Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Hallo zusammen,

In der Stiftung Finanztest und sonst überall lese ich immer wieder, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung zu den wichtigsten Versicherungen überhaupt zählt und dass es eigentlich Pflicht ist, eine zu haben.
Das macht für mich auch absolut Sinn.

Nur wie sieht es bei einem Studenten der Wirtschaftswissenschaften aus der bald in einem Industrieunternehmen als Logistikplaner anfängt (typischer Bürojob)?

Meine Frage ist da, welche konkreten Krankheiten/Verletzungen etc. müssten eintreten, dass man berufsunfähig, aber nicht zeitgleich erwerbsunfähig wird, d.h. dass die Berufsunfähigkeitsversicherung greift?

Mir ist gerade als Bürojobbler einfach nicht klar, was passieren muss, damit die Berufsunfähigkeitsversicherung wirklich greift, da man den Bürojob heutzutage ja mit fast allen Krankheiten trotzdem ausführen kann. Bei Rückenbeschwerden, kann man im Stehen arbeiten, bei burnout ist man doch berufsunfähig, oder? Selbst als Rollstuhlfahrer kann ich im Büro noch arbeiten. Mir fällt wirklich nichts konkretes ein.

Ich wäre euch unglaublich dankbar, wenn mich jemand aufklären könnte und so die Entscheidung pro/contra Berufsunfähigkeitsversicherung erleichtern könnte.

Versicherungsvertreter brauche ich garnicht erst fragen, die wollen ja schließlich ihren Abschluss, davon leben sie ja.

aller besten Dank schonmal im Vorraus
Mike

Hallo Mike,

das ist sogar sehr sinnvoll. Bei Deiner zukünftigen Tätigkeit hängt die Berufsfähigkeit vor allem von der Konzentrations- und Kommunikationsfähigkeit ab. Verletzungen im Sinnes- oder Sprechbereich, mentale Erkrankungen (auch Stress bedingt) können Ursachen sein. Es reicht aber auch bereits eine Erkrankung, die durch Schmerzen bedingt die Konzentrationsfähigkeit ausreichend herabsetzt. In der Prasis habe ich eine ganze Reihe solcher Fälle betreut.

Sei bitte sehr sorgfältig bei der Auswahl des Versicherers und der Vertragsgestaltung. Der Vergleich im Artikel ist sehr oberflächlich und einige der Kriterien sind im Einzelfall irrelevant. Nur ein unabhängiger Fachmann kann Dir da weiterhelfen.

Einige Versicherer bieten Erhöhungsoptionen ohne besondere Voraussetzung. So kannst Du den Vertrag bereits abschließen und ihn später an höheren Berarf anpassen. Aber auch dabei liegt der Teufel im Detail (z.B. Verzicht auf Risikoprüfung nur bzgl. Gesundheit oder auch bzgl. Berufs- und Freizeitrisiken …)

Viele Grüße
oscar.

Guten Tag,

vielen Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort.
Wo liegt denn genau die Abgrenzung zur Erwerbsunfähigkeit? Deine Beispiele klingen für mich durchweg logisch. Nur ist mir noch nicht so richtig klar, ob in diesen Fällen nicht die Erwerbsunfähigkeit greift.

besten Dank und Gruß
Mike

Hallo zusammen,

In der Stiftung Finanztest und sonst überall lese ich immer
wieder, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung zu den
wichtigsten Versicherungen überhaupt zählt und dass es
eigentlich Pflicht ist, eine zu haben.
Das macht für mich auch absolut Sinn.

Grundsätzlich richtig. Leider ist die letzte Ausgabe von Finanztest mit dem Fokus auf die BU-Absicherung nicht gerade bestens recherchiert. Inzwischen ist der Wettbewerb von Versicherungsbedingungen viel weiter vorangeschritten als noch 2009, als das letzte größere Rating der SFT stattfand.

Nur wie sieht es bei einem Studenten der
Wirtschaftswissenschaften aus der bald in einem
Industrieunternehmen als Logistikplaner anfängt (typischer
Bürojob)?

Bei guten Versicherungsbedingungen beschränkt der Versicherer zur Zeiten des Studiums die BU auf die Berufe, die mit diesem Studiengang typischerweise in Verbindung gebracht werden.

Meine Frage ist da, welche konkreten Krankheiten/Verletzungen
etc. müssten eintreten, dass man berufsunfähig, aber nicht
zeitgleich erwerbsunfähig wird, d.h. dass die
Berufsunfähigkeitsversicherung greift?

Bei den Bürojobs ist Psyche weit vorne auf Platz 1, gefolgt von Rücken auf 2 und letztlich Herz-Kreislauf auf Platz 3. Danach kommen Krebs, Unfälle etc.

