schrift wirkt einfach elegant.

Das was die Grundschüler zur Zeit lernen ist übrigens (zumindest in Bayern) nicht mehr die klassische Schreibschrift, sondern die „vereinfachte Ausgangsschrift“. Die normale Schreibschrift haben die meisten Kinder auch immer sehr schön hinbekommen, aber diese Ausgangsschrift sieht selbst bei den begabtesten Kindern scheußlich aus, bei unbegabteren ist sie schlicht nicht mehr lesbar. Eingeführt wurde sie um die Elemente der Druckschrift in einer verbundenen Schrift anzuwenden, und so grausam wie sich diese Kombination anhört sieht das Ergebnis auch aus…

http://www.waldschule-herne.homepage.t-online.de/va-…

Ich schreibe normal auch nicht in der reinen Schul-Schreibschrift, aber meine Handschrift hat durchaus noch Elemente daraus und ist definitiv „verbunden“ und ich kann mit „meiner“ Schreibschrift schneller Schreiben als in Druckbuchstaben. Ich denke das liegt wohl eher an den Persönlichen Vorlieben und der Übung die man darin hat.

Und eine mit Hand geschriebene Glückwunschkarte in schönster Schreibschrift macht echt mehr her als eine in Druckschrift

Tranquilla
(was die eigentliche Frage in deinem Posting war konnte ich nicht so genau erkennen, trotzdem meinen Senf dazu)

Hallo,

leider hast keine Schriftbeispiele von dir angefügt, aber ich wage zu bezweifeln, daß du eine reine Druckschrift schreibst, ohne ligaturähnliche Verbindungen zwischen den Buchstaben.

Natürlich hemmt es die Schreibgeschwindigkeit, wenn man die in Schule gelehrte vereinfachte Ausgangsschrift schreibt. Allerdings kenne ich niemanden, der diese Ausgangsschrift im Erwachsenenalter noch verwendent. Fast jeder (mich eingeschlossen) hat eine Schriftmischung aus Druckschrift, Schreibschrift und Ligaturen.

Um aber zu diesem Ergebnis zu kommen, muß man zuerst einmal die Grundlagen kennenlernen.

Es ist wie beim Autofahren. In der Fahrschule lernt man eine Handstellung am Lenkrad nach dem „10 vor 3“ - Prinzip, also linke und rechte Hand etwas über der Mitte positioniert. Ich kenne niemanden, der sich nach längerer Zeit immer noch strikt an diese Regel hält. Um aber die Grundlage zu schaffen, wird einem in der Fahrschule diese Regel eingetrichtert.

Gerhard

Hai, Rabun,

eigentlich soll die verbundene Schreibschrift ja eine gleichmäßige Linienführung mit lockerer Handhaltung trainieren. Dazu wäre es aber notwendig, daß der Lehrer bei den Schreibfrischlingen sorgfältig die Haltung korrigiert - wie der Stift gehalten wird, wie man vor dem Blatt sitzt, wie der Arm die schreibende Hand über das Papier führt (wie das bei 30-35 Schülern in Grundschulen noch funktionieren soll, ist mir allerdings schleierhaft und die vereinfachte Ausgangsschrift ist in diesem Punkt eigentlich kontraproduktiv)
Wird auf all das geachtet, lernt ein Kind also die fließende Bewegung richtig, dann ist Schreibschrift besser. Es ist eigentlich keine Entlastung, bei jedem Buchstaben den Stift abzusetzen - zumindest dann nicht, wenn man es richtig gelernt hat und der „Vorschub“ nicht aus dem Handgelenk erfolgt.

