Hallo
Die Berufsaussichten als Übersetzer mit den Ausgangssprachen Französisch, Englisch und Spanisch sowie der Zielsprache Deutsch (Muttersprache) (auch mit Spezialisierung BWL) sind nicht gut. Es gibt wenige Festanstellungen, die mit Blick auf die lange Ausbildung nicht eigentlich gut bezahlt sind. Für ausgeschriebene Festanstellungen gibt es jeweils auch eine enorme Menge an Bewerbungen. Die Berufbezeichnung „Übersetzer“ ist nicht gesetzlich geschützt. Jeder kann sich deshalb „Übersetzer“ nennen und auf dem Markt der freischaffenden (unabhängigen) Übersetzer, auch ohne spezifische Ausbildung (oder Spezialisierung) arbeiten. In diesem Bereich besteht deshalb ein harter, unbarmherziger Preiskampf (eine Preisfixierung von Übersetzervereinigungen wird von staatlichen Wettbewerbskommissionen untersagt) und Übersetzer halten sich auch nicht an Preisempfehlungen von Übersetzervereinigungen. Diese Situationen wird von Agenturen genutzt, die den freischaffenden Übersetzern in ihrer Vermittlerfunktion meist nur die Hälfte oder weniger des Honorars zahlen. Der Markt ist etwas besser in anderen Sprachen (Arabisch, Chinesisch, Japanisch und andere, seltenere aussereuropäische oder europäische Sprachen).
Im Dolmetscherbereich scheint die Lage noch schlimmer zu sein (wie ich von Kollegen höre). Ich kann in diesem Bereich nicht aus eigener Erfahrung berichten, da ich nur eine Ausbildung als Übersetzer habe und deshalb nicht als Dolmetscher tätig bin. Im Dolmetscherbereich sei es schwierig, an gut bezahlte und regelmässige Aufträge heranzukommen. Man muss einen Mentor und schon Erfahrung (gewisse Stunden pro Jahr nachweisen) haben, um in gewisse Vereinigungen aufgenommen zu werden (auch mit Ausbildung). Mentoren seien schwierig zu finden, da Neuankömmlinge als gefährliche Konkurrenz für das eigene berufliche Fortkommen angesehen werden… Es werden somit Monopolstellungen zementiert. Komischerweise werden die Tarife für Dolmetscher von den internationalen Dolmetschervereinigungen empfohlen und jedes Mitglied hält sich an diese empfohlenen Honorare. Diese Honorare sind auch je nach Land unterschiedlich.
Gruss
K.
PS. Wenn Sie Freude am Übersetzen und Dolmetschen haben, möchte ich Sie jedoch nicht von dieser Berufswahl abhalten, denn allein schon die Ausbildung ist ein reicher Erfahrungsschatz, eine Bereicherung für das tägliche, ausserberufliche Leben… , doch muss man sich vorgängig bewusst sein, dass man sich eventuell mit diesem Beruf den Lebenshalt eher schlecht als recht verdienen kann.