Berliner Schnauze

Liebe/-r wer-weiss-was Experte/-in,

man kennt die Berliner Schnauze. Wenn nicht, lernt man sie spätestens bei der Telefonakquise nach Berlin kennen.

Ich merke schon, man muß den Berlinern härter kommen. Oder sind sie nur sehr ängstlich und man muß eher weicher vorgehen? Weicher und härter sind Metaphern und bedeuten ungefähr: aggressiver oder defensiver.

Was ist bei Berlinern bei der Telefonakquise zu beachten?

Grüße

Andreas

Hi Andreas,

ich mache überwiegend in Berlin Tel-Akquise.

Mir ist ein Unterschied zu anderen Regionen noch nicht negativ aufgefallen, aber vielleicht bin ich auch schon an die Berliner Schnauze gewöhnt.

Mein Rat:

  1. Stets höflich bleiben
  2. Flappsige Bemerkungen nicht zu ernst nehmen, sondern drüber lachen
  3. Sich als „Mensch“ zeigen. Viele Berliner legen keinen Wert auf Hierarchie-Geplänkel. Man ist schnell persönlich, ja sogar auf Du und Du.

„Berliner“ mögen überhaupt nicht, wenn man so tut, als wäre man etwas besseres.

Der wichtigste Tipp vielleicht: Dranbleiben. Wenn man erstmal warm ist, dann kommt man nicht mehr davon los :wink:

Viel Glück!
Thomas

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Flappsige Bemerkungen nicht zu ernst nehmen, sondern drüber lachen

Beispiel?

Sich als „Mensch“ zeigen. Viele Berliner legen keinen Wert auf Hierarchie-Geplänkel. Man ist schnell persönlich, ja sogar auf Du und Du.

Was heißt das für den Einstieg ins Gespräch?

Ich biete Schreibtischgarnituren an. Habe folgende Sätze mit „brauchmernet“ quittiert bekommen:

a) Bedarf an optischer Optimierung des Kundenbereichs?
b) Für Ihren Kundenbereich

Wenn ich jetzt so deine Ratschläge lese könnte ich ja fast: „Sie, ich hab da was, das brauchense auch“ nehmen.

Was ist Dranbleiben? Nachhaken nach einiger Zeit? Dranbleiben im Sinne von Gespräch auch bei scheinbarer Ablehnung weiterführen?

Grüße
Andreas

Hallo Andreas,

Berliner, Münchner, Frankfurter, … es kommt doch immer auf den Menschen an – und das musst Du in den ersten Sekunden einfach erkennen :smile:

Grüße | Christoph

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Eine gute Antwort Christoph. Nur eine kleine Frage noch: Für was bist du Experte?

Lieber Andreas,

meiner Meinung nach, gibt es „den Berliner/ die Berlinerin“ nicht. Sogar die
„Berliner“ heißen hier „Pfannkuchen“.
Berlin ist eine riesige, weitläufige Metropole, die in jeder Hinsicht bemerkenswert
ist: geschichtlich, politisch, künstlerisch und symbolisch.
Sie vereinigt ca. 3,4 Millionen Menschen verschiedenster Menschengruppen, vom
Obdachlosen bis zur Bundeskanzlerin.
Marktforschung ist an der Tagesordnung, um das Marktsegment zu erreichen, das
man mit der Akquise anvisiert hat.

Dann kann man sich auf die jeweilige Gruppe einstellen. Und Berlin hat viele
davon. Es ist auch eine Stadt der Zugereisten, also große Gruppen ausländischer
Mitbürger mit eigenen Zirkeln, Wohngegenden oder Aufenthaltsdauer.
Es ist die internationalste Stadt Deutschlands und vereinigt kurz Menschen aus
verschiedensten Erdteilen.
Das macht Berlin zu einer Metropole. Deswegen sind Berliner (falls es Ur-Berliner
sind), Leute, die meistens schon viel gesehen haben- in ihrer eigenen Stadt. Das
macht sie oft schroff und arrogant, aber mit Herz. Sie lachen gern über’n guten
Witz (wer nicht?), sehen vieles gelassener und lassen sich nicht von der Hetze der
Metropole anstecken. Berlin ist immer eine proletarische Stadt gewesen. Viele
leben (besonders im Ostteil der Stadt) relativ prekär,
wenn es um ehemalige Arbeiter der nach der Wende zusammengebrochenen
Industrien Berlins geht. Die haben eher weniger Interesse an Telefonakquise.
Die Westberliner sahen sich immer als Nabel der Welt und sind dementsprechend
von sich und ihrer Meinung überzeugt.

Das sind jetzt globale Allgemeinplätze über „den Berliner“, den es eigentlich gar
nicht gibt.

Wie geht ihr da vor? Nach Alphabet, Stadtbezirk o. ä. Datenbank?

Wenn du dich auf „den Berliner“ einstellen musst, sei überwältigend gut,
unterhaltsam, flirty und habe ein tolles Produkt. Ansonsten wird man dich fallen
lassen. Außerdem sind Telefonverkaufsanrufe auch nicht ähem, jedermanns Sache.

In Berlin ist man einiges an Werbung gewöhnt, nur mit Höflichkeit ist beim
mittelalten Publikum nichts zu gewinnen.
Alte Leute hingegen erzählen sich gern was und ich glaube, dass es eine
erschreckend hohe Anzahl von einsamen alten Menschen in Berlin gibt.

Hoffe dir mit diesen polemischen Fetzen nicht zu sehr das Gemüt verhagelt zu
haben.

Gruß aus Amsterdam,
André

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Danke für deine Perspektive, André. Seit wann bist du schon ein alter verbitterter Mann?

Danke für deine Perspektive, André. Seit wann bist du schon
ein alter verbitterter Mann?

Ich bin weder alt, noch verbittert. Ich sehe nur das ganze Bild.

Mach du mal schön deine Telefonakquise und erzähl mir nachher wie es wirklich ist,
ja?

André

Hallo Andreas,

sei offen, ehrlich und direkt, dann wird’s schon klappen. Übrigens sind viele Rheinländer nun hier nach Berlin gezogen - mit denen kann man einfacher kommunizieren.

Viele Grüsse

Jörg

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Hallo Andreas,
urlaubsbedingt kann ich dir erst jetzt antworten: Da sich die Berliner Sprachgrenzen immer mehr verwischen (nicht nur zwischen Ost- und West), wird Urberliner Dialket nicht mehr so stark gesprochen wie früher. Im Umland mag das anders sein. Daher rate ich aus kommunikationspraktischer Sicht zur Vorsicht. Jedes abgleiten in vermeintliche Berliner Sprachbesonderheiten, werden hier schnell als künstlich und wenig authentisch aufgefasst. Anbiederei mag der Berliner nicht.

Ich hoffe, das hilft weiter. Viel Erfolg!

Gruß Hanno

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