Gruß
Sibylle

hallo,

obwohl ich nicht ganz abgeneigt von deinen gedanken bin, ist die schreibschrift fuer mich eine tarnung, eine geheimschrift.
kaum einer kann meine schrift lesen, wenn ich einmal loslege. darauf bin ich verdammt stolz*ggg*

nein, aber mal im ernst…
das problem ist, dass das ueberall so ist. es gibt keine sprache, in der es nur druckbuchstaben gibt.
der araber findet es sogar ziemlich lustig, seine schrift in druckbuchstaben zu sehn. normalerweise zieht er alle buchstaben zusammen. soll heissen, dass nur moderne technologie den druckbuchstaben an sich zulaesst.

ich denke aber, dass sich die gesellschaft auf eine druckbuchstabengesellschaft[dbg:smile:]hinbewegt. warte mal noch 200 jahre.

mfg:smile:
rene

Hallo, Mike,
ich würde den generellen Verzicht auf Schreibschrift als einen Verlust einer der wichtigsten Kulturtechniken sehr bedauern.

Nur weil heutzutage der überwiegende Teil des Geschriebenen in gedruckter oder elektronisch generierter Form vorliegt, hat die Handschrift doch immer noch - etwa als persönliches Merkmal - durchaus ihre Berechtigung.

Und z.B. eine Liebeserklärung als Computerausdruck oder gar als SMS abzugeben hat einfach keinen Stil. Sie wäre beliebig reproduzierbar, unpersönlich und schlichtweg lieblos.

Aus beruflichen Gründen musste ich seinerzeit meine Handschrift für die Mitschrift von Morsezeichen auf Majuskeln - Blockbuchstaben - umstellen. Bereits nach kurzer Zeit schliffen sich persönliche Eigenheiten und Ligaturen ein; am Ende schrieb ich dann - sofern ich keine Schreibmaschine benutzen konnte - in ganz normaler Handschrift.

Insofern ist also auch Die von Dir propagierte Majuskelschrift, sofern sie von Hand geschrieben wird, eine Handschrift i.e.S. Die Schreibgeschwindigkeit hat damit nichts zu tun, das ist eine Sache der Übung.

Gelernt habe ich in der Grundschule die lateinische Schrift, später die Deutsche Schrift, dann die griechische Schrift und auch noch Stenographie. Jede Schriftform hat in meiner heutigen Handschrift ihre Spuren hinterlassen. Sie ist insofern also auch - genau wie die Lach- und Sorgenfalten in meinem Gesicht - ein Abbild meiner Biographie.

Was ich stattdessen vermisse, ist das Fach und die Note „Schönschrift“, die beide bei uns bis zum 6. Schuljahr auf dem Zeugnis prangten. Das führte doch zu einer gewissen Sorgfalt im Schreiben und diente sehr der Lesbarkeit.

Ebenso wie der Niedergang der Schönschrift ist m.E. auch der Niedergang der musischen Fächer in den heutigen Lehrplänen zu bedauern. Kunst und Musik sind wohl die ersten Fächer, die bei Lehrermangel entfallen. Und ich führe die zunehmende Verrohung und Materialisierung nicht zuletzt auf die Vernachlässigung individueller, aktiver Kunstausübung zugunsten rein konsumptiven Kunstkommerzes in den Massenmedien zurück.

Gruß
Eckard

Hallo!
Ich schreibe sehr viel in Schreibschrift, habe also genug Übung darin. Ich bin sehr schnell mit dieser Schrift und kann mir überhaupt nicht vorstellen, in unzusammenhängenden Buchstaben zu schreiben. Es macht mir außerdem Spaß. Das Lesen verschiedener Handschriften, in denen ein Stück Persönlichkeit liegt, ist auch interessant.
Allerdings hatte ich jahrelang in der Schule in Schönschreiben die Note 4, was ich damals als ungerecht empfunden habe.
Warum kommt es aber zu Verspannungen und Schmerzen in den Händen? Indem man nach jedem Buchstaben absetzt, ist das wie eine kleine Erholungspause. Bleibt trotzdem die Frage, woher die Verkrampfungen kommen, und wie du zu einem lockeren entspannten Schreiben kommen kannst. Dazu gibt es verschiedene Ursachen und Lösungsmöglichkeiten.
Diese hier zu beschreiben, würde zu weit führen. Ein Buch, das auch Handschriftprobleme beschreibt (und mögliche Lösungswege): Ronald D. Davis „Die unerkannten Lerngenies“.

