Hallo und schönes (langes) Wochenende,
mit einem Freund habe ich kürzlich über das Thema „Berufserfahrung“ diskutiert.
Wir haben beobachtet, dass es anscheinend Berufe gibt, bei denen das Vertrauen in Qualität, Professionalität, etc. quasi kontinuierlich mit dem Alter des Ausübenden steigt,
wohingegen in anderen Berufen offenbar weithin unterstellt wird, dass nach einigen (eher wenigen) Jahren keine relevante Erfahrung oder Verbesserung mehr hinzukommt.
Speziell beim Thema „IT“ bzw. konkret Software-Entwicklung, haben wir uns gefragt, ob „die Wirtschaft“ die Erfahrung von Entwicklern „Ü40“ nicht benötigt, sie nicht sieht bzw. wertzuschätzen weiß, oder ob es tatsächlich kaum noch Potenzial zur Verbesserung gibt (vom Erlernen des jeweils neuesten „Hypes“ abgesehen, der so viel fundamental Neues vlt. gar nicht mitbringt…). Wir kennen viele pfiffige „Youngsters“, die die neuesten „coolen“ Tools beherrschen, aber nicht sehr klar / robust / „nachhaltig“ entwickeln. Da ist noch Luft nach oben, wir meinen, ein paar Jahre zusätzlicher Erkenntnisgewinn durchaus drin.
Es gibt ja diese Idee einer „10.000 Stunden Regel“, die besagt, dass man ein Meister seines Fachs (hier wurde auch Sport, insbes. aber auch künstlerische Berufe, einbezogen) etwa dann sein kann, wenn man insgesamt 10000h geübt hat. Ich persönlich sehe eine zu pauschale Betrachtung kritisch, da Menschen unterschiedlich (sich selbst) herausfordernd lernen, aber ich unterstelle einmal, dass die Aussage sein sollte „unter 10.000 Stunden geht’s nicht, wenn man ein ‚Meister‘ werden will“.
Weiterhin glaube ich, dass Berufe unterschiedlich komplexe Fähigkeiten erfordern, so dass man ein „Meister“ in bestimmten Berufen möglicherweise tatsächlich schneller werden kann. Vielleicht ist es auch einigermaßen sinnvoll möglich, Teilkompetenzen zu identifizieren, mit einer eigenen Komplexität „X“, die zusammengenommen erst einen typischen Beruf „Y“ ausmachen. Oder umgekehrt, dass jemand, der als „Y“ erfolgreich ist, durch Hinzulernen von „X“ einen weiteren, „aufbauenden“ und komplexeren Job machen kann, für den daher offensichtlich eine größere Zahl Berufsjahre erforderlich ist, um wirklich (und anerkannt) gut zu sein.
Die Frage ist also durchaus auch, wann die typischen Vertreter ihrer Berufe den „Zenith“ erreichen, bis zu dem potenzielle Arbeitgeber (oder, insbes. im Falle von Freiberuflern, Kunden / Mandanten / Patienten) bereit sind, ein „Mehr“ an Berufsjahren auch als (wertvolles) „Mehr“ an Erfahrung zu würdigen.
Was sind (heute) solche „komplexen“ Berufe? Wir sind der Ansicht, dass viele Leitungs-/Führungspositionen „eigentlich“ durchaus von viel Erfahrung profitieren könnten. Das sieht nicht jedes Unternehmen so, und natürlich sind auch andere persönliche Eigenschaften hilfreich. Als „Techniker“ zusätzlich mit Menschen umgehen zu können und außerdem wirtschaftlich denken zu können, halten wir jedenfalls für vergleichsweise umfangreich und würden es eher „älteren Semestern“ in vollem Umfang zutrauen.
Gibt es zu der Thematik „Berufe mit anerkannt hoher Relevanz von Erfahrung“ bereits Forschung oder andere fundierte Erkenntnisse?
Danke und viele Grüße,
c-k