Mir ist gerade als Bürojobbler einfach nicht klar, was
passieren muss, damit die Berufsunfähigkeitsversicherung
wirklich greift, da man den Bürojob heutzutage ja mit fast
allen Krankheiten trotzdem ausführen kann. Bei
Rückenbeschwerden, kann man im Stehen arbeiten, bei burnout
ist man doch berufsunfähig, oder? Selbst als Rollstuhlfahrer
kann ich im Büro noch arbeiten. Mir fällt wirklich nichts
konkretes ein.

Entscheidend ist wie DEIN Arbeitsplatz konkret ausgestaltet war. Daran bemisst sich die Prüfung ob du BU bist oder nicht.

Ich wäre euch unglaublich dankbar, wenn mich jemand aufklären
könnte und so die Entscheidung pro/contra
Berufsunfähigkeitsversicherung erleichtern könnte.

Pro: Eine wichtige Absicherung und wesentlich besser gefasster Begriff als die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsabsicherung (die sowieso erst ab 60 Beitragsmonaten in die Rentenkasse leistet).
Contra: Sie gibt es nicht zum Preis einer Privathaftpflicht.

Versicherungsvertreter brauche ich garnicht erst fragen, die
wollen ja schließlich ihren Abschluss, davon leben sie ja.

Stimmt. Da aber auch nahezu alle Verbraucherschützerorganisationen zum Abschluss einer BU raten, hätte der Vermittler in diesem Falle aber auch Recht einen Abschluss zu empfehlen.

aller besten Dank schonmal im Vorraus
Mike

Aber gerne doch.

Beste Grüße aus Saarbrücken
Claude Burgard
unabhängiger Vermittler für Versicherungen und Finanzierungen
http://www.versicherung-sb.de

Wo liegt denn genau die Abgrenzung zur Erwerbsunfähigkeit?

Typische Bedingungsklausel einer BU-Versicherung:
„Eine BU liegt vor, wenn der Versicherte zu mindestens 50% für den anhaltenden Zeitraum von voraussichtlich 6 Monaten ausser Stande ist seinen Beruf, wie er in gesunden Tagen ausgestaltet war, auszuüben“

Bei der EU holen wir jetzt mal die Definition der Rentenversicherung:
Erwerbsgemindert ist derjenige, der keine Arbeit mehr ausüben kann

  • zu weniger als 6 Stunden am Tag, jedoch mehr als 3 Stunden teilweise (halbe Erwerbsminderung)
  • zu weniger als 3 Stunden am Tag (volle Erwerbsminderung)
    Ist derjenige in der Lage irgendeine Tätigkeit zu mehr als 6 Stunden am Tag auszuüben liegt keine Erwerbsminderung vor.

Nur so zur Info: Bei halber EU bekommst du ca. 17% des letzten Nettoeinkommens, bei voller EU bekommst du ca. 34% des letzten Nettoeinkommens.

… Nur ist mir
noch nicht so richtig klar, ob in diesen Fällen nicht die
Erwerbsunfähigkeit greift.

Siehe meine Erläuterung

besten Dank und Gruß
Mike

Abermals gern geschehen.

Claude Burgard
Gepr. Fachwirt für Versicherungen & Finanzen (IHK)
Berater vor Ort in Saarbrücken und via Internet ( tel. gestützte Onlineberatung )
http://www.versicherung-sb.de

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Ich muss mich gerade selbst kurz ergänzen:

Grundsätzlich richtig. Leider ist die letzte Ausgabe von Finanztest mit dem Fokus auf die BU-Absicherung nicht gerade bestens recherchiert. Inzwischen ist der Wettbewerb von Versicherungsbedingungen nämlich viel weiter vorangeschritten als noch 2009 auf dessen Niveau aber auch das letzte größere Rating der SFT 2013 aufbaut.

Das wollte ich eigentlich zum Ausdruck bringen.

Guten Tag,

Hallo,

vielen Dank für die schnelle und hilfreiche Antwort.
Wo liegt denn genau die Abgrenzung zur Erwerbsunfähigkeit?

Grob gesagt, setzt Erwerbsunfähigkeit voraus, daß Du auch die einfachste Tätigkeit nicht mehr ausüben kannst, die der allgemeine Arbeitsmarkt zu bieten hat.
Beim Verweis auf einfachste Tätigkeiten spielt es auch grundsätzlich keine Rolle, ob es diese einfachsten Arbeitsplätze überhaupt in nennenswerter Zahl gibt.
Die gesetzliche Erwerbsunfähigkeitsabsicherung bietet keinerlei sozialen bzw. beruflichen Besitzstandsschutz.
Wenn Du durch eine ausgewachsene Depression infolge von Stress etc. nicht mehr die nötige Konzentration und sonstige geistige Leistungsfähigkeit für anspruchsvolle Tätigkeiten aufbringen kannst, reicht es ja theoretisch vielleicht immer noch als Nachtwächter
:

besten Dank und Gruß

&Tschüß

Mike

Wolfgang

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Ok damit ist klar, auch als Bürojobbler benötigt man wie jeder Andere auch, eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Jetzt stellt sich mir die Frage nach der Höhe der Absicherung und ob bestimmte Klauseln elementar sind. Abstrakte Verweisung ist mir bekannt, der Rest leider nicht.

