Liebe Frau Anne Nötzold!
Sie befassen sich da mit einem sozialkritischem Thema und Ihre Fragen sind berechtigt.
Die Karriere in Japan ist weitgehendst reguliert und standardisiert, also genormt.
An der Universität haben Frauen sich mit ihrem Studium zu befassen, können dann einen
Universitätabschluss vorweisen, und könnten dann mit ihrer Karriere beginnen.
Viele Frauen tun das auch. Manchmal ist die Karriereleiter aber nicht so einfach zu erklimmen
und es werden „Steine in den Weg geräumt“, welche das auch immer sein mögen.
Das ist aber auch in Deutschland nicht anders.
In Japan wenn die Frauen die Universität beendet haben, sind sie 22 Jahre alt. Noch vor Jahren
galt die gesellschaftliche Erwartung an die Frau, dass sie mit spätestens 25 unter der
Haube zu sein hat und Kinder groß zu ziehen. Es gibt diese gesellschaftliche Erwartung weiterhin, doch
auch eine modernere Variante. Zum einen sind viele Frauen emanzipierter, als die Generationen vorher,
und stemmen sich gegen die gesellschaftliche Erwartung. Sie setzen ihren Willen durch machen Karriere
und heiraten später. Heutzutage sind viele dieser Frauen nicht mehr Mitte 20, sondern Mitte 30, wenn sie
heiraten gehen. Die gesellschaftliche Erwartung hat sich nach hinten verschoben, ist aber weiterhin
vorhanden.
Was die ausländischen Frauen betrifft, so dürfte es etwas anders sein. Sie gehören eigentlich nicht zur
japanischen Gesellschaft, sondern existieren in einer, sagen wir mal, „Grauzone“.
Dieselbe Prozedur wie die Japanerinnen können sie nicht vorweisen, haben oftmals eine andere, abweichende
Schul- und Berufskarriere vorzuweisen, und um beruflich durchzustarten, ist um einiges schwieriger.
Ein Hinweis ist, dass es Zeit braucht, bis man als Frau beruflich Karriere machen kann.
Sie müssen in der japanischen Gesellschaft verankert und integriert sein, sie müssen bekannt sein
und über viele Connections verfügen. So konservativ das auch klingt, benötigen sie als ausländische Frau
einen Gläubiger, einen Leumund, einen „sie“ empfehlenden Menschen, um anfangen zu können.
Den Japanerinnen wie auch den ausländischen Frauen steht es offen zu entscheiden, ob sie fulltime oder
parttime arbeiten wollen. In Absprache mit den Ehemännern müssen die Prozesse des täglichen Lebens abgesprochen sein.
Sie entscheidet dann selbst, wieviel sie auf sich nimmt, wieviel sie an Verdienst im Monat beisteuern will.
Nebenbei gesagt, in der heutigen Zeit, ist es eher notwendig, dass Mann und Frau arbeiten gehen:
Die Unkosten, die Lebensmittel, die Rentenbeiträge etc. sind alles Kosten, die gestiegen sind,
getragen werden müssen und bezahlt werden müssen.
Als ausländische Frau, bringen sie sich am besten damit ein, was sie selbst am Besten können.
Anders ausgedrückt: was können Sie, was ein Japaner nicht kann? Versuchen Sie einmal selbst diese
Frage zu beantworten. Und ob sie in einer japanischen oder deutschen Außendienststelle in Japan
arbeiten, müssen Sie vorher bedenken, gedanklich durchspielen.
In dem Fall, dass eine ausländische Frau in Japan ein Kind erwartet, fällt es unter Japanisches Recht.
Eine berufstätige Frau wird dann freundlich aber bestimmt aus der Firma herauskomplimentiert.
Ob sie in derselben Firma nochmals Arbeit findet ist eher fraglich. Ich will das aber nicht verneinen.
Es gibt allerdings in Japan die „Babygrippe“, wo Erzieherinnen sich um die Kleinen kümmern, während
die Frau und Mutter wieder arbeiten geht. Jede Frau muss das aber mit sich selbst ausmachen, ob sie das Baby
zu diesem frühen Zeitpunkt schon "abgibt"und es einer „Amme“ anvertraut.
Ich hoffe, mit den Antworten etwas Durchblick gegeben zu haben.
Ihre
[Name vom www Team entfernt] aus Japan