MfG Ina Hallermann

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Mike,
ich war etwa 14 oder 15, als ich dazu übergegangen bin, einzelne Buchstaben zu schreiben. Das geht einfach schneller, ermüdet weniger und war auch für andere leserlicher.
Auch „heute“ schreibe ich verhältnismäßig viel mit Stift. Die Tastatur ist mir noch nicht angewachsen.
Grüße
Ulf

H wie Hola.

Danke erstmal, daß Du für den absurden Lacher des Tages gesorgt hast.

Es gibt genau zwei Möglichkeiten: Entweder Du bist motorisch dermaßen neben der Spur, daß Du es wirklich nicht besser kannst. Das würde sehr gut in das Bild von heute passen, wo selbstverständliche Fertigkeiten mehr und mehr unter die Räder geraten. Oder Deine Lehrer waren nicht besonders bemüht, es Dir bis ins Mark zu treiben, daß man als gebildeter Mensch vernünftig schreiben zu können hat.

Was später passiert, wenn die Kugelschreiber nicht mehr schulisch verboten sind (irgendwann in höheren Klassen der Mittelstufe), sei dahingestellt.

Ich hatte bis zur Wende und in der Wendezeit noch „Schönschrift“ als einer der wichtigen Punkte im Grundschuldeutschunterricht.
Mit ordentlicher Schreibschrift steckt man jede Druckschrift in Gleichmäßigkeit, Sauberkeit, Lesbarkeit, Ästhetik und Geschwindigkeit locker in die Tasche.

Du solltest Dich also lieber fragen, ob Dir nicht ein Paradigmenwechsel gut täte.

MfG

H wie Hola.

Eigentlich soll die verbundene Schreibschrift ja eine
gleichmäßige Linienführung mit lockerer Handhaltung
trainieren. Dazu wäre es aber notwendig, daß der Lehrer bei
den Schreibfrischlingen sorgfältig die Haltung korrigiert -
wie der Stift gehalten wird, wie man vor dem Blatt sitzt, wie
der Arm die schreibende Hand über das Papier führt (wie das
bei 30-35 Schülern in Grundschulen noch funktionieren soll,
ist mir allerdings schleierhaft und die vereinfachte
Ausgangsschrift ist in diesem Punkt eigentlich
kontraproduktiv)

Erzähl doch nicht. Bei uns ging das doch auch - wurde sogar schon im Kindergarten auf sowas strikt geachtet und eingegriffen.

Alles eine Frage der Diziplin und einer anständigen autoritären, lehrerzentrierten Ausbildung des Lehrers.

MfG

Hallo,

und hier mein Senf:

Meine Tochter hat in der Grundschule angefangen mit Druckschrift, erst nach, ich glaube einem halben Jahr hat man damals angefangen, die Buchstaben zu verbinden.
Das, was sie jetzt handschriftliches abliefert, ist zumindest wenn es schnell gehen soll, schlicht unleserlich.
Die Lehrer am Gymnasium sagen, wenn jetzt die Klausuren los gehen, sollte sie sich unbedingt eine leserliche Schrift (wobei sich hier niemand auf Druck- oder Schreibbuchstaben festlegt) zulegen, um nicht von vornherein ein bis zwei Noten schlechter gewertet zu werden.
Allerdings legte man auch in den letzten Jahren in der Schule Wert auf Hausaufgaben, ordentlich mit dem Computer geschrieben, auch weil ein zügiger Anschlag ja auch was wert ist…

Ich finde es schlicht traurig, wenn nicht schon in der Grundschule auf eine zumindest saubere Schreibweise geachtet wird.

Was man später aus seiner Handschrift macht, ist doch eine ganz andere Geschichte, wenn man es nie gelernt hat, etwas sauber und ordentlich zu Papier zu bringen, worauf will man aufbauen? Auch später ändert sich die Handschrift noch mehrmals, allerdings gilt meiner Meinung immer wieder „was Hänschen nicht lernt…“

MfG Uta67