Persönlichen Dank nochmal an die 3 Experten Claude Burgard, Wolfgang und Oscar-Owl für die Mühe.

gruß Mike

Ok damit ist klar, auch als Bürojobbler benötigt man wie jeder
Andere auch, eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Schön, dass dir das Brett geholfen hat eine Entscheidung für Dich zu treffen.

Jetzt stellt sich mir die Frage nach der Höhe der Absicherung
und ob bestimmte Klauseln elementar sind.

Man kann häufig eine Empfehlung lesen, die von 75% des Nettoeinkommens spricht.
Dieser Bedarf kann aber abweichen, wenn man z.Bsp. privat krankenversichert ist oder einen hohen (Immobilien-)Kredit abzahlen muss.

Abstrakte Verweisung
ist mir bekannt, der Rest leider nicht.

Eine BU-Beratung nimmt bei mir mindestens 1,5 Stunden in Anspruch, da man auch immer die persönliche Situation des Kunden betrachten muss um zu sehen welche Klauseln für ihn wichtig(er) sind und welche weniger.
Dir hier jetzt eine Beratung „angedeihen“ zu lassen ist nicht machbar. Meine Kontaktdaten sind aber bekannt, ggfls. willst du über diesen Weg weitere kostenlose Informationen einholen.

Persönlichen Dank nochmal an die 3 Experten Claude Burgard,
Wolfgang und Oscar-Owl für die Mühe.

Gern geschehen. Vergib den Beiträgen doch ein Sternchen, dass wäre mir Dank genug.

gruß Mike

Grüße
Claude Burgard
http://www.burgard-versicherungen.de

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75% des jetzigen Nettoeinkommens. Wie lässt sich da sicherstellen, dass ich auch in 40 Jahren noch abgesichert bin, gibt es da die Möglichkeit den Beitrag stetig anzupassen?

Ihr seht, ich hab keine Ahnung, frage deshalb gerne blöd :smile:

Ok, das erscheint mir logisch, dass man hier keine 1 1/2 stündige Beratung schriftlich im Forum durchführen kann :smile:

Sobald mein Entschluss konkrete Form annimmt, komme ich ggf. nochmals auf dein Angebot zurück.

Besten Dank mit Sternchen

75% des jetzigen Nettoeinkommens. Wie lässt sich da
sicherstellen, dass ich auch in 40 Jahren noch abgesichert
bin, gibt es da die Möglichkeit den Beitrag stetig anzupassen?

Schon sind wir mittendrin, in dieser angesprochenen Beratung :smile:
Für diese Frage beantworte ich Dir das mal noch hier:

Es gibt die sogenannten Nachversicherungsgarantien, die ermöglichen Dir ohne erneute Gesundheitsprüfung den Versicherungsschutz Deinem Lebenswandel anzupassen (Kinder, Ehe, Immobilienerwerb, Existenzgründung, Einkommenssprung …).
Daneben gibt es noch die Dynamik, die den Beitrag jährlich um x % automatisch anpasst und zu guter letzt noch die Rentenerhöhung im Leistungsfall. Die resultiert auf jeden Fall aus der Überschussbeteiligung und kann auch gegen einen Mehrbeitrag eingeschlossen werden - damit die Rente bei der Auszahlung um einen zuvor festgelegten Mindestprozentsatz steigt.

Grüße
CB
http://www.facebook.com/VersicherungsmaklerSB

Ihr seht, ich hab keine Ahnung, frage deshalb gerne blöd :smile:

Ok, das erscheint mir logisch, dass man hier keine 1 1/2
stündige Beratung schriftlich im Forum durchführen kann :smile:

Sobald mein Entschluss konkrete Form annimmt, komme ich ggf.
nochmals auf dein Angebot zurück.

Besten Dank mit Sternchen

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Ich hatte 2012 einen Gehirntumor, bin Dipl. Ing. und 45 Jahre alt. Ich bin KNAPP an einer dauerhaften geistigen und/oder körperlichen Behinderung vorbei gekommen. Allein der Verlust der Konzentrationsfähigkeiten kann dazu führen, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausführen kann…

soviel zum Thema „Büroarbeit“ kann man auch mit Krankheiten machen…

erstmal herzlichen Glückwunsch, dass Sie das überstanden haben.

Mein Denkfehler lag nicht darin, dass Büroarbeit selbst mit Krankheit immer Möglich ist, sondern darin Krankheiten zu „suchen“ bei denen nicht gleich die Erwerbsunfähigkeit eintrifft.

Mit einer geistigen Behinderung, wären Sie ja sicherlich erwerbsunfähig geworden.

Wie ich mittlerweile erfahren habe, reicht die Erwerbsunfähigkeit allerdings nicht zum leben (ca. 36% vom letzten Netto) und eine Berufsunfähigkeitsversicherung macht dadurch trotzdem Sinn.