seit etwa einem halben Jahr lese ich die Langeoog-Krimis von Micha Krämer, die an sich ganz nett geschrieben sind, nur mit einer Sache macht mich der Mann wahnsinnig: er verwendet das Verb „bescheiden“ häufig und dann auch noch mit dem Akkusativ.
Beispiele:
„Setzen Sie sich erstmal“ , beschied Sie die Jüngere.
„Die Kinder sind oben in ihren Zimmern“, beschied sie ihn.
Ich war mir immer völlig sicher, dass das Verb in der Bedeutung (also mitteilen, zuweisen) mit Dativ verwendet wird. Nun macht der Mann mich aber allmählich mürbe, so dass ich zur Sicherheit hier frage: was ist richtig: Dativ oder Akkusativ?
bei der ersten genannten Bedeutung (Nr. 2) steht die Sache im Akkusativ und die Person, der etwas beschieden wird oder ist, im Dativ: »Kein Sonnenstrahl geht verloren. Aber das Grün, das er weckt, braucht Zeit zum Sprießen, und dem Sämann ist nicht immer beschieden, die Ernte mitzuerleben.« (von Albert Schweitzer, etwas jünger als die von den Grimms angeführten Belege, in diesem Artikel vor allem von Martin Luther…).
Der Luther ist hier vermutlich kein Zufall - diese Bedeutung wäre mir als einzige aus der hohlen Hand eingefallen; man könnte mal eine vergleichende Studie anstellen, ob das Katholiken ebenso geht.
Die andere, bei Grimms Nr. 3, ist die, die in den von Dir vorgelegten Textstellen verwendet ist und offenbar richtig ist.
Oh Mann. Der schwerste Schlag für mein Sprachgefühl seit Jahrzehnten. Ich habe inzwischen mit einer guten Handvoll Leute darüber gesprochen und die sind alle schockiert. Manche konnte ich allerdings damit trösten, dass der Infinitiv zu auserkoren „auskiesen“ lautet.
Könnte es sein, dass das Nomen und das Verb vielleicht unbwußt und ungewollt in der Sprachproduktion die Unsicherheit verursachen?
Jemandem Bescheid geben – z. B. Man gibt seinem Kollegen Bescheid ( Dativ + Akkusativ)
Jemanden bescheiden ( Akkusativ)
Ich denke- ich bin mir aber nicht sicher - dass „bescheiden“ als Verb nun sehr selten und in der gehobenen Sprache (Schriftsprache) verwendet wird. Diese Seltenheit der Verwendung wäre vielleicht ein anderer Grund, dass man sich über den Kasus nicht sicher ist bzw. sich damit nicht gut fühlt.
Grüße