Servus,
nun, eine Bereicherung, die mir einfallen würde wäre die verbesserte Arbeitskultur auf dem Bau.
Ich habe jetzt in diesem Jahr zahlreiche größerer Umbaumaßnahmen an unserem Haus durchführen lassen und hatte daher das Vergnügen insgesamt 12 verschiedenen Firmen bei der Arbeit zusehen zu können. Ich musste feststellen, dass die angeblich deutschen Tugenden, wie Pünktlichkeit, Sorgfalt, Gründlichkeit, Verlässlichkeit, etc. vor allem bei den Baufirmen zutrafen, die, abgesehen mal vom Chef, aus „nicht-deutschen“ Arbeitern bestanden (Italienern, Rumänen, Polen, Türken, etc.).
Bei den „rein Deutschen“ Firmen musste ich feststellen, dass ca. 50% der Firmen schon gar nicht zur Erstbegutachtung des Bauvorhabens erschienen, weitere 25% waren nicht in der Lage uns einen Kostenvoranschlag in vertretbarer Zeit zukommen zu lassen. Rekord war eine ortsansässige Schlosserei, die 4 Monate allein für einen Kostenvoranschlag brauchte.
Bei den Firmen, die wir dann am Ende beauftragten, kamen die Arbeiter meist zu spät (wenn überhaupt), schluderten bei der Arbeit, verursachten „Kollateralschäden“ an anderen Gewerken, beendeten ihre Arbeit nicht vollständig und legten insgesamt eine durch und durch schlechte Arbeitskultur an den Tag.
Wohlgemerkt ich rede hier nicht von irgendwelcher Schwarzarbeit, sondern von offiziellen Aufträgen an offizielle Firmen. Meist lokale, alteingesessene Kleinbetriebe mit ca. 6-12 Mitarbeitern, aber auch zwei größere, überregionale Firmen.
Ein typischer Arbeitstag bei den „durchweg deutschen“ Firmen sah in der Regel so aus: Ankunft der Arbeiter um ca. 8:30, gemächliches Abladen der Werkzeuge, eingehende „Besichtigung“ der Baustelle, dann Frühstückspause und Bildzeitung lesen von 9:30 bis ca. 10:15. Gemütliches Arbeiten bis 11:45, dann Abfahrt zum Kauf eines Mittagessens beim Metzger, ab 12:00 Mittagspause bis ca. 13:00. Feierabend um ca. 16:30 (Freitags um 15:30). Alle Arbeiten wurden so durchgeführt, dass man den Handwerkern beim Laufen noch die Schuhe hätte zubinden können. Dabei gelang es einer Firma bei Baggerarbeiten noch den Putz unseres Hauses so zu beschädigen, dass durch eine weitere Firma Reparaturarbeiten notwendig wurden. In einem anderen Fall wurde die Telefonleitung so beschädigt, dass die Telekom gerufen werden musste.
Die Firmen mit deutschem Chef und „internationalen“ Arbeitern arbeiteten im Gegensatz dazu in der Regel so: Ankunft um 7:00, gleich loslegen im Akkordtempo, keine Frühstückspause (evtl. ein Kaffee zwischendurch), Mittags um 12:30 bis 13:00 ein belegtes Brot aus der Hand und ein Kaffee, dann weiter bis ca. 18:00/18:30. Zwar kamen diese Firmen ebenfalls nicht völlig ohne „Kollateralschäden“ aus, dennoch hatte man den Eindruck, dass versucht wurde mitzudenken und im Zweifel Rücksprache mit mir als Bauherrn gesucht wurde, bevor man etwas machte.
Gut, ich gebe zu, es waren „nur“ 12 Firmen, die ich hier vergleichen konnte. Aber wenn das nur ansatzweise bundesweit so ist, kann man zumindest in der Handwerker-Welt nur eine Verbesserung durch Flüchtlinge erwarten.
Gruß,
Sax